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Veröffentlicht am 17.11.2016

Ein Meisterwerk,welches harte Kost u.Situationskomik gekonnt miteinander verbindet und trotzdem ans Herz geht und lange nachhallt.

Gottes Werk und Teufels Beitrag
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Homer ist anders als die anderen Kinder im St. Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionensversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher zu bleiben - unter der Bedingung, dass er ...

Homer ist anders als die anderen Kinder im St. Cloud's Waisenhaus: Er will nicht weg. Nach vier gescheiterten Adoptionensversuchen erlaubt Dr. Larch ihm daher zu bleiben - unter der Bedingung, dass er im Waisenhaus mit angeschlossener Entbindung- und Abtreibunsstation bei "Gottes Werk", dem Entbinden, und bei "Teufels Beitrag", dem Abtreiben, assisitiert. Doch das ist nur der Beginn von Homers Odyssee....(Klappentext)

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Dieser Roman enthält so Vieles, dass es fast unmöglich erscheint alles in eine aussagekräftige Rezension zu packen, geschweige denn damit diesem Werk gerecht zu werden.
Es ist ein moderner Schelmenroman und zugleich eine herrlich altmodische Familiensaga von einem "Vater" wider Willen und seinem "Sohn", der eines Tages in die große Welt hinauszieht, versucht nicht mehr zurückzublicken, um nach langer Reise wieder zurückzukehren. Wenn man so will ein moderner Dickens.
Diese Geschichte erstreckt sich über das späte 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Irving ist auf jeden Fall Meister darin schwierige und abstoßende Themen direkt anzusprechen, dabei gesellschaftliche Grenzen überschreitet, dieser Gesellschaft den Spiegel vor die Nase hält und dadurch von manchen als geschmacklos und morbide empfunden werden könnte.
Denn das große Thema dieses Romans ist die Legalisierung von Abtreibungen, Geburtenkontrolle und die Entscheidungsfreiheit der Frau. Eine Thematik, welche heute noch, im 21. Jahrhundert, für Diskussionen sorgt.
Hier bedient sich Irving einer unverblümten Sprache. Der Leser wohnt mehrmals einer Geburt, sowie einer Abtreibung bei, mit und ohne Komplikationen. Für Zartbesaitete könnten daher so manche Passagen etwas am Magen kratzen. Ich persönlich fand es vom historischen und med. Standpunkt her mehr als nur interessant.
Das zweite große Thema ist das Erwachsenwerden, seinen Weg in der Welt und somit sich selbst zu finden. Den Weg den jeder von uns beschritten hat und der keineswegs leicht ist.
Dazwischen tauchen immer wieder Themen wie Alzheimer, häusliche Gewalt, eine Dreiecksbeziehung, Einfluß es 2. Weltkrieges auf die amerikanische Zivilbevölkerung und vieles mehr auf. Schwierige wie traurige Themen. Tja, die Welt und das Leben sind eben kein Ponyhof.

Man möchte meinen, dass dieses Buch aufgrund des harten Stoffes nicht zu lesen ist, ohne in Depressionen zu verfallen, aber genau hier unterscheidet sich Irving von so vielen Autoren. Genau hier wird die schriftstellerische Kunst sichtbar.
Der Schreibstil ist keineswegs schwer und drückend, sondern flüssig und angenehm. Der Erzählstil fesselnd und weist, trotz schwerer Kost, immer wieder eine gewisse Situationskomik auf.
Dieser Roman ist durchzogen mit bissigem und schwarzem Humor und skurrilen Figuren. Ich habe selten so viel gelacht und geschmunzelt wie beim Lesen von diesem Buch. Manchmal mit etwas schlechtem Gewissen, da die Grundsituation alles andere als zu lachen war, aber man kann irgendwie nicht anders.
Hier wechseln sich Tragik und Komödie gekonnt ab, sodass es für den Leser niemals langweilig oder unterträglich wird, sondern einem sogar noch zum Nachdenken anregt und das mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Dieser Roman enthält ebenso sehr viel Gefühl, Figuren die einem ans Herz wachsen und unglaublich viel Aussagekraft.

Fazit:
Ich bin einfach nur begeistert von diesem Werk, welches sehr harten Stoff als Thematik beinhaltet und mich trotzdem in seinen Bann zog.
Die Mischung aus skurriler Situationskomik und der schweren Thematik, aus flüssig-lockerem Schreibstil und tief gehender Aussagekraft, gefühlvoll und unverblümt, hat mich schlichtweg umgehauen.
Diese Kombinationen machen diesen Roman zu Recht zu einem modernen Klassiker, den jeder mal gelesen haben sollte. Denn DAS nenne ich schriftstellerische Kunst vom Feinsten.
Daher gibt es von mir nichts anderes als eine absolute Leseempfehlung!
Dies war bestimmt nicht mein letzter Irving!

Veröffentlicht am 15.11.2016

Typischer Ami-Thriller mit übertriebenen Kampfszenen und Männern auf dem Niveau von Superhelden -> überzogen und unglaubwürdig.

Ich bin der Zorn
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In einer Strafanstalt in Arizona ereignet sich ein blutiger Amoklauf. Scheinbar wahllos erschießt ein Gefängniswärter mehrere Menschen. Zu seinem Motiv schweigt er. Das ruft Bundesermittler Marcus Williams ...

In einer Strafanstalt in Arizona ereignet sich ein blutiger Amoklauf. Scheinbar wahllos erschießt ein Gefängniswärter mehrere Menschen. Zu seinem Motiv schweigt er. Das ruft Bundesermittler Marcus Williams auf den Plan. Rasch findet er heraus, dass der Wärter von einem psychopathischen Killer erpresst wurde, der sich selbst Judas nennt. Um die Identität des Judaskillers aufzudecken, tut Marcus sich erneut mit seinem Bruder Francis Ackerman jr. zusammen, dem berüchtigtsten Serienkiller der Gegenwart: Marcus ermittelt außerhalb der Gefängnismauern, Ackerman jr. undercover unter den Häftlingen. Was beide nicht ahnen: Der Judaskiller verfolgt weitaus größere Ziele als nur ein paar Morde...(Klappentext)

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Dies ist der 4. Teil der Shepherd-Thriller-Reihe. Ich kannte diese Reihe bisher nicht und somit war dies mein Einstieg in die Welt der Spezialtruppe, welche sich am Rande der Legalität bewegt...und auch gleichzeitig mein Ausstieg.

Der Thriller beginnt wirklich gut, wenn auch etwas verwirrend und komplex. Das liegt aber nicht an der Tatsache, dass ich die vorherigen Teile nicht kenne, auch wenn das vielleicht von Vorteil gewesen wäre.
Als Einsteiger in diese Reihe bekommt man am Anfang die Infos die man braucht, um gewisse Zusammenhänge zu verstehen, ohne auszuufern oder abzudriften. Man ist also schnell in der Story und die Handlung steigt schnell voran.
Komplex ist es aufgrund der vielen Charaktere die einem um die Ohren geknallt werden und das auf eine eher negative Art und Weise. Hier wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was ich normalerweise als erfrischend und spannend empfinde. Komplexe Story's haben es mir schon immer angetan. Die Perspektivwechsel und Handlungssprünge erfolgen jedoch ziemlich abrupt, sodass man als Leser schnell den Überblick verliert. Dies bessert sich jedoch und man kommt dann doch in der Geschichte an.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und beinhaltet auch einen bissigen Humor. Man merkt jedoch schnell, dass es sich hier um einen typischen Ami-Thriller handelt.
In solchen Thrillern sind ja die Hauptprotagonisten hochintelligent, sehen verdammt gut aus und wenn nicht sind sie zumindest verdammt gut gebaut, ziehen sich daher gerne ihre Oberteile aus und lassen ihre Mukkis spielen, sind die Coolsten der Coolen und fantastische Schützen und vor allem fantastische Nahkämpfer, etc. Es sind quasi alles kleine 007 und Superhelden.
In diesem Thriller sind diese Attribute alle vorhanden plus noch ein paar mehr und von diesen Superhelden gibt es gleich mehrere. Nun ja, eigentlich nur einen und zwar den Chefermittler Marcus. Die anderen sind eher Superschurken - die selben Attribute, nur stehen sie auf der dunklen Seite der Macht. Einer davon ist sogar eine Kombination von beidem.
Die Kampfszenen lesen sich daher wirklich wie in einem Actionfilm, wo es derjenige alleine mit mehreren Gegnern aufnimmt und ohne einen Kratzer aus dem Kampf hervorgeht. Eh klar, beherrscht er doch jeglichen Kampfsportstil den es gibt - ergo sind solche Szenen unglaubwürdig und eher amüsant als spannend.

Das einzig weibliche Wesen in dieser Truppe ist kratzbürstig und agiert und reagiert eher wie eine schmollende Pupertierende, also keinesfalls ihres Alters und schon gar nicht ihres Berufes als Ermittlerin einer Spezialtruppe entsprechend. Die Frau hat mir echt Nerven gekostet.
Aber egal, weil die Männer rocken das Ding sowieso.
Marcus kombiniert und löst das ein oder andere Rätsel. Wie er auf die Lösungen kommt bleibt unklar - klingt komisch, ist aber so..punkt.

Spannung ist hier zwar vorhanden, spekulieren braucht mah hier aber nicht. Durch den hochintelligenten Marcus, der übrigens auch noch ein fotografisches Gedächnis hat, wird dem Leser alles auf einem Silbertablett serviert und das schön vorgekaut und x-Mal erwähnt, damit es auch die dümmsten Leser checken. Also liebe Leser, bloß nicht das eigene Gehirn einschalten.
Die Auflösung war daher auch nicht allzu überraschend und das Motiv so simple, dass es fast schon an Beleidigung grenzt.

Tja, und wie endet ein Ami-Thriller? Richtig!! - mit einem tollen Happy-End, in dem sich alle lieb haben und alles wieder supi ist.

Kurz gesagt, dieser Thriller entwickelte sich zunehmend zu einem überzogenen und unglaubwürdigen Superhelden vs. Superschurken-Thriller, der mich nicht nur einmal genervt mit den Augen rollen ließ.

Fazit:
Der Thriller hat mich alles andere als vom Hocker gerissen. Er hat zwar gut angefangen, entwickelte sich für mich aber dann zunehmend enttäuschend.
So vieles ist hier sowas von weit hergeholt, überzogen und unglaubwürdig.
Wer auf übertrieben dargestellte Superhelden und Superschurken steht und beim Lesen nicht gerne sein Hirn einschaltet, wird diesen Thriller mögen.
Ich für meinen Teil kann dafür keine Leseempfehlung aussprechen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Figuren
  • Spannung
  • Handlung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 13.11.2016

Kein Thriller im eigentlichen Sinn, aber psychologisch top!

Walt
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Hi, ich bin Walt. Ich sammle weggeworfene Einkaufslisten. Das klingt vielleicht ein bisschen schräg, aber Sie ahnen ja nicht, was man auf diese Weise alles über jemanden erfährt! Das ist fast, als wäre ...

Hi, ich bin Walt. Ich sammle weggeworfene Einkaufslisten. Das klingt vielleicht ein bisschen schräg, aber Sie ahnen ja nicht, was man auf diese Weise alles über jemanden erfährt! Das ist fast, als wäre ich selbst Teil der Familie. Ich gebe zu, ich bin einsam, seit meine Frau Mary mich vor ein paar Jahren verlassen hat. Kaum jemand gönnt mir einen zweiten Blick – als wäre ich unsichtbar. Besonders gern sammle ich die Zettel von Alisha. Sie ist noch so jung, jemand sollte auf sie Acht geben, finde ich. Ich mache das gern, auch wenn sie nicht mal ahnt, dass ich existiere...(Klappentext)

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Der Hauptprotagonist ist Walt - älterer Herr, unscheinbar, einsam, von seiner Frau verlassen, seine Obsession ist Einkaufslisten horten und sich dadurch auf so manche Kundin regelrecht einzuschießen.
Er ist ruhig und in gewisser Weise emotionslos und trotzdem ist da etwas, was ihn unheimlich erscheinen lässt.
Man liest hauptsächlich aus seiner Perspektive, als würde Walt dem Leser an seiner Lebensgeschichte teilhaben lassen, an seinen Gedanken und Gefühlen. Man ist in seinem Gehirn und erfährt so weshalb er das alles macht, was ihn antreibt und was für Phantasien er hat.
Man hat das Gefühl, dass an dem nichts Verbotenes oder Verwerfliches ist, er keine böse Absichten hat. Dies ist eben seine Sicht der Dinge und trotzdem weiß man, dass etwas mit ihm nicht stimmen kann, denn diese Dinge sind sehr wohl verboten und verwerflich und lassen so eine bedrückende und beängstigende Atmosphäre aufkommen.
Dies geschieht vor allem durch die Unterbrechung seiner Sichtweise, indem man aus der Perspektive des Ermittlers Dean Hill liest. Hier wird klar, dass Walt's Frau Mary vermisst wird, ebenso ein Mädchen namens Lisa und Alisha wird gestalkt. Von Letzterer gibt es Tagebucheinträge, die diese Story noch beängstigender erscheinen lassen.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, der Plot verläuft sehr ruhig. Hier passiert eigentlich so gut wie nichts und trotzdem ist die ganze Zeit eine subtile Spannung spürbar. Der Erzählstil ist ungewöhnlich und macht diesen Psychothriller zu etwas Besonderem, denn hier muss man zwischen den Zeilen lesen, scheinbar nebensächliche Bemerkungen Walt's auf die Waage legen.
Erst am Ende wird klar, dass Walt keineswegs dieser besonnene und ruhige Kerl ist, der die Macke hat Einkaufslisten zu sammeln. Es wird klar, dass der Leser an jeder Tat teilgenommen hat - unwissend.
Daher ist man gewillt dieses Buch nochmals zu lesen, einfach um diese kleinen Andeutungen zu entdecken, um alles bewusster wahrzunehmen.

Fazit:
Dieser Psychothriller ist ganz großes psychologisches Kino, welches einen in die Gedankenwelt eines scheinbar harmlosen Typen eintauchen lässt.
Ein Psychothriller in dem augenscheinlich so gar nichts passiert und trotzdem einen beklemmenden Sog auf mich ausübte.
Die Auflösung steckt hier nicht am Ende, sondern in der gesamten Story, in Walt's Gedanken und seiner Sichtweise. DAS nenne ich mal schriftstellerische Kunst.
Für Leser die es gerne spannend und blutig haben ist dieser Psychothriller wohl eher nichts. Ich jedoch war und bin fasziniert, da hier Psychologie vom Feinsten enthalten ist.
Von mir gibt es daher eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.11.2016

Der gelungene Auftakt d.Thrillerreihe rund um den brummigen Fallanalytiker Martin Abel-spannend m.einer unglaublich überraschenden Auflösung

Blutsommer
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Eine Dunstglocke liegt über der Stadt. Die Hitze ist unerträglich. Und dann der Geruch, dieser furchtbare Geruch!
Der Picknickausflug von Familie Lerch nimmt ein grausiges Ende, als sie im Wald auf einen ...

Eine Dunstglocke liegt über der Stadt. Die Hitze ist unerträglich. Und dann der Geruch, dieser furchtbare Geruch!
Der Picknickausflug von Familie Lerch nimmt ein grausiges Ende, als sie im Wald auf einen dunklen Haufen stößt, von Fliegen und Maden bedeckt: Der «Metzger» hat wieder zugeschlagen.
Martin Abel, bester Fallanalytiker des Stuttgarter LKA, wird zur Unterstützung der Polizei nach Köln beordert. Keiner kann sich so gut in die Gedankenwelt von Serienmördern hineinversetzen
wie er: eine Gabe, die einsam macht. Abel glaubt, an Schrecklichem schon alles gesehen zu haben. Doch das hier – das ist eine neue Dimension
...(Klappentext)

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Thriller mit Profiler als Hauptprotagonisten überschwemmen ja derzeit den Büchermarkt und ich habe schon einige davon gelesen, aber dieser konnte mich besonders begeistern.
Man taucht hier regelrecht in die Welt eines Profilers ein, eines sehr unkonventionellen Profilers. Man begleitet ihn wenn er alleine mit den Leichen der Opfer "spricht" und in seine Gedankenwelt, wenn er wiederum versucht in die Gedankenwelt eines Serienkillers zu einzutauchen - eines äußerst brutalen Serienkillers der auf einer morbiden Mission durch Köln zieht und zerstückelte und ausgeweidete Leichen hinterlässt.
Für zartbesaitete Leser ist dieser Thriller also nur bedingt zu empfehlen, denn es werden nicht nur die bestialisch zugerichteten Leichen und die Autopsie beschrieben, sondern auch die äußerst morbide Sichtweise des Täters, die einem die Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. Dies nicht nur aus Sicht des Profilers Martin Abel, sondern auch aus der Perspektive des Täters selbst, inklusive seiner Vergangenheit die ihn zu dem machte was er heute ist und der Grund ist weshalb er auf dieser ganz eigenen Killermission ist.

Der Schreibstil ist angenehm, flüssig und packend wie der Plot selbst. Hier wird der Leser mehrmals subtil auf falsche Fährten gelockt, um dann mit einer Auflösung mit KAWUMM-Effekt aufzuwarten.
Die Spannung wird hier von Anfang bis Ende konstant hochgehalten, sodass man als Leser nicht und nicht aufhören kann zu lesen. Selbst wenn einem die Gänsehaut rauf und runter läuft oder so manche Szene ekelhaft wie nur was ist - man MUSS weiterlesen.

Die Charakterzeichnungen sind äußerst gelungen und die Protagonisten agieren und reagieren nachvollziehbar und authentisch.
Nur mit Abels Schülerin Hannah Christ hatte ich zu kämpfen. Eine Klugscheißerin vom Feinsten, obwohl keine Ahnung von irgendwas, arrogant und präpotent. Ich hätte sie mehrmals am liebsten durch das Buch schnalzen mögen.
Und dann, von einem Moment auf den nächsten ist sie scharf auf Abel und knutscht mit ihm rum. Das Einzige was mir da durch den Kopf ging war - WTF?!
Ab diesem Zeitpunkt gab es hin und wieder schnulzige Szenen, die so gar nicht zum Rest des Thrillers passen wollten. Wieso müssen Autoren immer wieder eine Liebesschnulzerei in einen Thriller einbauen? ich finde das mehr als unnötig und kann einen guten Thriller wirklich ruinieren.
Da sich diese Szenen hier jedoch in Grenzen halten, lief es auf 1-Stern-Abzug hinaus.

Fazit:
Außer dem oben genannten Manko war dieser Thriller perfekt. Spannend von Anfang bis Ende, sodass ich das Buch fast in einem Rutsch gelesen habe.
Ein Thriller der mich packen und nicht mehr loslassen wollte.
Ein Thriller er einem unter die Haut geht und
ein Thriller den man gelesen haben muss.
Mit diesem Autor bekommt so mancher Thriller-Guru Konkurrenz.
Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.10.2016

Mit diesem Roman taucht man in das London des frühen 18. Jahrhunderts ein - spannend, authentisch und interessant zugleich.

Das Teufelsloch
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Als der junge Tom Hawkins im Jahre 1727 unter zwielichtigen Umständen ins Marshalsea geworfen wird, haben sich die Bedingungen soeben verschärft: Der grausame Mord an einem Insassen soll als Selbstmord ...

Als der junge Tom Hawkins im Jahre 1727 unter zwielichtigen Umständen ins Marshalsea geworfen wird, haben sich die Bedingungen soeben verschärft: Der grausame Mord an einem Insassen soll als Selbstmord vertuscht werden, die Witwe des Unglücklichen schreit nach Rache. Tom ist es, der Licht ins Dunkel bringen soll - eine Idee, an der sein düsterer Zellengenosse Fleet sogleich Gefallen findet. Doch Tom ist auf der Hut, gilt Fleet doch selbst bei den abgebrühtesten Bütteln des Marshalsea als skrupelloser Ränkeschmied - und schlimmer noch, als Ausgeburt des Teufels....(Klappentext)

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The Marshalsea: jahrhundertelang Londons berühmt-berüchtigtes Schuldgefängnis. Im frühen 18. Jahrhundert ein Sumpf voller armer Teufel jeglicher Herkunft. Und hinter den Gefängnistoren: gnadenloser Konkurrenzkampf. Wer geschickt war, schlug sich auf die Seite der Privilegierten - wer nicht, verrottete binnen Tagen eingepfercht mit den Ärmsten der Armen.

Dieser Kriminalroman entführt den Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts und ist auf historischen Tatsachen aufgebaut. Die Story selbst ist fiktiv, jedoch aufgrund des historischen Hintergrunds mehr als nur authentisch. Selbst so manche Figuren in diesem Roman basieren auf echten Personen, die um 1727 im Marshalsea und im Borough lebten. Und genau das macht dies alles noch um Ecken interessanter.

Der flüssige und angenehme Schreibstil unterstreicht diese Authentizität nochmals. Die Autorin bedient sich teilweise dem damals üblichen und etwas ruppigen Jargon. Zudem ist es ihr gelungen die damalige Atmosphäre einzufangen und so ein äußerst gelungenes Setting zu kreieren.
Die Charakterzeichnungen sind gut ausgearbeitet. Hier gibt es nicht nur die Guten und die Bösen, die Sympathischen und Unsympathischen. Selbst der Hauptprotagonist Tom Hawkins hat Dreck am Stecken und ist anfangs alles andere als ein Sympathieträger. Ein Gentleman, der sich mit Glücksspiel über Wasser hält, dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ist und dem ehrliche Arbeit einfach zu anstrengend und zuwider ist. Da hält er sich doch lieber an reiche Damen, denen er Geld aus der Tasche zieht.
Doch im Laufe der Geschichte macht dieser, sowie so manch anderer Charakter, eine Entwicklung und Veränderung durch, jedoch nicht so stark, um ins Unglaubwürdige abzutrifften. Diesen schmalen Grad zwischen Authentizität und Unglaubwürdigkeit können nur wenige Autoren bewältigen. Diese Autorin hat es aber drauf.

Hier muss man trotzdem etwas Geduld mitbringen bis man zur eigentlichen Story gelangt, denn die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich hauptsächlich mit der Beschreibung des Marshalsea, dessen Strukturen und "Bewohnern" und der Vorgeschichte von Tom.
Dies ist durchaus interessant, was an der guten Recherche und dem Schreibstil der Autorin liegt. Ich empfand diesen Teil der Story ebenso genial wie die eigentliche Kriminalgeschichte, die dann ab der zweiten Hälfte des Buches folgt.
Hier kommt es dann schließlich zu einem gelungenen Spannungsaufbau und die Story nimmt ordentlich an Fahrt zu. Es ist nichts mehr wie es scheint und es kommt mehrmals zu einer überraschenden Wendung.
Auch die Auflösung hält eine Überraschung bereit und konnte mich überzeugen.
Man wird also für die lange Vorgeschichte aufs Beste belohnt.

Zudem beinhaltet dieser Roman Historische Anmerkungen bezüglich des damaligen Lebens in London, zum Marshalsea, sowie zu den historischen Figuren, welche sich in diesem Roman tummeln. Auch ein Glossar ist vorhanden.
Somit kann man als Leser in das London des frühen 18. Jahrhunderts abtauchen und gewisse Zusammenhänge besser verstehen.

Fazit:
Ich liebe historische Romane, Krimis und Thriller und das London des 18. Jahrhunderts. Dieses Buch beinhaltet somit alle meine Lesevorlieben. Dazu konnte es noch durch seine Authentizität, den Schreibstil und historischen Fakten punkten und beinhaltete auch noch einen tollen Krimi.
Daher gibt es von mir eine absolute Leseempfehlung!!