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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2025

Mayageddon

Problematic Summer Romance – Die hitzige Unzulässigkeit der Liebe
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Maya Killgore, 23, Wunderkind der Physik und wahrscheinlich zukünftige Nobelpreisträgerin, fliegt nach Italien, um bei der Hochzeit ihres Bruders dabei zu sein. Dort ist es mega: Wunderschöne Gegend, wunderschöne ...

Maya Killgore, 23, Wunderkind der Physik und wahrscheinlich zukünftige Nobelpreisträgerin, fliegt nach Italien, um bei der Hochzeit ihres Bruders dabei zu sein. Dort ist es mega: Wunderschöne Gegend, wunderschöne Villa, lauter coole Leute, die sie kennen und lieben. Oder fast. Denn der beste Freund ihres Bruders, Conor Harkness, ist auch da. Und er ist nicht nur fünfzehn Jahre älter als sie, was er sie regelmäßig wissen lässt, sondern auch ihr feuchter Traum, und das seit Jahren. Die Tage vor der Hochzeit werden chaotisch, alles geht schief und Maya ist ihrem Ziel, Conor wissen zu lassen, dass sie erwachsen ist, kaum einen Schritt näher gekommen.

Ali Hazelwood ist eine der wenigen Autorinnen, die mich mit Romanzen packen. Das liegt daran, dass sie normalerweise unf... fassbar gute Männer und Frauen schreibt, die stark, intelligent und mutig sind. Ich betone das "normalerweise", weil es hier nicht wirklich gelungen ist. Maya ist eine wirklich coole junge Frau, die ich mochte, aber ganz ehrlich, was sie in Conor sieht und schon immer gesehen hat, blieb mir bis zum Schluss verborgen. Er legte zwar viel Wert darauf, immer wieder zu betonen, dass der Age Gap zwischen ihnen zu hoch war, das Machtgefälle nicht ausgewogen etc, was auch alles stimmte und ihn eigentlich zu einer green flag hätte machen müssen. Tatsächlich aber ist er dem Grooming näher als alles andere. Nicht nur, dass er ihr trotzdem nachhechelt, seit sie 20 ist - und das wäre natürlich auch okay, da sie auch da schon wusste, was sie wollte. Aber man kann eine Frau nicht wie ein Kind behandeln und dann geil auf sie sein. Das gibt tatsächlich Pädo-Vibes, um mal Mayas Sprache zu verwenden. Und entweder lehnt man eine Beziehung zu einer jungen Frau ab, wie er es gemacht hat, dann lässt man aber auch seine Pfoten von ihr, und zwar buchstäblich.

Dann kann man nicht immer wieder anfangen, die Frau sexuell zu belästigen (noch einmal: Sie wollte es, aber wenn er es ablehnt mit seinen komischen Begründungen, fängt man nicht immer wieder selbst an, mit ihr rumzumachen). Und am allerschlimmsten fand ich, dass er immer wieder versucht hat, sie davon abzuhalten, mit anderen Männern auszugehen oder etwas anzufangen. Seine krankhafte Eifersucht hat mich ernsthaft abgestoßen. Deshalb muss ich dieses Buch um einiges abwerten, denn so schön es geschrieben ist, so cool die Leute sind, die da auftauchen, Conor Harkness geht gar nicht. Ali Hazelwood kann es normalerweise besser.

Veröffentlicht am 22.06.2025

Engine 99

Devil's Kitchen
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Die New Yorker Feuerwehrleute der Engine 99 sind Helden: Matt, Engo, Jake und Ben haben große Feuer gelöscht und Menschenleben gerettet. Matt, der Anführer, ist ein Überlebender von 9/11, bei dem sein ...

Die New Yorker Feuerwehrleute der Engine 99 sind Helden: Matt, Engo, Jake und Ben haben große Feuer gelöscht und Menschenleben gerettet. Matt, der Anführer, ist ein Überlebender von 9/11, bei dem sein ganzer Trupp starb. Was die meisten Leute nicht wissen, ist, dass dieselben Männer auch Einbrüche begehen, stehlen und selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Ben, dessen Freundin Lily und ihr Sohn verschwunden sind, glaubt deshalb, dass seine eigenen Kollegen für Lilys Tod verantwortlich sind und um ihren Mord aufzuklären, ist er sogar bereit, sie zu verraten und selbst ins Gefängnis zu gehen. An dieser Stelle kommt Andy ins Spiel, eine private Ermittlerin, die alles dafür tut, um diese Verbrechen aufzuklären.

Wenn es um Candice Fox geht, bin ich hin- und hergerissen. Ich mochte Hades nicht, habe aber Crimson Lake geliebt. War kein großer Fan Dark, liebte aber Stunde um Stunde und habe gehofft, dass daraus eine Reihe wird. Stattdessen kriegen wir hier Devil's Kitchen. Wie üblich großartiger Schreibstil, interessante Idee und eine Badassprotagonistin, die die Schwester von Amanda aus Crimson Lake sein könnte. Die Geschichte selbst konnte mich trotzdem nicht packen und das liegt wahrscheinlich daran, dass ich New York langweilig finde, Feuerwehrleute nicht prinzipiell eine Faszination auf mich ausüben und mir wirklich sämtliche Charaktere egal waren, mit leichter Tendenz zu Sympathie für Ben und Andy. Und Andy war so super tough, dass sie Sachen vorhergesehen hat, die einfach unglaublich waren, genauso wie das Ende recht unlogisch gestaltet wurde. So haben wir hier zwar einen routinierten Thriller vorliegen, aber keinen, der mir länger im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 19.06.2025

Dead Mile

Der Stau
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In der Umgebung von London gehen mehrere Bomben hoch und plötzlich kommt alles auf der Autobahn zum Stillstand. Belinda Kidd, eine Polizeibeamtin, die gerade erst von einer Auszeit aus Australien zurückgekommen ...

In der Umgebung von London gehen mehrere Bomben hoch und plötzlich kommt alles auf der Autobahn zum Stillstand. Belinda Kidd, eine Polizeibeamtin, die gerade erst von einer Auszeit aus Australien zurückgekommen ist, sitzt mitten drin. Und plötzlich gibt es im Auto nebenan einen Toten. Schnell stellt sie fest, dass es kein Unfall war, sondern Mord. Und eines ist klar: So wenig, wie sie und ihre Nachbarn in den Autos nebenan wegkommen, gelang es auch dem Mörder. Doch es ist heiß, die Stimmung angespannt und Belinda die Einzige, die für Stunden in der Lage ist, den Tatort und Spuren zu sichern ...

Ganz ehrlich, das Ganze als "Locked-Car" anzupreisen, treibt es ein bisschen zu weit. Das Auto des Toten war offen, das nur vorneweg. Und ich hatte anfangs ein bisschen Schwierigkeiten mit Sergeant Kidd, weil sie so komische Gespräche in ihrem Kopf führt. "Reiß dich zusammen, Belinda!" - das macht doch niemand, oder? Ich würde mir damit selbst auf die Nerven gehen. Vielleicht war auch nicht alles ganz logisch, wenn man sich die Sache zum Schluss durch den Kopf gehen lässt, aber ich muss sagen, mir hat sowohl die Location als auch die Idee und das, was auf der Autobahn und mit den Charakteren passierte, gut gefallen. Ist jetzt kein Kracher, aber ein durchaus kurzweilig ohne groß Blut oder Gewalt, eigentlich mehr ein Krimi als ein Thriller. Für Einsteiger geeignet.

Veröffentlicht am 16.06.2025

Wilkins & Wilkins

Ein Mord im November - Ein Fall für DI Wilkins
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Als in einer der ehrwürdigen Hallen von Oxfords Universitäten eine tote Frau gefunden wird, kommt es zu einer makabren Verwechslung: Anstatt DI Ray Wilkins zu informieren, wird DI Ryan Wilkins angerufen. ...

Als in einer der ehrwürdigen Hallen von Oxfords Universitäten eine tote Frau gefunden wird, kommt es zu einer makabren Verwechslung: Anstatt DI Ray Wilkins zu informieren, wird DI Ryan Wilkins angerufen. Und damit kommt es zum Clash zweier Welten. Während Ryan aussieht wie ein erfolgloser fünfzehnjähriger Rapper und in einem Trailerpark aufgewachsen ist, ist der Schwarze Ray Wilkins ein intellektueller, gesitteter Mann aus der Oberschicht. Obwohl sich beide nicht ausstehen können, müssen sie zusammenarbeiten. Seltsamerweise kommt das Duo trotz vieler Verwirrungen auf erste Spuren ...

Allein diese unterschiedlichen Typen versprachen schon eine interessante Handlung, zumal hier auch noch mal das Klischee umgedreht wird und der weiße Ermittler hier das ist, was einer der Charaktere des Buches als "white trash" bezeichnet. Doch auch der Tatort an Oxfords heiligen Stätten und ein bisschen Eindringen in verschiedene Arten von Politik und Geschäftsgebahren ließen jedenfalls keine Langeweile aufkommen. Sicher ist, dass diese Konstellation viel Platz für Klischees lässt, die auch ab und zu bedient werden und die man in den nächsten Bänden irgendwie umschiffen muss, sobald sich der Reiz des Neuen hier gelegt hat. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt von einem soliden Krimi mit interessantem Cast und spannender Prämisse.

Veröffentlicht am 14.06.2025

Koinamens

Die Sprache der Drachen
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In einem alternativen Britannien der 1920iger Jahre leben Drachen und Menschen zusammen - allerdings nicht halb so gleichberechtigt, wie es die Regierung behauptet. Die Menschen sind in einem 3-Klassensystem ...

In einem alternativen Britannien der 1920iger Jahre leben Drachen und Menschen zusammen - allerdings nicht halb so gleichberechtigt, wie es die Regierung behauptet. Die Menschen sind in einem 3-Klassensystem gefangen und viel zu sagen haben die Drachen nicht, obwohl sie ihre eigenen Sprachen haben. Es kommt zu Unruhen und es bilden sich Koalitionen zum Sturz der Regierung. Viv Featherswallow ist eine talentierte Übersetzerin aus Menschen- und Drachensprachen. Als ihre Eltern des Umsturzes angeklagt werden und ihnen die Todesstrafe droht, ist sie bereit, einen geheimen Kommunikationsweg der Drachen zu erforschen, um ihnen das Leben zu retten. Doch je mehr sie über diese Sprache lernt, desto mehr begreift sie, dass nicht die Drachen der Feind sind und auch nicht die Rebellen ...

Die Geschichte hat es schnell geschafft, mich in die Handlung zu ziehen, wobei ich zugeben muss, dass es nicht unbedingt an Viv lag. Sie war mir nicht wirklich sympathisch, allerdings habe ich ihre Motivation durchaus verstanden. Das Problem bei ihr war eher, dass sie ständig im selben Gedankenkreisel gefangen war: Ich muss die Drachen und die Rebellen verraten, nein, das darf ich nicht, aber ich muss, nein, doch nicht ... Mir ist natürlich klar, dass eine 17jährigen da in einem absoluten Dilemma steckt, das sie überfordert, aber ich hätte mir doch ein bisschen mehr Entwicklung der Protagonistin gewünscht. Sehr gut hingegen haben mir die Parallelen zur heutigen Politik gefallen, aber auch einige Nebencharaktere, die mich mehr überzeugen konnten als Viv selbst. Auch wurde für genügend dramatische Verwicklungen gesorgt, sodass das Buch durchaus spannend und wendungsreich war und die Liebesgeschichte blieb so dezent, dass ich kein einziges Mal mit den Augen rollen musste - absoluter Pluspunkt! Auf jeden Fall wäre ich einer Fortsetzung nicht abgeneigt.