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Veröffentlicht am 09.12.2016

Es steamt in der Tafelrunde

Die Lazarus Verschwörung
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Alle 18 Jahre gibt es eine besondere Mondfinsternis, die zu einem Ereignis namens Lazarus-Moment führt. In diesem einen Moment kann ein todkranker Mensch geheilt werden. Bewacht und geschützt wird der ...

Alle 18 Jahre gibt es eine besondere Mondfinsternis, die zu einem Ereignis namens Lazarus-Moment führt. In diesem einen Moment kann ein todkranker Mensch geheilt werden. Bewacht und geschützt wird der Lazarus-Moment von Druiden und erringen kann diesen nur jemand, der ein tödliches Dampfmaschinenrennen gewinnt, bei dem es viele Verlierer und nur einen Sieger geben kann. Bis jetzt konnten nur Adlige gewinnen, denn sie hatten Geld und Wissen. Doch jetzt ist in England ein besonderes Kind geboren worden, ein Kind mit Artus' Seele. Es ist auserkoren, England zu retten - wenn zuerst er gerettet werden kann, denn er ist todkrank. Ein weiser, alter Mann, sein Mentor, stellt eine besondere Truppe zusammen, mit deren Hilfe er nicht nur eine besondere Maschine bauen, sondern auch allen anderen Gefahren trotzen kann.

Eine wirklich hochinteressante Verbindung aus der Artus-Sage und dem Steampunk des 19. Jahrhunderts. Da hat sich die Autorin viele Gedanken über eine Technik gemacht, die es so natürlich nicht gibt, aber durchaus plausibel klingt. Allerdings hatte ich tatsächlich mehr von dem "Lazarus-Rennen" erwartet, das dann erst im letzten, langen Kapitel abgehandelt wurde und bei dem es mir auch meistens zu einfach voranging. Ein Hindernis, eine tödliche Bedrohung taucht auf? Alles schon vorausgeahnt, es wird bekämpft, beseitigt. Mich konnte die Story meistens bei der Stange halten, doch der letzte Kick hat mir im Endeffekt gefehlt.

Veröffentlicht am 21.11.2016

Eine Frage der Definition

The Cage - Entführt
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Cora ist sechzehn, Tochter eines Politikers - und war bereits Jugendknast, verurteilt wegen Fahren ohne Führerscheins mit Todesfolge. Eines Tages erwacht sie in einer ihr unbekannten Gegend, einer Wüste. ...

Cora ist sechzehn, Tochter eines Politikers - und war bereits Jugendknast, verurteilt wegen Fahren ohne Führerscheins mit Todesfolge. Eines Tages erwacht sie in einer ihr unbekannten Gegend, einer Wüste. Als sie sich umsieht, bemerkt sie insgesamt auf wenig Raum sieben andere Biotope und sie trifft auf fünf weitere Jugendliche, alle in ihrem Alter, alle unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichem Hintergrund. Den sechs wird schnell klar: Sie sind Gefangene. Gefangene einer außerirdischen Rasse, deren Hüter, Cassian, ihnen erzählt, dass seine Rasse lediglich die Menschen retten will. Die Menschheit gilt bei Cassian und anderen ebenso fortgeschrittenen Rassen als minderwertig, als kaum intelligent, und es macht ihnen nichts aus, Menschen in Biotopen und Manegen zu halten, sie wie im Zoo zu betrachten, zu studieren, zu sezieren, mit ihren Knochen Handel zu treiben ...

Kommt einem das alles irgendwie bekannt vor? Ja, das ist es, was die Menschheit schon immer mit Tieren macht, die uns an Intelligenz ja unterlegen sind. Dann ist das ja ok, oder?
Genauso, wie es mittlerweile Stimmen gibt, dass man Tieren Rechte zugestehen soll und muss, behandelt dieses Buch auf unterhaltsame Art und Weise die Frage der Definition: Ab wann ist es "okay", andere, auch "niedere" Wesen zu unterdrücken und mit ihnen anzustellen, was man möchte, nur weil man ihnen technisch überlegen ist? Dieser moralisch-philosophische Aspekt hat mir extrem gut gefallen, überhaupt auch die meiste Zeit die Interaktion der Jugendlichen untereinander oder mit den Außerirdischen. Ein paar Sachen fand ich nicht ganz logisch, zum Beispiel die Faszination von Cassians Rasse für den Lebensstil der Menschen: Würden sich Menschen wie Affen anziehen und bewegen, die sie für eine niedere Rasse halten? Ich denke, Außerirdische mit so einer Denkweise würden das wohl auch eher ablehnen. Auch ist die angedeutete Liebesbeziehung von Cora zu einem der Außerirdischen ein wenig ... mit Geschmäckle. Nicht wegen der unterschiedlichen Rassen, sondern fast schon im Bereich der Pädophilie, siehe oben. Cora ist 16, der Außerirdische hat allein "viele Rotationen" gebraucht, um den Rang zu erhalten, den er innehält. Das war nicht so mein Ding, ansonsten hat mich das Buch überraschend gut unterhalten und ich warte auf den Nachfolger.

Veröffentlicht am 07.11.2016

Gebrandmarkt

Flawed – Wie perfekt willst du sein?
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Die Zeit ist jetzt, der Ort ist hier: In einer Welt, in der es verpönt ist, Fehler zu machen, werden diese hart bestraft - wer als fehlerhaft eingeschätzt wird, bekommt ein Brandzeichen. Je nachdem, wessen ...

Die Zeit ist jetzt, der Ort ist hier: In einer Welt, in der es verpönt ist, Fehler zu machen, werden diese hart bestraft - wer als fehlerhaft eingeschätzt wird, bekommt ein Brandzeichen. Je nachdem, wessen er sich schuldig gemacht hat, bekommt er ein Brandzeichen auf die Hand- oder Fußfläche, auf die Brust, die Zunge oder die Schläfe. Wer gebrandmarkt ist, darf sich keinen Luxus erlauben, hat eine Ausgangssperre und viele Auflagen, die er einhalten muss, wie die Juden in der NS-Zeit müssen sie jederzeit sichtbar ein Zeichen - in dem Fall eine Armbinde - tragen. Celestine lebt in dieser Welt und findet nichts Verkehrtes am System der Kennzeichnung der Fehlerhaften. Doch eines Tages hilft sie einem sterbenskranken Fehlerhaften im Bus, und ihr Prozess wird zum Spektakel. Alle wollen sie vor ihren Karren spannen, um politische Entscheidungen durchzudrücken.

Wider Erwarten hat mir das Buch wirklich gut gefallen. Von einer Autorin, die bis jetzt nur Frauen- oder Liebesromane geschrieben hat, habe ich in Richtung Dystopie nicht viel erwartet, zumal das Cover widerlich bunt und abschreckend ist und so gar nichts mit der Handlung zu tun hat. Doch die Geschichte von Celestine, die eigentlich immer versucht, allen Dingen logisch und mathematisch auf den Grund zu gehen, und die sich ihr Mitgefühl trotzdem nicht abgewöhnt hat, konnte mich weite Strecken fesseln. Natürlich war vieles vorhersehbar, entweder konnte die Autorin nicht aus ihrer Haut in Bezug auf einen super heißen Mitgefangenen, mit dem Celestine sofort was verbindet, obwohl er sie die erste Zeit nicht mal mit dem A... ansieht. Oder dass es sich langsam in eine Dreiecksbeziehung dreht mit ihrem festen Freund, der sich ihretwegen mit seinem mächtigen Vater überwirft. Ich habe auch nicht verstanden, warum Celestine nicht öffentlich macht, was eben dieser mächtige Vater ihr angetan hat - einmal ins Netz gestellt, geht die Sache um die ganze Welt. Aber was soll's, man braucht ja noch Konfliktpotenzial für den zweiten Band, und ich habe mich ansonsten gut unterhalten gefühlt. 3,5/5.

Veröffentlicht am 04.11.2016

Die gewöhnliche Miss Middleton

Mord in der Mangle Street
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1882: March Middleton ist jung, reizlos, mittellos und jetzt auch noch Vollwaise. Da sie ihr Elternhaus nicht mehr halten kann, trifft es sich gut, dass ihr Pate ihr anbietet, bei ihm zu leben. Sie hat ...

1882: March Middleton ist jung, reizlos, mittellos und jetzt auch noch Vollwaise. Da sie ihr Elternhaus nicht mehr halten kann, trifft es sich gut, dass ihr Pate ihr anbietet, bei ihm zu leben. Sie hat ihn noch nie getroffen, aber viel von ihm gehört, denn es handelt sich um niemand Geringeren als den berühmten Privatdetektiv (Persönlicher Berater!!!) Sidney Grice. Grice ist genauso, wie sein Name klingt, ein stacheliger Kaktus ist noch streichelbar dagegen. Just zu dieser Zeit wird er zu einem Mordfall gerufen, bei dem er die Unschuld eines Mannes beweisen soll, welcher seine Frau erstochen haben soll. Während Grice davon überzeugt ist, dass der Mann schuldig ist, ist March vom Gegenteil überzeugt - und zwei starke Persönlichkeiten und wache Geister treffen aufeinander, von denen sich beide irren und doch beide recht haben.

Schnell taucht man bei diesem Buch in das dreckige, stinkende London am Ende des 19. Jahrhunderts ab. Ein Menschenleben ist wenig wert in einer Gesellschaft, in welcher die Oberschicht die vollkommene Macht hat, Frauen als minderwertig und dumm angesehen werden und man eher ein Messer zwischen die Rippen bekommt (sofern sich der Mörder ein wenig auskennt) als ein Danke von Sidney Grice. Dieser entpuppt sich übrigens als egoistischer, geldgieriger, scharfsinniger Unsympath, doch auch March ist nicht das naive Mädchen vom Lande, im Gegenteil, sie hat ihre eigenen Leichen im Keller (scheinbar wortwörtlich). Dass ihr Vater in der Schweiz beim Absturz in einen Wasserfall ums Leben kam, gibt zu denken, genauso wie das Auftauchen eines Arztes namens Conan Doyle (war der aber nicht eigentlich Augenarzt?). Sowohl Grice als auch March haben es faustdick hinter den Ohren, und obwohl ich die Lösung des Falles nicht 100%ig überzeugend fand, bin ich doch genug am Haken, um Nachfolger lesen zu wollen. Empfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 28.10.2016

Trio mit vier Hörnern

Demon Road (Band 1) - Hölle und Highway
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Amber ist sechzehn, hat in der Schule Stress mit ihrer Rektorin und nachmittags in ihrem Job mit Kunden. Allein mit den Hormonen, die ein pubertierender Teenager so mit sich schleppt, wäre das eine teuflische ...

Amber ist sechzehn, hat in der Schule Stress mit ihrer Rektorin und nachmittags in ihrem Job mit Kunden. Allein mit den Hormonen, die ein pubertierender Teenager so mit sich schleppt, wäre das eine teuflische Mischung, doch dann sind da noch ihre Eltern: elegant, cool und mörderisch gut drauf. Letzteres darf man durchaus wörtlich nehmen, denn sie wollen Amber töten und auffressen. Offensichtlich machen das liebevolle Dämoneneltern so. Amber muss sich nicht nur damit abfinden, dass ihr selbst unter Druck eine hübsche rote Haut und Hörner und Macht und Kraft erwächst, sondern dass sie einen Deal mit einem Höllenfürsten hat, sich auf der Flucht vor ihren Eltern befindet, in einem semilebenden Auto mit einem oder zwei komischen Typen unterwegs ist. Alles nicht so einfach, aber das ist die Pubertät ja nie ...

Das hätte ein ernsthaft cooler Kracher sein können. Die Schreibweise ist mega gut und die Seiten fliegen nur so dahin. Trotzdem konnte es mich nicht wirklich packen. Die Dialoge und die meisten auftretenden Personen gingen mir auf die Nerven, und obwohl sich Amber wirklich weiterentwickelt, hat sie die Tendenz, große Dummheiten zu begehen, ohne die das Buch nicht funktionieren würde, denn dann wäre es zu zeitig zu Ende oder nicht halb so dramatisch. Es verfügt über gewisse Horrormerkmale und für ein Jugendbuch zeichnet es sich durch wirklich grausame Szenen aus. Das wird mir manchmal zu leicht abgehandelt, es berührt nicht wirklich jemanden der Protagonisten und kann deshalb auch nicht den Leser berühren. Natürlich endet die Story mit einem Cliffhanger, so dass man selbst, wenn man nicht ganz überzeugt wurde, weiterlesen möchte. Ich hoffe, dass Landy sich dann ab und zu ein wenig Zeit nimmt, mehr zu erklären, denn so gut die Actionszenen sein mögen, nehmen sie manchmal überhand, ohne dass sie die Handlung vorantreiben. 3,5/5 Punkten.