Das traurige Schicksal eines dunkelhäutigen Waisenkindes 10 Jahre nach dem 2. Weltkrieg
Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten ...
Nachdem ich Sturmmädchen von Lilly Bernstein mit großer Begeisterung gelesen habe, habe ich sehr gern zu einem weiteren historischen Roman von ihr gegriffen.
Köln, 1955: Die 16jährige Helga hat die letzten zehn Jahre bei Pflegeeltern in Frankreich verbracht. Claire und Albert haben ihren Bruder Jürgen und sie in den Ruinen Köln aufgelesen und nach Frankreich mitgenommen. Die beiden Kinder waren traumatisiert und wussten nicht, warum ihre Mutter nicht mehr bei ihnen war. Als ihr Vater aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt und seine Kinder in Frankreich ausfindig gemacht hatte, kehren die beiden mit dem Paris-Ruhr-Express nach Köln zurück.
Der Vater lebt mit Meta, der Schwester seiner Frau, in deren ehemaligen Elternhaus. Meta empfängt ihre verschollenen Verwandten sehr kühl und distanziert, sie bewohnt alleine eine Wohnung im Haus. Der Vater erklärt Metas Verhalten mit ihren traumatischen Erlebnissen während der Flucht aus Ostpreußen.
In Köln betreibt der Vater ein Büdchen, in dem er Kaffee, Süßigkeiten, Zeitungen und Zeitschriften verkauft. Jürgen findet bald eine Anstellung bei Ford, Helga möchte das Abitur machen und danach Journalistin oder Schriftstellerin werden. Stattdessen schickt ihr Vater schickt sie auf eine Haushaltungsschule. Beim Praktikum im Waisenhaus ist Helga über die dort herrschenden Zustände entsetzt. Die Nonnen misshandeln die ihnen anvertrauten Kinder, am schlimmsten trifft es das „Besatzerkind“ Bärbel, das aufgrund seiner dunklen Hautfarbe nicht nur von den Nonnen, sondern auch von den anderen Kindern getriezt wird.
Helga beschwert sich beim Direktor, mit dem Ergebnis, dass sie ihr Praktikum abbrechen muss. Erst als sie eine Anstellung beim WDR als Redaktionssekretärin bekommt, findet sie einen Weg, Bärbel zu helfen.
Über Briefe, die die Mutter im Bunker an ihren Mann geschrieben hatte, bekommen die Leser nach und nach Einblicke in die Geschehnisse 1945, die die Kinder verdrängt hatten. Wir erfahren auch, warum der Vater Helgas Wunsch, Journalistin zu werden, nicht unterstützt.
Emotional sehr berührt haben mich die Erlebnisse von Fanny und Helgas erste Erfahrungen mit Männern, sowohl in der Milchbar als auch in der Redaktion. Sie hat ihr Herz an Konradin verloren und ließ sich mit dem Luftikus Peter ein, nachdem Konradin sie zurückgewiesen hatte.
Auch dieser Roman von Lilly Bernstein hat mir sehr gut gefallen. Ich habe unendlich mit Helga, Fanny und Bärbel gelitten. Ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte und das mich an einigen Stellen zu Tränen gerührt hat. Von mir eine große Leseempfehlung.