Profilbild von Anna625

Anna625

Lesejury Star
offline

Anna625 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Anna625 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.05.2021

Hat mich leider enttäuscht

Feuerland
0

Ferdinand Hestermann ist leidenschaftlicher Völkerkundler. Alles, was mit Sprachen zu tun hat, fasziniert ihn zutiefst, und so verfügt er über gewaltige Kenntnisse vieler, auch längst ausgestorbener Sprachen. ...

Ferdinand Hestermann ist leidenschaftlicher Völkerkundler. Alles, was mit Sprachen zu tun hat, fasziniert ihn zutiefst, und so verfügt er über gewaltige Kenntnisse vieler, auch längst ausgestorbener Sprachen. Als er eines Tages ein kleines Büchlein findet, in dem jemand handschriftlich Vokabeln des Volkes der Yamana notiert hat, ist er sofort begeistert. Denn wer auch immer das Büchlein verfasst haben mag, lässt mit seinen Notizen eine fremde Welt vor dem inneren Auge Hestermanns auferstehen. Um das Buch, das bald zu seinem wertvollsten Besitz wird, vor den Plünderungen der Bibliotheken während des Nationalsozialismus zu schützen, setzt er sogar sein Leben aufs Spiel.

Woher das Buch ursprünglich kam, weiß Hestermann nicht; der zweite Handlungsstrang widmet sich dem ersten Teil der Geschichte des kleinen Wörterbuchs und spielt in Patagonien, wo der junge Thomas Bridges als Ziehsohn eines britischen Missionars lange Jahre im Stamm der Yamana verbringt.

Ich hatte hohe Erwartungen an das Buch, denn die Idee dahinter hat mich gleich angesprochen. Ein Wörterbuch, das zwei grundlegend verschiedene Menschen miteinander verbindet, das so ergreifend ist, dass beide dafür alles riskieren; das einen weiten Weg zurücklegt und dabei den Schatz eines ganzen Volkes bewahrt.

Leider hat meine anfängliche Begeisterung recht schnell nachgelassen, denn über weite Strecken ist der Roman leider sehr langatmig. Obwohl er sprachlich sehr schön und bildhaft geschrieben ist, habe ich keine Nähe zu den Protagonisten aufbauen können, sie blieben mir das ganze Buch über fremd. Auch wurde das Potential an historischer Themenvielfalt, dass das Buch bietet - Kolonialisierung und Christianisierung der Yamana und deren Aussterben durch eingeschleppte Krankheiten, wachsende Macht und Kontrolle der Nazis währende der 1930er Jahre -, leider nicht ansatzweise ausgeschöpft. Hier bleibt der Autor für meinen Geschmack viel zu nah an der Oberfläche, ich hätte mir deutlich mehr Details und Tiefe gewünscht.

Insgesamt konnte das Buch meine Erwartungen leider nicht erfüllen - der Ansatz ist gut, an der Umsetzung ist er jedoch gescheitert.

Veröffentlicht am 07.05.2021

Die drei Kameradinnen

Drei Kameradinnen
0

Die drei Freundinnen Kasih, Hani und Saya kennen sich seit ihrer Jugend. Sie alle haben gemeinsam, dass sie in ihrem Leben immer wieder aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt oder ihnen mit Misstrauen begegnet ...

Die drei Freundinnen Kasih, Hani und Saya kennen sich seit ihrer Jugend. Sie alle haben gemeinsam, dass sie in ihrem Leben immer wieder aufgrund ihrer Herkunft ausgegrenzt oder ihnen mit Misstrauen begegnet wird. Nach einer längeren Zeit der Trennung treffen sie sich auf einer Hochzeit wieder, und auch jetzt noch spielen Hass und Rechtsradikalismus eine große Rolle in ihrem Alltag.

Erzählt wird der Roman von Kasih, über sie selbst erfährt man dennoch am wenigsten. Denn sie stellt vor allem einen Bericht zusammen, der aus Rückblicken und einzelnen Szenen besteht, in deren Fokus Hani und Saya stehen. Dabei geht sie nicht unbedingt chronologisch, sondern eher assoziativ vor. Sie verweist auch selbst immer wieder auf die Unvollständigkeit dessen, was sie sagt, und darauf, dass nicht alles sich unbedingt genau so abgespielt haben muss wie sie es erzählt. Die Erzählweise hat mir tatsächlich gut gefallen, denn die Leser werden immer wieder direkt angesprochen, die Autorin will provozieren, und irgendwann beginnt man unweigerlich sich zu fragen, ob man nicht selbst längst angefangen hat der Bequemlichkeit halber die Augen zu verschließen und manchmal eben doch lieber einfach in Schubladen zu denken.

Gestört haben mich vor allem ein paar Längen, die sich im Laufe des Buches ergeben, sowie die zwangsläufig doch recht subjektiv gefärbte Sicht Kasihs. Da sie selbst zugibt, immer wieder Details zu verändern und sich manche Dinge vollständig ausgedacht zu haben, büßt zwar keinesfalls der Roman an sich an Wichtigkeit, die Geschichte, die er enthält, aber an Verlässlichkeit ein. Der Grundton ist mir zudem gelegentlich zu wütend, zu plakativ und zu absichtlich provokativ; das ist aber wohl auch meine subjektive Einschätzung.

"Die Drei Kameradinnen" ist zweifelsohne ein wichtiges Buch und ich habe es auch gerne gelesen. Es regt zum Überdenken des eigenen Verhaltens an, möchte den Leser dazu bringen sich selbst die Frage zu stellen, ob er nicht längst viel zu abgestumpft und zu sehr an Rassissmus und Hetze gewohnt ist. Einiges hat mich dennoch gestört oder mir gefehlt, und so lande ich am Ende bei guten 3 Sternen.

Veröffentlicht am 03.05.2021

Nette Unterhaltung für Zwischendurch, aber ich hatte mehr erwartet

Das Geschenk eines Regentages
0

In diesem Roman verflechten sich die Geschichten von vier Menschen und denen ihrer Katzen miteinander. Jedes der vier Paare steht in einem Teil des Buches im Mittelpunkt. Da wäre Miyu, die eines Tages ...

In diesem Roman verflechten sich die Geschichten von vier Menschen und denen ihrer Katzen miteinander. Jedes der vier Paare steht in einem Teil des Buches im Mittelpunkt. Da wäre Miyu, die eines Tages nach einer Trennung den kleinen Chobi im regen findet; Reina, die keine Zukunftsaussichten für sich sieht, und regelmäßig Besuch von der Katze Mimi bekommt; Aoi, die in ihrer Depression und ihren Ängsten zu ersticken droht, bis Cookie in ihr Leben tritt; und Shino, die nach einem Leben voller Entbehrungen nun alleine dasteht und vom Streuner Kuro Gesellschaft bekommt.

Nach und nach werden mithilfe der Katzen Verbindungen zwischen den Leben all dieser unterschiedlichen Personen gezogen, und jeder von ihnen schöpft aus der Beziehung zu den Vierbeinern neue Kraft.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht völlig überzeugen, da mir zwar die Idee an für sich gut gefallen hat, die Umsetzung wäre aber noch ausbaufähig gewesen. Die Themen werden mir alle nur zu oberflächlich behandelt, da hätte man sicher noch sehr viel mehr herausschöpfen können. Die Kapitel aus Katzensicht fand ich zwar grundsätzlich interessant, sie büßen jedoch einiges an Authentizität ein, da die Tiere sehr stark vermenschlicht werden und charakterlich entweder an ein Kleinkind erinnern oder ständig vermeintlich philosophische Phrasen einwerfen. Auch die Protagonisten auf menschlicher Seite waren mir zu wenig ausgearbeitet.

Da die Sprache sehr einfach gehalten ist, lässt sich das Buch zügig lesen und bietet eine nette Unterhaltung für zwischendurch, ich hatte mir aber etwas mehr erhofft... Von dem typischen Zauber japanischer Romane ist hier nahezu nichts zu spüren, und auch sonst war es mir zu unausgereift.

Veröffentlicht am 02.05.2021

Unfassbar nervige innere Stimme

Meeresglühen (Romantasy-Trilogie, Bd. 1)
0

Nach einem Sturm findet Ella an der Küste Cornwalls einen vermeintlichen Surfer, der dort angespült wurde. Völlig entkräftet von seiner Zeit auf dem Wasser bringt Ella ihn zu ihren Nachbarinnen, die ihr ...

Nach einem Sturm findet Ella an der Küste Cornwalls einen vermeintlichen Surfer, der dort angespült wurde. Völlig entkräftet von seiner Zeit auf dem Wasser bringt Ella ihn zu ihren Nachbarinnen, die ihr helfen, den jungen Mann wieder aufzupäppeln. Aris erholt sich erstaunlich schnell und ist dankbar für seine Rettung; dennoch weigert er sich, irgendjemandem etwas über seine Herkunft zu verraten und weicht Fragen diesbezüglich meistens aus. Klar ist nur, dass er aus einem weit entfernten Land stammen muss, was sein plötzliches Auftauchen an der englischen Küste umso rätselhafter macht. Nach einer Weile bietet sich ihm die Gelegenheit, in seine Heimat zurückzukehren, doch durch ein Missverständnis folgt Ella ihm und muss feststellen, dass Aris tatsächlich aus einem noch viel fremderen Land stammt, als sie bisher dachte...

Was am Anfang noch vielversprechend klang, hat sich für mich leider bald als Fehlgriff herausgestellt: Schon auf den ersten Seiten hat mich die Protagonistin unglaublich angestrengt. Aus der Ich-Perspektive heraus geschrieben erhält man als Leser einen direkten Einblick in Ellas Gefühle und Gedanken - und muss ihr leider auch ständig dabei zuhören, wie sie Gespräche mit ihrer inneren Stimme führt. Denn als inneren Monolog kann man das wohl nicht mehr bezeichnen, es wirkt eher so, als sei ihre innere Stimme eine zweite, eigenständige Person, die bis auf den gemeinsamen Körper völlig unabhängig von Ella ist. Gegen Ella selbst habe ich dabei nichteinmal etwas, sie ist einfach eine typische Romantasy-Protagonistin. Ihre innere Stimme jedoch findet immer etwas, über das sie sich beschweren kann, und was noch schlimmer ist - Ella antwortet ihr, sodass sich teilweise richtige Dialoge entwickeln. Da die innere Stimme selten länger als zwei Seiten schweigt, hat sich "Meeresglühen" für mich recht schnell zur Geduldsprobe entwickelt. Ich habe es zwar bis zum Schluss gelesen und finde auch sowohl die Nebencharaktere interessant als auch die Spannung gegen Ende schön, war aber trotzdem sehr froh, als ich es hinter mir hatte - und so sollte das ja eigentlich nicht sein.

Die Folgebände werden nicht mehr bei mir einziehen, da die Protagonistin es mir unmöglich gemacht hat, das Buch wirklich genießen zu können.

Veröffentlicht am 30.04.2021

Traum(a)fabrik

Ministerium der Träume
0

nahe war?

Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Anfangs kam ich mit der Sprache nicht zurecht, die Figuren verwenden meist Umgangs- und Jugendsprache, in die ich mich erst mit der Zeit besser einfühlen ...

nahe war?

Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Anfangs kam ich mit der Sprache nicht zurecht, die Figuren verwenden meist Umgangs- und Jugendsprache, in die ich mich erst mit der Zeit besser einfühlen konnte. Außerdem werden viele Themen wie Depression, Rassissmus oder Sexismus angesprochen, die auch durchaus ergreifend dargestellt werden - aber leider dennoch meistens nur recht oberflächlich bleiben. Ich hätte mir da an vielen Punkten einfach mehr Tiefgang und mehr Ausführichkeit gewünscht.

Natürlich will ich mich aber auch nicht nur beschweren, denn es gibt auch Einiges, was mir gut gefallen hat: Sobald man sich erstmal auf die Protagonisten eingelassen hat, kann man ihre Standpunkte gut nachvollziehen, und gerade Nas macht im Laufe des Buches eine schöne Entwicklung durch. Auch Themen wie Freundschaft und Verantwortung und Sorge umeinander werden angesprochen und verleihen dem Roman trotz all der Härte etwas Warmes.

Insgesamt hat mich das "Ministerium der Träume" nicht so sehr gepackt wie ich gehofft hatte; eine Leseerfahrung war es aber allemal wert!