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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2024

Ein emotionaler Wirbelsturm

Windstärke 17
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"Ich dachte, wenn ich weit weg bin, dann sind die Gedanken leiser. Aber sie sind laut, und sie tun weh."

Ich habe die "22 Bahnen" sehr gemocht und mich deshalb auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen ...


"Ich dachte, wenn ich weit weg bin, dann sind die Gedanken leiser. Aber sie sind laut, und sie tun weh."

Ich habe die "22 Bahnen" sehr gemocht und mich deshalb auf die Fortsetzung und ein Wiedersehen gefreut.
War im Vorgänger noch Tilda die Haupt-Protagonistin, so ist es in "Windstärke 17" ihre inzwischen schon erwachsene Schwester Ida.

Nach dem Tod ihrer Mutter flieht Ida scheinbar ziel- und orientierungslos vor ihrer Vergangenheit und strandet auf Rügen. Dort wird sie von einem älteren Ehepaar, Marianne und Knut, nahezu bedingungslos aufgenommen. Durch ihre Tätigkeit als Kellnerin in der "Robbe" lernt sie schließlich Leif kennen und irgendwie scheint sich ihr Leben zum Besseren wenden zu wollen. Doch die Schatten aus der Vergangenheit lassen nicht los.

Mit zeitweilig immenser Traurigkeit erzählt Caroline Wahl inhaltsschwer eine Geschichte um tragische Verluste, um Krankheit und Sterben, aber auch die Geschichte von der rast- und ratlosen Suche nach dem eigenem Platz im eigenen Leben. Als Leser liebt und leidet man mit Ida, wundert und freut sich über ihre klare und teilweise naive Sicht auf oftmals einfache, aber auch zugleich essentielle Fragen des Lebens.

Ida ringt zunehmend verzweifelt mit ihren übermächtigen Schuldgefühlen und wirft sich vor, im Umgang mit ihrer Mutter versagt und ihre Tod nicht verhindert zu haben. Jetzt, auf Rügen, muss sie sich erneut einer großen Herausforderung stellen.

Zum Verständnis zwar nicht zwingend notwendig, empfehle ich dennoch, unbedingt zunächst Tildas und Idas Vorgeschichte aus Band eins, den "22 Bahnen" kennenzulernen.

"Windstärke 17" ist eine äußerst starke, emotionale Brise von der Ostsee, die sehr berührt. Hoffentlich dürfen wir bald wieder von Tilda und Ida lesen.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Fußballfieber

Nachspielzeiten
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"Was macht einer, der immer gelaufen ist, wenn die Laufbahn plötzlich endet?"

Was ist aus den großen Fußballstars und den Trainerlegenden nach dem Ende ihrer aktiven sportlichen Laufbahn geworden? Wie ...


"Was macht einer, der immer gelaufen ist, wenn die Laufbahn plötzlich endet?"

Was ist aus den großen Fußballstars und den Trainerlegenden nach dem Ende ihrer aktiven sportlichen Laufbahn geworden? Wie haben sie ihre ganz persönliche Nachspielzeit gestaltet?
Die Karriere nach der Karriere.

- 2004 unvergessen: König Rehagel führt Griechenland absolut sensationell zum Europameistertitel in Portugal.
- Die Geschichte tragischer Helden, wie zum Beispiel die von Mehmet Scholl.
- Fünf Bundesligaspieler die sich fast "freiwillig" ins Dschungelcamp begeben.
- Das langsame, aber unvermeidbare Scheitern eines Tim Wiese.
- Christian Fährmann aus Neuköln und der Aufstieg der alten Tante.
- König Pelé und Kaiser Franz in New York.
- Paul Gascoigne und der "Vorfall".

Das sind die Geschichten und die "Helden", von denen Lucas Vogelsang in seinem neuen Buch "Nachspielzeiten" erzählt.

Als Fußballfan erinnert man sich sofort an die allermeisten der beschriebenen historischen Fußball-Momente, das Kopfkino wird unmittelbar gestartet.

Vogelsang dokumentiert persönliche Lebens- und Leidensgeschichten, vor allem abseits des Platzes, er gibt Siegen und Niederlagen ein Gesicht und erzählt Anekdoten, die man so noch nirgends gelesen hat.

Auch das Buchcover kann gefallen: musste ich zunächst noch rätseln, wer da denn wohl abgebildet sein soll, kann man am Ende der Lektüre alle sechs Personen eindeutig benennen.

"Nachspielzeiten" ist ein besonderes Buch mit einem tollen, amüsanten Schreibstil. Interessant für alle, die sich schon etwas länger für die wichtigste Nebensache der Welt interessieren und gerne einmal den Menschen hinter der Schlagzeile kennenlernen möchten.

Unterhaltsam kurzweilig.

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Veröffentlicht am 17.04.2024

Spannende Geheimnisse

Was der See birgt
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"Wer den Gardasee kannte, dem war klar, er war Teil der Menschen, die hier lebten."

Eine sehr abwechslungsreicher Ausflug rund um den Gardasee und eine Reise in die Geschichte und Vergangenheit.
Eine ...


"Wer den Gardasee kannte, dem war klar, er war Teil der Menschen, die hier lebten."

Eine sehr abwechslungsreicher Ausflug rund um den Gardasee und eine Reise in die Geschichte und Vergangenheit.
Eine Vergangenheit, in der italienische Geheimbünde und Freimaurerlogen eine zentrale Rolle einnehmen.

Im Hafen von Riva wird eine Leiche gefunden und aus unterschiedlichsten Beweggründen nehmen drei Personen Ermittlungen auf. Aus deren jeweiliger Sicht wird die Geschichte dann auch erzählt:
Da ist die Hauptprotagonistin Gianni Pitti-Sanbaldi, eine investigative Journalistin, die das Mordopfer sehr persönlich gekannt hat. Dann ihr Onkel, Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, der ganz offensichtlich viel mehr weiß als er seiner Nichte bislang erzählt hat. Und schließlich Elvira Sondrini, die als Chefredakteurin der "Messaggero di Riva" Giannis direkte Vorgesetzte und gleichzeitig eine alte Freundin des Marchese ist.

Die Ermittlungen führen sie alle tief in die Vergangenheit und Geheimnisse der Familie Pitti-Sanbaldi. Der Roman ist mit viel Spannung geschrieben und abwechslungsreich.
Die erzählte Geschichte klingt zwar sehr konstruiert, ist aber in sich logisch und nachvollziehbar schlüssig.

Etwas störrend: der Autor Lenz Koppelstätter verwendet viele, extrem kurze, oftmals nur aus einem oder zwei bis drei Worten bestehende Sätze und bringt damit leider den Lesefluss immer wieder leicht ins Stottern.

Wer Geschichten rund um mysteriöse Geheimbünde mag und wer bereit ist, sich auf viel mediterranes Gardasee Lebensgefühl einzulassen, wird mit "Was der See birgt" bestens unterhalten.

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Veröffentlicht am 09.04.2024

Unterhaltsame Fortsetzung

Die Tote am Kai (WaPo Cuxhaven 2)
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"Versuch doch, hinter die Kulissen zu gucken, um zu ergründen, warum der Mensch so ist, wie er ist."

Wer "Windstärke Tod" gelesen hat, findet sich im nunmehr zweiten Fall der WaPo Cuxhaven unmittelbar ...


"Versuch doch, hinter die Kulissen zu gucken, um zu ergründen, warum der Mensch so ist, wie er ist."

Wer "Windstärke Tod" gelesen hat, findet sich im nunmehr zweiten Fall der WaPo Cuxhaven unmittelbar zurecht. Wir treffen viele alte Bekannte wieder, zum Verständnis ist es allerdings nicht unbedingt notwendig, den ersten Teil gelesen zu haben.

Zwei Kriminal-Fälle laufen parallel nebeneinander her: zum einen der Mord an einer jungen Frau im Fährhafen und gleichzeitig der Anschlag auf einen Beamten der Wasserschutzpolizei. Zufall, oder verbindet beide Verbrechen irgendetwas miteinander? Und wieder nehmen Kriminalkommissar Victor Carvalho und zu dessen Leidwesen, erneut auch Agatha Christensen die Ermittlungen auf.

Die bekannten Charaktere sind allesamt zunehmend "erwachsener" geworden, ihre Handlungen erscheinen weitaus weniger naiv und glaubwürdiger als im ersten Band. Die erzählte Geschichte ist vielschichtig, abwechslungsreich und durchdacht. Zum Ende hin klärt sich alles logisch und nachvollziehbar auf.

Der Schreibstil wurde vom Autorenduo "Bente Storm" erneut recht eingängig und unkompliziert gewählt.
Aufgrund der überschaubar kurzen Kapitel (insgesamt sind es 52!) und der leicht verständlich gehaltenen, oft sehr humorvollen Dialoge ist der Roman schnell ausgelesen.

"Die Tote am Kai" hat mir klar besser gefallen als Teil eins und ist genau das, was es sein will: ein unterhaltsam kurzweiliger Wohlfühlkrimi mit ganz viel Nordsee Küstenflair und Lokalkolorit. Wer sich darauf einlassen mag, der kann bedenkenlos zugreifen.

Ein überraschender finaler Cliffhanger lässt auf eine geplante Fortsetzung schließen; Teil drei kommt bestimmt...

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Wer A sagt muss auch B sagen

Die Dämmerung (Art Mayer-Serie 2)
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"Die Lüge ist ein Teil der menschlichen DNA. Wir belügen uns selbst und andere. Ständig."

Eins direkt und ganz deutlich vorweg: bitte vor "Der Dämmerung" unbedingt zunächst den ersten Teil "Der Morgen" ...


"Die Lüge ist ein Teil der menschlichen DNA. Wir belügen uns selbst und andere. Ständig."

Eins direkt und ganz deutlich vorweg: bitte vor "Der Dämmerung" unbedingt zunächst den ersten Teil "Der Morgen" lesen!! Fast alle Hauptprotagonisten wurden dort eingeführt und gleichzeitig ereignen sich bereits grundlegende, für das Verständnis notwendige Vorfälle.

Art Mayer und Nele Tschaikowski sind endlich zurück; ein extrem ungleiches Ermittlerduo, das mich bereits in ihrem ersten gemeinsamen Fall vollends zu überzeugen wusste. Unterschiedlicher könnten die beiden zwar eigentlich gar nicht sein und dennoch verbindet sie ein immer stärker werdendes emotionales Band aus Verständnis und Vertrauen. Erneut agieren die beiden authentisch und sind überzeugend sympathisch charakterisiert. Neben der Lösung des eigentlichen Falls haben beide diverse private und zwischenmenschliche Themen und Probleme zu bewältigen.

Die Erzählung ist sehr vielschichtig und findet dabei, wie von Marc Raabe gewohnt, auf zwei unterschiedlichen Zeit-Ebenen statt. Ich habe verdammt lange gebraucht, um zu ahnen, wer sich nun wirklich hinter Bell und Bo verbirgt.

Der Thriller beginnt - eigentlich sehr unerwartet - wesentlich tempoärmer als sein fulminanter Vorgänger, aber etwa ab der Hälfte des Buches wird die Handlung erneut zunehmend atemlos spannend.

Handlungsschwerpunkte rund um das Thema Waffenindustrie, dem Umgang mit Klimaaktivisten, oder KI generierter Deepfake-Videos und Bilder stellen einen Bezug zu aktuellen und politischen Fragestellungen her.

Der tolle Schreibstil von Marc Raabe überzeugt mich wiederum und sorgt, zusammen mit den recht übersichtlich gehaltenen Kapiteln für eine kurzweilige Lektüre. Viel zu schnell sind die über 500 Textseiten ausgelesen.

"Die Dämmerung" ist ein gelungener, spannender und empfehlenswerter Thriller, der allerdings etwas vom atemlosen Tempo des ersten Teils der Serie eingebüßt hat. Trotzdem erhält Art von mir erneut die volle Punktzahl.

Ungeduldig warte ich ab jetzt auf "Die Nacht", denn einige Fragen sind ja doch noch offen geblieben...

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