Cover-Bild Die Anderen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Tod, Trauer, Verlust
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 16.03.2021
  • ISBN: 9783036958330
Laila Lalami

Die Anderen

Michaela Grabinger (Übersetzer)

Als ihr Vater eines Nachts vor seinem Diner in der kalifornischen Wüste angefahren und getötet wird, glaubt Nora nicht an einen Unfall. Gemeinsam mit Jeremy, einem alten Schulfreund, stellt sie Nachforschungen an und stößt dabei auf Dinge, die ihren Vater in komplett neuem Licht zeigen. Was hatte er zu verbergen? Und was hat das mit seinem Tod zu tun?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.07.2021

Fremde im eigenen Land

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Wenn man sich die Ausgangssituation in Laila Lalamis „Die Anderen“ anschaut, erwartet man einen Kriminalroman: Es ist Nacht, als Driss Guerraoui vor seinem Diner überfahren wird und seinen Verletzungen ...

Wenn man sich die Ausgangssituation in Laila Lalamis „Die Anderen“ anschaut, erwartet man einen Kriminalroman: Es ist Nacht, als Driss Guerraoui vor seinem Diner überfahren wird und seinen Verletzungen erliegt. Der Fahrer flüchtet unerkannt. Unfall oder Absicht, das ist die entscheidende Frage, denn der Restaurantbesitzer ist ein marokkanischer Einwanderer. Vor 35 Jahren nach Amerika gekommen, von dem Wunsch getrieben, für sich und seine Familie eine sichere Existenz zu schaffen. Hat sich dem Leben in der neuen Heimat bis zur Selbstverleugnung angepasst, muss sich aber dennoch immer wieder mit Anfeindungen auseinandersetzen, ist seinem direkten Nachbar ein Dorn im Auge. Aber würde dieser wirklich so weit gehen und ihn töten?

Lalami lässt verschiedene Personen zu Wort kommen, von denen jede/r auf die einen oder andere Weise in den Todesfall involviert ist. Sei es die Tochter des Opfers, der Nachbar, der Veteran, die ermittelnde Polizeibeamtin oder der Passant, der sich illegal im Land aufhält. Alle kommen abwechselnd zu Wort, konzentrieren sich in ihren sauber getrennten Abschnitten aber nur bedingt auf die Fahrerflucht. Wir erfahren Einzelheiten aus ihrem Leben, lernen ihre Ängste kennen, erfahren, was sie umtreibt.

Diese wechselnden Perspektiven legen entlarvend den Zustand der Gesellschaft bloß, richten den Blick auf die „anderen Amerikaner“, die in Amerika Geborenen mit Brüchen in der Biografie, die nicht dazugehören. Die polizeilichen Ermittlungen bilden zwar den Rahmen, aber dieser Plot hat mehr zu bieten. Damit hat die Autorin das Rad zwar nicht neu erfunden, aber dennoch einen Roman mit Substanz abgeliefert. Eine Familiengeschichte, ein Memoir, ein Gesellschaftsporträt, die Geschichte einer großen Liebe und ein bisschen Krimi. Sie erzählt stimmig von Aufbruch und Ankommen, Erwartungen, Enttäuschungen und Vorurteilen, von Ausgrenzung und vom Fremdsein im eigenen Land.

Veröffentlicht am 15.06.2021

Ein mitreißender Familienroman der unter die Haut geht.

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Beschreibung

In einer Nacht wird Driss Guerraoui vor seinem Diner in der kalifornischen Wüste angefahren und verstirbt noch am Unfallort. Der marokkanische Einwanderer lebt schon seit 1981 mit seiner ...

Beschreibung

In einer Nacht wird Driss Guerraoui vor seinem Diner in der kalifornischen Wüste angefahren und verstirbt noch am Unfallort. Der marokkanische Einwanderer lebt schon seit 1981 mit seiner Familie in der kleinen Wüstenortschaft und seine Tochter Nora glaubt nicht an einen Unfall. Als Nora versucht die wahren Hintergründe der Unfallnacht ans Licht zu bringen, stößt sie dabei auf Zusammenhänge, die den Vorfall neu beleuchten aber auch auf Dinge, die ihren Vater von einer ganz anderen Seite zeigen…

Meine Meinung

In ihrem Roman »Die Anderen« erzählt Laila Lalami eine berührende Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte und auch ein klein wenig eine Kriminalgeschichte. Dabei zeichnet die Schriftstellerin ein gesellschaftliches Porträt einer Kleinstadt in der kalifornischen Wüste und dem Rassismus in der westlichen Welt.

Für mich ist Laila Lalamis Buch in erster Linie ein Familienroman, denn auch wenn Nora und ihr alter Schulfreund Jeremy den meisten Raum in der Geschichte erhalten, kommen auch die restlichen Familienmitglieder und weitere involvierte Protagonisten zu Wort.

Es entsteht ein umfassendes Bild der Einwandererfamilie, die sich im Kern mit ihren Problemen, Sorgen, Ängsten, Streitigkeiten aber auch in ihrer Liebe, Verbundenheit und Zusammenhalt nicht von einer einheimischen amerikanischen Familie unterscheiden lässt – und doch sind sie ›Die Anderen‹.

Die Perspektivwechsel sind geschickt gewählt und tragen den größten Anteil an der subtilen Spannung der Geschichte. Das gesellschaftliche Porträt ist gespickt mit diversen Szenen, die gekonnt zeigen, wie sehr Rassismus in der westlichen Welt verankert ist und welche Auswirkungen Intoleranz, Missgunst und Neid hinterlassen.

Ich habe es sehr genossen, mich von Laila Lalami auf eine emotionale und fesselnde Reise in die Wüste mitnehmen zu lassen und die interessanten Protagonist*innen haben mich fasziniert. Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings noch, denn für meinen Geschmack wurde es an mancher Stelle etwas übertrieben, indem noch weitere gesellschaftliche Themen (wie z. B. Patchworkfamilie, Homosexualität, posttraumatische Belastungsstörungen bei einem ehemaligen Marine) angeschnitten werden – das hätte die Geschichte in meinen Augen nicht nötig gehabt, trägt allerdings auch zu einem komplexeren Gesamtbild bei.

Fazit

Ein mitreißender Familienroman der unter die Haut geht.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 23.04.2021

Veröffentlicht am 22.05.2021

Empfehlenswert!

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In einer kleinen Stadt inmitten der kalifornischen Mojave-Wüste wird eines Nachts der marrokanische Einwanderer Driss Guerraoui angefahren. Der Verursacher des Unfalls begeht Fahrerflucht, und so stirbt ...

In einer kleinen Stadt inmitten der kalifornischen Mojave-Wüste wird eines Nachts der marrokanische Einwanderer Driss Guerraoui angefahren. Der Verursacher des Unfalls begeht Fahrerflucht, und so stirbt der zweifache Familienvater und Ehemann am Unglücksort vor den Türen seines eigenen Restaurants. Driss' Tochter Nora, eine angehende Komponistin, kehrt nach Jahren der Abwesenheit erstmals zur Beerdigung in die Kleinstadt zurück.
Der Schmerz über den Verlust ihres Vaters treibt sie dazu an, nach Antworten zu suchen, denn Nora vermutet hinter seinem Tod mehr als einen versehentlichen Unfall.

Im Verlauf lernen wir eine gute Handvoll Personen kennen, die sowohl unmittelbar als auch über Unwege mit dem Vorfall in Berührung stehen. Wir lernen Driss am Tag seines Todes kennen und begleiten seine beiden Töchter und seine Ehefrau nach dem Tod in ihrer Phase der Trauer. Wir begeben uns mit Polizisten auf die Spurensuche und lernen dabei gleichzeitig die Perspektive des unmittelbaren Tatverdächtigen kennen. Und wir erleben die Perspektive eines mexikanischen Einwanderers ohne Papiere, der Zeuge des Unfalls ist, aber aus Angst vor der Abschiebung zögert zur Polizei zu gehen.

Einwanderung, die amerikanische Klassengesellschaft und Rassismus sind Themen, aber nicht der Schwerpunkt des Romans. Die Geschichte zentriert sich um polizeiliche und private Nachforschungen nach dem Unfallverursacher und dessen Motiv, und kratzt somit ziemlich an der Grenze zum Krimi. Trauerbewältigung, familiäre Differenzen und das erdrückende Gefühl von Einsamkeit spicken das Buch mit vielerlei aufwühlenden Emotionen und machen den Roman zum Austragungsort einer Liebesgeschichte und einer Familienchronik zugleich.

Ein in sich relativ ruhiges Buch, gefühlvoll und durch viele verschiedene Erzählstränge ziemlich lebendig geschildert. Leseempfehlung für alle, die einen stillen Krimi mit einigen gesellschaftskritischen Themen lesen möchten.

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