Profilbild von -Leselust-

-Leselust-

Lesejury Profi
offline

-Leselust- ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit -Leselust- über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2025

"Wenn Worte töten" von Anthony Horowitz: Ein cleverer Krimi mit Meta-Twist

Wenn Worte töten
0

Hey Buchfreunde! Heute nehme ich euch mit auf eine spannende Reise zur Kanalinsel Alderney, wo Anthony Horowitz in seinem Krimi "Wenn Worte töten" Mord und Literatur auf geniale Weise verbindet.

Meine ...

Hey Buchfreunde! Heute nehme ich euch mit auf eine spannende Reise zur Kanalinsel Alderney, wo Anthony Horowitz in seinem Krimi "Wenn Worte töten" Mord und Literatur auf geniale Weise verbindet.

Meine Meinung:

Was soll ich sagen: Ich bin einfach Fan! Auch Band 3 der Reihe Hawthonre ermittelt konnte mich wieder absolut überzeugen. Auch hier hat Horowitz wieder einen Krimi mit klassischer Detektivarbeit, vielen versteckten Hinweisen, klugen Schlussfolgerungen und mit interessanten und teilweise charmant-skurrilen Charakteren geschaffen. Der Erzählton bietet alles zwischen gemütlich, klug beobachtend, temporeich und immer mit einem Augenzwinkern und dem typisch britischen Charme und Humor. Es gibt falsche Fährten, überraschende Wendungen und wie immer eine spektakuläre aber nachvollziehbare Aufklärung.

Was macht das Buch so besonders?

- Die Atmosphäre: Horowitz' Beschreibungen von Alderney sind so lebendig und detailliert, dass man das Salz in der Luft zu schmecken und die raue Küstenbrise zu spüren meint. Die Insel wird zu einem Charakter für sich, mit ihrer eigenen Geschichte und ihren Geheimnissen.

- Die Charaktere: Jede Figur in diesem Roman ist sorgfältig ausgearbeitet und vielschichtig. Von der exzentrischen Bestsellerautorin mit ihren Allüren bis zum mürrischen Inselbewohner, der die "Eindringlinge" mit Argwohn betrachtet – jeder hat seine eigene Geschichte und potenzielle Motive.

- Der Humor: Trotz des ernsten Themas schafft es Horowitz, immer wieder humorvolle Momente einzustreuen. Sein trockener, britischer Witz sorgt für willkommene Auflockerung zwischen den Ermittlungen und macht das Lesen zu einem echten Vergnügen.

- Die Rätsel: Der Fall ist wirklich knifflig konstruiert und hält einen bis zum Schluss in Atem. Horowitz streut geschickt Hinweise und falsche Fährten ein, sodass man als Leser ständig seine Theorien überdenken muss. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich mitten in der Nacht noch "nur ein Kapitel" lesen wollte, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

- Das literarische Setting: Als Bücherwurm habe ich die Einblicke in die Welt der Literatur und des Verlagswesens besonders genossen. Horowitz zeichnet ein realistisches, manchmal ernüchterndes Bild der Branche, das zum Nachdenken anregt.


Tiefere Einblicke
Ich fand es besonders faszinierend, wie Horowitz die zwischenmenschlichen Dynamiken und Motivationen seiner Charaktere herausarbeitet. Er zeigt eindrücklich, wie persönliche Ambitionen, alte Wunden und aktuelle Konflikte zu einem explosiven Gemisch werden können.

Ein interessanter Aspekt ist auch die Darstellung der Inselgemeinschaft. Die geplante Stromtrasse, die die Bewohner spaltet, gibt dem Ganzen eine zusätzliche gesellschaftliche Komponente. Horowitz zeigt gekonnt, wie äußere Umstände die Spannungen innerhalb einer Gemeinschaft verstärken und welche Rolle dies bei der Entstehung von Konflikten spielen kann.

Der Schreibstil ist flüssig und zugänglich, ohne dabei oberflächlich zu wirken. Horowitz hat die Gabe, komplexe Zusammenhänge so zu erklären, dass man als Leser immer am Ball bleibt und aktiv mitdenken kann. Gleichzeitig schafft er es, literarische Anspielungen und Reflexionen über das Schreiben selbst einzuflechten, was dem Krimi eine zusätzliche Ebene verleiht.


Die Ermittlungen
Ein Highlight des Buches sind definitiv die Ermittlungen selbst. Hawthorne und die literarische Figur Horowitz gehen methodisch vor, befragen Zeugen, analysieren Beweise und stellen Theorien auf.

Besonders spannend fand ich, wie Horowitz klassische Elemente des Krimigenres – wie den abgeschlossenen Kreis von Verdächtigen auf der Insel – mit modernen forensischen Methoden und psychologischen Einsichten verbindet. So entsteht ein Krimi, der sowohl Fans traditioneller Whodunits als auch Leser anspricht, die eine zeitgemäße Herangehensweise schätzen.


Was hätte besser sein können?
Wenn ich einen Kritikpunkt finden müsste, dann vielleicht, dass manche Nebenhandlungsstränge etwas abrupt enden oder nicht vollständig aufgelöst werden. Einige Charaktere, die anfangs vielversprechend eingeführt werden, treten später in den Hintergrund. Aber ehrlich gesagt, hat mich das beim Lesen kaum gestört, so gefesselt war ich von der Haupthandlung und der Auflösung des Falls.


Fazit
"Wenn Worte töten" ist ein brillant konstruierter Krimi, der klassische Elemente des Genres mit frischen Ideen und interessanten Charakteren verbindet. Horowitz beweist einmal mehr, dass er ein Meister seines Fachs ist, der es versteht, Spannung aufzubauen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen.

Das Buch ist der perfekte Lesestoff für alle, die:

- einen kniffligen Fall mit überraschender Auflösung lieben

- sich für die Welt der Literatur und des Verlagswesens interessieren

- charaktergetriebene Geschichten mit psychologischer Tiefe schätzen

- einen Hauch von britischem Humor in ihren Krimis mögen

Obwohl es der dritte Teil der Hawthorne-Reihe ist, funktioniert "Wenn Worte töten" auch hervorragend als Standalone. Neue Leser können problemlos einsteigen, während Fans der Reihe zusätzliche Entwicklungen in der Beziehung zwischen Hawthorne und Horowitz entdecken werden.

Ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt, was Horowitz sich für den nächsten Fall einfallen lässt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.02.2024

Wenn der Partner sich plötzlich verändert... Ein mitreißender Roman über eine psychische Krankheit

Ich bin nicht da
0

Kurzmeinung: 
Mit "Ich bin nicht da" hat Lize Spit einen großartigen, emotionalen und mitreißenden Roman über Liebe, Freundschaft und psychische Krankheit geschaffen. Absolute Leseempfehlung. 

Meine Meinung: 
Nach ...

Kurzmeinung: 
Mit "Ich bin nicht da" hat Lize Spit einen großartigen, emotionalen und mitreißenden Roman über Liebe, Freundschaft und psychische Krankheit geschaffen. Absolute Leseempfehlung. 

Meine Meinung: 
Nach dem mir "Und es schmilzt", der Debütroman der Autorin, damals so gut gefallen hat, war ich natürlich sehr gespannt auf ihren neuen Roman. Ich muss zugeben, der Umfang des Buches hat mich zunächst ein bisschen abgeschreckt (ist keine leichte Strandlektüre^^). Aber auch das Thema des Buches hat mich sehr interessiert und so hat meine Neugier überwogen und für mich war ganz schnell klar: ich muss dieses Buch lesen. 

Und omg, war das eine gute Entscheidung! Dieses Buch hat es wirklich in sich. Es hat mich gepackt, geschüttelt, nicht mehr losgelassen und ich habe es quasi wie im Rausch durchgelesen. 

In dem Buch geht es um Leo und Simon. Sie sind schon lange zusammen und kennen sich in und auswendig. Simon kann Leo zum Lachen bringen und Leo kennt jeden Fussel in Simons Bauchnabel. Die beiden haben eine gemeinsame Vergangenheit, gemeinsame Geschichten und Insider. Und sie teilen in gewisser Weise auch ein Schicksal, den beide haben ihre Mütter verloren und haben insgesamt nicht sehr viele Menschen in ihrem Leben, denen sie nahe stehen. Aber sie haben einander. 

Die Beziehung der beiden wird sehr schön und sehr intim mit vielen Details und Anekdoten geschildert, die die beiden Figuren sehr plastisch erscheinen lassen.  
Doch plötzlich wird alles anders. Eines nachts kommt Simon spät nach Hause, ohne sich abzumelden. Und er kommt tätowiert, redet wie ein Wasserfall und scheint insgesamt nicht mehr er selbst. Was zunächst nur als kleine Veränderungen erscheinen – Simon schläft immer weniger, isst weniger, hat neue Freunde und wird gereizter – spitzt sich immer weiter zu und wird zunehmend dramatisch. Bis schließlich alles droht, in einer Katastrophe zu enden. 

Das Buch wird auf mehreren Zeitebenen erzählt. Einmal gibt es einen Countdown, bei dem in der jeweiligen Kapitelüberschrift die Minuten bis zur Katastrophe runtergezählt werden (zu Beginn mit "Noch elf Minuten"). Und dann gibt es verschiedene Rückblicke, wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass alles auf eine Katastrophe zusteuert, wie sich Leos und Simons Leben langsam verändert. 

Und das war tatsächlich auch das, was mir beim Lesen am meisten unter die Haut gegangen ist. Wenn der Mensch, mit dem du zusammenlebst plötzlich nicht mehr der ist, in den du dich verliebt hast. 
Simon verändert sich. Zuerst langsam und allmählich, dann immer stärker. Und Leo bleibt passiv. Sorgt sich zwar immer stärker, aber greift nicht ein, bleibt hilflos. Das fängt gut das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit ein, dass ich auch von vielen Angehörigen mit psychischen Erkrankungen kenne. Gleichzeitig hat es mich beim Lesen aber auch wahnsinnig gemacht. Ich hätte sie an mehreren Stellen am liebsten ordentlich durchgeschüttelt und sie zum Eingreifen animiert.  
Aber die Passivität passt auch zur Figur der Leo, zu ihrer Vergangenheit und schlechten Erfahrungen. Sie ist schreckhaft und neigt zum Katastrophisieren. Das besonders sie in diese Hilflosigkeit aus Grübeln und Erstarren hineinfällt, ist für mich als Leserin gut nachvollziehbar. 

Auch Simons Entwicklung zu verfolgen ist natürlich unglaublich spannend. Es hat bei mir Sorge und teilweise auch Angst, aber vor allem Mitgefühl hervorgerufen. Durch meine Arbeit als Psychologin habe ich schon einige Menschen mit Simons Störungsbild kennengelernt und finde, die Autorin hat es literarisch gut eingefangen und gibt einen interessanten Einblick in die Symptomatik der bipolaren Störung. Ich fand hier die Perspektive gut gewählt, die Entwicklungen aus Leos Sicht, also aus Sicht einer Bezugsperson, zu schildern. Das ist nah, wirkt aber trotzdem authentisch und man kann eine gewisse Distanz behalten und es wirkt auch glaubhafter. 

Fazit:
Mit "Ich bin nicht da" hat Lize Spit einen echten Pageturner zu einem schwierigen Thema geschrieben. Es geht um psychische Krankheiten und darum, wie sie eine Beziehung und das ganze Leben aus dem Gleichgewicht bringen können. 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2023

Erschreckend realistische Dystopie zum Thema Klimakrise

Der Anfang von morgen
0

Kurzmeinung:

Mit "Der Anfang von Morgen" hat Jens Liljestrand einen dystopischen Roman über die Klimakrise geschaffen, der sich erschreckend aktuell anfühlt. Vier verschiedene, allesamt nicht gerade ...

Kurzmeinung:

Mit "Der Anfang von Morgen" hat Jens Liljestrand einen dystopischen Roman über die Klimakrise geschaffen, der sich erschreckend aktuell anfühlt. Vier verschiedene, allesamt nicht gerade sympatische Figuren führen uns durch diese rasant geschriebene und fesselnde Geshichte und zwingen uns Leserinnen, uns mit unserer eigenen Rolle in der Klimageschichte unseres Planeten auseinanderzusetzen. Trotz einiger Schwächen eine klare Leseempfehlung.


Meine Meinung:

Während ich "Der Anfang von Morgen" von Jens Liljestrand gelesen habe, lag über Deutschland und ganz Europa eine Hitzewelle, die einen erschreckenden "Hitzerekord" nach dem anderen mit sich brachte. In vielen Gebieten Nordeuropas herrschten verheerende Waldbrände und wegen extremer Dürre wurden in vielen Regionen Verordnungen zum Wassersparen erlassen.

Das eigentlich dystopische Setting des Roman fühlte sich also viel zu realistisch an, als ich mich in dem Roman vertiefte. Denn die Geschichte wirft uns mitten hinein in ein Schweden in Flammen. Große Waldbrände verwüsten große Teile des Landes und machen Tausende Menschen obdachlos und zu Klimaflüchtlingen im eigenen Land. So auch den ersten der vier Protagonisten, den dreifachen Familienvater Didrik, der mit seiner Familie auf der Flucht vor den Flammen ist. Dabei handelt er teils aus reinem Überlebensistinkt, teils aber auch aus Selbstdarstellung und Selstgerechtigkeit. Dieser erste Teil der Flucht liest sich rasant ist spannend und fesselnd.

Die zweite Protagonistin ist Influencerin Melissa, die in Stockholm in einer Luxuswohnung lebt und ihr Geld mit Werbung für Milch verdient. Auch ihr ist Selbstdarstellung nicht fremd. Während viele Menschen in Angst vor der Klimakatastrophe und den noch zu erwartenden Folgen leben, hat sie eine online Bewegung mit dem Hashtag

waehlefreude gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich nicht von den vermeintlich katastrophisierenden Stimmen zum Klimawandel runterziehen zu lassen, sondern mit

goodvibesonly ihr Leben in vollen Zügen zu genießen.

Der dritte Protagonist ist André, Sohn einer schwedischen Tennislegende. Der Teenager stand Zeit seines Lebens im Schatten seines Vaters, wurde mit den erfoglreicheren älteren Geschwistern verglichen und hat schließlich resigniert und sich mit seinem vermeintlichen Mittelmaß abgefunden. Vom Geld des Vaters leben stand er nie auf eigenen Beinen und ist entsprechend schockiert und wütend, als er erfährt, dass Daddy ihm den Geldhahn abdrehen will.

Als viertes kommt Vilja, die Teenager-Tochter von Didrik zu Wort. Sie mausert sich angesichts der Katastrophe vom launischen Teenager mit großer Liebe zum Konsum zu der fast verantwortungsvollsten und erwachsensten handelnden Person des Romans. Sie zeigt sich kämpferisch, ist enttäuscht über das Versagen, die Tatenlosigkeit und Hilflosigkeit der Erwachsenen und wandelt ihre Angst in Tatendrang um. Sie nimmt die Dinge in die Hand, kümmert sich um ihre Mutter und um die Kinder im Flüchtlingslager, in dem sie und ihre Mutter gelandet sind. Mit Viljas Charakter konnte ich am meisten anfangen und fand sie am authentischsten und glaubhaftesten.

Die vier Charaktere sind eigentlich allesamt unsympathisch. Doch das hat mich beim Lesen nicht gestört. Vielmehr nutzt Liljestrand seine Figuren geschickt als Stilmittel, um die Leser
innen zu zwingen, zu reflektieren, wie viel von Didrik, Melissa und Co in uns selbst steckt und sich mit unliebsamen eigenen Anteilen auseinanderzusetzen und die Rolle, die wir alle in der aktuellen Klimakatastrophe spielen, zu reflektieren. Der Roman rüttelt wach, zeigt konsequent auf, auf welche Katastrophe wir im Rahmen des Klimanotstandes zusteuern. Und ohne ein radikales Umdenken und eine noch radikalere Verhaltensänderung wird die Zukunftsperspektive mehr als unbequem werden –so zumindest prophezeit es Liljestrand in seinem Roman, der sich doch erschreckend realistisch anfühlt. Trotz einiger Schwächen, wie der manchmal doch etwas unglaubwürigen Handlungen der Protagonistinnen oder einzelner Längen im Text, kann ich für diesen Roman eine klare Leseempfehlung aussprechen.




Fazit:

"Der Anfang von Morgen" von Jens Liljestrand ist ein dystopischer Roman über die Klimakatastrophe. Die vier Protagonist
innen sind eigentlich allesamt unsympathisch. Doch das hat mich beim Lesen nicht gestört. Vielmehr nutzt Liljestrand seine Figuren geschickt als Stilmittel, um die Leserinnen zu zwingen, zu reflektieren, wie viel von Didrik, Melissa und Co in uns selbst steckt und sich mit unliebsamen eigenen Anteilen auseinanderzusetzen und die Rolle, die wir alle in der aktuellen Klimakatastrophe spielen, zu reflektieren. Der Roman rüttelt wach, zeigt konsequent auf, auf welche Katastrophe wir im Rahmen des Klimanotstandes zusteuern. Und ohne ein radikales Umdenken und eine noch radikalere Verhaltensänderung wird die Zukunftsperspektive mehr als unbequem werden –so zumindest prophezeit es Liljestrand in seinem Roman, der sich doch erschreckend realistisch anfühlt. Trotz einiger Schwächen, wie der manchmal doch etwas unglaubwürigen Handlungen der Protagonistinnen oder einzelner Längen im Text, kann ich für diesen Roman eine klare Leseempfehlung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.04.2023

Über Mutterschaft und Freundschaft

Hätt' ich ein Kind
0

Kurzmeinung:

Mit "Hätt' ich ein Kind" von Lea Streisand hatte ich so meine Startschwierigkeiten und ich hätte es fast abgebrochen. Ich bin unheimlich froh, dass ich es nicht gemacht habe. Denn bekommen ...

Kurzmeinung:

Mit "Hätt' ich ein Kind" von Lea Streisand hatte ich so meine Startschwierigkeiten und ich hätte es fast abgebrochen. Ich bin unheimlich froh, dass ich es nicht gemacht habe. Denn bekommen habe ich dafür einen Roman über Mutterschaft, die verschiedenen Wege, eine Mutter zu werden, über Frauenfreundschaften und eine große Portion Humor.


Meine Meinung:

In dem Buch "Hätt' ich ein Kind" verfolgen wir die beiden Freundinnen Kathi und Effi. Sie kennen sich schon lange, gehen gemeinsam durch dick und dünn und sind die engsten Verbündeten. Und so ist es nur natürlich, dass sie auch gemeinsam Mütter werden. Doch so einfach ist das dann doch wieder nicht.

Als Effi Kathi erzählt, dass sie schwanger ist, ändert sich für sie alles. Sie beide waren es doch, die gemeinsam ihre Mütter-Freundinnen belächelt haben, die über nichts anderes, als ihre Kinder reden können und sich spätestens um 19Uhr von jeder Party verabschieden. Kathi hat Angst, wie sich ihre Beziehung zu Effi verändern wird. Und gleichzeitig lässt Effis Schwangerschaft auch Kathis eigenen Kinderwunsch wieder präsenter werden. Wäre da nicht ein Problem: Kathi kann keine biologischen Kinder bekommen. Zunächst ist es für sie ein Schock, doch dann entschließt sie sich, zusammen mit ihren Partner, ein Kind zu adoptieren.

Und so verfolgen wir die beiden Freundinnen auf ihrem Weg, Mütter zu werden. Jede auf ihre Weise. Und dieser Weg ist manchmal echt hart. Effi muss unter den physiologischen Veränderungen bei der Schwangerschaft leiden (Übelkeit, Komplikationen, Bettruhe) und erlebt sogar eine Fehlgeburt. Aber auch Kathi hat es alles andere als leicht. Es hat mir beim Lesen wirklich im Herzen weh getan, welche Steine Kathi und ihrem Partner in den Weg gelegt werden, welche bürokratischen Hürden genommen werden müssen, um einem Kind ein Zuhause zu schenken. Wie sie aufgeregt und nervös und vorfreudig waren, diese Freude immer wieder enttäuscht wurde und sie die Hoffnung schließlich schon fast aufgegeben haben.

Umso schöner fand ich es, von der wundervollen Frauenfreundschaft zu lesen. Von den beiden Frauen, die sich gegenseitig durch diese Zeiten voller Höhen und Tiefen begleiten. Und auch davon zu lesen, wie Mutterschaft die Freundschaft beeinflusst und verändert. Aber wie sie gleichzeitig auch stabil bleibt. Auch der Humor, der in der trotz des ernsten Themas in der Geschichte steckt, hat mir sehr gefallen. Und ich muss auch sagen, dass mich das Buch auch persönlich berührt hat. Ich bin in einem ähnlich Alter wie die Protagonistinnen und setze mich auf die ein oder andere Art und Weise auch mit den Themen Mutterschaft und Kinderwunsch auseinander. Daher fand ich es interessant, diese beiden unterschiedlichen Perspektiven zu verfolgen und mich literarisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Am Anfang hatte ich zwar meine Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Und Kathis Ausflüge in die Geschichte der Deutschen Märchen haben mich nicht unbedingt interessiert. Aber insgesamt bin ich doch froh, dass ich dieses Buch über Frauenfreundschaft und Mutterschaft gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2022

Eine überraschend queere Liebes- und Lebensgeschichte

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
0

Kurzmeinung:
"Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid ist ein wunderbarer, gefühlvoller, spannender und überraschend queerer Roman über eine Frau, die trotz widriger Umstände ihren ...

Kurzmeinung:
"Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid ist ein wunderbarer, gefühlvoller, spannender und überraschend queerer Roman über eine Frau, die trotz widriger Umstände ihren Weg zum Erfolg geht. Das Buch vereint glamouröse Hollywood Vibes mit Themen wie Liebe, Freundschaft und dem Einfluss von Erfolg, Macht und Geld.


Meine Meinung:
Nachdem mir "Daisy Jones and the six" von Taylor Jenkins Reid so unglaublich gut gefallen hat (es hat sogar zu meinen Jahreshighlights gehört!) war klar, dass ich den neuen Roman von TJR auch lesen muss. Aber demensprechend hoch waren auch meine Erwartungen. Eins kann ich euch aber auch schon verraten: ich wurde nicht enttäuscht. Taylor Jenkins Reid kann einfach gut schreiben. Ihre Geschichten sind spannend, gefühlvoll und lassen sich gut lesen. Dieses Buch bildet da keine Ausnahme.

In dem Buch verfolgen wir zwei Frauen. Da ist einmal die junge Journalistin Monique, die sich vor kurzem von ihrem Freund getrennt hat und nun alles in ihre Karriere steckt. Da kann sie ihr Glück kaum fassen, als die berühmte Hollywood-Legende Evelyn Hugo nach langem Rückzug entscheidet, ihre Lebensgeschichte für ein Buch zu erzählen –und zwar exklusiv nur Monique. Als erfahrene Leserinne ahnen wir natürlich schon: da steckt noch eine interessante Geschichte dahinter.

Mit Evelyn Hugo haben wir auch schon unsere zweite weibliche Hauptrolle des Buches kennengelernt. Auf zwei Zeitebenen verfolgen wir einmal, wie Monique Evelyn interviewt und wie sich die Beziehung der beiden entwickelt. Auf einer zweiten Zeitebene erfahren wir in Rückblicken von Evelyns glamourösen (und manchmal auch überhaupt gar nicht so glamourösen) Leben. Wie sich ihr Leben, ihre Beziehungen und ihre Karriere entwickelt hat und sie schließlich zu dem Megastar wurde, der sie heute ist. Welche Opfer sie dafür hat bringen müssen. Zu welchen verzweifelten Entscheidungen sie sich im Verlauf gezwungen sah. Und was für Glücksmomente und erschütternde Schicksalsschläge sie erlebt hat. Und natürlich erfahren wir vor allem von ihren sieben Ehen inklusive der sieben Ehemänner –und den Abgründen und Geheimnissen, die sich hinter jeder der Beziehungen auftuen.

Dieses Buch ist wirklich eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Es geht auf und ab, man freut sich mit und leidet mit Evelyn Hugo. Ich war wütend, traurig und glückselig. Ist das nicht toll, was Bücher alles in uns auslösen können? Wie auch bei der letzten Geschichte von Taylor Jenkins Reid war ich auch hier emotional total nah dran an den Figuren, vor allem an Evelyn. Die Geschichte hat mich gefesselt. Es gibt eine überraschende Wendung nach der anderen und so bin ich nur so durch die Seiten geflogen. Etwas schwächer fand ich die Passagen auf der aktuellen Zeitebene. Moniques Figur hat mich nicht so sehr mein Interesse wecken können wie Evelyn. Teilweise hat sie mich sogar etwas genervt. Aber die Rückblicke in Evelyns Leben überwiegen zum Glück, so dass es dem Leseerlebnis insgesamt nicht geschadet hat. Außerdem war die Einordnung der Figur der Evelyn durch Monique in der ersten Zeitebene doch ganz hilfreich, um Evelyn nicht zu sehr zu glorifizieren. Genau wie Monique zuerst fast erfurchtsvoll erstarrt war, ging es auch mir als Leserin. Und das tiefe Eintauchen in ihre Geshichte, hat das Gefühl noch vertief. Durch Moniques Blick bekommen wir als Leser
innen in Erinnerung gerufen, dass jede Geschichte auch zwei Seiten hat und es selten nur klares Schwarz und Weiß gibt.


Fazit:
"Die sieben Männer der Evelyn Hugo" von Taylor Jenkins Reid ist ein großartiger Roman, der uns eintauchen lässt in das glamouröse Hollywood, aber uns auch in die Abgründe hinter der glänzenden Fassade blicken lässt. Die Leser*innen werden mitgenommen auf eine Achterbahnfart der Gefühle und werden mit einer spannenden, wendungsreichen und queeren Lebens- und Liebesgeschichte belohnt. Klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere