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Veröffentlicht am 02.07.2025

Francesinha fürs Herz – und für die Hüften

Porto - Das Kochbuch
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Ganz ehrlich – ich hab mich beim Blättern schon satt gefühlt. Und dann kam die Francesinha. Leute, ich sag’s euch: Diese kulinarische Abrissbirne hat mein Herz und meine Cholesterinwerte im Sturm erobert. ...

Ganz ehrlich – ich hab mich beim Blättern schon satt gefühlt. Und dann kam die Francesinha. Leute, ich sag’s euch: Diese kulinarische Abrissbirne hat mein Herz und meine Cholesterinwerte im Sturm erobert. Sylvie Da Silva hat mit diesem Buch nicht einfach nur ein paar Rezepte aus Porto zusammengetragen – sie hat mir eine Essensreise spendiert, ganz ohne Flugticket, aber mit vollem Magen und dicken Backen.

Die Bilder? So schön, dass ich kurz überlegt hab, ob ich sie einrahmen oder aufessen soll. Und die Geschichten dazwischen – herrlich! Keine dröge Rezeptanekdote, sondern echte Einblicke, als würde eine Freundin aus Porto mit mir am Küchentisch sitzen und vom Leben zwischen Sardinen, Portwein und Mandelkuchen erzählen.

Ich wusste nicht mal, dass ich Caldo verde so dringend in meinem Leben brauche. Jetzt schon. Manche Gerichte waren mir vorher total unbekannt – aber nach dem ersten Nachkochen war klar: Das ist nicht einfach nur Küche, das ist Emotion auf dem Teller. Und zwar mit ordentlich Knoblauch und Liebe.

Die Übersetzung von Wiebke Krabbe ist übrigens top – locker-flockig, nichts wirkt steif oder gestelzt. Man merkt, hier war Herzblut im Spiel. Und Butter. Viel Butter.

Kurzum: Wer keine Lust auf langweilige Standardküche hat, sondern Lust auf Würze, Wärme und ein bisschen Wahnsinn auf dem Teller, der wird dieses Buch lieben. Ich hab jetzt offiziell einen Pastéis-de-nata-Dauervorrat und schäme mich kein bisschen. Kaufempfehlung? Aber sowas von!

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Veröffentlicht am 01.07.2025

Geschichten, die nicht schreien müssen, um zu bleiben

Unter derselben Sonne
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Ich dachte, ich les da mal eben rein, ein bisschen Biografie, bisschen Kultur, fertig. Stattdessen hat mir Nadège Kusanika mit Unter derselben Sonne literarisch so liebevoll eine gescheuert, dass ich zwischendurch ...

Ich dachte, ich les da mal eben rein, ein bisschen Biografie, bisschen Kultur, fertig. Stattdessen hat mir Nadège Kusanika mit Unter derselben Sonne literarisch so liebevoll eine gescheuert, dass ich zwischendurch lachen, schlucken und kurz mal meine Komfortzone durchlüften musste. Die Frau schreibt, als würde sie mir direkt gegenüber am Küchentisch sitzen – zwischen Süßkartoffelblättern, Kindheitserinnerungen und deutschem Kantinenessen.

Was mich besonders abgeholt hat: diese Mischung aus poetischer Melancholie und trockenem Humor. Man merkt, da ist jemand nicht einfach „gekommen“, sondern dazwischengewachsen – zwischen Kongo und Deutschland, Mango und Mettbrötchen. Und das erzählt sie ohne Pathos, aber mit verdammt viel Herz.

Ja, klar, manches Kapitel wirkt fast zu leise, zu sanft – aber vielleicht ist genau das die Stärke. Kein großes Drama, sondern echtes Leben. Und das knallt dann eben auf die ganz stille Tour.

Ich hätte mir hier und da etwas mehr narrative Struktur gewünscht, manchmal irrt man ein bisschen zwischen den Erinnerungen umher wie ein Tourist ohne Google Maps – aber hey, vielleicht ist das Absicht. Identität findet man schließlich auch nicht auf geradem Weg.

Unterm Strich: Ein starkes Debüt, das auf charmante Art unbequem ist – wie neue Schuhe, die man trotzdem liebt. Ein Buch, das gleichzeitig brennt und wärmt. Und definitiv nicht nur für Leute, die „Was mit Migration“ lesen wollen.

Ich sag mal so: Lesen bildet. In diesem Fall auch ein kleines bisschen Demut.

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Veröffentlicht am 30.06.2025

Im Federrock durch die Geschichte – Josephine Baker legt los

"Tanzen, Singen, Freiheit". Memoiren
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Also gut – ich bin reingestolpert in dieses Buch wie Josephine einst auf eine Bühne: etwas skeptisch, leicht überfordert, aber dann plötzlich mittendrin im Glitzerregen. Und was soll ich sagen? Diese Frau ...

Also gut – ich bin reingestolpert in dieses Buch wie Josephine einst auf eine Bühne: etwas skeptisch, leicht überfordert, aber dann plötzlich mittendrin im Glitzerregen. Und was soll ich sagen? Diese Frau ist ein verdammter Vulkan im Federrock! Ihre Memoiren sind kein glattgebügelter Lebenslauf, sondern eher ein wilder Charleston aus Erinnerungen, Emotionen und echtem Revoluzzertum.

Josephine schreibt, wie sie gelebt hat – direkt, ungestüm und mit einer Portion Größenwahnsinn, die ich ihr an keiner Stelle übelnehmen konnte. Sie erzählt von Armut, Rassismus, Ruhm und Resistance – alles mit einer Stimme, die klingt, als säße sie mit einem Cocktail neben dir auf dem Sofa und sagt: „Und weißt du, was dann passiert ist?“

Natürlich gibt’s auch Momente, in denen ich mir dachte: Na gut, jetzt wird's ein bisschen dick aufgetragen, aber hey – das ist Josephine Baker. Die hat sich nicht hochgetanzt, um dann leise zu flüstern.

Die Kapitel über den Zweiten Weltkrieg haben mich besonders gepackt. Plötzlich wird aus dem Showgirl eine Spionin mit Mut bis unter die Basstuba – was für eine Wendung! Man merkt, dass sie mehr war als nur Glitzer und Banane.

Ein Extra-Stern geht an die Übersetzung – charmant und trotzdem rau, so wie’s sein muss. Der vierte Stern bleibt dann bei mir, weil ich gerne ein bisschen mehr Tiefgang gehabt hätte bei manchen Themen, vor allem am Ende.

Fazit: Wer glaubt, das hier sei nur die Geschichte einer Tänzerin, liegt so falsch wie ein Taktgefühl im Swing. Es ist die Geschichte einer Frau, die keine Angst hatte, alles zu sein. Ich verbeuge mich. Mit einem breiten Grinsen. Und einer Banane im Kopf.

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Veröffentlicht am 29.06.2025

Magie, Chaos und Gummibärchen – Warum wir den Flüsterwald nicht mehr verlassen wollen

Flüsterwald - Die magische Akademie. Der dunkle Zirkel (Flüsterwald, Bd. III-2)
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Ich dachte, ich bin der Erwachsene in diesem Lese-Duo – aber wer hat hier bitte wen gebremst, nicht mitten in der Nacht weiterzulesen? (Spoiler: niemand.) Schon ab Seite eins hingen meine Tochter und ich ...

Ich dachte, ich bin der Erwachsene in diesem Lese-Duo – aber wer hat hier bitte wen gebremst, nicht mitten in der Nacht weiterzulesen? (Spoiler: niemand.) Schon ab Seite eins hingen meine Tochter und ich wieder komplett im Flüsterwald-Fieber, wie zwei verzauberte Waschbären auf Koffein.

Suchanek schafft es, die Spannung so geschickt zu schüren, dass selbst ich – mit immerhin ein paar Jahrzehnten Leseerfahrung – mich mehrfach gefragt hab: „Waaas?! Das ist jetzt nicht wirklich passiert, oder?“ Und dann: doch. Und dann noch schlimmer. Und dann wieder urkomisch. Ich liebe das.

Der „dunkle Zirkel“ bringt düstere Wendungen, geheimnisvolle Enthüllungen und ein paar sehr clevere Twists. Gleichzeitig bleibt der Humor nicht auf der Strecke – ich sag nur: Eines der magischen Wesen hat einen Spruch gebracht, bei dem wir beide Tränen gelacht haben.

Die Dynamik zwischen Lukas und seinen Freunden ist goldwert. Diese Mischung aus Chaos, Mut und Freundschaft funktioniert wie magischer Glitzerkleber – man kommt einfach nicht los.

Besonderes Lob (von uns beiden): Die Illustrationen von Timo Grubing. Ehrlich, wir haben zwischendurch einfach Seiten lang gestarrt und diskutiert, wie cool alles aussieht. Mein Kind will jetzt ernsthaft Zeichnerin werden – danke, Timo. Danke auch für meinen neuen Bastelauftrag.

Dieses Buch hat alles: dunkle Magie, eine Akademie mit Geheimnissen, einen echten Grusel-Zirkel (kein Yoga) – und dabei bleibt es durchweg charmant, überraschend und packend.

Kurzum: Ein mitreißender, fabelhaft illustrierter Fantasy-Trip, bei dem Vater und Tochter gleichermaßen jubeln, fiebern und gelegentlich um das letzte Gummibärchen verhandeln.

Fazit: Pflichtlektüre für alle, die den Flüsterwald lieben. Oder lieben werden. Oder einfach mal wieder mit leuchtenden Augen lesen wollen.

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Veröffentlicht am 29.06.2025

Vom Küchentresen zur Mittelmeerküste in 140 Rezepten

Mediterra
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Einmal Mittelmeer zum Mitnehmen, bitte – aber in Buchform!

Ich habe keine Yacht, keine Villa in der Provence und mein Olivenöl kommt aus dem Supermarktregal. Aber dank Mediterra fühle ich mich plötzlich ...

Einmal Mittelmeer zum Mitnehmen, bitte – aber in Buchform!

Ich habe keine Yacht, keine Villa in der Provence und mein Olivenöl kommt aus dem Supermarktregal. Aber dank Mediterra fühle ich mich plötzlich wie ein sonnengebräunter Gott der mediterranen Küche – und das ganz ohne Sand im Schuh. Ben Tish serviert hier nicht einfach Rezepte, sondern eine geniale Mischung aus Urlaubsgefühl, Aromatherapie und kulinarischem Größenwahn. Ich meine – gegrillte Sardinen, Orangen-Kardamom-Tarte und Tapas, bei denen mir fast die Küche explodiert ist (vor Glück, versteht sich).

Was mich besonders abgeholt hat: Die Rezepte klingen erst mal fancy, sind aber total machbar. Ich bin kein Profikoch, aber mit diesem Buch fühlt man sich plötzlich wie einer, nur ohne Schweißperlen auf der Stirn. Die Bilder? Zum Reinbeißen schön. Die Zitronen sehen frischer aus als alles, was in meinem Kühlschrank jemals gelebt hat.

Tish holt das Mittelmeer direkt ins Wohnzimmer – und zwar mit vollem Besteck. Ob Sizilien, Marokko oder Südfrankreich – jede Seite riecht gefühlt nach Olivenhain und Meersalz. Und Annika Genning hat das Ganze so übersetzt, dass man sogar beim Lesen Appetit bekommt. Besonders cool: Die Gerichte sind saisonal gedacht, nichts Aufgeblasenes – einfach gutes Essen, mit Sonne im Herzen.

Kurzum: Wer mediterranes Essen liebt, bekommt hier nicht einfach ein Kochbuch, sondern einen verdammten Kurzurlaub. Und wer’s nicht liebt – wird es nach Mediterra wahrscheinlich trotzdem tun. Fünf Sterne, vollgetankt mit Olivenöl, Liebe und einer Prise Wahnsinn. Danke, Ben – mein Herd verbeugt sich.

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