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Veröffentlicht am 20.06.2020

16.50 Uhr ab Paddington

Inspector Swanson und das Schwarze Museum
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Endlich Urlaub! Inspector Swanson freut sich darauf, mit seiner Familie nach Schottland zu fahren, wo sie bei seiner Tante unterkommen und die gemeinsame Zeit genießen werden. Doch seine Träume zerplatzen, ...

Endlich Urlaub! Inspector Swanson freut sich darauf, mit seiner Familie nach Schottland zu fahren, wo sie bei seiner Tante unterkommen und die gemeinsame Zeit genießen werden. Doch seine Träume zerplatzen, als in dem Zug, den sie genommen haben, eine Leiche gefunden wird. Eigentlich könnte er den Fall den Behörden in York überlassen, wo der Zug zum Stehen gekommen war, doch eine Kleinigkeit lässt ihn stutzen. Der Tote trägt einen verschlüsselten Brief bei sich, den nur ein Freimaurer entschlüsseln kann. Muss er also dieses mal wirklich den Täter unter seinen "Brüdern" suchen? Als wäre das nicht genug, wird er von einem aufdringlichen Vertreter der Presse belästigt und schließlich landet Swanson selbst hinter Gittern ...

Marley spielt gern mit Gegebenheiten und Namen. So startet der Zug, den Swanson nimmt, um 16.50 Uhr ab Paddington, eine Zeugin des Mordes heißt Grimes, es wird ein Krimineller namens Robert Marley erwähnt, der verlogene, "bild"hafte Journalist heißt Knight (im Englischen auch die Bezeichnung im Schach für das Pferd bzw. den Springer ;), ein verwirrter Mann namens Abraham Stoker treibt sich des Nachts auf einem Friedhof herum, wo er interessante Beobachtungen anstellen kann. Und natürlich darf Conan Doyle nicht fehlen. Es wie wie üblich kurzweilig und unterhaltsam, bis auf die Tatsache, dass Swanson etwas übersah, was mir sofort ins Auge sprang und ich ihn schütteln wollte. Hallo, dein Freund Arthur hat's dir doch gesagt! Alles in allem jedoch wieder ein spannender Fall, der zu fesseln wusste.

Veröffentlicht am 19.06.2020

Das Geisterschiff am Nordstrand

Der Schein
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Alina hat es nicht leicht. Vor zehn Jahren, kurz vor ihrem siebten Geburtstag, verschwand ihre Mutter, und jetzt geht ihr Vater als medizinischer Experte (Darm mit Charme) in die USA, während er sie in ...

Alina hat es nicht leicht. Vor zehn Jahren, kurz vor ihrem siebten Geburtstag, verschwand ihre Mutter, und jetzt geht ihr Vater als medizinischer Experte (Darm mit Charme) in die USA, während er sie in ein Internat an der Ostsee abschiebt. Auf einer hinterletzten Insel im hinterletzten Zipfel der Welt. Nicht mal vernünftig Internet gibt's da und von ihrem Freund soll Alina auch noch ein halbes Jahr getrennt sein. Kein Wunder, dass sie nicht gerade begeistert auf das alte Schlossinternat Hoge Zand und deren Bewohner reagiert. Im Moment sind eh nur die Lonelies anwesend - die Schüler, die aus irgendwelchen Gründen auch am Wochenende oder in den Ferien anwesend sind. Und jetzt gehört Alina zu ihnen, ob sie will oder nicht. Tatsächlich will sie nach einer Weile sehr gern, denn abgesehen davon, dass sie eine coole Truppe sind, will sie mit ihnen das Geheimnis des Geisterschiffs, der mordswilden Kühe im Naturreservat und der seltsamen Wildcamperin Tinka lösen. Auf dem Weg dahin könnte es passieren, dass einige Schubladen in ihrem Denken auseinanderfallen ...

Das war wieder ein grandioses Jugendabenteuer. Um ehrlich zu sein ging mir Alina die erste Zeit ganz schön auf die Nerven. Die Großstadtpflanze fand alles zum Meckern, was mich Waidler manchmal ganz schön auf die Großstadtpalme (oder so) brachte. Aber die Geschichte entwickelt mit ihren Geheimnissen, den mega ausgearbeiteten Nebencharakteren und dem üblichen Internatsleben mitsamt "Drogenküche" einen Sog, der mich nicht mehr losließ. Man konnte während des Lesens herrlich spekulieren, wie was mit wem und warum zusammenhing und obwohl ich ziemlich viel selbst herausgeknobelt hatte, hielt das Ende noch genügend Überraschungen für mich bereit. Um ein bisschen auf hohem Niveau zu meckern: Alinas Rumgeheule in Bezug auf ihren Freund fand ich teilweise anstrengend. Aber aus jeder dieser Phasen retteten mich zum Glück die Mitglieder der Lonelies und Cara, das pinke Supergirl. Tolle Unterhaltung, 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.06.2020

Die Gespenster vom Berkeley Square

Inspector Swanson und die Frau mit dem zweiten Gesicht
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Der junge Billy Bob Badger ist der einzige Zeuge, wie sein Freund Meg nach einem erfolgreichen Coup stirbt. Die Polizei steht vor einem Rätsel -- wie starb der Straßenjunge, der plötzlich viel Blut verlor ...

Der junge Billy Bob Badger ist der einzige Zeuge, wie sein Freund Meg nach einem erfolgreichen Coup stirbt. Die Polizei steht vor einem Rätsel -- wie starb der Straßenjunge, der plötzlich viel Blut verlor und zusammenbrach? Eine Spur führt in den Berkeley Square, ein verfluchtes Haus, in dem seit kurzer Zeit das angesagteste Medium von ganz London lebt. Louisa Balshaw hört die Stimmen der Geister, die ihr die Zukunft eines jeden, der sie aufsucht, offenbaren. Doch was sollte sie oder ihr Haushalt mit dem Tod des Straßenjungen zu tun haben? Nicht nur Swanson stellt sich diese Fragen, auch Badger wird nicht ruhen, bis er den Tod seines Freundes aufgeklärt hat. Und wie üblich sind Oscar Wilde und Frederick Greenland nicht weit entfernt, wenn Swanson ermittelt ...

Ich mag diese Reihe sehr gern. Marley schafft es immer wieder, mich in die victorianische Zeit mitzunehmen. Gerade am Ende des 19. Jahrhunderts, als die Hellseher und spirituelle Sitzungen beinahe hysterische Begeisterung auslösten, ist interessant, um einen Fall zu verpacken. Doch ich fand, dass sich das Motiv - wenn auch nicht die genauen Hintergründe - recht schnell logisch erschlossen und mit der Auflösung war ich dann nicht ganz glücklich, die ging mir ein bisschen zu schnell und poirotlastig vonstatten. Trotzdem mag ich die meisten auftretenden Personen und kann die Reihe für Liebhaber historischer Krimis jederzeit empfehlen.

Veröffentlicht am 14.06.2020

Ein Schuss Magie

Der böse Ort
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Wie im wahren Leben beginnt auch diese Geschichte chaotisch. Es gibt mehrere Leichen, ein geklautes Buch aus der magischen Bibliothek in Weimar taucht auf, und ganz offensichtlich treibt der Gesichtslose ...

Wie im wahren Leben beginnt auch diese Geschichte chaotisch. Es gibt mehrere Leichen, ein geklautes Buch aus der magischen Bibliothek in Weimar taucht auf, und ganz offensichtlich treibt der Gesichtslose wieder sein Unwesen. Dann passieren auch noch seltsame Dinge im Skygarden Tower, einem Sozialwohnblock im Herzen von London. Um der Sache auf den Grund zu gehen, mieten sich Leslie und Peter dort ein. Dabei begegnen sie nicht nur gefallenen Prinzessinnen, Dealern, Altrevoluzzern und Baumelfen, sondern stoßen auf eine ungeheure Quelle der Magie. Die beiden haben alle Hände voll zu tun, um diesen Fall zu entwirren.

Ich mag die Welt des Peter Grant, ich mag die Art, wie Aaronovitch erzählt, er hat so einen locker-lässig-rotzigen Stil. Und ganz besonders mag ich den Sprecher dieser Hörspiele, der passt einfach perfekt dazu und wie immer ist die Umsetzung durch die Mitwirkenden auch genial. Was ich allerdings immer ein bisschen anstrengend finde, ist die ausschweifende Art des Autors. Er fängt mit A an, verliert sich endlos in B, um in C weiterzuschwatzen, und wenn man irgendwann F hört, ist man sich nicht mehr sicher, ob und was überhaupt in A passiert ist. Am Ende führt er die Sachen mehr oder weniger wieder zusammen, wobei trotzdem einige Fragen offenbleiben, die sicherlich für die nächsten Bücher relevant sind. So amüsant die Story auch immer ist, passiert es jedoch dadurch immer wieder, dass mir im Mittelteil manchmal die Gedanken zu anderen Dingen wandern und ich dem Hörspiel nicht mehr mit derselben Aufmerksamkeit folge, wie es angebracht wäre. Immerhin hat mich die Geschichte zum Schluss wieder packen können und mit dem Twist hatte ich so gar nicht gerechnet. Alles in allem empfehlenswert, aber man muss konzentriert dranbleiben.

Veröffentlicht am 13.06.2020

Höhlenwelt

DARK ISLAND
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Der Söldner Ian Hunt hat schon bessere Tage gesehen. Aus der Army ist er raus, nachdem ihn ein friendly fire recht unfreundlich erwischt hat, und dann starb vor sieben Jahren auch noch seine Frau bei einem ...

Der Söldner Ian Hunt hat schon bessere Tage gesehen. Aus der Army ist er raus, nachdem ihn ein friendly fire recht unfreundlich erwischt hat, und dann starb vor sieben Jahren auch noch seine Frau bei einem Forschungstrip in die Berge Madagaskars. Obwohl Ian dabei war, konnte er ihren Tod nicht verhindern - denn die Mörder seiner Frau waren ... Dinosaurier. Dass ihm niemand glaubte, ist klar, auch sein Knastaufenthalt. Doch nun, als er eigentlich nur vergessen will, taucht eine Journalistin auf, die zumindest beruflich beinahe so am Ende ist wie Ian privat: Mack. Und sie glaubt ihm nicht nur die Story von den Sauriern, sie will sie selbst sehen. Zusammen mit zwei weiteren Söldnern begeben sich Hunt und Mack zurück in seinen schlimmsten Alptraum - und dieser hat Zähne, große Zähne.

Spätestens seit Jules Verne ist ein Trip unter die bekannte Welt nichts Neues mehr, genauso wie hungrige Saurier. Trotzdem kann das natürlich eine spannende Story werden. Zweifellos ist dieses Buch actionreich und es wird geballert und ums Leben gelaufen, bis der Arzt kommt. Gleichzeitig nervt es aber auch extrem: Nicht die Saurier, die machen halt, was Saurier so machen. Aber die Menschen. Mal im Ernst, was die Berge und Abhänge und Schluchten und Spalten runterstürzen und überleben, was die für Verletzungen davontragen, diese jedoch ignorieren, wenn es hart auf hart kommt und im nächsten Moment wieder einen auf den Deckel kriegen, das geht nicht nur auf keine Kuhhaut mehr, da schüttelt jeder vernünftige Dino nur noch mit dem Kopf. Weder das Lektorat noch die Übersetzung reißen vom Hocker. Und natürlich müssen immer die Amis die "Hurra, meiner ist länger"-Contests gewinnen, während sich auf dramatische Damsel-in-distress-Art das verliebte Weibchen auch mal weinend an die Heldenbrust wirft. Ich gebe mal noch wohlwollende 2,5/5 Sternen.