Pflichtlektüre
Die Rezi für dieses Buch fällt mir fast genauso schwer, wie es endlich zu lesen, obwohl es schon so lange auf meiner Leseliste stand. Zum einen ist es thematisch natürlich keine leichte Kost, zum anderen ...
Die Rezi für dieses Buch fällt mir fast genauso schwer, wie es endlich zu lesen, obwohl es schon so lange auf meiner Leseliste stand. Zum einen ist es thematisch natürlich keine leichte Kost, zum anderen umso mehr, weil es sich hier um den Lebensabschnitt eines realen Menschen, Lale Sokolov, einem Holocaustüberlebenden, handelt. Die Autorin hat einige Zeit mit Lale verbracht und es meiner Meinung nach sehr gut geschafft, den schmalen Grat zwischen Roman und Tatsachenbericht zu balancieren. Was herauskommt ist eine Geschichte, bei der man sich immer und immer wieder vergegenwärtigen muss, dass das wirklich passiert ist, dass nicht nur dieser Mensch, sondern so viele, viel zu viele andere Menschen Unvorstellbares ausgehalten haben. Und, dass es letztendlich einfach nur pure Willkür, pures Glück war, wer von ihnen wie Lale dem Tod entkommen konnte und wer durch die Nazis brutal ermordet wurde. Mit diesem Thema, diese Vergangenheit, sollte sich meiner Ansicht nach jede*r auseinandersetzen; was diese Geschichte für mich dafür besonders macht, ist vor allem Protagonist Lale, der eine unglaubliche Menschenkenntnis besaß und ihm sowohl während seiner Haft in Auschwitz und Birkenau als auch danach sicher dazu beigetragen hat, dass ihm die Flucht gelingen konnte. Die Liebesgeschichte zu seiner späteren Frau und ebenfalls überlebender Gita ist dabei wie eine stetige Hoffnung und gleichzeitig kann man sich kaum vorstellen, wie viel zusätzliche Ängste sie ausgelöst haben muss.
Ein intensives Leseerlebnis, das weder die Haft in Auschwitz, noch die Taten der Nazis insgesamt beschönigt, aber dennoch einen Fokus auf Lales Innenwelt und Weltsicht hat, der auch für helle Momente sorgt.
Auch angesichts der aktuellen weltpolitischen Lage: Lesen bildet, nutzt das, auch wenn es manchmal weniger spaßig ist, hört Menschen zu, die Dinge erleben, die ihr euch nicht vorstellen könnt, nie wieder war genau genommen nämlich schon gestern.