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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2017

Geschichte mit überraschenden Wendungen

Verfolgung
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Lisbeth Salander sitzt eine kurze Strafe im Frauengefängnis Flodberga ab, als sie auf stetige Mobbingattacken einer Mitinsassin aufmerksam wird. Unerschrocken und mutig wie Lisbeth ist, setzt sie alles ...

Lisbeth Salander sitzt eine kurze Strafe im Frauengefängnis Flodberga ab, als sie auf stetige Mobbingattacken einer Mitinsassin aufmerksam wird. Unerschrocken und mutig wie Lisbeth ist, setzt sie alles daran Benito aufzuhalten. Währenddessen graben der Journalist Mikael Blomkvist und Lisbeths Mentor Holger Palmgren gut versteckte Informationen zu einer geheimen stattlichen Untersuchung von Zwillingspaaren aus, durch die Lisbeths Vergangenheit in einem neuen Licht erscheint, denn auch sie ist ein Zwilling und musste vieles durchleiden.

Dies ist mein erstes Hörbuch der Reihe gewesen und nach anfänglichen Schwierigkeiten, konnte mich die Geschichte vollends fesseln. Der Sprecher Dietmar Wunder hat eine angenehme Stimme, der man gut zuhören kann. Einige Stimmimitationen - beispielsweise von Lisbeth - haben mir nicht so gut gefallen. Alles in allem aber durchaus akzeptabel. Dadurch, dass es sich um ein Hörbuch handelt, hatte ich Probleme damit mir die Personen(namen) zu merken, im Vergleich zu Büchern, da man die Namen da ständig vor Augen hat. Das mag wohl daran liegen, dass ich bisher kaum Hörbücher gehört habe. Einige der im Buch dargestellten älteren Befunde zu Zwillingsforschung sind mir bekannt und die Einbindung dieser fand ich ziemlich interessant und spannend. Das was in der Geschichte drumherum gesponnen wurde war teils überraschend, teils schockierend und bis zum Ende hin habe ich mitgefiebert. Das Buch lässt kaum Langeweile aufkommen und war insgesamt besser als ich zu erst den Eindruck hatte. Besonders abwechslungsreich und einzigartig wurde die Geschichte durch Lisbeth, die einen sehr ungewöhnlichen und gewöhnungsbedürftigen Charakter hat, der unglaublich schwer zu durchschauen ist.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Was ist wahr und was eine Lüge?

Die stille Kammer
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Nach knapp drei Jahren wird Susan Webster aus der forensischen Psychiatrie entlassen, nachdem sie angeblich ihren drei Monate alten Sohn Dylan umgebracht haben soll. Mit ihrer besten Freundin aus der Psychiatrie ...

Nach knapp drei Jahren wird Susan Webster aus der forensischen Psychiatrie entlassen, nachdem sie angeblich ihren drei Monate alten Sohn Dylan umgebracht haben soll. Mit ihrer besten Freundin aus der Psychiatrie Cassie baut sie sich ein neues Leben als Emma Cartwright auf. Doch schon bald erhält sie ein seltsames Foto, welches ihren Sohn zeigen soll. Doch wie kann das sein, wenn sie ihn doch damals tötete? Mit dem plötzlich auftauchenden Journalisten Nick und Cassie macht sich Susan auf die Suche nach der Wahrheit, die ein schreckliches längst vergangenes Verbrechen aufdecken wird...

Die Geschichte beginnt gleich spannungsgeladen, da man die angebliche Tat Susans erschreckend findet und andererseits relativ schnell das Foto von Dylan auftaucht, welches alles durcheinanderwirbelt. Die parallelen Stränge zwischen heute und den Geschehnissen von damals in Durham greifen gut ineinander und verknüpfen die beiden Geschehnisse gekonnt und logisch strukturiert miteinander, sodass ein einheitliches Bild entsteht. Die Spurensuche geht eher schleppend voran und es gibt so einige Passagen, die etwas Langweilig und Spannungslos gestaltet sind. Einige der Protagonisten hätte ich zwischendurch gerne mal geschüttelt und sie gefragt warum sie so blöd und leichtgläubig gehandelt haben. Das alles hätte verhindert werden können, wenn sie nicht immer wieder in Fallen des Strippenziehers getappt wären, der die ganze Katastrophe erst heraufbeschwört hat und wirklich manipulativ und bösartig ist. Im Laufe der Geschichte ahnt man schon Einiges und das Puzzle aller Informationen setzt sich zusammen. Alles aus dem Mund der Beteiligten zu hören macht es umso schockierender und unfassbarer. Tolle Geschichte mit erschreckend realistischen Elementen, die manchmal etwas langatmig erscheinen, sonst aber perfekt kombiniert werden.

Veröffentlicht am 27.10.2017

Philosophische Aspekte treffen auf technologischen Fortschritt

Boy in a White Room
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Manuel wacht eines Tages in einem weißen fenster-, und türlosen Raum auf und weiß nicht wo und wer er ist. Laut Aussagen seines Vaters ist er in einer virtuellen Realität aufgewacht, da sein Körper angeblich ...

Manuel wacht eines Tages in einem weißen fenster-, und türlosen Raum auf und weiß nicht wo und wer er ist. Laut Aussagen seines Vaters ist er in einer virtuellen Realität aufgewacht, da sein Körper angeblich aufgrund eines Überfalls irreparabel beschädigt wurde und nicht mehr zu retten war. Sein Vater hat sein Bewusstsein in virtuelle Welten übertragen können um ihm ein Leben fernab der kalten Realität zu gewährleisten. Doch schon bald fallen Manuel Ungereimtheiten auf und er weiß nicht mehr was real ist und was nicht.

Der Leser wird gleich in die Geschichte geworfen und weiß quasi genauso wenig wie Manuel. Es ist spannend und kurz angebunden geschrieben ohne überflüssige Beschreibungen, direkt auf den Punkt. Die Umstände um Manuels Zustand werden geschickt durch verschiedene Elemente verschleiert und sabotiert, sodass sich schnell die Frage auftut, was denn nun Wahrheit und was Lüge ist. Es folgen immer verwirrendere Abschnitte und Enthüllungen. Super gefallen hat mir die Einbindung Lews Carrolls Geschichte Alice im Wunderland und die damit verbundenen Rätsel, die wirklich sehr originell und innovativ gestaltet sind. Am Ende wendet sich das Blatt und alles Geschehene wird in Frage gestellt und über den Haufen geworfen. Die Erklärungen haben mich verblüfft und sprachlos zurück gelassen, weil ich niemals mit diesem Ende gerechnet hätte. Außerdem haben mich die eingebrachten Theorien von Descartés mit dem philosophischen Hintergrund neugierig gemacht, sodass ich mich nach Beendigung des Buches eben mit diesen Theorien weiter beschäftigt habe und den Einsatz in einem Science-Fiction Roman faszinierend fand. Ein toller Jugendthriller mit überraschenden und nachdenklich machenden Elementen!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Sie haben die perfekte Welt geschaffen - doch zu welchem Preis?

Scythe – Die Hüter des Todes
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Die Menschen haben alles Schlechte besiegt, es existieren Allwissenheit, beinahe unbegrenzte technologische Möglichkeiten, keine Krankheiten, Kriege, Kämpfe, Ressourcenknappheit, politische Korruption, ...

Die Menschen haben alles Schlechte besiegt, es existieren Allwissenheit, beinahe unbegrenzte technologische Möglichkeiten, keine Krankheiten, Kriege, Kämpfe, Ressourcenknappheit, politische Korruption, und kein Machtmissbrauch mehr. Sie haben sich sogar über die Natur hinweggesetzt und den Tod besiegt. Doch eines konnten sie nicht ausmerzen, die ureigene Bösartigkeit und den Egoismus des Menschen. In dieser Welt, unerschöpflich, perfekt abgestimmt durch eine künstliche Intelligenz, die vor menschlichen Fehlern gefeit ist, und gesegnet mit Unsterblichkeit, wachsen Citra und Rowan auf. Ihnen wird die Möglichkeit geöffnet sich zu einem Scythe ausbilden zu lassen. Die einzigen Instanz, die dem Menschen überlassen wurde. Denn auch in einer perfekten unsterblichen Welt müssen Menschen sterben, zum Wohle aller.

Die Geschichte hat mich gleich durch den unmoralisch scheinenden Aspekt angesprochen, weil das absichtliche Töten als Tabu und Unmoral gilt, sich dahinter aber mehr versteckt als es den Anschein hat. Mit Citra und Rowan in die Welt des Tötens eingeführt zu werden ist unangenehm zu lesen und beschert einem auch schon mal eine Gänsehaut, aber andererseits erfährt man so mehr über das Scythetum und die gesellschaftliche Stellung. Alles, bis auf den Punkt des Tötens, klingt nach einer utopischen Welt. Fast niemand stellt sich gegen das System, weil es nicht korrupt und machtgierig ist, wie man es normalerweise kennt. Das ist schlecht möglich, wird doch alles dem Thunderhead überlassen, der vor menschlichen Schwächen geschützt ist. Nur das, was Ärger bringt, ist die Instanz die alleine von Menschen geregelt und gesteuert wird, dem Scythetum. Da stellt sich einem doch gleich die Frage, ob der Mensch überhaupt fähig ist eine ganze Gesellschaft in irgendeiner Form zu steuern und regieren, wenn es alleine bei einer so kleinen Instanz schon hapert. Die Geschichte ist durchsetzt mit teils unnachvollziehbaren und unerwarteten Handlungen, die einem eine Achterbahnfahrt der Gefühle bescheren. Es regt definitiv zum Nachdenken und Reflektieren an.

Dies ist keine typische "Dystopie" (oder doch Utopie?) - wobei sich über den Begriff streiten lässt, da es sich nicht um eine negative gesellschaftliche Entwicklung handelt, sondern tatsächlich fast alles besser ist als heute - wie man sie zuhauf kennt, sondern mit vielen neuen Aspekten und ganz anderen provozierten Denkanstößen gespickt, welche die Geschichte spannend, undurchsichtig und überraschend machen, sodass man nicht weiß was als Nächstes kommt. Eine außergewöhnliche Geschichte, die ich jedem - egal ob jung oder alt - nur wärmstens empfehlen kann. Sowas hat man noch nie gelesen!

Veröffentlicht am 21.10.2017

Brillante Geschichte!

Palast der Finsternis
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Die 17-jährige Anouk ist eine von fünf Jugendlichen, die für eine spezielle Expedition in einen bisher unbekannten Palast eingeladen werden. Aus Gründen tiefster Verletzung und dem Wunsch nach Vergeltung ...

Die 17-jährige Anouk ist eine von fünf Jugendlichen, die für eine spezielle Expedition in einen bisher unbekannten Palast eingeladen werden. Aus Gründen tiefster Verletzung und dem Wunsch nach Vergeltung und Aufmerksamkeit lässt sie sich kurzerhand auf die Reise ein. Doch schon bald fallen ihr einige Ungereimtheiten auf und sie sieht sich mit unvorstellbaren Hinterlassenschaften und einem großen Verrat konfrontiert, der alles überschattet und alles fordert.

Die Geschichte fängt sehr spannend und interessant an, wenn auch undurchschaubar. Die Situation wirkt verdächtig und man kann Anouks Misstrauen gut folgen. Obwohl sie einen schwierigen, rebellierenden Charakter hat, mochte ich sie von an Anfang an sehr gerne, weil sie besonders und anders ist als die meisten Protagonisten. Die sozialen Konflikte, ausgehend von Anouk, machen die Geschichte lebendig und turbulent. Der geheime Palast wird sehr kunstvoll und detailliert beschrieben und in fast jedem Raum warten neue Gefahren und Entdeckungen auf die fünf. An Abwechslung und Spannung mangelt es definitiv nicht. Die ganze Zeit über fieberte ich mit und hatte tausend Verschwörungstheorien, aber die Aufdeckung des Ganzen war schier unglaublich. Darauf wäre ich in hundert Jahren nicht gekommen und ich war vollkommen geblendet und überwältigt von den unvermittelten Entwicklungen. Dieser Genre-Mix ist fantastisch ausgearbeitet und enthält alles was man sich wünschen kann. Das Ende war für mich zwar etwas zu plötzlich und kurz gehalten, aber dennoch ein sehr fulminantes Buch, das mir definitiv länger im Gedächtnis bleiben wird.