Cover-Bild Ein Raum aus Blättern
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Nagel & Kimche
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 26.07.2021
  • ISBN: 9783312012343
Kate Grenville

Ein Raum aus Blättern

Roman
Anne Emmert (Übersetzer)

»Ein kluger und vielschichtiger Roman, der die blinden Flecke der eigenen Geschichte zum Thema macht.« Tino Dallmann, SWR2 lesenswert Kritik

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2021

Die Frau des Wollbarons

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In diesem Buch lässt Kate Grenville Elizabeth Macarthur von ihrem Leben erzählen, unter anderem wie sie mit Anfang 20 mit ihrem Mann John 1790 nach Australien reist, das zu jener Zeit eine Sträflingskolonie ...

In diesem Buch lässt Kate Grenville Elizabeth Macarthur von ihrem Leben erzählen, unter anderem wie sie mit Anfang 20 mit ihrem Mann John 1790 nach Australien reist, das zu jener Zeit eine Sträflingskolonie war. Es war keine Liebesheirat, die die Beiden zusammenbrachte, aber man arrangiert sich. Für Elizabeth ist es schwer, denn ihr Mann hat nur ein Ziel: gesellschaftlichen Aufstieg um jeden Preis - für Gefühle ist da kein Platz. Doch sie lässt sich nicht so leicht unterkriegen und erkämpft sich in diesem fremden Land nach und nach ihren Freiraum und eine gewisse Selbständigkeit.
John Macarthur war der Erste, der die Schafzucht in Australien zum Geschäft machte und damit ein Vermögen verdiente. Doch wie so häufig in solchen Fällen hatte daran auch die Ehefrau ihren Anteil, was die Geschichte jedoch meist verschweigt. Elizabeth war die erste akademisch ausgebildete Frau in Australien und als John aus politischen und geschäftlichen Gründen mehrfach für mehrere Jahre in Großbritannien blieb, war sie somit allein für die Farm verantwortlich. Doch ihr Wirken und ihr Erfolg blieben stets im Hintergrund.
Die australische Schriftstellerin Kate Grenville will ihr nun späte Gerechtigkeit widerfahren lassen und lässt uns in diesem Roman an ihren Memoiren teilhaben, wobei sich Grenville von Briefen inspirieren lässt, die Elizabeth an ihre beste Freundin, ihre Mutter und ihren Mann nach Großbritannien geschrieben hat. Nur wenig von den Geschehnissen in diesem Buch sind tatsächlich belegt, zu wenig aussagekräftig ist die Korrespondenz. Doch die Autorin lässt Elizabeth recht glaubwürdig von ihrem Leben erzählen, das geprägt war von der Liebe zur Natur, einer überwiegend glücklichen Kindheit, ihrem hartnäckigen Wunsch nach Selbstbestimmung und einem nicht enden wollenden Wissensdurst. Und wie sie letztendlich zu der Frau wurde, die in der Lage war, erfolgreich eine Farm nach ihren Vorstellungen zu leiten und zu führen - ganz ohne Mann
Eine gelungene, fiktive Biographie mit viel Gefühl (für mich etwas zu viel), die aber genau so hätte geschehen sein können.

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Die geheimen Memoiren der Mrs. Macarthur

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Als Halbwaise hat es die junge Elizabeth im England des 18. Jahrhunderts nicht leicht. Und die Situation verschlimmert sich noch, als ihre Mutter wieder heiratet. Zwar kommt sie gut in einer Pfarrersfamilie ...

Als Halbwaise hat es die junge Elizabeth im England des 18. Jahrhunderts nicht leicht. Und die Situation verschlimmert sich noch, als ihre Mutter wieder heiratet. Zwar kommt sie gut in einer Pfarrersfamilie unter, doch ihre Möglichkeiten sind begrenzt. Als sie sich mit dem Offizier John Macarthur einlässt, bleibt ihr nichts anderes übrig, als ihn zu ehelichen. Dies und das, was danach geschieht, hält sie in ihren Memoiren fest, die nun unverhofft aufgetaucht sind...

„Ein Raum aus Blättern“ ist ein Roman von Kate Grenville.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus fünf Teilen, die in knappe, manchmal sogar extrem kurze Kapitel untergliedert sind. Die Handlung erstreckt sich über einige Jahre - von Elizabeths Kindheit bis weit ins Erwachsenenalter. Manche Episoden werden recht ausführlich geschildert, andere stark gerafft. Es gibt mehrere Zeitsprünge. Erzählt wird in chronologischer Reihenfolge aus der Sicht Elizabeths in der Ich-Perspektive.

Der Schreibstil gefällt mir gut. Die Sprache wirkt ein wenig antiquiert, passend zur Epoche, ist aber dennoch gut zu lesen. Der Roman hat einen süffisanten, mitunter spöttischen Unterton und ist immer wieder von spitzen, manchmal sogar ironischen Bemerkungen durchzogen. Ausufernde Naturbeschreibungen zeichnen eindrucksvolle Bilder.

Die historische Persönlichkeit Elizabeth Macarthur steht im Fokus des Romans. Auch ihr Mann John, eine in Australien sehr bekannte Person, spielt eine bedeutende Rolle. Von den beiden hatte ich vorher noch nichts gehört. Ich fand es jedoch interessant, mehr über sie zu erfahren. Allerdings blieben mir beide Figuren ein wenig fremd.

Den fünf Teilen vorangestellt ist die fiktive „Anmerkung der Herausgeberin“, die von der Autorin unterzeichnet ist und mich daher unnötigerweise zu Beginn verwirrt hat. Darin wird behauptet, es seien die geheimen Lebenserinnerungen der Elizabeth Macarthur aufgetaucht. Was es damit wirklich auf sich hat, erfährt man zum Schluss in der „Anmerkung der Verfasserin“.

Der Roman erstreckt sich über mehr als 360 Seiten. Stellenweise plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin. Die ersten Teile aber ich noch als überwiegend kurzweilig und unterhaltsam empfunden. Die beiden letzten Teile haben mich inhaltlich in mehrfacher Hinsicht weniger überzeugt.

Insgesamt geht es darum, wie es der Protagonistin gelungen ist, neben einem egoistischen und tyrannischen Ehemann zu bestehen, und was sie angetrieben hat. Wer war die Frau hinter dem berühmten John Macarthur? Dabei lernt man einiges über die frühe Siedlungs- und Kolonialgeschichte Australiens. Im weiteren Sinne behandelt der Roman zudem die Macht der Worte und die Komplexität von Wahrheit und Unwahrheit.

Das Cover finde ich als hübsch und passend. Der deutsche Titel ist stark ans englischsprachige Original („A Room Made of Leaves“) angelehnt und ebenfalls treffend.

Mein Fazit:
„Ein Raum aus Blättern“ von Kate Grenville ist ein durchaus lesenswerter Roman, der mich allerdings nicht durchgängig fesseln konnte.