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Veröffentlicht am 26.07.2020

Find me

Find Me Finde mich
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Obwohl der Schreibstil von "Call Me by Your Name" damals schon nicht ganz meins war, mochte ich das Buch. Aciman schaffte es, Jugend, Sommer und die erste Liebe so einzufangen, dass ich mich darin wiederfand. ...

Obwohl der Schreibstil von "Call Me by Your Name" damals schon nicht ganz meins war, mochte ich das Buch. Aciman schaffte es, Jugend, Sommer und die erste Liebe so einzufangen, dass ich mich darin wiederfand. Darum habe ich bei dieser Fortsetzung nicht gezögert - was wohl ein Fehler war. Ich hätte mich vorher über die Thematik informieren sollen.

"Find Me" hat drei Parts und startet mit Elios Vater, der im Zug eine viel (!) jüngere und natürlich wunderschöne Frau kennenlernt. Die beiden kommen auf merkwürdige und für mich nicht ganz glaubhafte Weise ins Gespräch. Es folgt eine Einladung zum Vater der Frau (auch irgendwie komisch, einen Fremden aus dem Zug mit zu seiner Familie zu nehmen), danach finden seitenlange, prä­ten­ti­öse ("Nichts konnte mich je richtig glücklich machen, ich komme nirgends wirklich an, ich lese Dostojewski, blablabla") und stinklangweilige Gespräche statt.

Die junge Frau ist natürlich eigensinnig und unabhängig, was man daran erkennt, dass sie lässig Zigaretten raucht. Und sie ist nicht so wie die anderen Frauen, weil sie sich nicht die Nägel lackiert. Ernsthaft. eyeroll Ich finde es ja sowieso schon problematisch, wenn Frauen immer als besonders begehrenswert und toll dargestellt werden, indem der Autor sie von anderen Frauen abgrenzt. Aber das ist einfach albern.

Wenn es bei der Langeweile und den Merkwürdigkeiten geblieben wäre, hätte ich dem Buch für den ein oder anderen schönen Satz vielleicht doch noch einen Stern mehr gegeben, aber es wurde leider auch noch richtig unangenehm. Ich stehe nämlich überhaupt nicht auf diese krassen Altersunterschiede und bei den Gedanken des alten Mannes ("Ich will ihren Hals küssen, ihre Schultern berühren, sie überall streicheln" etc.) haben sich mir die Zehennägel hochgerollt. Als es dann intimer zwischen den beiden wurde, bin ich in den Schnelllesemodus geswitcht, weil es für mich einfach nur "irks" war und sich wie eine typisch männliche Fantasie las.

Leider wurde es in Elios Abschnitt nicht besser, denn auch er lernt einen viel älteren Mann kennen. Die Gespräche sind ähnlich cringy und unnatürlich, dann gehen die beiden zusammen nach Hause. Der alte Typ (Michel) sagt, Elio erinnere ihn an seinen Sohn (sexy, nich'?), dann duschen sie gemeinsam, wobei sich Elio "wie ein Kleinkind" fühlt. Als er danach am ganzen Körper von Michel eingecremt wird, erinnert ihn das an seinen Vater, anschließend haben die beiden Sex. Ich weiß nicht, ob man da noch von Geschmackssache reden kann, aber sowas finde ich weder romatisch noch leidenschaftlich oder sexy. Im Gegenteil, ich hätte mich schütteln können.

Olivers Part ist dann wieder so langweilig, dass ich mich durchquälen musste und am Ende war ich so weit, dass ich mich für keinen der Charaktere, die ich im ersten Teil so unbedingt zusammen sehen wollte, überhaupt noch richtig interessierte.

Ach, ich bin einfach ziemlich enttäuscht... aber am Ende ist das wie immer nur mein persönlicher und rein subjektiver Leseeidruck.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Offline

Offline - Du wolltest nicht erreichbar sein. Jetzt sitzt du in der Falle.
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Man kann mich sehr einfach sehr glücklich machen, indem man mir eine Geschichte gibt, die irgendwas mit einem Gebäude zu tun hat, das alt und verlassen ist, Geheimnisse oder Schrecken birgt. Dabei ist ...

Man kann mich sehr einfach sehr glücklich machen, indem man mir eine Geschichte gibt, die irgendwas mit einem Gebäude zu tun hat, das alt und verlassen ist, Geheimnisse oder Schrecken birgt. Dabei ist es mir ganz egal, ob das Genre Fantasy, Horror oder Thriller ist, denn ich könnte stundenlang mit den Protas auf Erkundungstour gehen.

Da Offline in einem alten, nur zum Teil renovierten und abgelegenen Hotel spielt, musste ich es natürlich lesen.

Eine kleine Gruppe möchte die Digital Detox Erfahrung machen und ein paar Tage lang ohne Handy und Internet auskommen. Das alles in den Bergen, keine weitere Menschenseele weit und breit. Naja, bis auf zwei Hausmeister, die sich in dieser Zeit um das Hotel kümmern.

Mit dabei ist Jenny, Chefin eines kleinen Teams, das geschlossen an dieser Aktion teilnimmt. Sie begleiten wir über den Großteil des Buches, dabei bleibt sie überraschend blass. Der Rest der Truppe besteht aus ein paar Klischees, wie den markigen Sprücheklopfer, den dicken (und nicht so gut riechenden) Nerd, das ätzende reiche Ehepaar, die eher Schüchterne usw. Das finde ich an sich nicht so schlimm, das kennt man von Thrillern dieser Art. Ein bisschen schade fand ich aber, dass alle gleich klingen. Klar gibt es den ein oder die andere, die mal ein Schimpfwort raushauen, aber ich meine einen echten Dialekt oder eine bestimmte Art Slang, die den Hintergrund des Charakters besser rauskommen lässt. So sprechen einfach alle im selben gestelzten Hochdeutsch, was die Gespräche manchmal etwas unnatürlich oder hölzern wirken lässt.

So viel Hotelerkundung gab es dann leider auch nicht. Nachdem die erste Person verschwunden ist, ziehen alle los und suchen, das gleiche bei der zweiten Person - und das waren auch die spannensten Momente. Eine Szene ist sogar richtig schön unheimlich, wie ich es mag.

Ansonsten gibt es sehr lange "wer könnte es gewesen sein" Gespräche, die wieder und wieder in "beschuldigst du etwa mich?" Geschreie enden. Das meiste davon im selben Raum, was nach einiger Zeit etwas ermüdend ist, weil diese geniale Kulisse doch eigentlich so viel hergibt.

Der Twist am Ende war für mich keiner, weil ich es relativ schnell raushatte, aber natürlich liest man trotzdem gespannt weiter, in der Hoffnung, sich vielleicht doch zu täuschen. So ganz glücklich bin ich mit der Auflösung nicht, aber es wäre leider ein dicker Spoiler, wenn ich da näher auf das eingehe, was sich so unangenehm unnötig durch das Buch zieht. Thriller halt, schwer zu rezensieren ohne zu viel zu verraten. ;)

Am Ende kommt es wohl drauf an, was man erwartet. Ich wollte einen schönen und einfachen Thriller in simpler Sprache, den ich mal eben so nebenbei weglesen kann und über den ich danach nicht mehr groß nachdenken muss und den habe ich auch bekommen. Dafür drei Sterne, für meine Kritikpunkte ziehe ich zwei ab.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Verity

Verity
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2,5 Sterne, aufgerundet.


Ich habe vor vielen Jahren das letzte mal ein Colleen Hoover Buch gelesen und war nicht allzu begeistert. Für mich ist ihr Zeug eher unangenehm bis creepy, was dem Genre, in ...

2,5 Sterne, aufgerundet.


Ich habe vor vielen Jahren das letzte mal ein Colleen Hoover Buch gelesen und war nicht allzu begeistert. Für mich ist ihr Zeug eher unangenehm bis creepy, was dem Genre, in dem sie hauptsächlich schreibt (Romance), nicht grade zuträglich ist. Allerdings sind viele Menschen, die Hoover sonst auch eher kritisch gegenüber stehen, der Meinung, dass genau das zu ihren "Thrillern" passt. (Ich schreibe Thriller in Anführungszeichen, denn so richtig einer ist es irgendwie auch nicht)

Und so habe ich beschlossen, es doch nochmal mit ihr zu probieren.

In Verity geht es um Lowen, eine drittklassige Schriftstellerin, die (wie alle Hoover-Charaktere) einige Schicksalsschläge und jede Menge Drama mit sich herumschleppt. Sie wird unmittelbare und mit Blut besudelte Zeugin eines schlimmen Verkehrsunfalls und trifft in dieser hanebüchenen und merkwürdigen Situation auf einer öffentlichen Toilette Jeremy - der sich dann wenig später rein zufällig als ihr neuer Auftraggeber herausstellt. Lowen soll die super erfolgreiche Buchreihe seiner Ehefrau fortführen. Die liegt in einer Art Wachkoma, denn ihre beiden Zwillingsmädchen sind kurz hintereinander ums Leben gekommen und sie ist aus Verzweiflung gegen einen Baum gefahren.

Lowen soll einige Zeit auf dem Anwesen der beiden verbringen und sich in Veritys Unterlagen einarbeiten. Dabei findet sie ein geheimnisvolles, autobiografisches Manuskript, das Schockierendes offenbart...

Irgendwie hätte das alles Stoff für eine richtig gruselige Geschichte und krasse Wendungen gegeben, aber leider verliert sich Hoover dann doch wieder in die Romanze, denn natürlich verliebt sich Lowen in Jeremy (von Anfang an... Insta-Attraction ahoi). Und ich muss ganz ehrlich gestehen, dass sowas überhaupt nicht mein Ding ist. Da liegt die Ehefrau oben im Wachkoma und Lowen denkt die ganze Zeit nur an Sex mit Jeremy! Und das ist das nächste Ding: es geht fast nur um Sex. Lowen offenbart uns, wie es mit ihren früheren Partnern so war und verliert sich wenig später in Fantasien über den verheirateten Mann, der seine beiden Mädchen verloren hat. Auch Verity ergießt sich in ihrem Manuskript in endlosen Sexszenen. Und natürlich kommt es irgendwann wie es kommen muss (das ist echt kein Spoiler, es ist von Anfang an klar) und Lowen und Jeremy vögeln ausgiebig. Denn der tolle und ach so aufopfernde Ehemann hat leider nie so eine richtige Seelenverwandtschaft zu seiner Frau gespürt, auch wenn er sie geliebt hat. Aber bei Lowen (die sich selbst optisch übrigens als übermüdet und abgewrackt beschreibt) war's sofort um ihn geschehen! Bereits am ersten Tag als er sie mit blutverschmierter Bluse auf dem Klo gesehen hat!

Und immerhin, Hoover gibt sich richtig Mühe, Verity so schlimm wie möglich darzustellen, um das alles zu rechtfertigen, sogar zu romantisieren und Lowen daneben besser aussehen zu lassen (auch wenn das Ende einen eventuellen, winzigen Dreh bringt, darüber schreibe ich aber natürlich nichts weiter).

Und Jeremy, oh Gott... wir erleben diesen Typen nur durch die Linse zweier völlig vernebelter Frauen, aber es scheint, als wäre er der perfekte Ehemann, Vater und Liebhaber. Und er hat den Magic Dick™. Mit dem kann er mit minimalstem Aufwand (und natürliche ohne böse Vorlieben oder Fetische, denn sowas ist in Hoovers Welt verpönt) die Frauen um den Verstand bringen. Oh, und zum Thema Verhütung (keine Kondome da und Lowen nimmt keine Pille) sagt er, er passt schon auf... was ein Traummann, oder?

Vom Sex abgesehen habe ich nicht verstanden, was diese Frauen überhaupt mit ihm wollten. Da war keine Chemie, weder bei Verity noch bei Lowen. Ich hätte mir so sehr ein bisschen "show, don't tell" gewünscht. Was haben sie gemeinsam, warum verbringen sie gern Zeit miteinander? Wie sind diese Verliebtheitsgefühle gewachsen? Der einzige Moment, den Lowen und Jeremy teilen, ist das Klischee unterm Sternenhimmel, während die beiden ihr schweres Los und ihre ganzen Schicksalsschläge darlegen. Sorry, aber das reicht mir nicht. Ausschließlich darüber schafft man keine glaubwürdige und ehrliche Verbindung, zumindest für mich nicht.

Nun stehen hier ja trotz aller Kritik drei Sterne und das hat auch seinen Grund. Das Buch ist gut geschrieben und hat eine gewisse Sogwirkung. Die unangenehme Stimmung im Haus lief auch auf mich über und hat mir sehr gefallen. Das stückweise eingebaute Manuskript schafft einen guten Spannungsbogen. Die Auflösung lässt mich aber etwas zwiegespalten zurück.

Am Ende ist es ein Buch über mindestens eine völlig kaputte Frau im Gone Girl Stil (wer das ist, muss man wohl selbst entscheiden... ich weiß, wer mir lieber ist) und einen ('tschuldigung) Vollhonk. Der einzige, den ich wirklich ein bisschen mochte, war der kleine Crew, der jüngste Sohn von Verity und Jeremy. Aber auch diese Antipathie was die Protas angeht muss man erstmal entstehen lassen können und schlimmer wär's gewesen, wenn ich gar nichts gefühlt hätte.

(Bitte dran denken: das ist mein ganz persönlicher und rein subjektiver Leseeindruck)

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Fake Facts

Fake Facts
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"Fake Facts" ist thematisch höchst aktuell. Bevor ich meinen Facebook-Account im März löschte, sind mir immer wieder merkwürdige Beiträge von Bekannten und sogar Verwandten augefallen, die mir ein mulmiges ...

"Fake Facts" ist thematisch höchst aktuell. Bevor ich meinen Facebook-Account im März löschte, sind mir immer wieder merkwürdige Beiträge von Bekannten und sogar Verwandten augefallen, die mir ein mulmiges Gefühl bereitet haben.

Verschwörungstheorien scheinen in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Und sie ebnen häufig den Weg zur politischen und privaten Radikalisierung.

Das Thema treibt mich um, interessiert mich und macht mir Angst. Schon alleine deshalb war ich sehr gespannt auf dieses Buch. Wer hier jedoch ein bloßes Eindreschen auf "Aluhutträger" erwartet, sollte weiter suchen. Gleich zu Beginn wird klargestellt, dass eine Debatte von oben herab nichts bringt und dass wir alle eine mehr oder weniger ausgeprägte Verschwörungsmentalität haben. Das muss nichts Schlechtes sein, denn natürlich hat es in der Geschichte der Menschheit immer mal wieder tatsächliche Verschwörungen gegeben, die aufgedeckt wurden. Und blindes, kritikloses Vertrauen in alles und jeden funktioniert eben auch nicht. So gibt es gleich zur Einstimmung erstmal einen kleinen Test, mit dem man seinen eigenen "Verschwörungswert" herausfinden kann.

Richtig los geht es dann mit nach Kapiteln aufgeteilten Bereichen, bei denen es besonders häufig zu Verschwörungserzählungen kommt. So geht es um den Tod bekannter Persönlichkeiten, Terroranschläge, Krankheiten, das Gesundheitswesen, Antisemitismus, die flache Erde etc. Dabei gibt es Erklärungen: woran wird geglaubt, wo kommt das her und wer ist da überdurchschnittlich häufig anfällig?

Viele dieser Erzählungen kenne ich als Person, die täglich das Internet nutzt natürlich. Trotzdem war auch einiges dabei, was mich ein wenig überrascht hat. Dass es doch so viel zu Prinzessin Diana gibt, war mir gar nicht so bewusst.

Die größte Überraschung war für mich aber, wie sehr Esoterik und rechte Ideologie zusammenhängen. Ich glaube, grade als Frau wird man ja früher oder später mit diesem Kram konfrontiert. Als Jugendliche hatte ich ein Pendel, das als Extra in einer Mädchenzeitschrift daherkam. Damals war ich großer "Charmed"-Fan und es gab unfassbar viele "Hexenbücher", die von ProSieben zur Serie vermarktet wurden und die ich geschenkt bekam. Mein 15-jähriges Ich hat das alles ziemlich ernst genommen. Zum Glück bin ich dem entwachsen und Kartenlegen ist für mich heute nur noch ein lustiger Partygag. Trotzdem hätte ich bis vor einiger Zeit noch naiv gesagt, dass diese Szene recht friedlich, offen und freundlich ist. Ohne Zweifel kann sie das in Teilen auch sein, dennoch scheint dort sehr viel Potenzial für Menschenfeindlichkeit zu stecken. Die Autorinnen berichten von ihrem Besuch auf einer Esoterik-Messe und ich war wirklich baff über die homophoben, sexistischen, rassistischen und einfach nur menschenfeindlichen Weltbilder, die es dort gibt. Dazu wird der Ursprung esoterischer Glaubensrichtungen etwas aufgedröselt und die Verbindung zur rechten Szene erläutert, was ich zwar interessant, aber auch super erschreckend fand. Und natürlich sollte man nie vergessen, dass es bei all dem eben auch einfach ums Geld geht. Die bieten dort ihre Heilsteine, Energiewasser, Heilung durch Handauflegen und was nichts alles ja nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern verkaufen ihr Zeug zu teilweise horrenden Preisen. Mit Angst lässt sich halt gut Kassen machen

Zu Linken und Verschwörungserzählungen gibt es natürlich auch ein Kapitel, wobei das Problem dort aber wesentlich kleiner zu sein scheint.

Weiter hinten bekommen wir dann ein paar Tipps, wie damit umzugehen ist, wenn jemand aus dem eigenen Umfeld abdriftet. Leider ist es sehr anstrengend und oft auch fruchtlos, da zu diskutieren. Die Autorinnen plädieren für Geduld und machen deutlich, dass das Runterrattern von Fakten wohl eher nichts bringt. Sie sehen das Gegenhalten aber als Zivilcourage und ja, ich stimme zum Teil auch zu. Grade bei jeglicher Form der Menschenfeindlichkeit sollte man nicht still sein. Allerdings fehlte mir hier die Möglichkeit, es auch einfach gut sein zu lassen und notfalls den Kontakt abzubrechen. Denn es kostet wahnsinnig viel Zeit, Kraft und Energie mit diesen Menschen zu diskutieren und sie dabei wie rohe Eier oder scheue Rehe zu behandeln. All das kann auch zur Folge haben, dass man selbst angegriffen und beleidigt wird - auch von Familienmitgliedern. Die Option, sich da rausziehen zu können, sollte man dann schon haben.

Glücklicherweise machen die Autorinnen im nächsten Abschnitt nochmal deutlich, dass Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben, eben nicht nur bloße Opfer sind und dass ihre Haltung super gefährlich werden kann.

Alles in allem ein sehr interessantes Buch, das nochmal einige Denkanstöße mitgibt und sehr angenehm flüssig zu lesen ist. Mir hat es richtig gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.05.2020

How Not to Diet

How Not to Diet
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Ich interessiere mich ja sehr für Ernährung, vor allem deshalb, weil ich chronisch krank bin und gemerkt habe, dass es mir besser geht, wenn ich nicht nur Müll in mich hinein stopfe.

Leider bin ich mit ...

Ich interessiere mich ja sehr für Ernährung, vor allem deshalb, weil ich chronisch krank bin und gemerkt habe, dass es mir besser geht, wenn ich nicht nur Müll in mich hinein stopfe.

Leider bin ich mit den meisten Ratgebern nicht zufrieden, denn oft steht nur eine Ernährungsform im Vordergrund, die angepriesen und als einzig wahre Lösung verkauft wird. Deren Jünger:innen springen dann auf alle, die eine andere Meinung vertreten.

Mein letzter Ausflug ging in Richtung intuitives Essen, was ich weiterhin nicht schlecht finde. Das dazugehörige Buch hat mich aber leider überhaupt nicht überzeugt. Vor allem der offensichtliche Versuch, ordentlich Geld mit Programmen und Produkten zu scheffeln, hat mich abgeschreckt. Umso schöner, dass Greger das Geld, das er mit seinen Büchern einnimmt, komplett spendet!

"How Not to Diet" ist ein ganz schön dicker Wälzer geworden. Der Autor liefert wahnsinnig viele Infos, rattert eine Studie nach der anderen runter, wirft mit Fachbegriffen um sich und geht verschiedene Diätformen und deren Nutzen durch.

Anfangs geht es viel um den Schrott, den wir so essen. Dabei wird sich hauptsächlich auf die erschreckende Ernährungssituation in den USA bezogen, aber auch bei uns gibt es Nachholbedarf, was Zucker-, Salz- und Fettmengen angeht.

Interessant finde ich, dass Greger sehr scharf gegen die Lebensmittelindustrie schießt, die ja darauf angewiesen ist, dass Menschen immer mehr essen, damit sich die Gewinne stetig steigern. Er bezeichnet Übergewicht als normale Reaktion des Körpers auf eine unnormale Welt. Denn früher war noch nicht abzusehen, dass man einen fertigen Kuchenriegel ohne großen Aufwand einfach so jederzeit kaufen kann - und der Körper sucht nun mal automatisch nach kalorienreichen Lebensmitteln. Der Autor nimmt die Schuld und den Druck vom Einzelnen und sieht unter anderem auch das System kritisch und die Regierung in der Pflicht.

Die Tipps zur gesunden Ernährung haben mir gefallen, auch wenn natürlich manches - wie z.B. viel Gemüse - klar sein sollte. Es werden aber auch Superfoods wie Chia- und Leinsamen unter die Lupe genommen.

Spannend ist sicher für viele auch, dass beim Essen nicht nur das Was, sondern auch das Wie und sogar das Wann zählen. Von Chronobiologie hatte ich tatsächlich noch nichts gehört!

Ernährung ist eben am Ende wahnsinnig kompliziert und wir lernen immer wieder Neues dazu.

"How Not to Diet" liefert den aktuellen wissenschaftlichen Stand und ist auf jeden Fall empfehlenswert.

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