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Veröffentlicht am 31.08.2018

Die wahre Geschichte des Lale Sokolov

Der Tätowierer von Auschwitz
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Ludwig, genannt Lale, wurde am 28.10.1916 unter dem Namen Ludwig Eisenberg geboren. Nach dem Krieg änderte er seinen Nachnamen in Sokolov, denn mit diesem Namen kam man besser durch als mit Eisenberg.

Zitat ...

Ludwig, genannt Lale, wurde am 28.10.1916 unter dem Namen Ludwig Eisenberg geboren. Nach dem Krieg änderte er seinen Nachnamen in Sokolov, denn mit diesem Namen kam man besser durch als mit Eisenberg.

Zitat aus dem Nachwort:
„Der Tätowierer von Auschwitz“ ist die Geschichte zweier gewöhnlicher Menschen die in einer außergewöhnlichen Zeit lebten, die nicht nur ihrer Freiheit beraubt wurden, sondern auch ihrer Würde, ihrer Namen und ihrer Identitäten; es ist Lales Bericht darüber, was sie tun mussten, um zu überleben.

1942 wurde Lale gemeinsam mit vielen anderen Juden, in einem Zug nach Auschwitz deportiert. Er hatte keine Ahnung, was ihn dort erwartet, doch schon in der ersten Nacht wurde ihm klar, dass sein Leben von der Willkür der SS-Soldaten abhängt. Durch Zufall wird er zum Tätowierer des Lagers, der jedem Neuzugang die Häftlingsnummer auf den Unterarm tätowiert.
Eines Tages bessert er die Nummer einer jungen Frau aus und als er ihr in die Augen schaut, verliebt er sich in sie und in dieser von Menschen geschaffenen Hölle beginnt eine unglaubliche Liebesgeschichte.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus Lales Sicht geschildert. Er ist ein gewitztes Kerlchen und beherrscht viele Sprachen, was ihm immer wieder weiterhilft. Er hat einen wachen Verstand und nimmt sich mit eisernem Willen vor diesen Alptraum zu überleben und zwar gemeinsam mit seiner Gita.
Doch er denkt nicht nur an sich, denn er hat ein gutes Herz und hilft wo er kann, auch wenn er oft kaum erträgt, was um ihn herum passiert.

Das Buch basiert auf den Gesprächen, welche die Autorin 3 Jahre lang mit Lale geführt hat. Er hatte Heather bewusst als Autorin ausgewählt, denn er wollte jemanden ohne jüdischen Hintergrund, damit seiner Geschichte kein persönlicher Ballast des Erzählers aufgeladen wird.
Nach und nach berichtet er ihr von seinen Erlebnissen in Auschwitz und seiner Liebe zu Gita. Die Geschichte der beiden erzählt Heather Morris eindringlich, doch ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Sie lässt den Leser gerade so viel erfahren, dass der Schrecken, der für die Lagerinsassen allgegenwärtig war, spürbar wird. Sie wollte keine Geschichtslektion abliefern, sondern eine einzigartige Lektion der Menschlichkeit, wie sie im Nachwort erklärt.

Von der ersten Seite an hat mich diese Geschichte gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen. Sie wird mich sicher noch einige Zeit beschäftigen und vergessen werde ich sie bestimmt nie.
Als ich auf den letzten Seiten drei Bilder von Lale und Gita aus späteren Jahren entdeckte hat es mich sehr berührt die realen Personen zu sehen.

Veröffentlicht am 29.08.2018

Schwermütige Lektüre

Beim Ruf der Eule
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Die fast 80jährige Meave führt eine Lodge, in welcher vor allem Menschen mit einem geistigen Handicap willkommen sind. Als nach über 50 Jahren ihr ehemaliger guter Freund Vincent vor der Tür steht, kommen ...

Die fast 80jährige Meave führt eine Lodge, in welcher vor allem Menschen mit einem geistigen Handicap willkommen sind. Als nach über 50 Jahren ihr ehemaliger guter Freund Vincent vor der Tür steht, kommen die Erinnerungen an ihre gemeinsame Vergangenheit mit aller Macht an die Oberfläche und lassen Meave nicht mehr los. Was ist damals geschehen?

Meave wächst mit ihrer Zwillingsschwester Eddie in der Seaview Lodge auf. Meave, ihre Eltern und Vincent kümmern sich liebevoll und gegen alle Widerstände um Eddie, die das Down-Syndrom hat. Es wird deutlich gegen welche Vorurteile die Familie sich behaupten muss, weil sie Eddie bei sich Zuhause leben lässt.

Die Idee über eine Frau zu schreiben, welche eine Pension für Menschen mit Handicap führt, hat mir sehr gut gefallen und ich war auf Meave, ihre Angestellten (mit und ohne Handicap) und ihre Gäste gespannt.
Leider hat sich die Autorin für eine Art der Umsetzung entschieden, die mich aus mehreren Gründen nicht begeistern konnte.

Meaves Lebensgeschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Zeitsprünge sind nicht deutlich zu erkennen und oft wechselt die Handlung ohne dass erkennbar ist, in welche Zeit und man muss sich dies anhand von Gegebenheiten zusammenreimen.
Und je mehr man erfährt, desto schwermütiger und trauriger wird die Geschichte, denn Meave wird von von Schuldgefühlen geplagt und sie kann die Vergangenheit über 50 Jahre lang nicht loslassen.

Für mich zog sich die Lektüre. Vielleicht weil ich mich für Meave nicht erwärmen konnte. Sie ist zweifellos ein guter Mensch, aber doch ein sehr eigenwilliger Charakter. Hinzu kommt der ausführliche Schreibstil in welchem die Geschichte, die wenig Höhepunkte hat, erzählt wird.
Trotzdem wird deutlich, wieviel Kraft es kostet sich um Menschen mit einem Handicap zu kümmern und dass manche Familien damit überfordert sind. Allerdings spürt man auch wie sehr das Leben dadurch bereichert wird und wieviel man zurückbekommt. Das ist eine schöne Botschaft.

Veröffentlicht am 09.08.2018

Eine ergreifende Geschichte

Ein Song bleibt für immer
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Zu dieser Geschichte wurde die Autorin durch einen Artikel über Alice Martineau inspiriert. Sie war eine Sängerin, die von einem Plattenvertrag träumte, sich aber von anderen Sängerinnen unterschied, weil ...

Zu dieser Geschichte wurde die Autorin durch einen Artikel über Alice Martineau inspiriert. Sie war eine Sängerin, die von einem Plattenvertrag träumte, sich aber von anderen Sängerinnen unterschied, weil sie an Mukoviszidose litt. Die im Buch erwähnten Lieder gibt es tatsächlich und man kann sich auf YouTube das ein oder andere anhören, was ich natürlich getan habe.

Bisher wusste ich nichts über Mukoviszidose und durch dieses Buch habe ich erfahren, wie gnadenlos diese Krankheit ist und wie sie das Leben der Erkrankten und das ihrer Familien bestimmt. Inzwischen liegt die Lebenserwartung bei etwa 37 Jahren, wenn man nicht das Glück einer erfolgreichen Organtransplantation hat. Und so hofft auch Alice auf die rettenden Organe, die ihr ein normales Leben ermöglichen können.

Die Handlung wird zwar immer wieder aus der Sicht einer anderen Person beschrieben, aber im Mittelpunkt steht eindeutig Alice, die mit Zielstrebigkeit und eisernem Willen ihr Ziel verfolgt und sich nicht von ihrer Krankheit bestimmen lassen will. Und es ist kein leichter Weg, denn die Musikbranche ist hart und wer investiert schon gerne in eine kranke Sängerin?

Besonders gut hat mir die Beschreibung ihrer tollen Familie gefallen, die Alice in allen Lebenslagen unterstützt und auffängt. Dabei wird auch deutlich, was vor allem ihre Mutter aufgegeben hat, um immer für Alice da zu sein.

Und obwohl die Krankheit im Mittelpunkt steht, geht es hier vor allem darum für seine Träume zu kämpfen und nicht aufzugeben. Es ist eine Geschichte, die Mut macht sich den Widrigkeiten des Lebens zu stellen und sich zu freuen, wenn man gute Freunde und eine liebevolle Familie an seiner Seite hat.

Auf das Buch war ich sehr neugierig und auch wenn es mich nicht so mitgerissen hat, wie erhofft, habe ich es sehr gerne gelesen. Ich habe viel über Mukoviszidose erfahren und darüber wie wichtig Organspenden sind. Dieses Thema wird mich sicher noch einige Zeit beschäftigen.

Veröffentlicht am 07.08.2018

Unterhaltsame und leichte Liebeskomödie

Der Preis deines Herzens
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Die Geschichte hat alles was man zum Abschalten und entspannten Lesen braucht:
Humor, eine interessante Story, abwechslungsreiche Ideen, Erotik, Dramatik, traurige Geheimnisse aus der Vergangenheit, ein ...

Die Geschichte hat alles was man zum Abschalten und entspannten Lesen braucht:
Humor, eine interessante Story, abwechslungsreiche Ideen, Erotik, Dramatik, traurige Geheimnisse aus der Vergangenheit, ein bisschen Drama und zwei Protas, die zwar vor Klischees triefen, aber trotzdem sympathisch sind.

Kira ist ein sympathischer Gutmensch, auf der Flucht vor ihrem Vater und dem Ex-Verlobten. Sie ist etwas chaotisch und neigt zu verrückten Einfällen, die Grayson in den Wahnsinn treiben, was er auch gerne lautstark zum Ausdruck bringt. Auf Kira wirkt er wie ein feuerspuckender Drache, allerdings ein verdammt attraktiver Drache, der eine enorme Anziehungskraft auf sie ausübt.

Grayson sieht natürlich heiß aus und er weiß das auch. Doch für ihn steht die Rettung des Weingutes im Vordergrund und dazu braucht er Geld. Deshalb geht er widerwillig auf Kiras Angebot ein. Irgendwie wird er die Zeit, bis sie sich wieder scheiden lassen können, schon rumbringen ... glaubt er. Doch Kiras großes Herz und ihre unbeschwerte Lebensfreude zeigen ihm, wie schön das Leben sein kann. Allerdings hat sein Herz einen Panzer aus Eis, weil er zu oft verletzt wurde. Kann Kira das Herz des Drachen zum Schmelzen bringen?

Die Geschichte ist oft vorhersehbar, aber trotzdem hat mich diese romantische Liebeskomödie wunderbar unterhalten und ich hatte beim Lesen mehr als einmal ein breites Grinsen im Gesicht.
Für mich war es die ideale Lektüre, um bei dieser Hitze abzuschalten.

Veröffentlicht am 23.07.2018

Eine Geschichte, so tief wie das Meer

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
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Mit dem Tod ihrer besten Freundin Franny wird der 12jährigen Suzy schmerzlich bewusst, dass das Leben endlich ist. Die Leichtigkeit der Kindheit fällt von ihr ab und sie nimmt den Herzschlag des Lebens, ...

Mit dem Tod ihrer besten Freundin Franny wird der 12jährigen Suzy schmerzlich bewusst, dass das Leben endlich ist. Die Leichtigkeit der Kindheit fällt von ihr ab und sie nimmt den Herzschlag des Lebens, den wir so gerne mit leeren Dingen und Gesprächen füllen, bewusster wahr. Sie hat das Gefühl, dass die Menschen nur Augen für die lauten Dinge haben und sie beschließt zu schweigen und erst wieder zu reden, wenn sie etwas Wichtiges zu sagen hat.

Sie kann Frannys Tod einfach nicht begreifen, wo diese doch so eine gute Schwimmerin war. Die Erklärung ihrer Mutter, dass manchmal Dinge einfach passieren, ohne dass sie einen Sinn ergeben, will Su nicht akzeptieren. Sie klammert sich an eine Aussage ihrer Lehrerin Mrs. Turton:

Zitat S. 20:
Wenn etwas geschieht, das niemand erklären kann, dann ist man an die Grenzen menschlicher Erkenntnis angelangt. Das ist der Moment, in dem man die Wissenschaft braucht. Wissenschaft ist die Suche nach Erklärungen, die einem niemand sonst geben kann.“

Und so stürzt sich Su in ein wissenschaftliches Projekt, mit dem sie zu erklären hofft, wie Franny ertrinken konnte. Die Wissenschaft hat Su schon immer fasziniert, z.B. zu wissen wie oft das Herz geschlagen hat, bis man 12 Jahre alt ist, oder wie viele Menschen jährlich von Quallen gestochen werden. Sie liebt es Dinge zu analysieren und in Zahlen auszudrücken.

Die Handlung wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart begleitet man Su bei dem Versuch mit Frannys Tod klarzukommen. In der Vergangenheit erfährt man die Geschichte dieser Mädchenfreundschaft, mit all ihren Höhen und Tiefen und am Ende versteht man, warum Su ihrer Freundin ein letztes Mal einen besonderen Dienst erweisen möchte.

In dieser Geschichte um ein Mädchen, dass mit Wissenschaft besser umgehen kann als mit Emotionen geht es um Freundschaft, Kommunikation und darum verstanden und angenommen zu werden und nicht zuletzt um das Wunder des Lebens.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Tiefe von Suzys Gedanken und der wunderbare Schreibstil der Autorin sind eine ganz eigene Sprache, die berührt.
Gerne habe ich Su auf ihrem Weg zurück an die Oberfläche des Lebens begleitet.
Und ganz nebenbei habe ich viele interessante Dinge über Quallen erfahren