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Veröffentlicht am 15.02.2017

Mord ohne Motiv

Schickimicki
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Als eine schöne, relativ junge Frau ermordet aufgefunden wird, nehmen Alois Schön und seine Mitarbeiterin Natascha die Ermittlungen in der Schickimicki-Szene von München auf. Die Frau war mit einem weitaus ...

Als eine schöne, relativ junge Frau ermordet aufgefunden wird, nehmen Alois Schön und seine Mitarbeiterin Natascha die Ermittlungen in der Schickimicki-Szene von München auf. Die Frau war mit einem weitaus älteren Mann verheiratet, hatte zwei verwöhnte Kinder im Teenageralter - und ging fremd. Ist ihr Verhältnis der Täter? Weder ihre Familie noch ihre Freunde können oder wollen etwas zur Klärung des Mordes beitragen, und dann wird eine Leiche aus dem Deininger Weiher gezogen. Wieder eine schöne, wohlhabende Frau. Ein Serienmörder?

Normalerweise kann man mit Bayernkrimis und dem Gmeiner Verlag nichts falsch machen. In dem Fall jedoch hatte ich von Anfang an mit dem Buch Probleme. Ich kam schon mit dem Schreibstil nicht klar, der sich abgehackt und wie ein Bericht liest und extrem viele indirekte Reden enthält. Die Dialoge lesen sich hölzern, die Sprache der meisten Beteiligten entspricht nicht ihrem Alter, dass sich Befragungen ständig wiederholen mag zwar dem Alltag der Polizei entsprechen, ist aber für den Leser eine langweilige Angelegenheit. Zwischendurch kommen Einschübe vor, die wirken, als wäre dem Autor eingefallen, dass sich vielleicht irgendwer für das Privatleben der Kommissare interessiert, aber gerade was Natascha angeht, schien es mir, als würde eine pubertierende Göre beschrieben, keine Frau von Mitte Zwanzig mit einem verantwortungsvollen Job. Die Auflösung der Fälle sowie das Motiv konnten mich weder überzeugen noch fand ich sie sonderlich logisch. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.01.2017

Abandon all hope (of suspense)

Gone Girl - Das perfekte Opfer
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Read this book, it's that good, they say. The addictive No. 1 bestseller, they say. The book you'll be others to read, they say. The boring thing I say. And thank's god it's over, I say. And now I'll tell ...

Read this book, it's that good, they say. The addictive No. 1 bestseller, they say. The book you'll be others to read, they say. The boring thing I say. And thank's god it's over, I say. And now I'll tell you what I think about the story.

There are Amy and Nick, wife and husband. And their fifth year anniversary. The day Amy disappears without a trace. Only a few days after that the whole world is convinced of the fact that Nick killed his wife. Why? Because he is a (original quote): cheating, cowardly, selfish shit. I couldn't stand his whiny-tiny storytelling, his dumb attitude, his nonexistent backbone. He deserved everything and more he got and above all he deserved Amy, who is a bitch extraordinaire though this woman is clever and has a backbone. What happened with these two people is such a lot of far-fetched idiocy and puffed-out boredom I had to fight to keep reading. I'm a fast reader, usually, but here I was at a loss: How to stay awake with all this glibberish.

So I appreciate the idea (not bad at all), but the implementation was not my cup of tea, something you think is the work of a schoolgirl not a bestseller author.

Veröffentlicht am 12.01.2017

Der heilige Supermann

Mann über Bord
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Simon Templar (S.T. = Saint) denkt an nichts Böses, als er eines Nachts auf seiner Jacht steht und die Ruhe genießt. Plötzlich tauchen in dieser Reihenfolge auf: eine schöne Frau (damsel in distress), ...

Simon Templar (S.T. = Saint) denkt an nichts Böses, als er eines Nachts auf seiner Jacht steht und die Ruhe genießt. Plötzlich tauchen in dieser Reihenfolge auf: eine schöne Frau (damsel in distress), die durch das neblige Wasser schwimmt, und ein Boot mit hässlichen Männern (die Antagonisten). Natürlich rettet der Heilige die schöne Frau, die daraufhin durchblicken lässt, dass sie auch weiterhin seine Hilfe gebrauchen kann, also legt sich Templar mit einem Versicherungsbetrüger an, der weltweit nicht nur Versicherungen um Millionen Pfund betrügt, sondern auch so kaltblütig Leute umbringt, wie andere eine Fliege erschlagen. Dabei geht der Heilige so manches Mal über Bord, denn er hat es mit dem schlauesten und gemeinsten seiner Gegnern zu tun.

Ich dachte ja anfangs, Leslie Charteris ist eine Frau. Zu verliebt waren die Beschreibungen des Helden, es wurde in jedem Satz sein Loblied gesungen und das ab und zu auf so holprige Weise, dass ich manche Sätze mehrmals lesen musste, um überhaupt zu begreifen, was gesagt werden sollte. Könnte allerdings auch zumindest teilweise am Übersetzer gelegen haben, denn der hat so manche seltsame Formulierung gefunden. Zurück zum Heiligen. Er besitzt "animalische" Fähigkeiten des sofort wach seins, lautlosen, geschmeidigen Gang, wenn er schwimmt, passiert das so kraftvoll und doch dabei ebenso lautlos, seine elastische, stählerne Kraft erlaubt ihm, mal so eben eine Frau (lautlos) aus dem Wasser zu ziehen, seine meerblauen Augen zwinkern oder sind plötzlich stählern - Alter, das geht wirklich ununterbrochen so. Er hat mega clevere und mächtige Feinde, aber immer, wirklich immer weiß er sich allein aus der Falle zu helfen. Zwischendurch muss noch viel Herzklopfen passieren, damit man auch merkt, wie gefährlich seine Feinde sind. Und dann dieser kindische Humor. Ich lache gern, auch in spannenden Momenten, aber hier hat wirklich nur wenig gepasst, ohne dass es einfach lächerlich wurde. Ich weiß ja nicht, ob 1936 so die Helden konzipiert sein mussten, damit es jemand lesen wollte, aber für mich erschließt sich nicht, warum dieser Autor Millionenauflagen mit seinen Büchern erreicht hatte.

Veröffentlicht am 09.01.2017

Rausgerotzter Gehirnfurz

Drive-In
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In der Regel wähle ich meine Überschriften mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl. Allerdings ist es dieses Mal gleich ein Test: Wer sich von meiner Überschrift schon abgestoßen fühlt, sollte auf jeden ...

In der Regel wähle ich meine Überschriften mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl. Allerdings ist es dieses Mal gleich ein Test: Wer sich von meiner Überschrift schon abgestoßen fühlt, sollte auf jeden Fall die Finger von dem Buch lassen. Denn bei aller Brutalität ist es genau das, was das Buch ausmacht.

Es ist eine Trilogie, dieser fette Schinken Drive In. Und allein darin liegt schon das Problem. Keine Ahnung, was sich Heyne dabei gedacht hat, aber die geballte Ladung Drive In ist eigentlich unerträglich. Dabei ist Teil Eins noch ... ganz nett ist hundertpro der falsche Ausdruck, trifft es aber noch am besten. Der Ich-Erzähler Jack und seine Freunde Bob, Willard und Randy verbringen ihre meisten Freitagabende im Orbit, dem riesigen Drive-In-Kino ihrer Gegend, in der nur Horror- und Splatterfilme gezeigt werden. Doch an einem Abend geht etwas schief. Ein Meteorit (oder so) stürzt auf das Orbit und die Kinogänger sind eingeschlossen im Drive In, umgeben von einer schwarzen Masse, die alle, die sie berühren, auflöst. Am Anfang versuchen die meisten noch, ruhig zu bleiben, doch nach einer gewissen Zeit, als die Vorräte alle sind, eskaliert das Ganze sehr schnell in Bandenbildung, Totschlag, Mord, Kannibalismus.

Das allein wäre eine super menschliche Studie der menschlichen Natur gewesen, schön eingerahmt in eine Geschichte, die einem zuckerschock- und drogenvernebelten Gehirn entsprungen sein mochte. Doch davon abgesehen, dass man eigentlich nur auf Distanz gehalten wird (oh, die essen ein rohes Baby, nicht mal gebraten?), ist es nicht genug mit der einen Story. Es müssen nach einem wahrscheinlich unerwarteten Erfolg zwei Sequels hinterhergeschoben werden, die immer abgedrehter und bekloppter werden. Was, die schlucken auch die Scheiße von Teil 2? Dann schreibe ich nur noch Müll, ist ja schließlich Kult.

Seit ich mein erstes Buch von Lansdale gelesen habe, war ich begeistert. Der Kerl hat eine Schreibweise, die einen reinzieht und mitreißt, ja, oft dreckig und brutal ist, was in den anderen Büchern auch gepasst hat. Aber hier watet man ständig bis zum Hals in der Scheiße, taucht ab und zu unter und nimmt einen kräftigen Schluck von der Brühe, bis es nicht nur vorne wieder rauskommt, sondern auch aus den blutenden Ohren. Hier wird gekotzt, geschissen und gefickt, viel mehr ist mir eigentlich nicht in Erinnerung geblieben. Mag sein, dass das die Quintessenz des Menschen ist, gute Horrorliteratur ist das nicht. No, Sir, Mr Lansdale, that was ... shit.

Veröffentlicht am 01.01.2017

Dear Boredom

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Ein Wirbelwind von einem Psychothriller, steht hinten auf der Klappentextseite. Dieser Wirbelwind konnte mich nicht beeindrucken, kam er doch in Slow Motion daher. Und auch bei einem "Psycho"Thriller wäre ...

Ein Wirbelwind von einem Psychothriller, steht hinten auf der Klappentextseite. Dieser Wirbelwind konnte mich nicht beeindrucken, kam er doch in Slow Motion daher. Und auch bei einem "Psycho"Thriller wäre es cool, wenn es ein bisschen Thrill geben würde. Doch hier? Nichts. Doch zum Inhalt:

Dear Amy ist eine Kolumne, die Margot Lewis, die eigentlich Lehrerin ist, in der hiesigen Tageszeitung führt. Meistens bekommt sie Post, die in etwa so langweilig ist wie sie selbst, doch eines Tages verschwindet eine ihrer Schülerinnen, Katie. Und nur kurz darauf bekommt Margot den Hilferuf eines Mädchens mit Namen Bethan Avery. Dumm nur, dass Bethan vor siebzehn Jahren verschwand und selbst wenn sie noch leben sollte, mittlerweile kein Mädchen mehr sein kann, sondern eine Frau ist. Warum also schreibt jemand unter diesem Namen? Margot wendet sich an die Polizei, doch es ist ein Kriminologe, der sie ernst nimmt und sich mit ihr auf eine Spurensuche begibt, die fast zwei Jahrzehnte zurückführt.

Vielleicht hatte ich zu viel erwartet. Ganz sicher hatte ich das, denn die inhaltlichen Vorgaben finde ich eigentlich spannend. Das Problem bestand eigentlich aus mehreren. 1. Die langatmige Schreibweise und die Konzentration auf Sachen, die nichts mit dem Fall zu tun haben (Freundin-Gelaber, Ex-Mann-Gelaber). 2. Die mir übelst unsympathische Protagonistin. Ich konnte Margot nicht ausstehen. Ihre Art (ständig säuft sie ganze Weinflaschen am Abend), ihre Ansichten (sie ist dauergeil auf ihren Ex, obwohl der sie betrogen hat, kann aber auch nicht ihre Augen von dem gutaussehenden Kriminologen lassen), ihre saudummen Ansichten über Leute (z. B. die Neue ihres Ex-Mannes: huh, die ist viel schlauer als ich, aber sieh mal, ich kann schwierige Worte aussprechen und kenne mich mit Literatur aus, was ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit beweise). Die Lösung des Falles kam mir an den Haaren herbeigezogen vor, und warum sich der Kriminologe mit der Frau abgeben wollte, die abwechselnd hysterisch oder nervig reagiert, blieb mir ein Rätsel. Richtig gut fand ich nur die zwei Seiten am Schluss, als Margot endlich mal die Initiative ergreift und kämpft. Mehr als 1,5/5 Punkten kann es so nicht geben.