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Veröffentlicht am 09.08.2019

Stalking & Spionage

Elanus
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Ich befinde mich grade in einem Bewertungsdilemma und einmal mehr wünsche ich mir, man könnte halbe Sterne vergeben. Dann wären es nämlich 3,5.
So musste ich überlegen, ob ich auf- oder abrunde und habe ...

Ich befinde mich grade in einem Bewertungsdilemma und einmal mehr wünsche ich mir, man könnte halbe Sterne vergeben. Dann wären es nämlich 3,5.
So musste ich überlegen, ob ich auf- oder abrunde und habe ich mich aus Respekt vor der ganzen Arbeit, Zeit und Mühe, die in so einem Buch stecken für's Aufrunden entschieden.

Sollte ich mich übrigens eher vage ausdrücken, liegt es daran, dass ich nichts spoilern will. Thriller sind sehr schwer zu rezensieren, ohne anderen den Spaß zu verderben.

So, nun aber zum Inhalt.
Jona ist 17, hochbegabt, eine soziale Niete und trägt ein kleines Geheimnis mit sich herum: Er besitzt nämliche eine selbstgebaute Drohne, mit der er jeden ausspionieren kann.
Da er nun an einer Elite-Uni studieren darf, wohnt er vorerst bei einer Gastfamilie.
Bereits zu Beginn seines Aufenthalts begegnet Jona einem Mädchen, das ihm nicht so schnell aus dem Kopf geht. Im Teenager-Liebestaumel schickt er ihr seine Drohne hinterher und findet etwas Interessantes über sie heraus.
Nach einer nicht so netten Abfuhr beschließt er, sich mit Drohbriefchen an ihr zu rächen, doch dann erschüttert der plötzliche Selbstmord eines Dozenten die Uni.
Hat Jonas Brief etwas damit zutun? Und warum benehmen sich seine Gasteltern so merkwürdig?
Was hat es mit Schratter, dem Direktor der Uni, der immer wieder Termine verschiebt und generell nie im Haus zu sein scheint, auf sich?

Meine Meinung:
Elanus ist ein spannender Jugend-Thriller mit einer interessanten Story. Wie es bei Poznanski-Büchern so üblich ist, wollte ich die ganze Zeit wissen, was da los ist.
Außerdem finde ich es toll, dass immer wieder so moderne Themen aufgegriffen werden.

Leider gibt es aber, wie schon bei Layers, auch einige Schwächen.
Jona ist zu Beginn der Geschichte einfach nur ein arroganter Mistkerl, der sich ziemlich schnell Hals über Kopf verliebt und fast schon stalkermäßig Leute bespitzelt.
Im Laufe der Story ändert er sich aber völlig, lässt plötzlich andere Menschen an sich heran und wird viel netter. Dafür gibt es aus meiner Sicht keinen plausiblen Grund.
Auch das er seine Drohne bei bestimmten Personen plötzlich nicht einsetzen will, macht keinen Sinn.
Wahrscheinlich sollte Stalking nicht zu sehr verherrlicht werden (was ich auch problematisch fände) und Jona generell liebenswerter erscheinen.
Und ja sicher, ich mochte ihn zum Schluss. Aber er fühlte sich auch wie ein völlig anderer Charakter an und ich konnte diese Wandlung irgendwie kaum nachvollziehen.
Trotzdem finde ich den Versuch toll, keinen allgemeinen Saubermann als Hauptfigur einzusetzen.

Probleme hatte ich auch mit der typischen eingebauten Liebesgeschichte. Die Gefühle kommen praktisch aus dem nichts und ich hatte keine Ahnung, warum sie so plötzlich und nach einem gefühlten 5-Minuten-Gespräch da waren.
Gut, Jona ist sehr jung und da muss man wohl ein Auge zudrücken.
Aber hier kommt, was mich daran wirklich stört: Es ist irgendwie immer das Gleiche.
Erebos, Saeculum, Layers und nun Elanus... die Lovestorys fühlen sich mittlerweile ein bisschen recycelt an.
Ich fände es toll, wenn die Autorin da mal von ihren üblichen Pfaden abweicht.
Ein bisschen Diversität wäre schön und es gibt so viele Möglichkeiten: Der Hauptcharakter könnte zum Beispiel zu Beginn der Geschichte bereits eine Beziehung führen, die dann auseinander geht und am Ende bleibt die Erkenntnis, dass es auch alleine gut geht und manchmal sogar besser ist.
Oder der Hauptcharakter verliebt sich in eine Person gleichen Geschlechts.
Oder (und ich glaube, das wäre mein Favorit) der Hauptcharakter verliebt sich überhaupt nicht, weil ihm während des Abenteuers niemand zum verlieben begegnet.
Ganz ehrlich, Ursula Poznanski schreibt so starke Storys, da muss nicht immer auf Teufel komm raus noch eine Liebesgeschichte mit reingeprügelt werden.
Und diese hier in Elanus war meiner Meinung nach bisher die Schwächste und Überflüssigste - aber sie war trotzdem immer noch besser, als bei vielen anderen Jugendbüchern. Und immerhin nicht zu dominant, so dass man trotzdem viel Spaß am eigentlichen Rätsel hat.

Auch diesmal wieder positiv: Poznanskis Mädels sind (fast) immer sympathisch und lassen sich nicht verschaukeln... meistens würde ich gerne noch viel mehr über sie erfahren und darum hoffe ich, es gibt bald wieder einen weiblichen Protagonisten.

Trotz meiner Kritik ist Elanus wirklich sehr lesenswert, gut geschrieben und spannungsliebende Leser werden wieder voll auf ihre Kosten kommen.

Veröffentlicht am 09.08.2019

Fünf Sterne sind nicht genu

Ich, Adrian Mayfield
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Jeder der das Genre mag, weiß, wie schwer es ist tolle LGBT-Literatur zu finden. Es gibt viel Trash und Belangloses und natürlich auch viel Gutes und Nettes.
Was ich jedoch meine, sind Wow-Romane, die ...

Jeder der das Genre mag, weiß, wie schwer es ist tolle LGBT-Literatur zu finden. Es gibt viel Trash und Belangloses und natürlich auch viel Gutes und Nettes.
Was ich jedoch meine, sind Wow-Romane, die einen umhauen. So richtig gutes Zeug, mit genialer und talentierter Schreibe, das man kaum aus der Hand legen kann und welches einem noch lange nachhängt.
Danach muss man leider sehr lange und geduldig suchen. Auf hunderte stumpfsinnige Geschichten kommt, wenn man Glück hat, eine Perle.
Und die Adrian-Mayfield-Trilogie ist genau das: eine dieser selten Perlen.

Ich habe mich dazu entschieden, die Geschichte so zu bewerten, wie man sie lesen sollte: als ein Ganzes. Es könnte also kleinere Spoiler geben.

Während wir Adrian im ersten Band kennenlernen, mit ihm gemeinsam Freundschaften schließen, an seiner sexuellen Erwachung teilhaben und sich der Zweite auf den Versuch einer Beziehung zwischen ihm und Kunstmaler Vincent Farley fokussiert, erleben wir hier, was tiefe Zuneigung anrichten kann.

Floortje Zwigtman beschreibt den schmalen Grad zwischen Liebe und Hass so real und gut, dass man gar nicht anders kann, als mitzuleiden. Man möchte Adrian schütteln und zur Besinnung bringen, während man sich an seine eigenen Teenagertage und die Dummheiten, die man aus Liebe gemacht hat, erinnert.

Vor allem eine bestimmte Sache, die ich in Zeiten des Self-Publishing, der selbsternannten Schreiberlinge und der Rezensionen, die manchmal leider jeglicher Rechtschreibung und Grammatik entbehren, weil manche Menschen keine Lust haben, einfach nochmal drüber zu gucken, so schmerzlich vermisse, sprang mir hier (neben Talent) auf jeder Seite entgegen:

Mühe.

Die Autorin muss wahnsinnig viel Zeit und Mühe in Recherche gesteckt haben, um eine so grandiose und glaubwürdige Geschichte zu schreiben, die nicht nur in einem anderen Land und einer anderen Zeit spielt, sondern auch noch reale Ereignisse mit Fiktion verbindet.

Die Schilderung der Wilde-Prozesse war genauso gelungen, wie die Beschreibung des Mannes selbst und Zwigtmans Version von Bosie hat mir sehr gefallen. Ja, er war der verwöhnte, egoistische Junge, mit dem regelmäßig das Temperament durchging, der viele hässliche Worte sagen konnte und der meinte, ihm müsse die Welt zu Füßen liegen. Aber eben auch ein verzweifelter, trauriger Charakter.

Generell gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei oder Klischees. Bitterböse oder eine reine Unschuldsseele ist hier niemand und das ist etwas, was man heutzutage leider ebenso wenig findet, wie die Fähigkeit der Autorin, Figuren mit jeder Menge Tiefgang und haufenweise Facetten zu entwickeln.

Ein weiteres dickes Plus ist Adies Entwicklung und all die Erkenntnisse, die ihm während seiner schwierigen Zeit kommen.
Ich wollte am liebsten ins Buch springen und den Jungen umarmen, ihm sagen, dass alles gut wird und dass er es sich nicht so schwer machen soll.

Wer nach der ultimativen Liebe mit Happy-End sucht, wird hier nicht fündig (oder doch, nur eben nicht so wie man denkt).
Es gibt nicht "das eine Paar", das zusammenkommt, auseinandergeht, streitet und wieder zusammenkommt - zum Glück, denn meistens mag ich diese Push-and-Pull Spielchen nicht besonders, die viele so zu lieben scheinen.

Hier geht es schlicht und einfach um Adrian Mayfield, der uns in seiner sturen Art als Ich-Erzähler das Herz stielt.
Adie mit all seinen Macken, Ecken und Kanten (aber auch seiner Liebenswürdigkeit), der die Entdeckung macht, dass er sich vielleicht an eine völlig falsche Vorstellung von dem Mann, den er liebte, geklammert hat.
Den die Erkenntnis trifft, dass er mit diesem Mann wahrscheinlich niemals glücklich geworden wäre.
Der in seiner Neigung weder Sünde, noch Ungesundes sieht, sich dazu entschließt, er selbst zu bleiben und dafür belohnt wird. Welch schönere Message könnte man den Leserinnen und Lesern mitgeben?

Bei Vincent lagen meine Gefühle immer irgendwo zwischen Mitleid und Wut. Eigentlich war es mehr Mitleid, vor allem in einer Szene im zweiten Band, in der Adie zu weit geht.
Er zerstört damit das zarte Band zwischen ihm und Vincent und die Konsequenzen daraus waren für mich glaubwürdig, nachvollziehbar und tatsächlich sogar wünschenswert. An dieser Stelle stand ich ganz eindeutig auf Vincents Seite und die Autorin hat es gut hinbekommen, hier nichts zu romantisieren.

Eine meiner Lieblingsfiguren wurde Terry, der meiner Meinung nach ruhig mehr "On-Screen-Zeit" hätte bekommen können. Toller Junge.

Was am Ende aus Adie (und auch Vincent) wurde, hat mich vollends überzeugt: Diese Reihe ist das beste, was ich seit langem gelesen habe.

Fazit: Eine wunderbare Geschichte über einen Jungen, der sich selbst und die Liebe kennenlernt, der Dummheiten und Fehler macht, aber auch daran wächst.
Eine Geschichte über die Zeiten Oscar Wildes, die Scheinheiligkeit und Doppelmoral der Gesellschaft und die absolut irrationale und hirnlose Dummheit von Homophobie (die es ja leider heute noch gibt - in einigen Jahren werden die Menschen hoffentlich auch auf unsere Zeit mit einem Kopfschütteln zurückblicken).
Eine Geschichte, die ich (gemeinsam mit ihrem wundervollen Protagonisten) in mein Herz geschlossen habe, dich ich nie vergessen und wieder lesen werde.
Leider kann ich nur fünf Sterne vergeben, ansonsten würde ich hunderte regnen lassen!

Veröffentlicht am 09.08.2019

Absolutes Lieblingsbuch

Das wandelnde Schloss
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Bereits Ende der 80er zum ersten mal erschienen, begeistert Howl's Moving Castle (oder zu deutsch Sophie im Schloss des Zauberers) bis heute die Leserinnen und Leser. Und zwar zu Recht.
Wir schlüpfen in ...

Bereits Ende der 80er zum ersten mal erschienen, begeistert Howl's Moving Castle (oder zu deutsch Sophie im Schloss des Zauberers) bis heute die Leserinnen und Leser. Und zwar zu Recht.
Wir schlüpfen in die Haut der jungen Sophie Hatter, die im Hutladen ihres verstorbenen Vaters arbeitet. Ihre Schwestern ziehen aus, um eine Lehre zu beginnen (eine in einem Backgeschäft, die andere bei einer Zauberin) und Sophie ist überzeugt davon, dass sie als Älteste kein Glück hat und für immer im Familienbetrieb (nun von der Stiefmutter geführt) festsitzt.
Nichts ahnend zieht sie eines Tages den Zorn einer mächtigen Hexe auf sich, die Sophie in eine uralte Frau verwandelt. Weil sie nicht möchte, dass ihre Familie sie so zu Gesicht bekommt, macht sie sich auf den Weg um ihr Glück zu finden.
Das erscheint dann auch - und zwar in Form des schwebenden Schlosses, in welchem der berühmt berüchtigte Zauberer Howl lebt. Diesem sagt man allerlei Grausamkeiten nach, so soll er zum Beispiel die Herzen junger Mädchen sammeln.
Als alte Frau meint Sophie, nichts zu befürchten zu haben. Sie dringt in das Schloss ein (welches von innen ganz anders aussieht, als man annehmen könnte - vor allem was die Größe angeht) und heuert als Putzfrau an. Dabei freundet sie sich mit Feuerdämon Calcifer, der als Flamme im Kamin lebt, und dem Lehrjungen Michael, dem sie mehr als einmal großmütterlich zur Seite steht, an.
Und natürlich gibt es da auch noch Howl selbst, der so ganz anders ist, als man Anfangs vermutet. Er ist eine der interessantesten und vielseitigsten Figuren, die ich je in einem Buch erlebt habe. Arrogant, liebenswürdig, heldenhaft, feige, talentiert, charmant, selbstsüchtig, loyal, kindisch... Howl ist so komplex und vielschichtig geschrieben, dass man ihn Anfangs kaum einschätzen kann - und sich mit jeder Seite mehr in ihn verliebt.
Apropos: Die Autorin selbst hat übrigens mal erwähnt, dass über die Jahre sehr viele junge Mädchen genau das zu ihr sagten: sie hätten sich auf Anhieb in Howl verliebt. Das hätte sie zwar gefreut, aber auch ein bisschen gewundert, denn selbst würde sie um nichts in der Welt mit einem Mann wie Howl zusammen sein wollen. Und eigentlich hat sie recht, denn immerhin ist der wahnsinnig anstrengend - aber manche Frauen mögen das in Maßen ja. :)
Fazit:
Diana Wynne Jones erschafft wie keine Zweite großartige und liebenswerte Charaktere, eine Welt voller Magie und viele überraschende Wendungen, die überhaupt nicht vorherzusehen sind. Außerdem ist sie eine Meisterin der subtilen und stillen Liebesgeschichten, die sich im Hintergrund abspielen und trotzdem wunderschön sind.
Dabei bleibt sie immer label- und schubladenfrei, nichts ist wie es scheint, nichts ist einfach nur schwarz oder weiß und selbst die vermeintlichen Helden haben jede Menge Laster und Schwächen. Bis zum Schluss bleibt es spannend und wenn sich alles nach und nach aufgelöst hat, kann man nur noch tiefbeeindruckt und zufrieden das Buch zuklappen.
Die ganze Geschichte ist so kreativ, einzigartig und voll von angenehmer Atmosphäre, dass man am liebsten reinspringen und selbst im Lande Ingari, bzw. dem Schloss mit der einzigartigen Tür leben möchte.
Über die Jahre hinweg habe ich Howls Moving Castle unzählige Male gelesen und ich werde es ganz bestimmt wieder tun. :)
(Zum Schluss noch eines: Es ist schon interessant, dass eher negativere Bewertungen ausschließlich von Menschen kommen, die zuerst die Studio Ghibli Verfilmung gesehen haben. Der Film ist nett, hat aber mit dem Buch nicht mehr so viel gemeinsam und für uns LeserInnen war es deswegen auch umgekehrt: Die meisten von uns waren nämlich vom Film ein bisschen enttäuscht... oder mochten ihn, aber dann als eigenständige Geschichte. Vielleicht sollte man da mit etwas anderen Erwartungen rangehen - wer eine exakte Vorlage des Filmes erwartet, wird garantiert enttäuscht)

Veröffentlicht am 09.08.2019

Enttäuschend

Seine Narben
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Also, wo fange ich an? Am besten mit einer Kurzfassung der Story:
Der neureiche Stan hat keine Lust, sein Zimmer mit dem eher mittellosen Neuen (Matt) zu teilen und beschließt deshalb, ihn zu verführen. ...

Also, wo fange ich an? Am besten mit einer Kurzfassung der Story:
Der neureiche Stan hat keine Lust, sein Zimmer mit dem eher mittellosen Neuen (Matt) zu teilen und beschließt deshalb, ihn zu verführen.
Das klappt auch ganz gut, nur leider verliebt er sich dabei in den "armen Schlucker".

Natürlich haben Schreibstil und Geschichte reinstes Fanfiction-Niveau und glaubt mir, ich habe das Buch wirklich nicht in der Erwartung gekauft, dass mir die wortgewandte Kreativität einer Nina Blazon oder der gut durchdachte Spannungsbogen einer Ursula Poznanski entgegen schlägt.
Mir war klar, dass es sich hierbei um seichte, trashige und realitätsferne Romantik mit einem Schuss Erotik handelt und genau das lese ich zwischendurch auch mal ganz gerne.
Jeder ihr Guilty-Pleasure.

Auf was für eine ekelhaft verachtende Weise hier allerdings Frauen portraitiert werden... das kann ich kaum in Worte fassen.
Und das muss ich zum Glück auch gar nicht, denn ich lasse an dieser Stelle einfach mal ein paar Zitate aus dem Buch fallen:

"(...) und alle, selbst die beiden Mädchen, sahen auf ihre Pobacken, die sich in der engen beigefarbenen Hose bewegten wie zwei Gummibälle.
'Schlampe', flüsterte Vanessa und Leonora kicherte."

"Ihr Ausschnitt ging fast bis zum Bauchnabel und sie hatte eine noch engere Hose gefunden. Ein Wunder, dass die nicht platzte (...)"

"Aber was hat die Schlampe noch über mich gesagt?"

"Wir machen jetzt rum und nachher erzählst du das Caroline. Die wird grün vor Neid. Aber gefickt wird nicht, das sag ich dir gleich."

"Wir haben um ihn gewettet. (...) Wer ihn zuerst ins Bett kriegt, hat gewonnen. Und das werde ich sein, das verspreche ich dir."

"Überhaupt, warum sind die Mädchen hier solche Schlampen? Diese Vanessa war schon die Dritte, die heute ankam."


Dass so auch noch von einer Frau über Frauen und Mädchen geschrieben wird, versetzt mir einen besonders schmerzenden Stich.
Und dabei habe ich mir die Zitate einfach random von den ersten paar Seiten gepflückt. Wo die herkommen, gibt's noch viel mehr.

Die Mädels sehen hier so gut wie alle aus wie Pornostars, schmecken nach "künstlichem Erdbeeraroma" und machen's mit fast jedem... allerdings nicht, weil sie es so toll finden (was ja völlig in Ordnung wäre), sondern nur um sich und anderen etwas zu beweisen.
Oder um sich einen reichen Typen zu angeln. Machen Frauen halt so.
Und natürlich werden sie für ihre Freizügigkeit verurteilt.
Von den Jungs sowieso... und von den anderen Mädchen, die dann aber trotzdem das selbe machen.

Selbst über die Lehrerin erfährt man lediglich, dass sie bestimmt mal ein heißer Schuss war, nun aber alt und deshalb unbrauchbar sei.
Alt werden ist ja auch echt ein No-Go! Wie kann sie sich nur dem Gesetz der Natur beugen? (sarcasm)

Die ganze Story ist so voller Slut-Shaming, Girl-to-Girl-Hate und schrecklichen Klischees, dass ich fast schon lachen musste.
Das muss doch Satire sein, ganz bestimmt!
Zumindest dachte ich das, bis ich diesen Satz las, den die 10-jährige (!) Schwester von Matt von sich gibt:

"Und wie sind die Mädchen? (...) Sind heiße Bitches dabei?"

Da blieb mir das Lachen dann doch etwas im Hals stecken.
Das die Liebesgeschichte zwischen Stan und Matt streckenweise ganz nett ist, reißt es dann leider auch kaum noch raus.
Am Ende bleibt doch alles sehr oberflächlich und "groschenromanig" (ist das ein Wort? Nein? Dann habe ich es grade erfunden :)).

Eines ist mir auch noch ganz wichtig:
Habt Sex so viel, so oft und mit wem auch immer ihr wollt! Also, so lange derjenige das auch will natürlich.
Versteht sich von selbst.
Nur weil ihr männlich seid, macht euch das aber nicht toller. Und nur weil ihr weiblich seid, macht euch das nicht zur Schlampe! Wirklich nicht. (Leute die so komisch denken, sind mir eh suspekt)
Zelebriert die Liebe, egal ob mit Männlein oder Weiblein, egal ob mit einem oder mehreren Partner/n.
Aber bitte, bitte, bitte verhütet dabei immer! Macht es nicht wie die zwei Idioten hier im Buch (barebacking, also echt kopfschüttel).
Tütchen drüber und alles is jut! :)

Fazit
Gay Romance: JA, gerne - Frauenhass: NEIN, danke!
Empfehlen kann ich "Seine Narben" eher nicht, aber macht euch wie immer ein eigenes Bild, wenn ihr Interesse am Buch/Genre habt.

(Denkt bitte dran, dass es sich hier nur um meine subjektive Meinung handelt. Ihr dürft das gerne anders sehen)

Veröffentlicht am 09.08.2019

Gäbe es nur mehr solcher Bücher

Feuerrot
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Feuerrot, diesmal ein Jugendbuch mit historischem Hintergrund, hat mich wieder einmal daran erinnert, warum ich Nina Blazons Geschichten so liebe: Sie ist eine der wenigen Autorinnen, die ein wunderbar ...

Feuerrot, diesmal ein Jugendbuch mit historischem Hintergrund, hat mich wieder einmal daran erinnert, warum ich Nina Blazons Geschichten so liebe: Sie ist eine der wenigen Autorinnen, die ein wunderbar positives Frauenbild vermitteln.

Ihre Figuren sind nie weinerlich oder nervig, sie sind nicht auf den Mund gefallen, müssen eigentlich nicht gerettet werden (es sei denn, die Situation ist wirklich verzwickt und unmöglich alleine zu bewältigen) und sie bekommen ganz sicher keine weichen Knie, weil ihnen der "unverschämt gutaussehende Badboy" mal eben zugelächelt hat - und wenn doch, dann durchschauen sie ihn früh genug.

Außerdem kommen Freundschaften bzw. Bindungen zwischen den Frauen nicht zu kurz (was leider in den meisten Jugend-, YA- und NA-Romanen der Fall ist, denn da geht es oft nur um einen Typen und die Rivalität zwischen den Damen).

In Feuerrot widmet sich Frau Blazon einem traurigen und trotzdem sehr interessanten Thema: der Hexen- /Dämonenverfolgung und wie vor allem Frauen unter dieser zu leiden hatten.
Das Ganze wird abwechselnd aus der Sicht von Madda (einer Magd), Elisabeth (aus gutem Hause) und Beno (ebenfalls aus gutem Hause) erzählt.
Dadurch hat man einen guten Einblick in das Leben von Arm und Reich.

Beno war dabei meiner Meinung nach sogar am spannendsten, denn durch seine Gedankengänge kann man wunderbar sehen, welchen Einfluss die Worte des Inquisitors Kramer haben und wie schnell sich zur damaligen Zeit Zweifel und Ängste bilden konnten:
Sind Frauen etwa alle sündige, gottlose, schwache Kreaturen, die anfällig für Dämonen und den Teufel sind?

Über einige der Männer und natürlich vor allem Lucio und Kramer (die sogar Aussagen und "Hexentests" fälschen, um die Frauen brennen zu sehen) habe ich mich so geärgert, dass ich das Buch am liebsten gegen die Wand schmeißen wollte (was eine Schande wäre, weil es absolut toll ist).
Hier nur mal ein Kramer-Zitat:

"(...) Die Frauen wenden sich von Gott ab, um Satans Dienerinnen zu sein. Und durch Verführung reißen sie Menschen mit sich ins Verderben.
Sie sind das wahre Übel, denn ein Dämon ist machtlos ohne seine Hexe. Es braucht ein leichtgläubiges, wollüstiges Wesen aus Fleisch und Blut als Instrument seiner Macht, um dem Teufel dienen zu können.
Es braucht... die Frau!"

Kramer und viele andere Figuren, z.B. Anna Mindelheim und Agnes Bader, die unter Folter Geständnisse ablegten und als Hexen verurteilt wurden, hat es übrigens wirklich gegeben. Das Nachwort der Autorin hierzu ist unglaublich interessant (und bedrückend).

Der Schreibstil ist wie immer super, die Geschichte von Anfang bis Ende spannend und... oh ja! Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz. :)
Ich könnte mir sogar eine Verfilmung richtig gut vorstellen.

Fazit:

Ich habe mich die ganze Zeit gut unterhalten gefühlt, ich mochte die Hauptcharaktere (bis auf ein paar kleine Missverständnisse und Streitgespräche, aber hey, es sind Teenager... da gehen auch mal die Hormone durch) und das Ende war sowohl befriedigend, als auch sehr realistisch.
Absolute Leseempfehlung!

Sollte Nina Blazon in einem ihrer zukünftigen Bücher nun auch noch das Thema LGBT positiv aufgreifen (und sei es nur am Rande), wird sie meine persönliche Jugendbuch-Heldin!