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Veröffentlicht am 23.08.2025

Waisenmädchen

Mika Mysteries - Der Ruf des Nachtraben
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Winter 1880: Mika ist zwölf und damit eines der älteren Kinder im Waisenhaus und für viele Dinge dort verantwortlich. Eines Nachts klopft eine dunkle Person und drückt ihr ein Baby in die Hand, nur um ...

Winter 1880: Mika ist zwölf und damit eines der älteren Kinder im Waisenhaus und für viele Dinge dort verantwortlich. Eines Nachts klopft eine dunkle Person und drückt ihr ein Baby in die Hand, nur um sofort wieder zu verschwinden. Kurze Zeit später geschieht unweit ein Mord. Hängen die beiden Ereignisse zusammen? Als der ermittelnde Kommissar Hoff auftaucht, scheint er davon auszugehen. Außerdem bemerkt er Mikas scharfen Verstand und ihre außergewöhnliche Beobachtungsgabe und bringt sie dazu, ihn bei seinen Nachforschungen zu unterstützen. Schnell geraten beide in tödliche Gefahr, denn nicht nur ein Serienmörder geht um, viel schlimmer ist, dass sich die Politik einmischt ...

Mit diesem ersten Band ist Rundberg gleich ein großer Wurf gelungen. Wie wunderbar es ihm gelingt, nicht nur geschichtliche Ereignisse in Szene zu setzen, den furchtbar kalten Winter fühlbar zu machen und das Leben der Waisenkinder bildhaft zu gestalten! Dazu hat er mit Mika eine wirklich sympathische und clevere Titelheldin entworfen, bei der es Spaß macht, ihren Abenteuern zu folgen. Mit Hoff haben wir den denkbar größten Kontrast zu diesem Waisenmädchen, die aber erstaunlich gut miteinander harmonieren. Der Fall ist wirklich hervorragend aufgebaut mit Wendungen, die man nicht kommen sieht und einer teilweise gruseligen Atmosphäre, von der sich so mancher Thriller/Horrorautor eine Scheibe abschneiden könnte. Alles in allem: ein echtes Lesehighlight!

Veröffentlicht am 19.08.2025

Warum eigentlich nicht Heiress of Storms?

Heir of Storms
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An dem Tag, als Blaze geboren wurde, vernichtete eine Sturmflut das halbe Land und sie wird deshalb von allen gehasst, denn man erkannte sie als Regensingerin. In einer Welt, in der viele Leute Wasser, ...

An dem Tag, als Blaze geboren wurde, vernichtete eine Sturmflut das halbe Land und sie wird deshalb von allen gehasst, denn man erkannte sie als Regensingerin. In einer Welt, in der viele Leute Wasser, Luft, Feuer und Erde beherrschen, hat sie etwas Unverzeihliches getan, obwohl sie nur ein Säugling war. Siebzehn Jahre hat sie deshalb in einem goldenen Käfig gelebt, bis zu dem Tag, als sie als Erbin ausgewählt wird und dazu verpflichtet ist, um die Krone der Wassermagier zu kämpfen. Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Finn reist sie in den Palast des Kaisers, um sich dort gefährlichen Prüfungen zu stellen und trifft dabei nicht nur auf Konkurrenten, sondern auch tödlichen Geheimnissen.

Eigentlich war die Geschichte ganz nett geschrieben. Wenn man auf eine gemächliche Erzählweise steht und vor allem nicht viel hinterfragt. Blaze und Finn sind Zwillinge aus dem Feuerhaus, aber allen ist bei ihrer Geburt sofort klar, dieser krasse Sturm kann nur von ihr kommen? Die Logik entgeht mir. Klar, später gab's manchmal etwas Nieselregen von ihr, aber von Anfang an eines von zwei Babys eines Sturmes zu bezichtigen? Hm. Die Prüfungen waren auch eher ... nun. Wie soll ich es sagen? Bei Wish oder Temu bestellt. Es war jetzt nicht so, als würden da alle um ihr Leben kämpfen. Natürlich gab es auch die typischen fiesen Zicken, die einfach nur fies waren, weil sie es konnten. Es gab zwei Prinzen, die um Blazes Aufmerksamkeit buhlten, obwohl sich Blaze maximal dadurch auszeichnete, dass sie etwas langweilig und nett war. (Immerhin!) Auch war schon von vornherein klar, bei wem es sich um den alten Mann in der Bibliothek handelte und dass der fiese Erdspalter nicht so fies war wie behauptet. Überhaupt kam ich mir beim Lesen des Buches vor, als hätte hier jemand unheimlich viele Versatzstücke gerade beliebter Bücher aneinandergereiht, ohne sich groß Mühe für Originalität zu geben. Das Einzige, das man als original ansehen konnte, war die Art, wie die Dienstboten ihre Herrschaften behandeln durften. Ansonsten bot das Buch nicht viel Neues und ich bin mir nicht sicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Veröffentlicht am 17.08.2025

True Crime

Nothing more to tell
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Nach vier Jahren weit weg von ihrer Heimat kehrt Brynn für das letzte Schuljahr zurück in ihre Stadt und die alte Schule. Dort begegnet sie auch Tripp wieder, ihrem ehemaligen besten Freund, der damals ...

Nach vier Jahren weit weg von ihrer Heimat kehrt Brynn für das letzte Schuljahr zurück in ihre Stadt und die alte Schule. Dort begegnet sie auch Tripp wieder, ihrem ehemaligen besten Freund, der damals BS über sie erzählt und sie damit schwer gekränkt hatte. Ebendieser Tripp war auch dabei gewesen, als Brynns Lieblingslehrer tot aufgefunden wurde. Heute ist er der beste Freund der anderen beiden Schüler, die den Lehrer fanden, und gehört damit zur beliebtesten Clique. Brynn, die Journalistin werden möchte, gelingt es, einen Praktikantenjob bei einer True-Crime-Firma ergattert, möchte, dass der Tod ihres Lehrers geklärt wird, und dabei findet sie einiges über Leute heraus, von denen sie dachte, sie würde sie kennen ...

Ich bin immer wieder beeindruckt, wie McManus es schafft, ihre Geschichten irgendwie im Umfeld von Schulen spielen zu lassen, aber dabei doch immer wieder auch neue Geschichten zu erzählen und frische Charaktere zu kreieren. Auch hier gelingt es ihr wieder, falsche Fährten zu legen und das Umfeld spannend zu gestalten. Ich hätte zwar Tripp nicht halb so schnell verziehen, wie es Brynn getan hat und ich hätte mich zumindest ihm gegenüber auch nicht schuldig gefühlt, ihm nichts von dem True Crime Konzept zu erzählen, aber gut, das ist wohl so ein bisschen dem Jugendbuch geschuldet. Wie Brynn den Spuren gefolgt ist und was sich herausgestellt hat, war schon echt cool. 4.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.08.2025

(S)Age Gap

All the Hidden Monsters 1: All The Hidden Monsters
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Als Sage ihre Freundin Lucy besuchen will, findet sie eine erschütternde Szenerie vor. Alles ist voller Blut, ihre Freundin wurde grausam abgeschlachtet. Noch an Ort und Stelle trifft sie auf den Hexenmeister ...

Als Sage ihre Freundin Lucy besuchen will, findet sie eine erschütternde Szenerie vor. Alles ist voller Blut, ihre Freundin wurde grausam abgeschlachtet. Noch an Ort und Stelle trifft sie auf den Hexenmeister Oren, der eine ganze Mordserie an Werwölfen aufklären will. Obwohl er strikt dagegen ist, schafft es Sage, in die Ermittlungen eingebunden zu werden und mit Oren zusammenzuarbeiten. Ihre Suche führt sie zu jemandem auf einem Rachefeldzug und dieser Jemand kommt ihnen bald gefährlich nahe. Zum Glück gibt es den Poltergeist P, die ihnen immer wieder aus der Klemme hilft.

Mord und Romantasy mit Werwölfen und Hexenmeistern und eine WG mit einem weiblichen, mega netten und meeeega hilfreichem Poltergeist. Was soll da schon schiefgehen? Das ist doch eine coole Kombination? Die Autorin: Hold my beer. Mal davon abgesehen, dass das Worldbuilding eher ... dezent gehalten ist, ist eines klar: Die Behörde, für die Oren arbeitet, ist eine reine Stasimaschinerie. Sie beobachten alles und jeden, die Leute müssen sich bei ihnen melden, wenn sie unter Menschen leben wollen und sie führen auch gleich die Polizeiarbeit aus, inklusive Folter. Oren ist ein staatlicher Schlächter. Wenn dieser Behörde was nicht passt, darf er ohne Lizenz auch mal ein halbes Wolfsrudel abschlachten. Gerichte? Prozesse? Anwälte? Verteidiger? Fehlanzeige. Dazu kommt, dass Oren so um die 150 Jahre alt ist, weil ... keine Ahnung. Hexenmeister eben alt werden. Isso. Und Werwölfe eben nicht. Unser Werwolfmädchen ist aber gerade 18, bzw wird justament während der Ereignisse 19. Und während der krass-coole Oren bei ihren gleichaltrigen Freunden ständig die Augen verdreht und Teeniedrama murmelt, ist es bei ihr natürlich total anders. Sie ist die Einzige, die ihn verstehen kann. Warum sie überhaupt mit dem Typen reden und ihn verstehen will, ist mir allerdings schleierhaft. Er ist einfach widerlich. Wie er sich ihr gegenüber die Hälfte des Buches verhält: red flag de luxe.

Aber er ist natürlich so unfassbar gut aussehend. Das macht alles wett. Dass er der Mörder unzähliger Wesen ist, dass er Sage wie Dreck behandelt, sich über ihr Umfeld lustig macht. Egal. Sage nimmt alles hin. Und ihre - eigentlich - coole Poltergeistfreundin ist auch gleich hin und weg von ihm. Apropos Geisterfreundin: Die kriegt nicht mal einen vollen Namen und wird nur mit P angeredet. Die Frau ist eine Heilige, außerdem löst sie als Einzige den Fall, während Sage und Oren damit beschäftigt sind zu Groomen und Gegroomtzuwerden. Wer auf so was steht: viel Spaß. Allen anderen rate ich von diesem Buch ab.

Veröffentlicht am 07.08.2025

Auf der Flucht

Deckname: Bird
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Heather Berriman, die abgesehen vom Klappentext und einmal in einer unwichtigen Rückblende in ihre Kindheit eigentlich nie Bird genannt wird, ist auf der Flucht. Die Analystin eines englischen Geheimdienst ...

Heather Berriman, die abgesehen vom Klappentext und einmal in einer unwichtigen Rückblende in ihre Kindheit eigentlich nie Bird genannt wird, ist auf der Flucht. Die Analystin eines englischen Geheimdienst wird verdächtigt, geheime Daten weiterzugehen. Ihr bleibt nur die unverzügliche Flucht und Heather zögert daher nicht. Zum Glück hat ihre Herkunft als Tochter eines Geheimagenten sie vorbereitet. Sie hat eine Notfalltasche und stößt ihre Handys ab. Ab jetzt heißt es, so gut wie möglich "Going zero", was in der heutigen Zeit gar nicht so einfach ist. Heather muss versuchen, ihren Verfolgern immer einen Schritt voraus zu sein und dabei auch noch auf irgendeine Art ihre Unschuld zu beweisen.

Eigentlich war das eine spannende Grundidee, ein bisschen wie das von mir schon angedeutete "Goning Zero" (falls jemand eine ähnliche Thematik mit Abtauchen und Geheimdiensten sucht, hier ist meine Empfehlung!). Und mit Heather hat man eigentlich auch eine interessante Persönlichkeit. Bitte beachtet, dass ich interessant sagte, nicht sympathisch. Um ehrlich zu sein, bis zum Schluss bin ich mit Heather nicht wirklich warm geworden. Sie flieht also erstmal quer durch England und Schottland, über Norwegen und Island und muss dabei nicht nur mit Attentätern rechnen, sondern auch Verhandlungen wegen ihrer Unschuld einfädeln. Alles nicht so einfach. Und hier kommt die Crux: Um zu erklären, warum Heather fähig ist zu tun, was sie tut, begnügt sich die Autorin nicht mit ihrer Ausbildung bei der Armee und dem Geheimdienst, nein, sie breitet die ganze (nicht gerade kurze, denn Heather ist inzwischen etwa Mitte 50) Lebensgeschichte der Protagonistin aus. Und auch, wenn das sicherlich nicht uninteressant ist: Wirklich spannend ist das nicht. Wir wandern schon fast von Seite 1 aus erst einmal in die Vergangenheit von Heather, in die Kindheit und zu ihrem Geheimdienst-Papa. Leider passiert dieses "Abwandern" von aktuellen Szenen in die Vergangenheit immer mal wieder und nimmt wahnsinnig viel Raum ein.

Jetzt kommt zu den Längen noch das Ende, das zumindest mich äußerst unbefriedigt zurücklässt, denn nach dem ganzen Terz, der passiert ist, gibt es eigentlich keine Lösung. Auch habe ich mich immer wieder gefragt, woher Heather das ganze Geld hatte, um diese Flucht so durchführen zu können, denn ein paar Seiten vorher war sie quasi bankrott. So bleibe ich mit für meine Verhältnisse viel mehr Fragen als Antworten zurück nach Beendigung der Lektüre und auch, wenn ich das Buch nicht ungern gelesen habe, bleibt es nicht als Highlight im Gedächtnis.