Cover-Bild Zerrissene Leben
14,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Theiss in Herder
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 456
  • Ersterscheinung: 03.09.2018
  • ISBN: 9783806237870
Konrad H. Jarausch

Zerrissene Leben

Das Jahrhundert unserer Mütter und Väter
Thomas Bertram (Übersetzer)

Konrad Jarausch schreibt eine neue deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts: im Spiegel der Lebensgeschichten von über 80 Zeitzeugen. Geboren während der Weimarer Republik, hat diese Generation den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg erlebt, aber auch die Nachkriegszeit – in BRD oder DDR – und die Wiedervereinigung. Es sind sehr verschiedene Lebensläufe, gebrochene Biografien: von glühenden Nazis bis zu jüdischen Holocaust-Opfern, von politischen Wendehälsen bis zu unpolitischen Zeitgenossen. Darunter sind bekannte Namen wie Joachim Fest, Fritz Stern, Dorothee Sölle oder Ruth Klüger ebenso wie gänzlich unbekannte. Wie haben diese »ganz normalen Deutschen« das 20. Jahrhundert erlebt, erlitten und verarbeitet?
Jarausch erzählt die Geschichte einer Generation. Und er tut dies auf eine besondere Art und Weise, indem er aus ihren Geschichten in vielen Mosaiksteinchen eine kollektive Biografie des 20. Jahrhunderts entstehen lässt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2018

Geschichte des 20.Jh. im Spiegel der letzten Zeitzeugen

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Konrad Jarausch hat mit "Zerrissene Leben" ein eher ungewöhnliches Geschichtsbuch gegen das Vergessen vorgelegt, das die Schnittstellen "normaler" Menschen mit der "großen Geschichte" beschreibt, und so ...

Konrad Jarausch hat mit "Zerrissene Leben" ein eher ungewöhnliches Geschichtsbuch gegen das Vergessen vorgelegt, das die Schnittstellen "normaler" Menschen mit der "großen Geschichte" beschreibt, und so etwas wie eine "kollektive Biografie" der in der Weimarer Zeit Geborenen liefert.

Der Aufbau des Buches ist chronologisch, wobei der Autor eine Erklärung über seine Herangehensweise und Intention voranstellt. Die Erzählung wird fortlaufend von den Originalzitaten aus den Zeitzeugenberichten untermauert, es gibt einen umfangreichen Anhang mit der Kurzbiografie von 65 Zeitzeugen.

Die Sprache von Jarausch ist dabei an die Zielgruppe all derer angepasst, die sich für Geschichte interessieren und, vielleicht mangels Biografien in der eigenen Familie, Lust auf Zeitzeugenberichte haben. Er kann sehr verständlich und gut lesbar formulieren, durch die ständig eingestreuten Zitate ist das Buch lebendig, und das "trockene", oft ernste Thema dennoch locker zu lesen.

Die Kernfrage des Autors ist: "Wie haben die ganz normalen Deutschen das 20.Jh. "erlebt", "erlitten" und vor allem auch "verarbeitet"?" Entspricht die offizielle deutsche Erinnerungskultur der der Zeitzeugen, sind Alle Opfer, oder gibt es doch Unterschiede, die in der Erinnerung nicht verwischt werden dürfen?

Die Herangehensweise und die Absichten des Autors gefallen mir gut, er wird nicht müde zu betonen, dass so eine "kollektive Biografie" immer auf subjektiv-selektiven, tendenziösen, rechtfertigenden, und möglicherweise durch die Erinnerung verzerrten Berichten beruht, die aber durch die Vielfalt der ausgewählten Zeitzeugen und die hohe Menge an Berichten auf ihren Wahrheitsgehalt abgeglichen und in spürbar kritischer Distanz wiedergegeben wurden.

Deutlicher Schwerpunkt des Jahrhunderts ist dabei die Nazizeit, weil sie bis heute Auswirkung auf unsere Gesellschaft hat und die befragten Zeitzeugen in besonderer Weise geprägt hat. Jarausch berücksichtigt dabei auch den wichtigen Unterschied in der Entwicklung der beiden deutschen Staaten, und beschreibt streckenweise die gesellschaftsspezifisch unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen und Männern separat, vor allem im Krieg. Es gelingt ihm dabei gut, einen stimmigen Gesamtbericht über den Verlauf des Jahrhunderts zu geben, und die "große Geschichte" auf das herunterzubrechen, was normale Menschen darin erleben. Und das auch einem Laien gut vorstellbar zu machen.

Ein bisschen enttäuscht hat mich kaum neue Aspekte kennengelernt zu haben. Das mag aber der Tatsache geschuldet sein, dass ich mich schon mehrfach mit dem Jahrhundert beschäftigt habe, und auch noch Gelegenheit hatte, selbst mit Zeitzeugen zu kommunizieren.
Auch ist das Buch so bemüht, eine breite Palette an Zeitzeugen zu befragen (Opfer, Täter, Mitläufer, Prominente wie einfache Arbeiter etc.), dass es mir schwer fiel, mich mit einzelnen Personen derart zu identifizieren, dass ich emotional besonders berührt wurde. Das mag allein an der schieren Vielzahl der Protagonisten, die in ständigem Wechsel zitiert werden, liegen, so dass man kaum eine Gesamtsicht über einzelne Lebensverläufe bekommt. Zumindest musste ich immer wieder zum Personenregister blättern, um keine Lebensberichte durcheinander zu werfen.
Vielleicht wäre über das Herausheben von typischen Verläufen (1Täter, 1Opfer, 1Mitläufer genauer) ein leichterer Zugang für den Leser und auch eine vertiefte Sicht der jeweiligen Biografien möglich gewesen.

Für mich blieb es ein wenig zu sehr bei der "Übersicht", ich hätte mir eine vertiefte Darstellung und Kommentierung von Einzelschicksalen gewünscht.

Dennoch kann das Buch vielleicht Menschen erreichen, die sich sonst mit historischen Büchern schwertun. Es ist keine Sekunde langweilig darin zu lesen, und es gibt Laien einen guten Eindruck dieses wichtigen Jahrhunderts.
Zu einer guten kritischen Erinnerungskultur in der Gegenwart ist es in jedem Fall ein guter, wichtiger Beitrag!

Veröffentlicht am 26.09.2018

Zerrissene Leben

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Dieses Buch ist wie ein Geschichtsbuch. Man kann es nicht einfach überfliegen. Das würde dem Buch nicht gerecht werden. Es war sehr ausführlich und manchmal verlor es sich in Wiederholungen. Man muss schon ...

Dieses Buch ist wie ein Geschichtsbuch. Man kann es nicht einfach überfliegen. Das würde dem Buch nicht gerecht werden. Es war sehr ausführlich und manchmal verlor es sich in Wiederholungen. Man muss schon konzentriert bei der Sache bleiben. Das Leben der Zeitzeugen wurden in dem Buch eingeflochten. Mir hätte es besser gefallen, wenn die Zeitzeugen vom Anfang ihre Kindheit bis zum evtl. Schluss ihres Lebens erzählt hätten. Der Schreibstil ist verständlich und klar geschrieben.Die Bilder machen das Buch komplett. Am Ende gibt es noch einen ausführlichen Anhang.