Miteinander im Durcheinander
Ete Petete & Tohu Wabohu - Gegensätze ziehen sich anEte Petete und Tohu Wabohu, ein Kinderbuch von Lissa Lehmenkühler mit Illustrationen von Julia Bierkandt.
Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort von der Aufmachung überzeugt: ...
Ete Petete und Tohu Wabohu, ein Kinderbuch von Lissa Lehmenkühler mit Illustrationen von Julia Bierkandt.
Als ich das Buch das erste Mal in den Händen hielt, war ich sofort von der Aufmachung überzeugt: das Buch ist ziemlich groß und hochwertig verarbeitet, die Seiten fühlen sich dick an und das Cover hat folierte Highlights. Sehr ansprechend!
Generell hat mich die gesamte Illustration des Buches überzeugt. Die Farben strahlen und betonen in der Gestaltung den Kontrast zwischen den beiden Protagonisten: die violette, eher kühle Farbpalette für Ete und die orangen, eher warmen Farben für Tohu. Jeder behält sein Farbschema bei, bis sich am Schluss alles ein bisschen mehr mischt und näher zusammenrückt - ein schönes Detail!
Auch ist es Julia Bierkandt gelungen, die Charaktere in ihren Eigenschaften gelungen zu porträtieren, sodass man auch ohne Beschreibung eine Idee davon hat, wie die beiden Figuren wohl ticken.
1A mit Sternchen für diese wunderschönen Bilder!
Neben der Illustration möchte ich aber auch die Sprache des Buches hervorheben. Lissa Lehmenkühler schreibt nicht nur, sondern spielt dabei auch mit den Worten, was mir sehr viel Freude bereitet hat.
Wortverbindungen wie "außerordentlich ordentlich" und die generelle Verwendung von Ete Petete und Tohu Wabohu, Pico Bello und Ramba Zamba als Namen, fand ich sehr originell. Auch die generelle Wortwahl spiegelt die Charaktere gut wieder und betont,wie die Illustration, ihre Gegensätze.
Die Geschichte selber hat mir und auch meinem Kind gut gefallen. Das Vorlesen macht durch das Reimschema viel Freude und lässt viel Raum für ein bisschen Schauspielerei dabei.
Wir lernen die beiden Protagonisten kennen und sie in ihren Eigenarten auch mögen; es lässt sich gut nachvollziehen, weshalb es zwischen den beiden erst mal kriselt, als sie sich kennenlernen - die Gegensätze sind einfach sehr groß.
Wie zu erwarten, ändert sich das aber gegen Ende des Buches und hier liegt auch mein Kritikpunkt: mir kam die Wendung zu schnell und nicht ausreichend erklärt. Die Geschichte hat viel Potential, um aufzuzeigen dass beide Lebensweisen vollkommen in Ordnung sind und dass es auch wichtig ist, auf die Bedürfnisse von anderen zu achten, aber das wird leider nicht ausgeschöpft. Letzten Endes akzeptiert und lebt Ete das Durcheinander mehr, während Tohu zwar andeutet, dass er auch aufräumen wird, aber wie das dann letzten Endes auch passiert, wird nicht gezeigt. Für mich hatte es den Eindruck, dass die Ordnung (und dadurch ja auch Ete) negativ/steif/nicht richtig rüberkommt und die wilde Lebensweise von Tohu Wabohu als besser/erstrebenswerter. Mit ein paar Seiten und Erklärungen, mehr Annäherung und Verständnis, hätte man meiner Meinung nach hier noch mehr herausholen können, gerade weil ja auch dieser Twist elementar für die Geschichte ist.
Abgesehen davon, finde ich es aber ein sehr gelungenes Kinderbuch und meinem Kind hat es beim Vorlesen auch nicht weiter gestört.
Noch ein kleiner Gedankengang: das Buch liest sich ein bisschen wie die gewünschte Ordnung von Eltern und dem Chaos, den ein Kind bevorzugen kann von daher lädt es auch zum nachträglichen Gespräch zwischen Kindern und Eltern ein!