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Veröffentlicht am 23.08.2017

Echte Liebe kennt kein Alter

Und jetzt lass uns tanzen
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Mit "Und jetzt lass uns tanzen" hat Karine Lambert einen anrührenden, charmanten Roman vorgelegt, der im wahrsten Sinne des Wortes aus der Reihe tanzt. Im Mittelpunkt stehen die Senioren Marcel und Marguerite, ...

Mit "Und jetzt lass uns tanzen" hat Karine Lambert einen anrührenden, charmanten Roman vorgelegt, der im wahrsten Sinne des Wortes aus der Reihe tanzt. Im Mittelpunkt stehen die Senioren Marcel und Marguerite, die ihren Lebenspartner verloren haben. Beinahe wären sie einander nie begegnet: Marcel, der den Sternenhimmel liebt, und Marguerite, die nur dem Tag Schönheit abgewinnen kann. Er, für den nur die Freiheit zählt, und sie, die ausnahmslos allen Regeln folgt. Doch dann verlieren beide ihre langjährigen Ehepartner. An diesem Wendepunkt in ihrem Leben treffen Marguerite und Marcel aufeinander und stellen überrascht fest, dass sie über die gleichen Dinge lachen. Wagen sie es auch, noch einmal zu lieben?

Das Cover ist extravagant gestaltet. Man sieht zwei Figuren, die sich auf einem dünnen Seil, das zwischen zwei Hochhäusern gespannt ist, vorsichtig aufeinander zubewegen. Die Figuren und Häuser sind in Schwarz und Weiß gehalten, während der Himmel in einem klaren, warmen Blau leuchtet. Gewisse Assoziationen mit den Protagonisten Marcel und Marguerite, die einen schweren Verlust verarbeiten und sich (und das Leben und die Liebe) wieder neu entdecken müssen, sind nicht von der Hand zu weisen. Auch der Titel ist gut gewählt. In der Aufforderung "Und jetzt lass uns tanzen" liegt etwas Lebensbejahendes, das den Leser sofort für die betagten Helden einnimmt.

Vor allem Marguerite zieht alle Sympathien auf sich. Sie ist eine alte Frau, die - meiner Meinung nach - vom Leben um das Glück betrogen wurde. Sicher: Sie war eine gehorsame Tochter, mustergültige Ehefrau und vorbildliche Mutter. Aber Liebe, Lust und Leidenschaft hat sie in ihrer Beziehung zu ihrem kühlen, steifen Mann Henri, der ein angesehener, pedantischer Notar war und sie nur als ein repräsentatives Accessoire gesehen hat, nie kennengelernt.

Durch die Begegnung mit dem aus Algerien stammenden Marcel , mit dem sie auf den ersten Blick gar nichts zu verbinden scheint, blüht Marguerite auf - und kann alles nachholen, was ihr bisher verwehrt worden ist. Endlich tanzt sie aus der Reihe und macht, was ihr gefällt. Wer wollte ihr dieses späte Glück nicht von ganzem Herzen gönnen?

Karine Lambert schreibt in einer einfachen, klar verständlichen, mitunter poetischen Sprache. Man mag das Buch gar nicht aus den Händen legen; die Seiten fliegen nur so dahin. Der Plot ist originell, die Umsetzung brillant. Das Buch spiegelt das wahre Leben in allen seinen Schattierungen. Man fühlt, lacht und weint mit den Protagonisten. Aus diesem Grunde kann es keine andere Wertung als "fünf Sterne" geben. Merci!

Veröffentlicht am 21.08.2017

Kleiner Hund - und große Liebe

Und dann kam Mr. Willow
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"Und dann kam Mr. Willow" ist ein klassischer Liebesroman. Im Mittelpunkt steht die Grundschullehrerin Mirka, die sich eben noch im siebten Himmel wähnte. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass der Mann ...

"Und dann kam Mr. Willow" ist ein klassischer Liebesroman. Im Mittelpunkt steht die Grundschullehrerin Mirka, die sich eben noch im siebten Himmel wähnte. Sie war felsenfest davon überzeugt, dass der Mann ihrer Träume ihr in London einen Heiratsantrag machen würde. Doch statt eines Rings schenkt er ihr die ganze Wahrheit: Er ist mit einer anderen verlobt, und die erwartet sein Kind. Völlig aufgelöst sitzt Mirka im Park, als plötzlich ein zerknautschter Corgi vor ihr hockt. Kurz entschlossen tauft sie ihn Mr. Willow und nimmt ihn mit sich. Schon bald entpuppt er sich nicht nur als guter Zuhörer, sondern scheint auch genau zu wissen, wer Mirkas Mr. Right ist.

Das Cover ist sehr ansprechend in warmen, frischen Farben gestaltet. Der Betrachter sieht eine Szene, wie sie sich an einem heiteren, unbeschwerten Sommertag mitten in einem Park abspielen könnte. Im Mittelpunkt steht ein lebhafter Corgi, der auf seinen kurzen Beinen losflitzt und das Herz des Betrachters im Sturm erobert. Im Hintergrund erkennt man schemenhaft eine dunkelhaarige Frau, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Protagonistin Mirka aufweist. Auch der Titel ist gut gewählt und hebt die besondere Bedeutung des Corgis für das weitere Leben von Mirka hervor. Auch optisch wird die besondere Wohlfühl-Atmosphäre des Romans hervorragend eingefangen. Denn der Titel ist schwungvoll in leuchtenden Buchstaben in Szene gesetzt worden. Der satte Pink-Ton fällt jedem Betrachter sofort ins Auge.

Im Mittelpunkt steht die bodenständige, gutgläubige Grundschullehrerin Mirka, die gerade ein bittere Erfahrung in ihrem Leben verarbeiten und neue Weichen in ihrem Leben stellen muss. Oder soll ich sagen: der zuckersüße Corgi Mr. Willow, der das Herz von Mirka im Sturm erobert und für das neue Lebens- und LIebesglück sorgt?

Die männlichen Protagonisten Ruben und David sind nach dem klaren Prinzip der Schwarz-Weiß-Malerei gezeichnet, verkörpern das Böse und Gute im Leben und lenken das Schicksal von Mirka in gewisse Bahnen, ohne zu viel verraten zu wollen.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen. Anna Saalbach schreibt in einem flüssigen, gut lesbaren Stil, und das herzerwärmende Wohlfühl-Buch lässt sich mühelos in wenigen Stunden lesen. Die liebenswerte Romanze um den niedlichen Corgi geht mitten ins Herz und wird nicht nur Hundefreunde bezaubern.

Trotzdem muss ich etwas Kritik anbringen. Das Zufalls-Prinzip wird in diesem Roman an manchen Stellen überstrapaziert. Ausserdem unterlaufen der Autorin einige logische Fehler, die mitunter für leichtes Kopfschütteln sorgen. An dieser Stelle möchte ich ein kurzes Beispiel geben: Ihre Protagonistin Mirka tauscht den Beruf der Grundschullehrerin gegen ihren Traumjob als freiberufliche Übersetzerin für technische und literarische Texte ein. An keiner Stelle wird erklärt, warum Mirka die französische Sprache in Wort und Schrift perfekt beherrscht und sich auf einem anspruchsvollen, hart umkämpften Markt innerhalb weniger Wochen einen hervorragenden Ruf erarbeiten kann.

Aus diesem Grunde reicht es nicht für die Höchstpunktzahl, sondern "nur" für verdiente vier Sterne.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Spuren im Sand

Der Sandmaler
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Der Sandmaler" ist das erste Werk von Henning Mankell, dem viel zu früh verstorbenen schwedischen Schriftsteller. Hier treffen sich
Stefan und Elisabeth auf dem Flug nach Afrika kurz nach dem Abitur wieder. ...

Der Sandmaler" ist das erste Werk von Henning Mankell, dem viel zu früh verstorbenen schwedischen Schriftsteller. Hier treffen sich
Stefan und Elisabeth auf dem Flug nach Afrika kurz nach dem Abitur wieder. Gegen Ende der Schulzeit hatten sie eine flüchtige Beziehung. Während Stefan das Strandleben genießt, will Elisabeth dieses fremde Land verstehen. Sie freundet sich mit einem Lehrer an, der ihr die historischen Hintergründe erklärt, und der einheimische Guide Ndou führt sie durch die ärmsten Viertel. Elisabeth lernt, die Welt und ihr eigenes Leben mit anderen Augen zu sehen.

Das Cover ist künstlerisch ansprechend gestaltet. Es erinnert an eine moderne Zeichnung und zeigt einen Kopf im Profil, lässt aber viele Deutungsmöglichkeiten offen. Der Titel ist geschickt gewählt umd macht auf die Handlung des schmalen Buches neugierig, das in den 1970er Jahren in Afrika spielt.

Zweifellos nimmt Henning Mankell eine wichtige Stellung in der schwedischen Literaturgeschichte ein. Sein erstes Werk ist ein gesellschaftskritischer Roman, jenseits aller Out-of-Africa-Romantik, der nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat . Der Schreibstil ist leise, ruhig und verhalten, Die Sprache ist dem alltäglichen Leben entlehnt, hin und wieder fließen umgangssprachliche Ausdrücke in den literarischen Text ein.

Henning Mankell schildert eindrucksvoll die Lebensumstände der einheimischen Bevölkerung, die unter den Nachwirkungen des Kolonialismus und der Sensationslust der weißen Touristen in Afrika leidet. Die Protagonisten Stefan und Elisabeth könnten nicht gegensätzlicher sein. Der gutisutierte Geschäftsmann Stefan erinnert an einen typischen Sex-Touristen, der auf sein Vergnügen bedacht ist und flüchtige Abenteuer in einem exotischen Land sucht, während die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Elisabeth ihren Weg im Leben sucht und die Welt um sich mit offenen Augen wahrnimmt

Leider hat mich das Buch nicht völlig überzeugen können. Es lässt mich vielmehr mit einem schalen Geschmack Im Mund zurück. Die Geschichte ist nicht "rund", zu viele Fragen bleiben für den Leser offen. Auch hat Henning Mankell meiner Ansicht nach etwas zu viel Schwarz-Weiß-Malerei in seinem literarischen Debüt betrieben. Deshalb kann ich heute nur 3,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Dann und wann kann es auch mal Liebe sein

Dirty Talk. Ivy & Brent
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"Dirty Talk - Ivy & Brent" zählt zu den erotischen Romanen von Megan Erickson, die um "Mechanics of Love" kreisen.

Hier steht Brent Payton im Mittelpunkt , der hart arbeitet und am Abend seinen Spaß ...

"Dirty Talk - Ivy & Brent" zählt zu den erotischen Romanen von Megan Erickson, die um "Mechanics of Love" kreisen.

Hier steht Brent Payton im Mittelpunkt , der hart arbeitet und am Abend seinen Spaß haben will. Sein Ruf als Player eilt ihm stets voraus. Dabei steckt hinter der Fassade des Draufgängers viel mehr. Nur dass das niemand sieht. Bis Ivy plötzlich in der Tür steht, mit ihren wallenden Haaren und großen braunen Augen. Und weil sie die Schwester seiner neuen Kollegin in der Autowerkstatt ist, darf zwischen den beiden eigentlich nichts laufen. Das führt natürlich dazu, dass Brent sie nur noch mehr will. Doch Ivy hat den Männern abgeschworen. Zu oft und zu lange bestimmte ein Mann ihr Leben - und das ihrer kleinen Tochter Violet. Damit ist jetzt Schluss, sie steht auf eigenen Beinen. So weit, so gut. Bis sie bei einem Besuch in der Werkstatt Brent trifft. Und plötzlich möchte sie all ihre Prinzipien über Board werfen ...

Das Cover passt perfekt zum literarischen Genre. Es ist überwiegend in Schwarz gehalten. Der Betrachter kann eine stilisierte Blume erkennen. In die Mitte ist ein großer, pinkfarbener Kreis gesetzt, auf dem der Titel des Buches in weißen und der Untertitel in schwarzen Buchstaben erscheint. Vor dem schwarzen Hintergrund hebt sich das Pink besonders gut ab. Durch diese besondere Gestaltung wirkt das Cover geheimnisvoll und fällt sofort ins Auge. Auch der Titel ist eingängig und macht klar, um welches literarisches Genre es sich handelt.

Megan Erickson schreibt in einem schlichten, gut lesbaren Stil. Der Plot ist gut durchdacht; auch das Setting ist überzeugend. Die fiktive amerikanische Kleinstadt erwacht in ihrem Roman zum Leben, und auch die Protagonisten Brent und Ivy werden sehr anschaulich dargestellt. Sie sind liebenswerte Figuren, die keineswegs perfekt, reich und makellos sind, sondern durchaus ihre Ecken und Kanten haben und nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Gerade Ivy hat sehr schlechte Erfahrungen mit Männern gesammelt. Als alleinerziehende Mutter ist sie ihrer großen Schwester Alex, die als Automechanikerin in einem relativ untypischen Beruf arbeitet und durch eine von Gewalt geprägte Beziehung ebenfalls traumatisiert ist, für ihre Unterstützung sehr dankbar.

Auch Brent ist keineswegs nur der Bad Boy, für den ihn sein Umfeld hält. Auch er hat geheime Träume, von denen er niemand zu erzählen wagt. Ivy weckt nicht nur seine sexuellen Begierden, sondern er entwickelt starke Gefühle für sie und schließt ihre kleine Tochter Violet in sein Herz.

Die Geschichte wirkt glaubhaft und könnte sich tatsächlich so ereignet haben. Die Handlung ist an keiner Stelle flach, sondern regt durchaus zum Nachdenken über gesellschaftliche Probleme an. Alle erotischen Szenen werden sehr gut in die Handlung eingebunden und sind in einem angenehmen, gut lesbaren Stil geschildert worden. Von mir gibt es eine klare Lese-Empfehlung.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Das Denkmal einer großen Liebe

Madame Picasso
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Madame Picasso
Madame Picasso
Anne Girard
Rezension vom 17.08.2017 (0)

Der Roman "Madame Picasso" von Anne Girard führt in die Welt der Belle Epoque. Als die junge Eva Gouel im Jahr 1911 aus der Provinz ...


Madame Picasso
Madame Picasso
Anne Girard
Rezension vom 17.08.2017 (0)

Der Roman "Madame Picasso" von Anne Girard führt in die Welt der Belle Epoque. Als die junge Eva Gouel im Jahr 1911 aus der Provinz nach Paris kommt, ist sie voller Ehrgeiz und Träume von einem selbstbestimmten Leben. Es gelingt ihr, im legendären Moulin Rouge ihren Weg als Kostümschneiderin zu machen. Am Montmartre, inmitten der europäischen Avantgarde, begegnet sie Pablo Picasso, dem aufstrebenden Stern der Kunstszene, dessen Anziehungskraft sie sich kaum erwehren kann. Was als leidenschaftliche Affäre beginnt, wird schon bald zu einer großen Liebesgeschichte, die ein tragisches Ende nimmt.

Das Cover ist ansprechend gestaltet. Im Mittelpunkt steht der mächtige Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris, wo die Handlung dieses Buches spielt. Der Betrachter erkennt eine in ein blaues Kostüm gekleidete Frau, die einen zielstrebigen Eindruck macht. Sie hält einen Regenschirm in ihrer rechten Hand und geht unbeirrbar ihren Weg, direkt auf das berühmte Bauwerk zu. Der Titel ist vage. Madame Picasso ist ein Name, mit dem sich viele Lebensgefährtinnen von Pablo Picasso gern geschmückt haben. Doch wer ist die große Liebe des weltberühmten Künstlers gewesen?

Eine Antwort auf diese Frage gibt dieser Roman, der von der Dreiecksbeziehung zwischen Pablo Picasso, Fernande Olivier und Eva Gouel erzählt. Im Mittelpunkt steht die hübsche, junge Eva Gouel, die aus kleinen Verhältnissen stammt und sich ihren Traum vom Glück in der französischen Metropole erfüllen möchte. Mehr oder minder zufällig lernt sie den stolzen Spanier Pablo Picasso kennen, der sich bereits als strahlender Stern in der Kunstszene einen guten Namen gemacht hat. Sie verliebt sich in den charismatischen älteren Mann, aber sie muss gegen viele Widerstände ankämpfen, die ihrem Glück an der Seite ihres Partners im Wege stehen.

Die Autorin Anne Girard hat gründlich recherchiert, muss aber viele Begebenheiten frei gestalten. Leider ist Eva Gouel viel zu früh verstorben und hat nur wenige Spuren hinterlassen. Selbstzeugnisse gibt es kaum. Die hohe Bedeutung von Eva Gouel spiegelt sich hauptsächlich in den Werken von Pablo Picasso, der ihr ein bleibendes Denkmal gesetzt hat.

Der literarische Stil von Anne Girard hat mir gut gefallen. Sie schreibt sehr flüssig, und die Seiten fliegen nur so dahin. Durch ihre anschaulichen Schilderungen lässt sie die Welt der Belle Epoque lebendig werden. Wir begleiten die Protagonisten ins Moulin Rouge, in die Ateliers von Pablo Picasso, zu dem Künsthändler Ambroise Vollard, in die literarischen Salons von Gertrude Stein und Alice Toklas, aber auch in die verträumten kleinen Cafes und stilvollen Restaurants von Paris. Wir erleben den Ausbruch des 1. Weltkriegs, der auf eine unheilvolle Weise nicht nur den Untergang einer glanzvollen Epoche, sondern auch das Ende einer großen Liebe durch eine unheilbare, tödlich verlaufende Krankheit markiert.

Diese tragische Liebesgeschichte aus einer längst vergangenen Epoche der Kunstgeschichte hat mich sehr berührt. Aus diesem Grunde vergebe ich gern 5 Sterne.