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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2022

Spannungsreiche Zeitreise in das Berlin der 20iger Jahre - ein Lesevergnügen für Fans der Reihe und historischer Romane

Labyrinth der Freiheit
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Da ich als Fan historischer Romane direkt vom Cover und Klappentext zu "Labyrinth der Freiheit" überzeugt war, habe ich mich für den Roman entschieden - auch ohne Vorwissen der ersten beiden Bände!
Auch ...

Da ich als Fan historischer Romane direkt vom Cover und Klappentext zu "Labyrinth der Freiheit" überzeugt war, habe ich mich für den Roman entschieden - auch ohne Vorwissen der ersten beiden Bände!
Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte, dass gewisse Entscheidungen und Handlungsverläufe mit Kenntnisse der Vorgeschichte etwas besser nachvollziehbar gewesen wären, habe ich diesen Roman sehr gerne gelesen... Sowohl der Schreibstil von Andreas Izquierdo hat mich überzeugt als auch die realistischen Beschreibungen Berlins, sodass die Zeitreise in die 1920er Jahre für mich sehr gut funktioniert hat.
Auch die gewählten Charaktere - insbesondere natürlich Artur, Isi und Carl - als auch die behandelten Themen zu Zeiten der Weimarer Republik rund um Widerstand, Verschwörungen und technische Errungenschaften der UFA wirkten auf mich sehr authentisch.
Insgesamt also eine gelungene Lesereise, die - und deshalb auch nur 4 von 5 Sternen - Leserinnen und Lesern mit Kenntnisse der Vorgeschichte wahrscheinlich noch ein bisschen mehr in den Bann ziehen kann. Schade, dass ich erst jetzt auf diese spannende Reihe aufmerksam geworden bin!

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Veröffentlicht am 05.10.2022

Klimathriller mit Bildungsauftrag

Die Welt kippt
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Da mich Klappentext und Prolog zu „Die Welt kippt“ direkt begeistert hatten, bin ich sehr erwartungsvoll in die Lektüre dieses Klimathrillers gestartet.
Der Prolog, der der Geschichte zeitlich vorgelagert ...

Da mich Klappentext und Prolog zu „Die Welt kippt“ direkt begeistert hatten, bin ich sehr erwartungsvoll in die Lektüre dieses Klimathrillers gestartet.
Der Prolog, der der Geschichte zeitlich vorgelagert ist, beginnt äußerst spannend aus Perspektive der hungerstreikenden Klimaaktivistin Tessa, die Opfer eines furchtbaren Attentats wird. Knapp zwei Jahre später wird erneut aus verschiedenen Perspektiven und von verschiedenen Orten erzählt und es dauert etwas, bis sich die vielen Puzzleteile für mich zusammensetzen. Insofern ist "Die Welt kippt" keine Lektüre zum "leicht weg lesen", da ich immer wieder innehalten musste, um die politischen Entwicklungen und strategischen Entscheidungen der einzelnen Akteure nachvollziehen zu können.
Trotzdem haben mir – insbesondere gegen Ende – die häufig rasant wechselnden Spotlights zu den einzelnen Handlungssträngen sehr gut gefallen, wobei ich mir bei den verschiedenen Charakteren insgesamt etwas mehr Tiefe gewünscht hätte.
Stattdessen setzt der Autor Heiko von Tschischwitz, der selbst Experte für Energie- und Umwelttechnik ist, neben der fiktiven Handlung auf die Vermittlung von Faktenwissen, das z.B. durch die Gedankengänge der Protagonist*innen oder in Dialogen eingebracht wird.
Aufgrund meiner persönlichen Vorliebe für Klimathriller und Dystopien und meiner hohen Erwartungshaltung empfinde ich „Die Welt kippt“ insgesamt als spannenden Klima-/Politthriller mit Bildungsauftrag, dem eine kleine Prise „Pageturner“ fehlt, der aber trotzdem lesenswert und aufrüttelnd ist.

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Gegen das Vergessen…

Findelmädchen
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Für die Generationen, die Jahre nach dem Krieg geboren wurden, ist es häufig sehr schwierig, sich die Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit vorzustellen. Ich selbst hatte das Glück, dass ich viel Zeit ...

Für die Generationen, die Jahre nach dem Krieg geboren wurden, ist es häufig sehr schwierig, sich die Zeit des Krieges und der Nachkriegszeit vorzustellen. Ich selbst hatte das Glück, dass ich viel Zeit meiner Kindheit und Jugend damit verbracht habe, den Erinnerungen meiner Oma zu lauschen und – mithilfe der entsprechenden Fotos aus dieser Zeit – eine gewisse Vorstellung von den schwierigen Zeiten der Vergangenheit zu entwickeln.
Insofern hat mich „Das Findelmädchen“ von Lilly Bernstein aufgrund des ansprechenden Covers und der interessanten Rahmenhandlung direkt neugierig gemacht. Zum Glück, denn diese Reise in das historische Köln der Nachkriegszeit ließ mich so mit fiebern, dass die Seiten nur so dahingeflogen sind.
Anders als erwartet, beginnt die Geschichte um „Das Findelmädchen“ nicht in Köln, sondern in Frankreich. Man lernt Helga und Jürgen kennen und erfährt, dass sie als Findelkinder zum Ende des Krieges unheimliches Glück hatten, weil sie und andere Kinder durch die durchreisenden Franzosen Claire und Albert vor dem Heim bewahrt wurden. Obwohl Helga und Jürgen sehr dankbar sind und sich wohl auf dem Weingut der Familie fühlen, spüren sie doch eine große Sehnsucht nach ihren Wurzeln und dem mit der Heimat verbundenen Zugehörigkeitsgefühl, was sie in der Fremde häufig vermissen.
Insofern ist es sehr verständlich, dass sie, nachdem der Vater aus der Kriegsgefangenschaft entlassen war und sie ausfindig gemacht hatte, – wenn auch mit wechselhaften Gefühlen – die Reise in die Heimat antreten.
Der Kontrast vom französischen Landleben zum im Wiederaufbau befindlichen Köln könnte kaum größer sein… Der Vater versucht, den Lebensunterhalt mit einem Büdchen zu bestreiten. Als Unterkunft dient das Elternhaus der verschollenen Mutter, das Helga und Jürgen gemeinsam mit dem Vater, Tante Meta, Fanny und Vertriebenen, die auf dem Dachboden hausen, teilen.
Schnell spürt man, dass die schrecklichen Erfahrungen des Krieges die einzelnen Charaktere nach wie vor bestimmen, auch wenn leider zunächst sehr viel totgeschwiegen wird.
Dies führt auch dazu, dass der Vater – zum Unverständnis von Helga - seiner schreibbegabten, wissbegierigen Tochter den Zugang zum Gymnasium verwehrt und sie stattdessen in eine Haushaltsschule geschickt wird.
Im Rahmen eines Praktikums erfährt Helga - der nur dank Claire und Albert selbst ein Schicksal als „Findelmädchen“ erspart wurde - wie menschenunwürdig die Verhältnisse im Kinderheim sind und sie versucht, mit allen Mitteln dagegen anzukämpfen…
Aufgrund der authentischen Charaktere und der atmosphärischen Beschreibungen gelingt es der Autorin, die Verhältnisse im Köln der Nachkriegszeit spürbar zu machen. Helga ist eine unheimlich starke Persönlichkeit mit einem großen Unrechtsempfinden, die für ihre Wünsche und Ideen einzustehen versucht. In einer von Männern geprägten Welt, in der für das „normale“ Arbeitermädchen das Hausfrau und Muttersein als höchstes Maß der Erfüllung angesehen wird, hat Helga keinen leichten Weg für sich gewählt.
Für mich hat „Das Findelmädchen“ somit zahlreiche Impulse geboten, um mich mit der Rolle der Frau im 20. Und 21. Jahrhundert auseinanderzusetzen und zu reflektieren, wie abhängig Frauen damals vom Wohlwollen der Väter und Ehemänner waren.
Auch dass die bedrückenden Lebensumstände im Kinderheim so realistisch geschildert werden, hilft dabei, die Opfer, die diese Missstände heute aufzudecken versuchen, etwas besser zu verstehen.
Insgesamt finde ich den vielperspektivischen Blick auf die NS- und die Nachkriegszeit, der durch die Lebensgeschichten der einzelnen Charaktere offenbart wird, sehr gelungen. Das Problem des Schweigens der Elterngenerationen, das im Geschichtsunterricht häufig thematisiert wurde, wird so ebenso nachvollziehbar dargestellt, wie die Frage, welche Schuld auf der Elterngeneration, den Institutionen und denjenigen, die einfach weggesehen haben, lastet.
Besonders gut hat mir gefallen, dass die Gedächtnislücken von Helga und Jürgen durch Einschübe aus dem Tagebuch der Mutter wie ein Puzzle nach und nach zusammengesetzt werden.
Durch den Schreibstil hatte ich trotz der schwierigen Inhalte durchweg das Gefühl, wie in einer warmen Decke ummantelt zu sein, die das zuversichtliche Gefühl vermittelt „Es hätt noch immer jot jejange“ und kann deshalb diese emotionale Lesereise in das historische Köln der Nachkriegszeit nur empfehlen!

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Veröffentlicht am 04.09.2022

Wenn der Beruf viel mehr Berufung ist und die 1990er lebendig werden…

Das Haus der Hebammen - Carolas Chance
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… dann ist man im Geburtshaus in der Cranachstraße 21 in Köln angekommen und begleitet die Hebammen Susanne, Carola und Ella in ihrem erfüllenden und trotzdem sehr stressigen Alltag. Und nicht nur das! ...

… dann ist man im Geburtshaus in der Cranachstraße 21 in Köln angekommen und begleitet die Hebammen Susanne, Carola und Ella in ihrem erfüllenden und trotzdem sehr stressigen Alltag. Und nicht nur das! Auch das Privatleben der drei Hebammen, die sich in sehr unterschiedlichen Lebenslagen befinden, ist ziemlich herausfordernd…
Obwohl Susanne, die erst spät ihre Liebe gefunden hat, glücklich verheiratet ist, fühlt sie eine große Sehnsucht Mutter zu werden und es stellt sich die Frage, ob sie bereit ist, für diesen Wunsch ihre Liebe aufs Spiel zu setzen...
Im Gegensatz dazu ist es Carola gewohnt, Familie und Beruf zu vereinen, was ihr bis zum Karrieresprung ihres Mannes und der Pubertät der Kinder auch sehr gut gelungen ist. Doch nun nehmen die Probleme zu und es scheint, dass ihr Leben zunehmend aus dem Gleichgewicht gerät…
Vergleichsweise entspannt scheint hier die Lebenssituation von Ella zu sein, die nach einem längeren Auslandsaufenthalt das Hebammenteam endlich wieder verstärkt und der noch das ganze Leben offen zu stehen scheint. Doch was will sie für sich und für ihr weiteres Leben?
Da ich selbst Mutter von vier Kindern bin und deshalb so einige Erfahrungen mit Geburten mitbringe 😊, hat mich das „Haus der Hebammen“ thematisch sofort angesprochen und ich war gespannt, ob es mir auch ohne Vorwissen des ersten Bandes gelingt, gut in die Geschichte zu kommen.
Dadurch, dass die Protagonistinnen und die Atmosphäre so authentisch beschrieben werden, ist es mir zum Glück sehr leichtgefallen – auch wenn ich mir die Vorgeschichte manchmal etwas zusammenreimen musste. Vielleicht war ich auch deshalb zu Beginn etwas überfordert mit den schnellen Szenenwechseln – aber je mehr ich mich in die einzelnen Lebensgeschichten denken konnte, umso besser hat mir die temporeiche Geschichte gefallen.
Indem in diesem Band ein besonderer Schwerpunkt auf dem Leben von Carola lag, wurde ich in vielen Szenen sehr an meine eigene Kindheit und Jugend in den 1990er Jahren erinnert – sei es durch die Musik, die Ernährungsweise oder die Freizeitaktivitäten.
Sehr gelungen war auch, dass die Geburten im Geburtshaus nicht durchweg romantisiert waren, sondern – wie im wahren Leben auch – Freud und Leid sehr nah beieinander waren und so auch schwierige Themen in den Blick genommen wurden.
Insofern hat mir „Das Haus der Hebammen“ von Marie Adams durch diesen mehrperspektivischen Blick auf den Beruf der Hebamme, das Muttersein, die Rolle der Frauen und die 1990er Jahre letztendlich doch so gut gefallen, dass ich natürlich wissen möchte/muss, wie es mit Carola, Susanne und Ella weitergeht und bin froh, dass der dritte Band schon bald erscheint! :)

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Veröffentlicht am 19.08.2022

Ein geheimnisvoller Auftrag + tierische Helden = ein spannendes Leseerlebnis für die ganze Familie

Animal Agents - Retter im Verborgenen (Animal Agents, Bd. 1)
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Aufgrund des ansprechend gestalteten Covers und der überzeugenden Leseprobe waren mein Sohn (10 Jahre) und ich sehr gespannt auf die "Animal Agents" von Ilona Koglin und Marek Rohde und wurden zum Glück ...

Aufgrund des ansprechend gestalteten Covers und der überzeugenden Leseprobe waren mein Sohn (10 Jahre) und ich sehr gespannt auf die "Animal Agents" von Ilona Koglin und Marek Rohde und wurden zum Glück von dem tollen Auftakt „Retter im Verborgenen“ der Reihe nicht enttäuscht.
Nachdem der Prolog zunächst eine wilde Verfolgungsjagd schildert und eine spannungsgeladene Handlung erahnen lässt, lernen wir zunächst die sympathische junge Hündin Berry kennen, die gerade neue Tricks von ihrer Freundin Yoko, einer erfahrenen Katzendame, lernt. Plötzlich erscheint Doozer, ein Straßenhund, der dringend mit Yoko vertraulich sprechen muss. Da Berry einfach viel zu neugierig ist, widersetzt sie sich der Anweisung, nach Hause zu gehen, und belauscht die beiden. Dadurch erfährt sie von der „dunklen Seite der Welt“, wo Fellwechsler (Menschen) böse Bienen erschaffen, um die Welt zu beherrschen.
Da Yoko die Menschen so gut kennt und nach Doozer die Einzige ist, die sich auf die „dunkle Seite“ trauen würde, bekommt sie den Auftrag, mehr über Black-X zu erfahren und so schleicht sie sich mit Doozer gemeinsam in eine Niederlassung von Black-X.
Berry, die den beiden gefolgt ist, wird von Yoko und Doozer entdeckt, und darf nun gemeinsam im Team der „Animal Agents“, das im Verlauf der Geschichte noch durch weitere tierische Agenten erweitert wird, ermitteln.
Da wir tierische Helden in Kinder- und Jugendbüchern insgesamt sehr gern mögen und die dargestellten Charaktere durch ihre Eigenheiten durchweg sehr sympathisch sind, hat uns die Geschichte insgesamt sehr gut gefallen.
Obwohl mein Sohn mit 10 Jahren ein geübter Leser ist, fand er die sehr langen Kapitel, die immer drei Geschichten umfassen, etwas zu lang. Dadurch, dass wir beide das Buch gelesen haben, konnten wir uns aber gegenseitig motivieren und hatten immer wieder wichtige Erzählanlässe.
Dies ist unserer Meinung nach auch eine besondere Stärke dieses Buches: die vielen bedeutsamen Themen, die hier angesprochen werden, z.B. das Verhältnis von Menschen und Tieren, Machtstreben, Ausbeutung der Natur, Freundschaft und Zusammenhalt.
Hervorzuheben sind auch die unserer Meinung nach sehr passenden Illustrationen, die das Leseverständnis sehr gut unterstützt haben.
Insofern sind wir sehr gespannt, wie es mit den „Animal Agents“ weitergeht und können diese Reihe allen empfehlen, die tierische Helden und spannende Geschichten zum Nachdenken mögen.

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