Cover-Bild Nachwendekinder
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein fünf
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Sachbücher / Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 06.09.2019
  • ISBN: 9783961010349
Johannes Nichelmann

Nachwendekinder

Die DDR, unsere Eltern und das große Schweigen | Das Erbe des Ostens für die junge Generation: Identität, Familiengeschichte & Erinnerungskultur nach dem Mauerfall

Lukas erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen Herkunftsland seine Identität prägte, obwohl es nicht mehr existiert. Franziska ringt noch mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte in ihrer Familie.

Dem blinden Fleck in der Geschichte vieler ostdeutscher Familien spürt der preisgekrönte Hörfunk-Journalist Johannes Nichelmann in vielen Begegnungen nach. Die O-Töne wirken wie ein Echolot der problematischen Erinnerungskultur, aus der sich auch die Konstellation für aktuelle gesellschaftlich-politische Schieflagen im Osten speist. Es geht dem Autor um eine ehrliche Debatte, um ein lebendiges Erbe der Erinnerungen, das nicht schwarz-weiß gezeichnet ist, sondern auch Zwischen- und Grautöne kennt.

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Lesejury-Facts

  • Dieses Buch befindet sich bei Tine_1980 in einem Regal.
  • Tine_1980 hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2020

Ich bin ein Nachwendekind...

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Dieses Buch hat mich auf eine ganz besondere Art und Weise berührt. Ich bin Jahrgang 1991, geboren in der ehemaligen DDR. Bisher habe ich nie sonderlich viel über die DDR-Vergangenheit meiner Familie nachgedacht. ...

Dieses Buch hat mich auf eine ganz besondere Art und Weise berührt. Ich bin Jahrgang 1991, geboren in der ehemaligen DDR. Bisher habe ich nie sonderlich viel über die DDR-Vergangenheit meiner Familie nachgedacht. Ich wusste, so dachte ich, viel über sie. Nun frage ich mich vor allem, was weiß ich nicht. Was haben mir meine Eltern und Großeltern nicht erzählt? Und war ihre eigenen Erfahrungen alle so rosarot wie sie es immer berichtet haben? Dieses Buch hat mir den Anreiz gegeben mit meiner Mutter intensiver über die DDR zu sprechen - wenn ich mich denn traue. Denn irgendwie ist das ja auch ein sensibles Thema. Genauso wird auch im Buch damit verfahren.
Anhand einiger Nachwendekinder und ihrer Eltern wird berichtet, wie der Umgang mit der Vergangenheit ist - schwierig. Die DDR gilt heute als Unrechtsstaat, was angesichts der Stasi-Methoden keine Überraschung ist. Allerdings wird sie meiner Meinung nach überschattet von der deutschen NS-Vergangenheit. Zumindest war das bei mir so. Während ich mich um Informationen über die Wege meiner Familie im Dritten Reich stets bemüht habe, kam ich gar nicht auf die Idee die DDR Vergangenheit aufzurollen. Dies hat sich mit dem Buch geändert. Und es beschäftigt mich sehr nachhaltig.

Folgender Umstand ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Meine Eltern und Großeltern sind in einem Land aufgewachsen, welches nicht mehr existiert. Ich kann es nicht mehr besuchen.

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Veröffentlicht am 06.09.2019

Super für Interessierte!

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Lukas erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen Herkunftsland seine Identität prägte, ...

Lukas erfuhr erst vor kurzem durch den Anruf eines Unbekannten, dass sein Vater für das Regime spioniert hat. Maximilian fühlt sich wie ein Einwandererkind, dessen Herkunftsland seine Identität prägte, obwohl es nicht mehr existiert. Franziska ringt noch mit der Aufarbeitung der DDR-Geschichte in ihrer Familie.
Viele ostdeutsche Familien spüren diesen blinden Fleck und der Hörfunk-Journalist Johannes Nichelmann nimmt sich diesem Thema an. Es geht dem Autor um eine Aufarbeitung, eine ehrliche Debatte und um Erinnerungen, die nicht nur schwarz-weiß, sondern auch Zwischen- und Grautöne zeigen.

Der Autor möchte Kindern die nach 1985 geboren sind den blinden Fleck ihrer Geschichte näher beleuchten und spricht dafür mit verschiedenen Personen über ihre Zeit und Erfahrungen in der DDR.
Mein Mann ist auch ein „Ossi“, aber noch ein paar Jahre vor 1985 geboren. Doch auch bei ihm ist das Wissen über die Zeit seiner Eltern in der DDR sehr spärlich. Es wird kaum darüber gesprochen und wenn dann hört man von seinen Eltern immer nur die positiven Seiten. Ihn selbst hat die DDR nicht übermäßig beeinflusst, worüber ich sehr froh bin, er war einfach nur ein Kind, das leichte Berührungspunkte mit dem Land hatte. Anders seine Eltern, die ihr ganzes Leben darin verbracht haben.
Ganz häufig frage ich mich, wie man in solch einem Land leben konnte, wie es einem gegangen sein muss, wenn man immer überlegen musste, was man äußert, da der nächste Spitzel gleich in der Nähe sein konnte. Wenn man nicht reisen konnte, wie man wollte, vieles nicht erhalten hat, da es nicht alle Artikel gegeben hat. Ich kann es mir nicht vorstellen, doch erhoffe ich mir auch für mich ein paar Antworten auf Fragen, die mir immer wieder im Kopf herumspuken. Wie muss es aber jemanden gehen, der dort seine Wurzeln hat?
Der Autor gibt einen guten Einblick in die verschiedenen Schicksale, von Personen, die als Grenzsoldaten gedient haben, von Menschen, die sich für ihre Herkunft geschämt haben oder selbst erst damit zurechtkommen mussten. Er erzählt aber auch die Erfahrungen, wie es ist von der DDR nach Bayern zu ziehen und die daraus resultierenden Probleme und umgekehrt, der Umzug in den Osten. Beide Seiten haben noch immer solch große Vorurteile und ich bin gespannt, wann dies endlich endet.
Vielleicht bekommt man so etwas mehr Verständnis, warum sich manche Menschen für die DDR entschieden und nicht rebelliert haben. Man bekam gewisse Sicherheiten, aber dennoch kann ich nicht alle Entscheidungen nachvollziehen. Dass es den Menschen schwer fiel, nach der Wende mit der neuen Unabhängigkeit zurechtzukommen, kann ich jetzt etwas besser nachempfinden. Doch finde ich es schade, dass es so viele Familien gibt, die sich im Schweigen hüllen, denn es geht doch auch etwas Geschichte verloren.

In Nachwendekinder erhält man Informationen über das Leben in der DDR, facettenreich erzählt, persönlich und ehrlich. Ich fand es gelungen und sehr interessant und habe doch wieder einige Sachen abhaken können. Gerne hätten es noch mehr Geschichten von noch mehr Menschen sein können, da ich es toll finde, das Gute wie auch das Schlechte zu erfahren.