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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2017

Familiengeschichte mit Tiefgang

Sonntags fehlst du am meisten
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Trotz des sehr fröhlichen Covers hatte ich aufgrund des Titels nicht mit einer durchgehend heiteren Familiengeschichte gerechnet, aber auch nicht mit so einer emotionalen und zum Nachdenken anregenden ...

Trotz des sehr fröhlichen Covers hatte ich aufgrund des Titels nicht mit einer durchgehend heiteren Familiengeschichte gerechnet, aber auch nicht mit so einer emotionalen und zum Nachdenken anregenden Erzählung.
Über einen Zeitraum von etwas über 70 Jahren wird hier die Beziehung zwischen Karl Winter und seiner Tochter Caro wiedergegeben. Karl ist ein Selfmade-Mann, der sich schon sehr früh als siebenjähriger Junge in der Nachkriegszeit in der Rolle als Beschützer und Ernährer für seine geliebte Mutter und seine beiden Schwestern wiederfand. Diese extreme Beschützerrolle nimmt er auch gegenüber seiner Tochter Caro – seiner Prinzessin – wahr.
Caro, das Lieblingskind ihres Vaters wächst mit dem sprichwörtlichen goldenen Löffel im Mund auf. Vater und Tochter haben eine sehr enge Beziehung obwohl Carl als selbständiger Bauunternehmer wenig Zeit für die Familie hat. Als Ausgleich überhäuft er seine Tochter mit Geschenken.
In der Familie werden Probleme nicht angesprochen sondern unter den Teppich gekehrt; auch gibt es keine Streitkultur. Caro kommt immer weniger mit ihrem Leben, in dem wichtige Entscheidungen von anderen für sie getroffen werden, zurecht und wird zur Alkoholikerin. Nach einem Unfall kommt es zum Bruch mit ihrem innig geliebten Vater. Ab diesem Zeitpunkt kämpft sie sich Schritt für Schritt aus der Sucht zurück ins Leben. Der schwerste Schritt liegt aber vor ihr – ein Wiedersehen mit dem Vater anlässlich der goldenen Hochzeit ihrer Eltern.
Neben diesen beiden Protagonisten nimmt Maria Schneider noch eine sehr wichtige Rolle ein. Es handelt sich um eine betagte, aber noch rüstige sehr sympathische Dame. Von ihr ist mir besonders folgende Aussage in Erinnerung geblieben: Probleme sind wie Unkraut. Entweder man geht dagegen an, oder sie wachsen einem irgendwann über den Kopf. Aber was einen bestimmt nicht weiterbringt, ist Selbstmitleid.
Die handelnden Personen sind sehr stringent gezeichnet und kommen sehr realistisch rüber.
In einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln wechseln die Sichtweisen ständig sowohl zwischen Karl und Caro als auch Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Durch die jeweils angegebene Jahreszahl bleibt es aber übersichtlich.
Eine Familiengeschichte mit vielen Emotionen, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 22.09.2017

Spannender und komplexer Krimi - oder auch ein Agententhriller

Stimme der Toten
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Stimme der Toten ist nach Zeugin der Toten der zweite Band um die Tatortreinigerin Judith Kepler. Man muss den Vorgänger aber nicht unbedingt gelesen haben, um der Handlung folgen zu können. Im Prolog ...

Stimme der Toten ist nach Zeugin der Toten der zweite Band um die Tatortreinigerin Judith Kepler. Man muss den Vorgänger aber nicht unbedingt gelesen haben, um der Handlung folgen zu können. Im Prolog gibt es einen kurzen Abriss mit den wichtigsten Informationen, die zum Verständnis erforderlich sind.

In einer international tätigen Bank hat es einen Todesfall gegeben und Judith wird als Cleaner an den Ort des Geschehens geschickt. Sie entdeckt etwas, das die Polizei an den vermeintlichen Selbstmord zweifeln lässt.

Auf einmal befindet sich Judith in einem groß angelegten Sabotage-Plan mitten zwischen Agenten und ehemaligen Agenten und die Spuren gehen weit zurück bis zu Zeiten der DDR und tangieren auch Judiths Kindheit. Unmöglich zu sagen, wem sie noch trauen kann oder wer sie nur für die eigenen Zwecke missbraucht. Es ist ein komplex angelegtes Verwirrspiel mit einigen unvorhergesehenen Wendungen.

Sehr aufregend und anschaulich geschildert fand ich auch den Neben-Schauplatz als Judith privat mit der Nazi-Szene in Berührung kommt.

Persönlich mag ich ja den etwas verschrobenen und kratzbürstigen Charakter der Protagonistin obwohl sie es dem Leser nicht einfach macht, sie zu mögen. Die Umsetzung ist der Autorin perfekt gelungen.

Trotz des nicht simplen Schreibstils lässt sich die Geschichte sehr flüssig lesen. Obwohl das Buch mit über 500 Seiten sehr umfangreich ist, weist die Geschichte keine Längen auf und Spannung ist jederzeit gewährleistet.

Mir hat auch dieses Buch von Elisabeth Herrmann sehr gut gefallen und ich vergebe 5 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Kein Krimi im eigentlichen Sinn, aber spannend wie einer

Ermordung des Glücks
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Der Titel ist so passend! Der elfjährige Lennard wird seit 34 Tagen vermisst und dann tot aufgefunden. Mit diesem Tag schwinden alle Hoffnungen der Eltern, Verwandten und auch der ermittelnden Polizisten.
In ...

Der Titel ist so passend! Der elfjährige Lennard wird seit 34 Tagen vermisst und dann tot aufgefunden. Mit diesem Tag schwinden alle Hoffnungen der Eltern, Verwandten und auch der ermittelnden Polizisten.
In einem sehr intensiven und gefühlvollen Erzählstil schildert Friedrich Ani die Emotionen der beteiligten Personen. Er bleibt dabei nicht an der Oberfläche sondern dringend viel, viel tiefer. Er zeigt auf wie sich nicht nur das Leben der direkt betroffenen Personen wie Eltern und Verwandte des Opfers ändert sondern auch welchen Einfluss die Ermittlungen auf Verdächtige und nicht zuletzt die ermittelnden Beamten hat.
Obwohl es sich in dieser Geschichte um einen Mord und dessen Aufklärung handelt, haben wir es nicht mit einem Krimi im eigentlichen Sinn zu tun. Dennoch ist die Geschichte spannend.
Das Buch hat alles was eine gute Geschichte braucht: Emotionen, Spannung, überraschende Wendungen und nicht zuletzt überzeugend dargestellte Protagonisten.
Von mir bekommt das Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung und 5 wohlverdiente Sterne.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Spannende Fortsetzung der Reihe

Wildeule
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Bei dem Buch handelt es sich nach „Kaninchenherz“ und „Fuchskind“ um den dritten Fall der ehemaligen Kommissarin und jetzigen Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes. Da ich bereits die Vorgänger gelesen habe, ...

Bei dem Buch handelt es sich nach „Kaninchenherz“ und „Fuchskind“ um den dritten Fall der ehemaligen Kommissarin und jetzigen Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes. Da ich bereits die Vorgänger gelesen habe, habe ich mich auf diesen Fall gefreut und wurde nicht enttäuscht. Bereits nach den ersten Seiten war es ein Gefühl von „nach Hause kommen“.

In diesem Fall ist es sowohl ihrer Aufmerksamkeit als auch ihrer Beharrlichkeit zu verdanken, dass ein Mord ans Licht kommt. Gesine hat sich aus ihrem ehemaligen Leben ganz zurückgezogen und hat nicht mehr viele Freunde und ausgerechnet einer dieser Freunde gerät unter Mordverdacht. Ein zusätzlicher Grund für Gesine wieder selbst Ermittlungen anzustellen.

Die Geschichte ist spannend erzählt und hat einige Wendungen, so dass es weder für Gesine noch den Leser einfach ist, den wahren Täter zu entlarven.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Leider war ich dadurch auch ruck zuck am Ende des Buches angelangt und muss jetzt auf eine Fortsetzung hoffen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Lesenswerter Afrika-Roman

Der Sandmaler
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Als absoluter Mankell-Fan sowohl was die Krimis als auch die Afrika-Romane angeht, war dieses Buch ein unbedingtes Muss für mich.

Elisabeth und Stefan kennen sich aus der Schule und treffen sich zufällig ...

Als absoluter Mankell-Fan sowohl was die Krimis als auch die Afrika-Romane angeht, war dieses Buch ein unbedingtes Muss für mich.

Elisabeth und Stefan kennen sich aus der Schule und treffen sich zufällig auf einer Afrikareise wieder. Dort lernen sie den dritten Protagonisten Sven kennen, der viel Interessantes über Land und Leute zu berichten weiß.

Dieses Buch ist nach Mankells erster Afrikareise entstanden und man merkt wie sehr ihn dieses Land beeindruckt hat. In diesem Büchlein schildert er den krassen Unterschied zwischen den europäischen und afrikanischen Lebensumständen anhand von Situationen und Begegnungen, die Elisabeth während ihres Urlaubes macht. Elisabeth interessiert sich für Land und Leute und erkennt zum Teil die Auswirkungen der Kolonialherrschaft und der Globalisierung.

Ganz anders Stefan, der sich den Afrikanern überlegen fühlt, den Luxus für wenig Geld genießt und an Sex mit einer Schwarzen interessiert ist.

In kurzen, aber eindringlichen Sätzen geschrieben, lässt sich das Der Sandmaler schnell und flüssig lesen.

Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und von mir eine unbedingte Leseempfehlung erhält.