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Veröffentlicht am 22.11.2020

Band 3 der MORBUS-Reihe ist ein 80er SF-Thriller mit Action und Wiener Lokalkolorit. Herrlich skurril und blutig.

Im Zeichen des Terrors
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Wien 1984. Vier Jugendliche auf der Flucht. Verfolgt von einem Spezialkommando. Sie sind Testobjekte für eine Technologie, die nicht von dieser Welt stammt. Ihr Auftrag: zu töten! Es bleiben nur noch wenige ...

Wien 1984. Vier Jugendliche auf der Flucht. Verfolgt von einem Spezialkommando. Sie sind Testobjekte für eine Technologie, die nicht von dieser Welt stammt. Ihr Auftrag: zu töten! Es bleiben nur noch wenige Stunden, bis sie zu gnadenlosen Killermaschinen mutieren.
Kann BASILISK die Vier aufhalten und Wien vor einem Blutbad bewahren? ...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Der Tod kann überall lauern. Manchmal versteckt er sich besonders gut, um dann umso gnadenloser und unbarmherziger überraschend zuzuschlagen. Er kommt in vielerlei Formen. Vielleicht ist er winzig klein und besucht einen in Form eines giftigen Insekts; vielleicht kommt er auch ganz unauffällig als radioaktive Leuchtfarbe daher. Oder er ist handtellergroß, stammt aus einer anderen Dimension und hockt unter dem Bett."
(S. 113)


Dieser Band besteht aus zwei Kurzgeschichten, welche jedoch zusammenhängen. Man könnte sagen, die Story besteht aus zwei großen Kapiteln und genau diese schauen wir uns nun näher an.

I. Blutrosen

In der Wienere Psychiatrie Baumgartner Höhe geht etwas vor sich.
Da nur wenige Ärzte und kein Pflegepersonal, aber umso mehr Militär, im Pavillon 17 ihre Runden drehen und diese niemanden auch nur in die Nähe lassen, kann es sich nur um ein Geheimprojekt handeln. Dieses Projekt könnte sogar Einfluss auf den Verlauf des Kalten Krieges haben und ihn heiß werden lasssen.
Wenn Wiens Bevölkerung gewusst hätte, um was für ein Projekt es sich dabei handelt und welche Gefahr davon ausgeht, hätte sie die Grenze des Eisernen Vorhangs wohl freiwillig übertreten, um das Weite zu suchen. Hier hat nämlich die paramilitärische Forschungseinrichtung F.A.F.N.E.R ihre Zelte aufgeschlagen und versucht hinter das Geheimnis einer Apparatur namens Tech-X zu kommen, welches in ihre Hände gelangte.
Dafür dienen Jugendliche, vorzugsweise Junkies die keiner vermisst, als Testobjekte. Laura - ein Punk-Girl aus London, Nina und Ralf aus der Wiener Junkieszene und Heinz, der zwar nichts mit Drogen am Hut hat, jedoch geistig beeinträchtigt zu sein scheint. Sie sind die Einzigen, welche nach einem Test noch übrig sind. Sie sind jedoch nicht mehr ganz sie selbst. Durch das implantierte Tech-X sind sie stärker, schneller und nahezu unverwundbar.
Diese vier Jugendlichen schaffen es aus dieser Hölle zu entfliehen, doch damit ist die Gefahr nicht gebannt, zumindest nicht für Wiens Bevölkerung. Die Vier sind nämlich tickende Zeitbomben, die in wenigen Stunden hoch gehen werden und diese Jugendlichen in Tötungsmaschinen verwandelt.
Doch auf dem Gelände der Baumgartner Höhe treiben nicht nur F.A.F.N.E.R ihr Unwesen, sondern auch die Geister vergangener Zeiten, die nicht zur Ruhe kommen. Kein Wunder - geschah hier einst Unaussprechliches.

"Die Sanitäter brachten die betäubten und mit Zwangsjacken gefesselten Jugendlichen in ein Patientenzimmer, das zu einer provisorischen Gefängniszelle umgebaut worden war. Die vergitterten Fenster hatte man mit zusätzlichen Eisenstangen verstärkt, die Holztüren durch stählerne ersetzt. Die vier Überlebenden der Geheimoperation 'Blutrosen' wollte keiner frei herumlaufen lassen."
(S. 17)


In dieser Story wirft man einen Blick auf die Forschungseinrichtung und deren Tätigkeiten, erfährt etwas über das Tech-X, welches nicht von dieser Welt zu sein scheint und begleitet die Jugendlichen auf ihrer Flucht.
Man lernt auch ein Mitglied der Geheimloge BASILISK kennen, das sich einfach nur 'Dr. Trash' nennt. Er nimmt sich ihrer an und holt die Mitglieder Harry, Walter, Bernd und Petra ins Boot. Vor allem Harry und Walter, Chef und Bibliothekar von BASILISK, ist F.A.F.N.E.R nicht ganz unbekannt.
Sie wollen ... Nein! ... Sie müssen den Verantwortlichen das Handwerk legen, die Jugendlichen retten und Näheres über Tech-X in Erfahrung bringen!

☠☠☠

II. Im Zeichen des Terrors

Schon in der ersten Story kommt es zu einigen überraschenden Wendungen und man meint zu wissen um was es sich bei Tech-X handeln könnte, doch das wahre Ausmaß dieser geheimnisvollen Technologie und deren Wirken wird einem erst hier klar.
Die Flucht der Jugendlichen und die Nachforschungen des BASILISKEN-Teams gipfelt hier in seinen Höhepunkt, Ereignisse überschlagen sich, es kommt wieder zu einigen überraschenden Wendungen udn ein neuer Feind betritt die Bühne!

☠☠☠☠☠

"Aber dass du ein solches Monster in dir hast, dass ist ein Horror - jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde. Wenn du morgens aufwachst, spürst du es schon hinter deinen Augen sitzen. Wenn du lachst oder weinst, fragst du dich, ob das wirklich du bist oder ob das Vieh deine Gefühle ausprobiert. Und wenn du schlafen gehst, dann weißt du, es bleibt wach und kontrolliert deine Träume."
(S. 77)


Dieser MORBUS-Band verläuft parallel zu den Geschehnissen von Band 4 "Die Herrin der Alpträume". Es ist daher egal, welchen von den beiden Teilen man zuerst liest. Da die Storys der MORBUS-Reihe aufeinander aufbauen, sollte man Band 1 und 2 jedoch schon gelesen haben.

"Im Zeichen des Terrors" unterscheidet sich etwas von den anderen MORBUS-Bänden.
Während die ersten Bände den Genres Mystery-Thriller und Schauerroman zugeordnet werden können, ist dieser Band eher ein 80er SF-Thriller.
Man begegnet hier nicht nur skrupellosen Wissenschaftlern, einer paramilitärischen Organisation und einer Technologie, die aus der Zukunft zu stammen scheint, sondern auch Figuren, die an die "Men in Black" erinnern und mit futuristischen Waffen herumfuchteln. Hier geht es auch wesentlich actiongeladener zur Sache, doch der österreichische Lokalkolorit, inklusive dem trockenen und morbiden Wiener Humor sind dennoch enthalten. Man wechselt zwischen atemlosen Luftanhalten und Schmunzeln und vor allem als WienerIn, bzw. WienkennerIn ist man versucht all die darin beschriebenen Orte während des Lesens zu besuchen. Eine Wienführung mal anders.
Leider werden die Geistererscheinungen in der Psychiatrie Baumgarntner Höhe nicht weiter erwähnt und finden keinen Platz in der Story, was ich persönlich sehr schade finde.

Im Anschluß erhält man noch einen kleinen Einblick in das Archiv von F.A.F.N.E.R und in die historischen Geschehnisse der Baumgartner Höhe (damals und auch heute auch als Spiegelgrund bekannt), des Schirachbunkers und des Terroranschlags vom 20. Juni 1984. Auch ein Dialektglossar ist enthalten.

Natürlich gibt es auch wieder Illustrationen zu betrachten, von denen ich mir viel mehr gewünscht hätte. Diesmal stammen diese von Jörg Vogeltanz und Andreas Joska. Das Cover ist von Illustrator Tommi Kuehberger. Wer die ASH-Comic-Reihe kennt, werden diese Namen sicher bekannt vorkommen.

Fazit:
Obwohl ich auch diesen Band fast in einem Rutsch verschlang, was nicht nur an der spannenden Story, sondern auch am fesselnden Schreibstil des Autors lag, konnte mich die Geschichte nicht vollends von sich überzeugen. Das liegt jedoch definitiv daran, dass ich Mystery und Grusel mehr abgewinnen kann als Science Fiction, ergo reine Geschmackssache.
Ich persönlich hätte eine Story über Geister auf der Baumgartner Höhe bevorzugt. Dies ist jedoch Meckern auf äußerst hohem Niveau.
Für mich ist es noch immer eine der besten Mystery-Thriller-Reihen und das auch noch aus der Feder eines österreichischen Autors.

© Pink Anemone (auf dem Blog mit Bildern, Leseprobe und Infos zu Autor und Illustratoren)

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Veröffentlicht am 08.10.2020

Das Highlight der Galgenmärchen-Reihe: düster, atmosphärisch und mit unglaublichem Tiefgang

Nora Bendzkos Galgenmärchen / Hexensold
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»Tanze nicht mit Feen und handle nie mit Hexen.« – Elegio kennt diese Warnung, seit er ein kleiner Junge ist. Geboren in eine Familie von Assassinen wächst er im Oberitalien des 17. Jahrhunderts auf. Sein ...

»Tanze nicht mit Feen und handle nie mit Hexen.« – Elegio kennt diese Warnung, seit er ein kleiner Junge ist. Geboren in eine Familie von Assassinen wächst er im Oberitalien des 17. Jahrhunderts auf. Sein Vater Lysander setzt alles daran, ihn auszubilden. Doch dem sanften Elegio ist Töten zuwider. Sein Leben ändert sich für immer, als er in den Besitz eines verzauberten Kleides gelangt. Es verwandelt ihn in Rapunzel – eine gefährliche Schönheit. In ihrer Gestalt ist er endlich der Todesengel, den Lysander in ihm sehen will. Aber sein Vater hat ihn nicht grundlos vor Hexenwerk gewarnt. Mit Rapunzel erwachen Mächte im Land, die einen nie dagewesenen Krieg entfesseln. Und Elegio, der nie kämpfen wollte, gerät mitten zwischen die Fronten … Eine dunkelfantastische Thriller-Adaption zur Zeit des 30-jährigen Krieges, angelehnt an das bekannte Märchen der Brüder Grimm: »Rapunzel« ... (Klappentext)

⚝⚝⚝⚝⚝


„Verlasse den Turm nur, wenn du es musst, und betrete nie seinen obersten Raum. Tanze nicht mit Feen und handle nie mit Hexen. Böses kann nur in unseren Turm gelangen, wenn du es einlädst.“ (S. 26)


Man befindet sich im Norditalien des 17. Jahrhunderts, genauer gesagt im Tal Veltlin, zur Zeit als der Dreißigjährige Krieg gerade begonnen hat und die Reformation beginnt ihr hässliches Gesicht zu zeigen.
Am Rande des Dörfchens Teglio, abseits im Wald, steht ein alter Wehrturm, der von Lysander und seinem Sohn Elegio bewohnt wird.
Elegio wächst in diesem Turm auf, von der Außenwelt abgeschnitten, um von seinem Vater zum Assassinen ausgebildet zu werden, denn dies ist Familientradition.
Doch Elegio will nicht töten. Er ist ein sensibler Junge, der Geschichten von Rittern und Königen liebt. Er ist ein Tagträumer, tanzt und näht gerne und liebt seidene Stoffe.
Er versucht dagegen anzukämpfen, um seinen Vater nicht zu enttäuschen, doch er beginnt sich langsam Fragen zu stellen, z.B.: Wieso ihm sein Vater auf manche Fragen die Antworten schuldig bleibt? Wieso der Vater mit Gevatter Tod paktiert? Und vor allem, wieso es ihm verboten ist das oberste Turmzimmer zu betreten, welches verschlossen ist und aus dem manchmal unheimliche Schreie erklingen?
Eines Tages schenkt ihm ein Mädchen ein wunderschönes Kleid und die gesamte Aufmachung als Frau macht noch etwas mit Elegio. Magie durchströmt ihn, seine Sinne sind geschärft und er ist endlich zum Töten bereit. Signora Rapunzel wurde geboren und sie kann nun endlich das sein, was Lysander von Elegio erwartet – eine Assassine.
Doch damit scheint noch etwas anderes erweckt worden zu sein und dieses Etwas befindet sich ganz in der Nähe, nämlich im obersten Turmzimmer.

Trotzdem möchte Elegio keinen Pakt mit dem Tod eingehen, um ihm wie sein Vater zu dienen. Trotzdem möchte der Junge auf der richtigen Seite stehen und die Menschen schützen, denn auch in Veltlin selbst scheinen sich dunkle Mächte zu erheben. Diese gieren nach dem Tod und brechen gemeinsam mit dem Krieg in das Tal herein
Doch was, wenn es sein Schicksal ist als todbringende Schönheit durch das Tal zu ziehen und welche Seite ist die Richtige?


„Mit dem dunkelblauen arabischen Samt, der sich an ihrem langen Körper wellte und eng über den Hüften schnürte, sah sie wie eine menschgewordene Nymphe aus. Daran erinnerte auch der Rüschenrock, der vorne nur bis unter die bestrumpften Knie ging, doch hinten wie ein Wasserfall hinabfiel. Ihre Ausstrahlung, die vornehme Haltung, wie die Kleider ihr ganzes einnehmendes Wesen komplimentierten, alles an diesem Mädchen war magisch. >>Das bist du<<, sagte Ottilia. Erst da begriff Elegio, wen er in dem großen Wandspiegel sah.“ (S. 121)


Ich liebe die Galgenmärchen-Reihe dieser Autorin und diesmal wurde das Märchen „Rapunzel“ auf herrlich düstere Weise adaptiert.

Man begibt sich hier auf eine spannende Reise in eine historisch-düstere Fantasywelt voller Magie und dunkler Mächte. Man begegnet hier unterschiedlichen Figuren, welche vielschichtig gezeichnet sind und trifft, unter anderem, auf eine Hexe, einem Pestgeist, einer jungen Ritterin und auch Hänsel und Gretel haben ihren Auftritt. Begleitet wird man hier von einer düsteren Atmosphäre, welche einen einlullt und nicht mehr loslässt und taucht zusätzlich mitten in die Kriegswirren des Dreißigjährigen Krieges ein.


„Rapunzel wehrte alle Schläge und Schwerthiebe ab, die ihren tödlichen Tanz unterbrechen wollten. Piroutte um Piroutte drehte sie sich und ließ ihre Waffen singen. Als sie ihren letzten Schritt tat, stand keiner der Männer mehr. Alle fünf Körper lagen gefällt um sie, ihr Blut tränkte die Wurzeln der Bäume.“
(S. 284)



Die Autorin schafft es mit ihrem Schreibstil Atmosphäre zu erschaffen, was vor allem daran liegt, dass sie diesen an die damalige Zeit anpasst. Zudem enthält der Stil ebenso nahezu poetische Züge, und trotzdem könnte so manche Szene nichts für schwache Mägen sein. Es kommt zu vielen Wendungen und somit ist die Spannung von Anfang bis Ende vorhanden. Die Autorin schreckt auch davor nicht zurück liebgewonnene Figuren über die Klinge springen zu lassen.

Was mich diesmal besonders begeistern konnte ist die Tiefe, welche diese Story bereithält. Es geht hier darum sich selbst zu akzeptieren, egal wie „anders“ man auch ist. Es handelt von Toleranz und Gleichheit und in der Story ist gleichgeschlechtliche Liebe ebenso Thema, wobei dies auf unaufdringliche Weise in die Geschichte eingewoben wurde. Keine Sorge, es wird hier keineswegs schnulzig oder kitschig, denn alles verläuft in leisen Schritten. Trotzdem sind diese Themen allgegenwärtig und eventuell gerade deshalb umso einprägsamer, da dies weder mit erhobenem Finger, gekünstelt, noch im Stile eines Vorschlaghammers an die LeserInnen gebracht wird. Diversity in ihrer schönsten Form. Leise Töne sind meistens doch die lautesten.


„Mit einer bösen Vorahnung drehte sich Rapunzel um. Nebel löste sich aus den toten Rabenkörpern. Der Dunst sammelte sich um einen besonders großen Kadaver. Ein hässliches Knatschen ertönte, als Bewegung in das gammelnde Fleisch kam. Es erhob sich. Auf wackeligen Beinen, Fell und Haut nur noch Fetzen, überall Maden am Körper.“
(S. 355)



Fazit:

„Hexensold“ ist mein absoluter Favorit der Galgenmärchen-Reihe. Das Buch enthält nämlich eine spannende Story in einem wunderbarem Schreibstil. Diese ist herrlich düster, atmosphärisch mit vielschichten Figuren, blutigen Szenen und zudem auch noch mit Tiefgang. Wenn man diese Buchreihe kennt, dann merkt man, wie die Autorin von Buch zu Buch wächst. Was mir jedoch ab dem ersten Band gefallen hat ist, dass Bendzko vor allem Tabuthemen thematisiert, bzw. diese auf ihre ganz spezielle Art und Weise nach außen trägt. Sie scheißt auf weichgespülte Storys und nennt das Kind beim Namen, gleichzeitig werden aktuelle Themen auf einfühlsame Weise behandelt – vor allem in „Hexensold“. Und somit möchte ich mit einem ganz besonderem Zitat enden….


„Er spürte schon so lange, dass er in die Welt wollte, die Rapunzel ihm geöffnet hatte. Eine Welt, in der jeder leuchten durfte, ganz gleich, als was geboren.“
(S. 373)



© Pink Anemone (auf meinem Blog mit Bildern, Leseprobe und Autoren-Info)

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Veröffentlicht am 12.09.2020

Ein Blick in Wiens Verbrecher- und Polizeigeschichte - reich bebildert, informativ und packend

Verbrechen in Wien
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Historische Kriminalfälle, die es in sich haben. Harald Seyrl und Max Edelbacher beschreiben Morde in Wien, die immer auch ein Spiegel ihrer jeweiligen Zeit sind: Die polizeilichen Untersuchungen der Taten ...

Historische Kriminalfälle, die es in sich haben. Harald Seyrl und Max Edelbacher beschreiben Morde in Wien, die immer auch ein Spiegel ihrer jeweiligen Zeit sind: Die polizeilichen Untersuchungen der Taten und die Gerichtsverhandlungen bieten uns Einblicke in Lebensläufe und Milieus, die uns sonst häufig unbekannt bleiben. Das Buch ist damit auch eine einzigartige Sozialgeschichte Wiens zwischen 1900 und 1990, die uns mit gut 120 meist unbekannten Abbildungen eine der dunklen Seiten Wiens zeigt... (Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Wie sehr das alte Wien - die Stadt, in der der >>Himmel voller Geigen<< gehangen ist und die Lebensfreude scheinbar zu Hause war - auch Schauplatz blutiger Ereignisse war, wird bewusst, wenn man die unterschiedlichsten Tatorte der Kriminalität in der Kaiserstadt betrachtet. Straßen und Plätze, Kirchen und Theater, Wirtshäuser, Palais und Hotels wurden Schauplätze von Verbrechen."
(S. 56)


Lange war man der Meinung, dass es bezüglich Mörder, Serienkiller und Psychopathen in Österreich eher ruhig und gesittet zugeht. Spätestens seit dem Fall "Fritzl" und "Přiklopil" weiß ganz Europa, dass dem nicht so ist.
Doch schon in der Vergangenheit der k. u. k. Monarchie trieben sich diverse Kriminelle größeren Kalibers bei uns herum und vor allem die Metropole Wien zog die Kriminalität an.

In diesem Buch werden verschiedene Historische Kriminalfälle Wiens des 20. Jahrhunderts vorgestellt. Diese Reise der historischen Kriminalfälle Wiens beginnt mit der Zeit der ausklingenden Monarchie um 1900, geht dann weiter in die Zeit der Ersten Republik, über die Zeit des 2. Weltkriegs, die Nachkriegszeit und endet schließlich mit Kriminalfällen ab Mitte der 50er Jahre bis 1999.

Jedes Zeit-Kapitel beginnt mit einer Einleitung, welche auf die Zusammensetzung und die Entwicklung des gesamten Polizeiapparates der jeweiligen Zeit eingeht.
So erhält man interessante Informationen über die äußerst interessante und bewundernswerte Polizeigeschichte Österreichs, z.B.: die ersten Anfänge des organisatorischen Polizeiwesens oder die Gründung von Interpol 1923, bis hin zur Zerschlagung des mühsam aufgebauten Polizeiapparates durch die Nationalsozialisten und der mühsame Aufbau in der Nachkriegszeit.

"Das enge Zusammenspiel zwischen dem Sicherheitsbüro und der Wiener Gerichtsmedizin, die als eigenständiges Institut bereits 1804 gegründet war, bewirkte in diesen Jahren eine beachtlich hohe Aufklärungsrate auf dem Gebiet der Blutdelikte."
(S. 15)


Danach folgen die Kriminalfälle, die damals für Aufschrei und Empörung in der Bevölkerung sorgten. Dabei werden sowohl Opfer, als auch Täter vorgestellt, deren soziale Verhältnisse, das Motiv und ebenso auch der Tathergang, die Ermittlungstätigkeiten und das Strafverfahren.
Hierbei erlangt man einen hervorragenden Einblick in das Milieu und die politischen Geschehnisse, welche natürlich auch die Gesellschaft der jeweiligen Zeit beeinflussten und somit auch die Täter, deren Motive und auch die polizeiliche Ermittlungsarbeit.

"Die Erinnerungen an die Greuel des Krieges hatten oftmals jedes menschliche Mitgefühl verschüttet. So argumentierte ein Täter dieser Zeit, der einen besonders grausamen Mord begangen hatte, auf die Frage des Richters, ob er nicht Mitleid mit seinem Opfer empfunden habe, mit der Antwort, dass er >>so viel Grausamkeit im Krieg erlebt hätte, dass ihm seine Tat nicht ungewöhnlich erschiene.<<"
(S. 68)


Darunter sind weniger bekannte Fälle, aber auch solche, welche nahezu weltweit bekannt wurden, wie z.B. der Fall Christian Voigt, dem gefährlichsten Triebtäter seiner Zeit, der Robert Musil zu dem Werk "Der Mann ohne Eigenschaften" inspirierte.
Oder als Wien Mitte der 50er Jahre mit seiner Unterwelt zu einem kleinen Chicago wurde. Aber auch der Fall vom Krankenhaus Lainz, der weltweit für Erschütterung sorgte und natürlich hat Österreichs Jack the Ripper, der Serienmörder Jack Unterweger, auch seinen Platz in diesem Buch gefunden.

Dies erfolgt kurz und knackig, trotzdem mit ausreichend und interessanten Informationen und in einem flüssigen und neutralen Schreibstil.
Man merkt, dass diese beiden Autoren mit der Materie vertraut sind und wissen wovon sie sprechen.
Kein Wunder, ist doch Mag. Harald Seyrl unter anderem Leiter des Wiener Kriminalmuseums (ja, sowas haben wir in Österreich wirklich) und ist, trotz seines Alters, auch als Präsident des Europäischen Verbandes für Geschichte des Sicherheitswesens immer noch in der polizeilichen Ausbildung tätig.
Mag. Max Edelbacher war lange als Polizeijurist bei der Wiener Polizei mitten drin, statt nur dabei und plaudert, vor allem bei den nahe zurückliegenden Fällen, aus dem Nähkästchen.

"Der Fall hatte seit Monaten ganz Wien bewegt, trafen doch in dem skurrilen Verfahren drei ungewöhnliche Umstände aufeinander.
Einerseits war die des Mordes beschuldigte Angeklagte eine junge und hübsche Frau, der niemand eine so blutige Tat zutrauen würde, andererseits war das Opfer eine in ganz Wien bekannte Unterweltgröße, die als 'Cadbury-König' einen fast legendären Ruf in der Schwarzmarkt- und Schleichhandelsszene hatte. Darüber hinaus war das Tatwerkzeug des grausamen Mordes - eine Fleischfaschiermaschine (auch Fleischwolf genannt) - eher ungewöhnlich."
(S. 154)


Begleitet werden diese historischen Fälle durch zahlreiche Abbildungen. Leider fiel mir hier bei manchen Bildern die, ja, sagen wir mal eigenwillige Colorierung störend ins Auge. Ich weiß nicht, ob man dadurch hip erscheinen wollte oder es einfach nur als "Kunst" dienen sollte.
Das ist jedoch Meckern auf äußerst hohem Niveau und ist sicher Geschmackssache.

Fazit:
Dieses Buch, welches einem mit den enthaltenen Kriminalfällen in die dunkle Geschichte Österreichs ebenso blicken lässt, wie auch in die Entwicklungsgeschichte des österreichischen Polizeiwesens, fesselte, schockierte und unterhielt mich gleichermaßen. Erschreckend und faszinierend zugleich.
Es ist aber auch zugleich ein Spiegel der Zeit und der somit dunkleren Geschichte Wiens und trägt somit auch zum Verständnis der jeweiligen Zeit bei.

© Pink Anemone (inkl. vielen Bildern, Leseprobe, Link zu meinem True-Crime-Summer-Worldtrip und einen Touristen-Tip der etwas anderen Art)

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Spannende Lektüre vom Sherlock Holmes der Mikrobiologie, die uns in die Welt der Forensik führt. Amüsant und aufschlußreich zugleich.

Mumien in Palermo
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Ob Italien, Kolumbien oder Vietnam - Wie ein Indiana Jones der Kriminalbiologie wird Mark Benecke in die verschiedenen Länder dieser Welt gerufen, um dunkle Geheimnisse aufzuspüren, brutale Morde und unerklärliche ...

Ob Italien, Kolumbien oder Vietnam - Wie ein Indiana Jones der Kriminalbiologie wird Mark Benecke in die verschiedenen Länder dieser Welt gerufen, um dunkle Geheimnisse aufzuspüren, brutale Morde und unerklärliche Tötungen zu untersuchen. Dabei begegnet er korrupten Polizeibeamten und trifft auf skrupellose Mörder. Ein ganz besonderer Fall sind die Mumien, die in einem Kapuzinerkloster in Palermo aufgefunden werden. Hunderte, vielleicht tausende. Er lernt die Mönche kennen. Was haben sie zu verbergen? Dr. Made packt seinen Koffer und kommt der Wahrheit auf die Spur ... (Klappentext)

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"Es geht bei ungewöhnlichen Ereignissen nicht um die Gefühle und Eindrücke von ZeugInnen, sondern um die tatsächlichen Spuren dessen, was der Kern des Geschehens ausmacht. Messbare Spuren sind aber etwas anderes als Charakterdarstellungen von Menschen."
(S. 48)


Ich habe nicht nur die meisten der bisher erschienen Bücher von Mark Benecke gelesen, sondern war auch schon bei so manchen seiner Vorträge.
Der Grund besteht nicht nur darin, dass der Kriminalbiologe auf äußerst spannende und auch humorvolle Art und Weise Forensik, Kriminalistik und Naturwissenschaft anhand verschiedener Kriminalfälle an LeserInnen und ZuhörerInnen bringt. Nein, denn er bewegt sich durch alle möglichen Länder, um bereits weit zurückliegende Fälle zu erforschen, welche seine Neugierde wecken.
Er dröselt auf, erforscht, experimentiert, geht den kleinsten Hinweisen nach, welche für manche unwichtig erscheinen und verbeißt sich so lange in einen Fall, bis es nichts mehr zu forschen und experimentieren gibt.
Sein Leitsatz: "Ich glaube nichts und prüfe alles".

Auch in diesem Buch kann man sich wieder von seiner detaillierten Arbeitsweise überzeugen und schaut ihm dabei über die Schultern. Hier klärt man diesmal jedoch keine True-Crime-Cases, sondern untersucht Fakes, Gerüchte und alten Glauben anhand von sechs spannenden Kapiteln.

1. Kapitel: "Aliens und andere Leichen"

Hier geht man dem berühmten Video nach, welches die Obduktion des Aliens von Roswell zeigt - Fake oder Wahrheit? Dabei erfährt man auch einiges über Füße und sehr vieles über Augen.

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2. Kapitel: "Ein Leben in Blut und Tränen"

Hier begibt man sich in das in Deutschland gelegene Konnersreuth in dem in den 20er und 30er Jahren eine Theresa Neumann Blut weinte und die Stigmata Jesu Christi aufwies.
Wie konnte sie Ärzte und Professoren überzeugen, während so mancher katholische Priester dem skeptisch gegenüber stand? Wie schaffte sie es jahrelang zu bluten und zu hungern?
Hier erfährt man wieder einiges über Blutspuren, Wunden und wie es möglich ist, dass sich selbst Leute der Wissenschaft blenden und manipulieren lassen.

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3. Kapitel: "Die heilige Walpurgis"

Die heilige Walpurga ist selbst Atheisten bekannt, geht doch die Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai auf sie zurück. Was manchen nicht bekannt ist, ist die regelmässige Ölabsonderung aus den sterblichen Überresten dieser heiligen Walpurga. Auch diesen geht Mark Benecke auf detaillierte Forschungsart nach.

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4. Kapitel: "Plötzliche Selbstentzündung von Menschen"

"Erstens fängt das Feuer fast immer im Sitzen an. Zweitens trifft es praktisch nur ältere Frauen. Drittens ist es echtes Feuer, nicht etwa eine starke Säure, wie mir Feuerwehrleute bestätigten, die echte "SHC"-Flammen gelöscht oder die Spuren der Brände untersucht hatten. Und viertens breitete sich das Feuer sehr seltsam aus - fast immer blieben nur die Unterschenkel und Füße der Leiche übrig."
(S. 111)


Hier durfte Benecke als erster naturwissenschaftlicher Kriminalist eine Überlebende einer Selbstentzündung interviewen und untersuchen.
Hierbei betrachtet man sogenannte Selbstentzündungen in der Geschichte und auch ein ganz besonderer Brandexperte kommt zu Wort. Eines meiner Lieblingskapitel!

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5. Kapitel: "Die Mumien in Palermo"

"Die Leichen waren sehr ungewöhnlich >>mumifiziert<<, nämlich oft mit lappenartigen Masken vor dem Gesicht und fast immer zum Großteil bis auf die Knochen skelettiert. Die Mönche hatten irgendetwas Seltsames mit den Mumien angestellt."
(S. 186)


Wir reisen hier nach Sizilien und besuchen mit Mark Benecke die berühmte Krypta der Kapuzinermönche in Palermo. Dabei betrachten wir nicht nur Mumien, wie z.B. die berühmte Mumie der kleinen Rosalia, sondern erhalten auch ein Rezept für Balsamierflüssigkeit (wer weiß für was man das mal benötigt) und Einblick in das Spezialgebiet von Dr. Made - Insektenkunde.

"Manche Insekten wie Käsefliegen mögen klebrig zerlaufene Leichen, während beispielsweise Teppichkäfer stark vertrocknetes Leichengewebe bevorzugen. Das ist kein persönlicher Geschmack der Tiere, sondern ihr einzig mögliches lebenswichtes Verhaltensprogramm. Kurz gesagt, die Tiere sind vorhersagbarer und damit zuverlässiger als Menschen."

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6. Kapitel

Das 6. Kapitel enthält gleich zwei ganz besondere Schmankerln, welche uns langsam wieder in den Alltag zurückführen.
Zum Einen erzählt uns Mark eine witzige Anekdote aus einem seiner Insekten-Forensik-Trainings in Kolumbien, in der er mit seinen Kursteilnehmern in eine bewaffnete Auseinadersetzung stolperte.
Zum Anderen kommt seine Frau Ines zu Wort, die uns einen Blick in das Leben der beiden Dauerreisenden werfen lässt und uns Reisetipps für Endlostouren durch Zentraleuropa gibt. So manche/r FestivalbesucherInnen und Reisende werden bei manchen Punkten zustimmend nicken und können sich auch ein paar zusätzliche Tipps in ihr Survival-Handbuch schreiben.

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Dieses Buch enthält natürlich wieder zahlreiche Bebilderungen, welche einem zusätzlich in das jeweilige Thema eintauchen udn auch verstehen lassen.

Fazit:
Ich hegte schon immer eine morbide Faszination für den Tod, welche sich im Verlauf meines Lebens verstärkte und dann True Crime (inkl. Forensik) miteinschloß.
Ersteres mag daran liegen, dass der Tod und das Sterben in meiner Familie nie ein Tabuthema waren. Letzters liegt an meiner unglaublichen Neugierde nach dem Wieso und Warum und dem Hang mich nicht mit einfachen Antworten zufrieden zu geben und auch meinem allgemeinen Interesse an Forensik.
Hierbei kommt man am Mikrobiologen und Forensiker Dr. Mark Benecke nicht vorbei. Seine Art forensische Wissenschaft auf fesselnde und humorvolle Art an die Laien zu bringen und sie somit in die Welt von Ermittlern, spannende Fälle und auch in die der Naturwissenschaft zu entführen, ist gleichzeitig schockierend aber vor allem faszinierend.
Auch dieses Buch habe ich wieder innerhalb eines Nachmittags verschlungen und wieder konnte Mark Benecke sein Spezialwissen gut vermitteln und meine Neugierde stillen.
Es war für mich also wieder einmal eine spannende Lektüre vom Sherlock Holmes der forensischen Mikrobiologie.

© Pink Anemone (mit vielen Bildern, Leseprobe, Autoren-Info und Mark Benecke-Book-Soundtrack)

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Veröffentlicht am 24.08.2020

Rasantes Reihen-Finale, bei dem mir aufgrund Spannung und Wendungen nicht nur einmal der Atem stockte

The Fourth Monkey - Das Haus der bösen Kinder
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Eine Obdachlose findet auf dem Friedhof von Chicago die Leiche einer Frau, deren Augen, Zunge und Ohren entfernt und in kleine weiße Schachteln verpackt wurden. Neben der Toten liegt ein Schild mit der ...

Eine Obdachlose findet auf dem Friedhof von Chicago die Leiche einer Frau, deren Augen, Zunge und Ohren entfernt und in kleine weiße Schachteln verpackt wurden. Neben der Toten liegt ein Schild mit der Aufschrift »Vater, vergib mir«. Kurz darauf tauchen weitere, ähnlich zugerichtete Opfer auf. Für die Polizei von Chicago und das FBI ist klar, dass die Morde die Handschrift des immer noch flüchtigen Four Monkey Killers Anson Bishop tragen. Doch Detective Sam Porter glaubt nicht daran – die Tatorte liegen zu weit entfernt voneinander, als dass nur ein Täter infrage kommen könnte. Zudem stimmt auch etwas mit der Haut der Leichen nicht. Als sich Bishop aus heiterem Himmel stellt und beteuert, keines der Verbrechen begangen zu haben, die ihm zur Last gelegt werden, fällt der Verdacht auf Sam Porter selbst – denn er hat kein Alibi, dafür aber ein verheerendes Geheimnis … (Klappentext)

❆❆❆❆❆

"Jemand, der Fragen stellt, ist wie ein unendlich großes Warenhaus, wie ein Erinnerungspalast mit unendlich vielen Stockwerken und Zimmern und glitzernden, schönen Dingen. Manchmal jedoch nimmt jemand Schaden; dann bröckelt eine Wand, Zimmer verfallen, der Palast der Erinnerungen muss renoviert werden. Ich fürchte, Sie gehören genau dieser Kategorie an."
(S. 13)


Das ist der dritte und finale Band der Sam Porter-/Fourth Monkey-Reihe. Diese Reihe ist eine jener, welche man tatsächlich von Beginn an lesen sollte, denn nur so kann man die Zusammenhänge verstehen ohne böse gespoilert zu werden und nur so kommt man in den vollen Genuß der Story. Ich versuche die Spoiler hier in Grenzen zu halten, wer diese Reihe jedoch nocht nicht kennt, sollte vorsorglich nicht weiterlesen und sich lieber die Rezension zum 1. Band "The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten" gönnen.

Seit den letzten Ereignissen liegen nur wenige Wochen zurück und die Kacke ist ordentlich am dampfen.
Der Chefermittler Sam Porter steht nun selbst unter Verdacht mit dem Serienkiller Anson Bishop, besser bekannt als 4MK (Fourth Monkey Killer) zusammenzuarbeiten, diesem zur Flucht verholfen und auch noch eine Frau ermordet zu haben.
Während Porter scheinbar völlig verstört und nicht Herr seiner Sinne im Vernehmungsraum wartet, wird die Leiche eines Mädchens entdeckt - scheinbar tiefgefroren, wie eine betende Statue in Szene gesetzt und mit einem weißen Pulver bestäubt. Als ob dieser Anblick nicht schon verstörend genug wäre, trägt diese Leiche die unverwechselbare Handschrift des 4MK - drei kleine Schachteln, mit einer schwarzen Kordel verschnürt und mit dem üblichen blutigen Inhalt.
Der Fourth Monkey-Killer trägt nicht umsonst diesen Namen, was die Zahl in seinem Namen betrifft und das bedeutet weitere Leichen.

"Diese krasse, diese allumfassende Blässe wurde von einer dünnen roten Linie durchzogen, die vom Haaransatz über die Wange nach unten verlief ... und da war noch eine Linie, die vom Winkel des linken Auges auszugehen schien, eine rote Träne ... und eine dritte, aus dem Mundwinkel, und die hatte die Lippen leuchtend rot gefärbt... Auf ihrer Stirn stand etwas geschrieben."
(S. 12)


Die Polizei und selbst das FBI sind völlig überfordert, denn Anson Bishop hat auch noch das SARS-Virus auf Chicago losgelassen. Ein zusätzliches "Goodie" sozusagen.
Special Agent Frank Poole muss sich nun entscheiden in welche Richtung er nun zuerst ermittelt, um Anson Bishop endlich das Handwerk zu legen. Doch dieser stellt sich plötzlich und hat eine völlig andere Geschichte zu erzählen.
Ist etwa Sam Porter der wahre Fourth Monkey Killer?

Es wird wieder aus mehreren Perspektiven erzählt, wie z.B. von Clair und Nash, Ermittler des ehemaligen Teams von Porter, welche versuchen die Unschuld von Porter zu beweisen und selbst zu zweifeln beginnen. Frank Poole - Special Agent des FBI, der in seinen Ermittlungen scheinbar absichtlich ausgebremst wird und auch in Porters Sicht erhält man Einblicke und diese führen einem nicht nur in die Vergangenheit, sondern sähen zusätzliche Zweifel - selbst bei Sam Porter.
Natürlich sind auch wieder die Tagebücher von Anson Bishop ein großer Bestandteil. Diese geben Einsicht in die Jugendjahre von Bishop, welche er in einem Kinderheim verbrachte, fördern schockierendes zu Tage und lassen Mitleid, Sympathie und Verständnis für den kleine Anson aufkommen.

">>Ob sie nun echt oder gefälscht waren ... Diese Bücher sind die Brotkrumen, an denen sich einer der beiden gerade orientiert - oder vielleicht sogar beide. Irgendetwas aus der Vergangenheit drängt da ans Licht.<<"
(S. 301)


Man ist hier sofort mitten im Geschehen und der Autor gibt von Anfang an ein ungeheures Tempo vor. Dies kann er auch bis zum Ende hin und ohne auf die Bremse zu steigen halten.
Zum Luftholen bleibt kaum Zeit, denn die Ereignisse scheinen sich immer wieder aufs Neue zu überschlagen. Cliffhanger und überraschende Wendungen wechseln sich gekonnt ab und ich blätterte nach Luft schnappend jede einzelne Seite gespannt um, ohne nur zu ahnen was mich wohl auf der nächsten erwartet.
Es tun sich hier Abgründe auf und Szenen, welche mich zweifeln und zugleich hoffen ließen, während mich die eisige Winterluft Chicagos umwehte und nicht nur die ließ mir die Gänsehaut den Rücken hinunterlaufen.
Ich steuerte somit auf diesen 600 Seiten im rasanten und unglaublichem Tempo dem Ende und der Auflösung entgegen, welche nochmal überraschen konnte.

"Dieses verdammte Virus, dieser Fremdling, dieser Eindringling, der sich in ihr breitmachte und das Kommando über ihre Kräfte und ihre Energie übernahm und sie dem Hungertod preisgab. Sie hatte es aufgegeben, sich weiter einzureden, dass am Ende alles gut würde."
(S. 429)


Fazit:
Das ist die einzige Buchreihe, bei der jeder einzelne Band für mich ein Lesehighlight war und das will bei einem Reihen-Junkie wie mir was heißen.
Tatsächlich schafft es der Autor jedes Buch mit dem nächsten Band zu toppen - egal ob bezogen auf Story, Spannung oder überraschende Wendungen. Das soll ihm mal jemand nachmachen.
Diese Reihe eignet sich aufgrund des Settings hervorragend, um sie im Winter vor dem (imaginären) Kamin zu lesen, falls man langweiligen Winternächten nichts abgewinnen kann. Man kommt hier nämlich ordentlich ins schwitzen.

© Pink Anemone (inkl. Leseprobe und Autoren-Info)

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