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Veröffentlicht am 16.06.2019

[Klassiker] Ein Fall für den berühmtesten Detektiv - Der Hund der Baskervilles

Sherlock Holmes - Der Hund der Baskervilles
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Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis ...

Einleitung:

Ich wollte schon immer mal einen Klassiker lesen und was liegt da näher als mit dem berühmtesten Detektiv anzufangen? Bedingt durch viele Adaptionen in Film und Fernsehen war es mir ein Bedürfnis herauszufinden, wie Arthur Conan Doyle seinen Helden denn im Ursprung in Szene gesetzt hat. Da dies mein erster – aber sicherlich nicht mein letzter Versuch war, einen so alten Roman zu lesen, hatte ich nicht viele Erwartungen. Ich habe das Buch auf mich zukommen und wirken lassen.

Das Buch:

Titel: Der Hund der Baskervilles
Autor: Arthur Conan Doyle
erschienen: Juni 2017 – in einer Neuübersetzung von Henning Ahrens
Verlag: Fischer Taschenbuch
Genre: Kriminalroman
Zeit: England im frühen 20. Jh
ISBN: 978-3-596-03565-6

Im Original ist „Der Hund der Baskervilles“ erstmals als Fortsetzungsroman im Strand Magazine in der Zeit von August 1901 bis April 1902 erschienen. Die Gesamtausgabe des Romans erschien im März 1902 und die deutsche Erstausgabe erfolgte im Jahr 1903. Die hier vorliegende Übersetzung ist die derzeit aktuelle von Henning Ahrens aus dem Jahr 2017. Ich habe das Buch nie in einer englischen Originalausgabe gelesen, weshalb ich mir kein Urteil über die Genauigkeit der Übersetzung bilden kann. Jedoch habe ich keine logischen Übersetzungsfehler gefunden.

Handlung:

In Dartmoor wird Sir Charles Baskerville tot in der Nähe des Moores aufgefunden, angeblich angegriffen von einem riesigen Hund, den aber bisher noch niemand wirklich gesehen hat. Dieser Hund wird schon in der Legende der Baskervilles erwähnt, an die die Bewohner von Dartmoor auch heute noch glauben. Das Erbe tritt Sir Charles‘ Neffe Henry an. Dieser erhält in seinem Hotel in London eine rätselhafte Warnung, das er nach Hause zurück kehren solle, mit der er sich an Sherlock Holmes wendet. Sherlock Holmes schickt Dr. Watson gemeinsam mit Sir Henry nach Dartmoor mit der Auflage, den Mord zwar zu ermitteln, Sir Henry aber nie allein zu lassen. Gemeinsam finden Watson und Baskerville einige interessante Indizien, können sich den Mord jedoch nicht erklären.

Perspektive:
Dr. Watson erzählt als Beobachter die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Später, fast am Ende des Buches, spricht er seine Leserschaft sogar direkt an. So bekommt dieser Roman den Hauch eines Erfahrungsberichtes. Allerdings fand ich es etwas befremdlich, dass er in seinem Tagebuch und den Berichten an Sherlock Holmes wörtliche Reden niedergeschrieben hat. Dies jedoch sei der Tatsache geschuldet, dass sich diese 3 Kapitel so besser ins Gesamtkonzept des Buches einfügen. Da ein Tagebuch etwas sehr Privates ist, hätte ich an dieser Stelle allerdings auch erwartet, dass Watson etwas über seine Gefühle oder seine Sichtweisen preis gibt. Insgesamt ist der Roman eher sachlich nieder geschrieben. Im Vergleich zu modernen Romanen mit Perspektivwechseln und Vielschichtigkeit der Protagonisten, erfährt man hier während der Erzählung viele Details, die die Aufklärung des Falls und den Fortgang der Handlung beschreiben, aber eben nicht die Protagonisten selbst.
Zitat, S. 220: „Sherlock Holmes hat sich der kollektiven Erinnerung eingeprägt wie keine andere literarische Figur.“ Obwohl dies so ist, erfährt der Leser bedauerlicher Weise nicht mehr, als das, was über Sherlock Holmes ohnehin bekannt ist. Dennoch versteht es der Autor, den unterschiedlichen Figuren verschiedene Charaktereigenschaften zu eigen zu machen.

Figuren:
Sherlock Holmes: Er ist einer der berühmtesten Detektive. Ich schätze, es gibt wenige (lesende) Menschen, die seinen Namen nicht schon gehört hätten. Dennoch erfährt man ausgesprochen wenig über seine Person. Er hat einen scharfen Verstand, eine außergewöhnliche Kombinationsgabe, raucht Pfeife und wohnt in der Baker Street in London. Darüber hinaus hatte ich manchmal den Eindruck, dass er Dr. Watson etwas oberlehrerhaft behandelt. Fast am Ende des Buches erzählt Watson auch, dass es für Holmes‘ Kollegen und Freunde schwierig sein kann ihm zu folgen, da dieser sie nicht an seinen Gedanken teilhaben lässt, sondern im Nachhinein erklärt.
Im letzten Kapitel berichtet Sherlock Holmes, was er alles wusste und was er sich zurecht kombiniert hat und ich habe mir ein ums andere Mal die Frage gestellt, woher er diese Informationen hätte haben können. Ich finde, Holmes‘ Ermittlungsarbeit geht in diesem Roman unter und als Leser wird man am Ende lediglich mit den Ergebnissen konfrontiert. Das finde ich schade, denn gerade seine Kombinationsgabe und seine oftmals sehr direkten Fragen machen die Figur aus.

Dr. Watson: Er ist wohl ebenso berühmt wie Sherlock Holmes, aber er scheint nur Holmes' Schatten oder – wie oben bereits erwähnt – sein Lehrling zu sein. Er wird in dieser Geschichte als Schutz von Sir Henry Baskerville mitgeschickt und soll in Dartmoor im Mordfall Sir Charles Baskerville ermitteln und Sherlock Holmes auf dem Laufenden halten. Und obwohl er ein kluger Kopf ist, hatte ich oft den Eindruck, dass er sich hinter dem Können von Sherlock Holmes versteckt. Ich habe mich kurz auch gefragt, ob Holmes Watsons Chef ist, aber ich glaube nicht. Meines Wissens sind die beiden Freunde.

Sir Henry Baskerville: Er ist der Neffe des verstorbenen Sir Charles und sein Erbe, was ihn ganz zu Beginn erst einmal verdächtig macht. Sir Henry ist deutlich mutiger oder draufgängerischer als Dr. Watson; er tritt selbstsicher auf – eben so, wie man es von einem Adligen erwarten würde. Dabei ist er aber durchaus sympathisch, insbesondere in seiner Liebe zu Mrs. Stapleton. Dr. Watson soll ihn ja beschützen, aber es hat den Anschein, dass er diesen Schutz gar nicht braucht.

Alle anderen Figuren dienen hauptsächlich dazu Fakten zu enthüllen, die Dr. Watson für seine Ermittlungen braucht. Über die Figuren selbst erfährt man allerdings auch wenig. Erst zum Schluss des Buches ergeben sich einige persönliche Umstände. Während des Lesens habe ich natürlich versucht herauszufinden, wer der Mörder ist. Ich hatte schon recht früh zwei Figuren im Verdacht, von denen sich die eine mehr und mehr heraus kristallisierte. Diese war es dann am Ende auch. Allerdings kann ich nicht wirklich sagen, dass der Fall vorhersehbar war. Die scharfen Wendungen, wie sie heute üblich sind, bleiben zwar aus, aber dennoch klärt erst Holmes am Ende ganz genau auf, wie sich der Fall zugetragen hat. Das Motiv des Mörders ist etwas früher klar, und dann ergibt sich auch, wer es ist.

Dialoge:
Das erste Drittel des Buches besteht fast ausschließlich aus Dialogen, die hauptsächlich Sherlock Holmes führt. Im zweiten Drittel, als Sherlock Holmes in London und Dr. Watson mit Sir Henry Baskerville in Dartmoor ist, gibt es hingegen vergleichsweise wenige, aber teilweise sehr lange Dialoge. Bei ihnen kann man allerdings schon mal den Überblick verlieren, wer etwas sagt - besonders dann, wenn mehrere Figuren beteiligt sind. Grund ist, dass oft nur beim ersten gesprochenen Satz steht, wer ihn sagt. Danach kommen häufig nur noch die wörtlichen Reden. Bedingt durch den ungewohnten Schreibstil musste ich viele Sätze 2 oder 3x lesen, was die Übersicht zusätzlich erschwert. Im dritten Drittel halten sich Dialog und Erzählung die Waage und es ergibt sich öfter aus den gesprochenen Sätzen, wer etwas gesagt hat, da sich die Figuren mit Namen ansprechen. („so und so, mein lieber Watson.“ )
Mitunter empfand ich diese vielen Dialoge am Anfang als recht anstrengend, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran. Darüber hinaus passten die Satzklänge durchaus zu modernen Sherlock Holmes Figuren wie in Elementary. Auch wurden in dieser Neuübersetzung die Dialoge behutsam an den heutigen Sprachgebrauch angepasst (vgl. S. 220), was das Lesen sicherlich etwas erleichtert.

Schreibstil:
Ich habe den Schreibstil aus der heutigen Sicht als etwas altbacken empfunden. Allerdings habe ich dabei nicht vergessen, dass ich einen Klassiker in der Hand halte, dessen Original inzwischen beinahe 120 Jahre alt ist. Sprache verändert sich, das kommt hier wunderbar zum Tragen. Aber ich denke, dass man sich darauf einlassen können muss. Aus dem Schreibstil resultiert das eher getragene Tempo und kein allzu hoher Spannungsbogen. Während moderne Krimis z.T. mit rasanten Szenen aufwarten, liest sich „Der Hund der Baskervilles“ eher gemächlich. Dazu beitragen könnte auch, dass Holmes und Watson noch mit Pferdekutschen und nicht PS-starken Autos unterwegs sind.
Im zweiten Drittel verliert sich Dr. Watson in seinen Berichten manchmal in Details, die für die Handlung nicht unbedingt von Belang sind. Er sagt es sogar selbst und weiß auch, dass Sherlock Holmes sich dafür nur am Rande interessiert. Gleichzeitig will er aber auch keine Fakten unterschlagen – ob beim Leser oder bei Sherlock mag der Leser selbst entscheiden. Ich habe diese ausführlichen Umschreibungen zeitweise als langatmig empfunden. Am Ende des Buches weiß ich aber, dass dies wohl zum Stil von Doyle gehört. In der hier vorliegenden Neuübersetzung hat Henning Ahrens sogar schon Adjektive ausgedünnt, allerdings sind immer noch genügend vorhanden.

Setting:
Das London dieser Zeit wird nur oberflächlich beschrieben, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Handlung außerhalb spielt. Dennoch hätte ich mir ein paar Details mehr hier und da gewünscht, weil ich mir die Stadt zu jener Zeit recht romantisch vorstelle. Über Dartmoor erfährt man dagegen viele Einzelheiten, insbesondere das Moor wird sehr genau beschrieben. Manchmal auch zu genau, denke ich. So konnte ich mir nach einiger Zeit sehr gut vorstellen, wie es dort ausgesehen haben könnte. Elemente wie aufkommender Nebel über dem Moor, während Holmes und Watson den Mörder zur Strecke bringen wollen und ihnen so die Sicht genommen wird, sind absolut stilecht für das England im frühen 20. Jahrhundert. Ebenso ist der Aberglaube der Bewohner für meine Begriffe überaus authentisch.

Fazit:
Dieses Buch lohnt sich! Ich habe absichtlich kein anderes Buch parallel gelesen, weil der doch recht ungewohnte Schreibstil ein „durch die Seiten fliegen“ unmöglich macht. Aber ich habe das Buch durchaus genossen. Ist man erst einmal in der Story drin, kann man sich die Umgebung wunderbar vorstellen. Bei den Figuren muss das eigene Hirn etwas nachhelfen – vielleicht anhand von Verfilmungen. Der Fall selbst ist nicht allzu komplex, aber auch nicht wirklich vorhersehbar. Dies erreicht Doyle damit, dass er Watson ermitteln lässt und Holmes erst ganz am Ende alle notwendigen Details mitteilt, denke ich. Schade hingegen ist es ums Holmes‘ Ermittlerkünste, denn diese gehen in diesem Roman etwas unter.
Wer Klassiker mag oder diese gern einmal probieren will, ist mit diesem Fall von Sherlock Holmes bestens beraten. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Liebe in den Highlands

Eine Heimat in den Highlands
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Einleitung:

Titel: Eine Heimat in den Highlands
Autor: Morag McAdams
erschienen: 17.01.2019
Verlag: Edition Oberkassel
Genre: Roman
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-95813-165-1

Ich habe diesen Roman ...

Einleitung:

Titel: Eine Heimat in den Highlands
Autor: Morag McAdams
erschienen: 17.01.2019
Verlag: Edition Oberkassel
Genre: Roman
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-95813-165-1

Ich habe diesen Roman im Zuge einer Leserunde gelesen und bedanke mich sowohl beim Verlag edition oberkassel als auch bei der Autorin, dass ich dabei sein durfte. Nachdem ich mich im vergangenen Jahr in Schottland und die Highlands verliebt hatte, war ich voller Vorfreude auf das Buch, welches versprach genau dort zu spielen.

Handlung:

Die Beziehung von Juliane und Hannes ist kalt, lieblos und geprägt vom herablassenden, respektlosen Verhalten von Hannes gegenüber Juliane. Dennoch will er sie heiraten. Juliane hat diesem Vorschlag zwar zugestimmt, scheint aber dennoch zu fühlen, dass das so alles nicht richtig ist. Deshalb nimmt sie sich eine Auszeit und reist nach Schottland. Als ihr das Geld ausgeht, verdingt sie sich als Aushilfe auf einem Bauernhof. Hausherr Harry ist so ganz anders als Hannes und weiß sowohl Julianes Arbeit als auch ihre Person zu schätzen. So entwickelt sich zwischen den beiden ein zartes Verhältnis, das jedoch die Grenzen der Moral – Juliane ist schließlich verlobt – nicht übertritt. Es dauert nicht all zu lange, bis Juliane darüber nachdenkt zu bleiben und gar nicht nach Deutschland zurück zu kehren. Anfänglich scheut sie sich davor, aber je mehr sich Hannes „zu Schulden“ kommen lässt, sie ignoriert und ihr mehr als deutlich zu verstehen gibt, dass sie nichts wert ist, desto klarer werden diese Gedanken. Nach einem Streit auf Harrys Hof zwischen Juliane und Hannes, der ihr Telefon hat orten lassen, löst sie schließlich die Verlobung und bleibt in Schottland!

Meine Meinung:

Das Cover des Buches passt sehr schön zur Handlung. Mir gefällt es und wenn man es lange genug betrachtet, bleibt es nicht aus, dass man Mutmaßungen anstellt.

Juliane und Harry sind die sympathischen Protagonisten in diesem Roman, Hannes der furchtbare Tyrann. Juliane macht sich selbst klein um Hannes „zu Diensten“ zu sein. Dies war für mich von Anfang an überaus fragwürdig, weil ich meine, dass sie dies nicht nötig hat. Ich hätte mir dazu ein paar Hintergrundinformationen gewünscht. Hannes und Juliane sind erst seit 2 Jahren ein Paar und ich fragte mich, ob sich ein Mensch in so kurzer Zeit so gravierend verändern kann. Und falls ja, was der Auslöser war. Oder war Hannes schon immer so und hat sich nur geschickt verstellt? Auch Juliane müsste ja eine Vorgeschichte haben. Das Elternhaus erschien mir jedoch liebevoll, zumindest das, was man davon mitbekommen hat.

Harry hingegen ist ein brummiger Schotte, dessen Tage aus Arbeit bestehen. Mir gefällt diese Figur sehr, denn im Verlauf des Buches wird er sehr herzlich und entwickelt vor allem einen Beschützerinstinkt für Juliane. Offenbar mag er sie. Dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht, wird sehr schnell klar und dennoch sind sich beide nicht wirklich sicher, ob sie ein Paar sein wollen oder nicht. Über ihrer beider Versuche, den anderen zwar zu beeindrucken, aber nicht zuzugeben, dass man ihn mag, musste ich häufiger schmunzeln. Das sich aufbauende Vertrauen der Beiden bis hin zur Offenbarung auch dunkler Geheimnisse (zumindest von Harrys Seite aus) hat mir gefallen.

Das Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit Julianes Gefühlen zu den beiden Männern. Das ist nachvollziehbar, aber dennoch fehlt mir hin und wieder der Tiefgang. Auch Harry hat eine Vorgeschichte mit Elaine – seiner Tante – und dessen Sohn Sean sowie mit seiner Ex-Freundin. Diese wird zwar in Ansätzen angerissen, aber ich schätze, da wäre noch deutlich mehr Potential. Gerade weil Harry und Juliane die Sympathieträger sind, gehe ich davon aus, dass ihre Geschichten interessant sind. Auch ihr gemeinsamer Weg, nachdem Juliane sich dafür entschieden hat zu bleiben, wird recht kurz abgehandelt, obwohl etwas mehr Pritzeln in der schottischen Landluft dem Roman sicher gut getan hätte.

Was mir in weiten Teilen fehlt, sind die Beschreibungen. Juliane war ein paar Tage in Edinburgh, aber leider erfährt man dennoch nicht viel von der Stadt. Dies könnte natürlich auch daran liegen, dass aus ihrer Sicht erzählt wird und sie zu Anfang überhaupt kein Auge oder Sinn für die Schönheiten um sich herum hat. Aber auch in den Highlands kommen die Beschreibungen meiner Meinung nach zu kurz. Man kann sich zwar ungefähr vorstellen, wie es dort aussieht – insbesondere, wenn man schon einmal dort war – aber ich hätte es schöner gefunden, es zu lesen.

Der Schreibstil ist einfach und eingängig. Das Buch liest sich gut weg, nicht zuletzt deshalb, weil man wissen will, wie es mit Juliane weiter geht, ob sie irgendwann den Mut aufbringt, sich Hannes entgegen zu stellen und weil man hofft, dass sie den Weg zu sich zurück findet. Alles zusammen ist dieses Buch eine leichte Lektüre für den Sommer, die kurzweilig unterhält.

Fazit:

Harry und Juliane stehen im Mittelpunkt des Buches. Ihre aufkeimende Beziehung wird erzählt und mit ihr das eine oder andere Problem am Rande. Die Geschichte ist kurzweilig und lädt dazu ein, sie bis zum Ende zu lesen. Dennoch hätte mir etwas mehr Ausführlichkeit in Bezug auf die Beschreibungen der Örtlichkeiten und der Vorgeschichten von Hannes, Juliane und Harry sehr gefallen. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 01.06.2019

Kann man die Vergangenheit verändern?

Der Da Vinci Fluch
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Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer ...

Einleitung:

Titel: Der Da Vinci Fluch
Autor: Katharina Sommer
erschienen: 08.03.2018
Verlag: Zeilengold
Genre: Fantasy
Zeit: Zeitreise
ISBN: 978-3-946955-08-5

Ich habe dieses Buch bei einer Leserunde gewonnen und bedanke mich hierfür bei der Autorin, dem Verlag und Lovelybooks.de. Vor meiner Bewerbung hatte ich die Leseprobe gelesen und war angetan von der Idee und habe eine Geschichte erwartet, die jugendliche Erotik gepaart mit Abenteuer versprach. Ich wurde nicht enttäuscht!

Handlung:

Die 17jährige Hexe Carrie, welche im letzten Schuljahr an der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren hatte, kommt neu auf eine „normale“ Privatschule. Bereits am ersten Tag trifft sie auf Francis, der sie nur mit Wut und beinahe Hass überschüttet, nachdem sie ihn auf dem Schulparkplatz beinahe angefahren hätte. Er weiß, dass er verflucht ist und sieht in Carrie die Personifizierung dieses Fluches.
Im Geschichtsunterricht will der Lehrer, dass die Schüler einen Familienstammbaum anfertigen und plötzlich hat Francis Interesse an Carrie. Sie fragt sich, warum und ist zunächst misstrauisch. Bald schon lässt sie sich aber auf Francis‘ Charme und zuvorkommendes Benehmen ein, obwohl sie sich immer wieder fragt, ob das so richtig ist. Während ihrer gemeinsamen Arbeit an ihrem Schulprojekt lotst Francis Carrie unter einem Vorwand auf den Dachboden seines Hauses. Er überrumpelt sie und ehe sie sich versieht, landet sie mit ihm im 16. Jahrhundert. In einem Nonnenkloster erfahren sie, dass sie für Francis Plan, seinen Fluch zu brechen, zu spät kommen und reisen unverrichteter Dinge wieder zurück in die Gegenwart. Zufällig bemerkt Carrie jedoch, dass durch die Reise in die Vergangenheit ihre Magie wieder aktiv wird. Nun haben Carrie und Francis beide einen ganz persönlichen Grund eine weitere Reise in dieses Jahrhundert zu unternehmen. Carries Großmutter erweist sich dabei als große Hilfe. Beim zweiten Mal bleiben Carrie und Francis deutlich länger, treffen die richtigen Leute und schaffen es, ihren Plan – anders als gedacht – in die Tat umzusetzen. Beinahe kommt es dabei zum unnötigen Tod von Carrie, aber Francis und Lucius sind rechtzeitig vor Ort um dies zu verhindern.

Meine Meinung:

Das Cover des Buches lädt dazu ein genauer hinzuschauen. Insbesondere die roten Haare der Frau auf dem Cover haben ihre Bedeutung und leuchten überdies vor dem Hintergrund der dunklen Farben. Die Kapitelanfänge sind liebevoll gestaltet und passen zum Satz auf dem Rückendeckel „Menschen jagen Hexen – Hexen jagen die Zeit“.

Francis ist zunächst abweisend zu Carrie. Sie versteht das gar nicht, denn immerhin ist neu an der Schule, reagiert aber ebenfalls abweisend. Gleichwohl ordnet sie Francis aber in die Kategorie beliebter Schüler ein. Insgeheim nennt sie ihn „Sahneschnittchen“. Hier wird bereits deutlich, dass diese beiden sich wohl über kurz oder lang annähern werden.
Beide Charaktere sind liebenswert und authentisch als Schüler einer Oberstufenklasse, haben jedoch zusätzlich zu den ganz normalen Problemen auch noch ihre ganz eigenen, sehr speziellen. Francis ist mit einem Fluch belegt und Carrie hat im letzten Jahr auf der Höheren Magischen Lehranstalt ihre Magie verloren, weshalb sie dort nicht länger lernen darf. Leider wird im Laufe des Buches nur am Rande sehr kurz erwähnt, wie es dazu kam. Hier hätte ich mir etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Ebenso zu ihrem Berufswunsch Geisterjägerin zu werden. Immerhin hat ihre Mutter diesen Beruf ausgeübt und ist dabei gestorben, weshalb sie nun bei Onkel und Tante lebt. Auch ihr Freund starb bei einem Kampf mit einem Geist. Insofern hätte es aus meiner Sicht Grund genug gegeben, etwas genauer in Carries Vergangenheit zu schauen und zu erfahren, was passiert ist.

Francis Freundin Valerie ist das, was ich als Anführerin der Cheerleader bezeichnen würde. Sie ist beliebt, hat eine Schar von Freundinnen um sich herum und lässt sich ungern das Zepter aus der Hand nehmen. Erstaunlicher Weise nimmt sie Carrie ohne größere Umstände in ihre Gruppe auf. Man könnte sogar meinen, die beiden seien Freundinnen, aber dennoch traut Val Carrie nicht vorurteilsfrei. In einer Debatte mit Francis wirft sie diesem vor, dass er nicht erkennen würde, dass Carrie in ihn verliebt sei. Sie wittert also die Gefahr, lässt es aber dennoch zu, dass Carrie und Francis viel Zeit zusammen verbringen. Dieses Verhalten ist eher untypisch für einen Teenager und lässt bei mir den Verdacht aufkommen, dass da noch mehr sein müsste. Leider kommt das aber im Buch nicht weiter zum Tragen, was man aus meiner Sicht aber vielleicht auch vernachlässigen kann, das es für die Handlung des Buches nicht ausschlaggebend ist.

Im Geschichtsunterricht werden die Schüler dazu aufgefordert einen Familienstammbaum zusammen zu stellen. Dabei wird Francis klar, dass Carrie in direkter Linie von Leonardo DaVinci abstammt. DaVinci hat im 16. Jahrhundert seinen Erzfeind Francois Levevre, welcher ein direkter Vorfahr von Francis ist, verflucht, als dieser Leonardo auf den Scheiterhaufen schickte. Dieser Fluch lebt heute durch Francis und Carrie weiter und kann nur aufgehoben werden, wenn die Vergangenheit so verändert wird, dass Leonardo Francois nicht verflucht. Damit ist klar, dass Francis und Carrie in die Vergangenheit reisen müssen. Mir gefiel die Beschreibung sehr, wie sie dorthin gekommen sind, ebenso die Beschreibung des Florenz im 16. Jahrhundert. Vermutlich ist nicht alles geschichtlich ganz korrekt, aber wer sich darauf einlässt ohne ständig Google zu befragen, ob alle Fakten auch belegbar sind, wird viel Freude an der Erzählung haben. Ich konnte mir die Menschen, das große Fest und den Hexenprozess jedenfalls recht gut vorstellen.

Am Ende wartet das Buch mit einer sehr raschen Rückreise in die Gegenwart, einem (zwischenzeitlichen) Happy End für Francis und Carrie und mit vielen offenen Fragen auf. Die offenen Fragen betreffen zwar nicht die eigentliche Handlung, die Zeitreise in die Vergangenheit, aber dennoch sind sie da. Ich hoffe sehr, dass zumindest ein Teil davon in der nächsten Geschichte beantwortet werden, denn nur dann wäre die Geschichte für meine Begriffe ganz rund.

Alles in Allem ist dieses Buch absolut lesenswert. Für Freunde von Schulgeschichten mit beginnender Erotik in einer Phantasiewelt ist das Buch gemacht. Der Schreibstil ist leicht und flüssig und man kommt zügig durch die Seiten. Am Ende war ich fast ein bisschen traurig, dass es so schnell vorbei war und freue mich auf den nächsten Teil. Abstriche mache ich wegen der vielen offenen Fragen am Ende des Buches und der fehlenden Vergangenheit von Carrie.

Fazit:

Eine spannende Zeitreise in die Vergangenheit um Francis in der Gegenwart vom Da Vinci Fluch zu erlösen. Liebevoll beschriebene Charaktere in einer schön komponierten Parallelwelt laden dazu ein zu träumen und mitzufiebern. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Spannender Auftakt für das deutsch-dänische Ermittlerduo Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg.

Nordlicht - Die Tote am Strand
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Einleitung:

Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand
Autor: Anette Hinrichs
erschienen: 15.04.2019
Verlag: Blanvalet
Genre: Kriminalroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde ...

Einleitung:

Titel: Nordlicht – Die Tote am Strand
Autor: Anette Hinrichs
erschienen: 15.04.2019
Verlag: Blanvalet
Genre: Kriminalroman
Zeitrahmen: Gegenwart

Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gewonnen und bedanke mich dafür bei der Autorin und dem Verlag. Da ich ohnehin gern Krimis lese und darüber hinaus zum Zeitpunkt der Leserunde in Dänemark im Urlaub war, hatte dieses Buch für mich seinen ganz eigenen Reiz. Ich bin also entsprechend erwartungsvoll an den Roman heran gegangen – und wurde nicht enttäuscht!

Handlung:

In Kollund wird am Strand eine tote, junge Frau gefunden. Die Identität des Opfers wird relativ schnell festgestellt, obwohl diese sich ein anderes Erscheinungsbild zugelegt hatte und ohne Papiere aufgefunden wurde. Die junge Frau war vor 12 Jahren spurlos verschwunden. Warum wurde sie jetzt in ihrer Heimat zum Opfer?
Die Ermittler Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg übernehmen den Fall mit ihrer neu zusammen gestellten Ermittlergruppe aus deutschen und dänischen Kollegen. Eine Zeit lang sieht es so aus, als würden die Ermittler im Dunklen tappen und auch nicht so recht voran kommen, obwohl es reichlich Spuren und Tatverdächtige gibt. Der Verdacht verhärtet sich, dass irgendjemand lügt und dass hinter all den ermittelten Spuren etwas viel Größeres steckt, das auf keinen Fall ans Tageslicht kommen soll. Aber wer und was?
Neben der Ermittlungsarbeit haben Boisen und Nyborg ihre ganz persönlichen Dämonen aus der Vergangenheit zu bewältigen, was ihnen mehr oder minder gut gelingt.

Meine Meinung:

Das Cover ist großartig. Etwas geheimnisvoll, denn was mag sich am Ende der Treppe wirklich befinden? Ist es der Strand, an dem die Tote gefunden wurde? War es dort, wo Opfer und Täter aufeinander trafen? Die Haptik ist schön. Beim Lesen hat man immer das Gefühl über Dünengras zu streichen. Im Laden würde mich dieses Cover dazu einladen, etwas genauer hinzuschauen.

In den ersten Kapiteln werden die wichtigsten Figuren vorgestellt und natürlich das Opfer. Das Aufeinandertreffen der beiden Ermittler Vibeke Boisen aus Flensburg und Rasmus Nyborg aus Esbjerg verläuft nicht eben freundschaftlich. Beide sind dem Anderen gegenüber skeptisch und das nicht zu unrecht. Die beiden Persönlichkeiten könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie: zielgerichtet, offen und gerade heraus, hält sich an die Regeln. Er: ist eher der unorthodoxe Ermittler. Brillant, aber Regeln schränken ihn eher ein. Rasmus Nyborg hat mich von Anfang an an Schimanski erinnert, der mit seinen Methoden ja auch keineswegs überall auf Wohlwollen stieß und auch schon mal handgreiflich wurde. Dazu eine gewisse schnodderige Art und ein selbst gewähltes Lotterleben. So in etwa könnte man auch Rasmus Nyborg beschreiben. Dabei ist er aber sympathisch und je besser man ihn kennenlernt, desto mehr kann man seine Beweggründe verstehen und nachvollziehen. Vibeke wirkte anfänglich auf mich sehr reserviert und zugeknöpft. So hatte sie ziemliche Schwierigkeiten mit dem in Dänemark üblichen Du und missbilligt so einige von Rasmus‘ Methoden. Dennoch arbeiten die beiden gut und vor allem erfolgreich zusammen. Ihr komplettes Team wurde neu zusammen gestellt und wächst mit dem Fall gut zusammen, sodass die Spezialisten ihre Fähigkeiten zielführend einbringen können. Boisen und Nyborg sind authentische, sehr sympathische Charaktere mit ganz eigenen Problemen, die sie nicht jedem auf die Nase binden. Und eben diese ganz eigenen Probleme machen sie so menschlich und man fühlt sich ihnen näher.

Die Familie Jörgensen betreibt eine Spedition, die finanziell in Schieflage geraten ist. Leif ist ein jähzorniger, brutaler Mann, der seine Familie mehr beherrscht als sie zu lieben oder zu führen. Seine Frau Agnes leidet unter ihm und hatte Zeit ihres Lebens Angst ihre Meinung zu vertreten. Die beiden haben 2 Kinder – Liva und Peter. Im Zuge der Ermittlungen kommt die Vergangenheit der Familie ans Licht und welche Leiche Leif im Keller hat.

Ebenso spannend ist die Geschichte der Familie Troelsen. Der Vater – Jesper – ist aufstrebender Politiker mit scheinbar blütenweißer Weste. Sein Sohn Alexander leidet schon seit frühester Jugend darunter, dass er seinem Vater nichts recht machen kann. Er ist erfolgreicher Anwalt, verliert aber seinen Job unter merkwürdigen Begründungen, als die Polizei ihn im Zuge ihrer Ermittlungen befragt. Er ist weder tatverdächtig noch kann er irgendetwas dafür, dass die Polizei ihren Job macht. Mir tat Alexander fast ein wenig leid, dass nun – unter diesen Umständen – sein mühsam aufgebautes Leben beginnt zu bröckeln. Und wieder ist es sein Vater, der ihn nicht unterstützen will. Die nach außen hin so saubere Familie wirkt im Verlauf des Romans immer weniger sauber. Es kommen Geheimnisse ans Licht, die man ihnen nicht zugetraut hätte.

Der Autorin gelingt eine interessante und spannende Mischung aus Ermittlungen, Beschreibung der dänischen Gepflogenheiten (die man, sofern man vor Ort ist, quasi sofort überprüfen kann und bestätigt bekommt) und menschlichen Problemen der Protagonisten. Der Fall selbst ist nicht vorhersehbar und am Ende gelingt eine Wendung, die ich so nicht erwartet hätte. Bis zum Schluss hätte der Täter aus meiner Sicht kein Motiv gehabt. Erst mit der Auflösung der Zusammenhänge, machte die Lösung einen Sinn. Vorher rätselt man mit, macht sich seine eigenen Gedanken, die aber alle nicht zu einem Mordmotiv taugen wollen.

Der Schreibstil ist angenehm. Die Sätze lassen sich leicht verschlingen und so wird das Buch sehr schnell zu einem Pageturner. Zumindest ging es mir so, weil ich meine Vermutungen widerlegt bzw. bestätigt haben wollte. Die Spannungsbögen bleiben kontinuierlich erhalten und die Absätze enden bisweilen mit kleinen Cliffhangern, die es einem abnötigen möglichst schnell weiter zu lesen.

Das Buch ist in Kapitel aufgeteilt und diese wiederum in Absätze, die mit der jeweiligen Örtlichkeit überschrieben sind. Das hilft bei der Orientierung zwischen den Orten, da der Roman an mehreren unterschiedlichen Stellen spielt. Das finde ich gut gelöst und vermeidet Verwirrung beim Leser.

Mir gefielen besonders die Figuren mit ihren ganz persönlichen Geheimnissen, die erst nach und nach zu Tage treten, die Offenlegung der Vergangenheit und die Verstrickung der Figuren in ihr. Darüber hinaus mag ich die eingestreuten Hinweise über Dänemark, denn nicht jeder weiß all diese Dinge.

Am Ende kann man sich die Ermittler ziemlich gut vorstellen und mit ihnen fühlen, jedoch bleiben Fragen offen, deren Antwort definitiv Platz in einem weiteren Roman haben sollten. Für den aktuellen Fall sind diese Fragen nicht ausschlaggebend. Der ist vollständig abgeschlossen und in sich schlüssig.
Auch könnte die Unterschiedlichkeit der Ermittler Konfliktpotential beherbergen und möglicherweise kommt es dazu ja auch in einem weiteren Roman.

Fazit:
Ein spannender Auftakt-Krimi zu einer neuen Reihe mit einem konträren Ermittlerduo, das Sympathie ausstrahlt, aber auch ganz eigene Probleme hat. Sie sind keine Superbullen, sondern liebenswerte Menschen, die einen guten Job machen. Wer Krimis an der Küste mag, kommt hier, bedingt durch die eingestreuten Details über Dänemark, voll auf seine Kosten. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Der wohl persönlichste Fall für Ann Kathrin Klaasen

Ostfriesensünde
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Einleitung:

Titel: Ostfriesensünde – Der vierte Fall für Ann Kathrin Klaasen
Autor: Klaus-Peter Wolf
erschienen: 2010
Verlag: Fischer Verlag
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-596-18050-9

Ich habe ...

Einleitung:

Titel: Ostfriesensünde – Der vierte Fall für Ann Kathrin Klaasen
Autor: Klaus-Peter Wolf
erschienen: 2010
Verlag: Fischer Verlag
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-596-18050-9

Ich habe die vorangegangen 3 Titel gelesen und mag den Aufbau und den Schreibstil von Klaus-Peter Wolf. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an diesen 4. Teil, weil ich gerade die Fälle, die die Ermittler persönlich betreffen, besonders mag. Nicht zuletzt deshalb, weil man immer noch etwas mehr über sie erfährt, als bei den ganz normalen Ermittlungen.

Handlung:

Ann Kathrin Klaasen trifft beim Arzt eine alte Frau, durch die sich zufällig eine Verbindung zu ihrem Vater ergibt. Seit Jahren ist Ann Kathrin auf der Suche nach dem Mörder ihres Vaters und kann es bis heute nicht verstehen, warum sich dieser gegen eine Geisel hat austauschen lassen. Inspiriert durch diese Begegnung begibt sich Ann Kathrin einmal mehr auf die Suche. Diesmal mit Erfolg, allerdings ist die Lösung doch einigermaßen unerwartet für sie.
Zeitgleich wird durch die SOKO Maurer, zu der auch Ann Kathrin Klaasen gehört – zumindest offiziell – ein Täter gesucht, der Frauen einmauert. Zunächst ist es ausgesprochen fragwürdig, wie viele Frauen Opfer wurden und vor allem, was sie verbindet. Ann Kathrin mit ihren ganz eigenen, etwas unorthodoxen Ermittlungsmethoden kommt relativ schnell hinter das Motiv des Täters. Allerdings dauert es lange, bis die SOKO heraus bekommt, um wen es sich handelt. Bei dieser Ermittlung ist Ann-Kathrin eher nur Beihilfe, da sie deutlich intensiver mit der Suche nach dem Mörder ihres Vaters beschäftigt ist.

Meine Meinung:

Das Cover des Buches passt zum Auftakt im Buch „Der Nebel kroch wie ein Tier über den Deich...“. Darüber hinaus hat Nebel auch immer etwas Geheimnisvolles, das etwas verbirgt. Der Mann im Nebel könnte der Täter von damals sein, den es gilt zu enttarnen. Meiner Meinung nach passt das Cover perfekt. Durch die immer ähnlichen Titel erkennt man, dass die Bücher zusammen gehören.

Die Geschichte wird – ohne in Kapitel aufgeteilt zu sein – in zwei Strängen erzählt, die nichts miteinander zu tun haben, aber dennoch beide Ann Kathrins Aufmerksamkeit erfordern.
Einerseits ist da die scheinbar schon ewig währende Suche nach dem Mörder ihres Vaters und andererseits der aktuelle Fall der verschwundenen Judith Harmsen. Ich fand diese Aufteilung sehr interessant, weil auf diese Art und Weise quasi zwei Fälle in einem Buch aufgeklärt werden und zeitgleich sehr viel über Ann Kathrins Vergangenheit berichtet wird , insbesondere über das Verhältnis zu ihrem Vater.

Klaus-Peter Wolf bedient sich der Perspektivwechsel. So schreibt er die Geschichte nicht ausschließlich aus Sicht der Polizei. Sondern auch der Täter im Fall Judith Harmsen und der Mörder ihres Vaters bekommen Gelegenheit ihre Gedanken zu „äußern“. So habe ich als Leser die Möglichkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Geschichte zu schauen. Das gefällt mir sehr. So war mir die Möglichkeit gegeben über die Motive nachzudenken, ohne davon abhängig zu sein, dass die Ermittler etwas heraus finden.
Dem Mörder ihres Vaters begegnet Ann Kathrin lange bevor sie diesen auch nur verdächtigt. Das seltsame Gefühl dieser Begegnung ist toll beschrieben. Man fühlt sich mit Ann Kathrin unwohl und vorsichtig. Diese Figur ist so beschrieben, dass man nicht wirklich sagen möchte, dass sie unsympathisch sei, aber dennoch würde wohl jeder vorsichtig sein. Dieses „verbirgt etwas“ oder „sagt nicht alles“ ist absolut spürbar.
Bei der Enttarnung des zweiten Täters im aktuellen Fall hilft – wahrscheinlich wie so oft im wahren Leben – auch der Zufall mit, dass er enttarnt und überführt werden kann. Dennoch bleibt es wirklich bis ziemlich zum Schluss unklar, wer der Täter ist, wohingegen der Mörder des Vaters recht schnell in den Fokus meiner Vermutungen rückte.
Am Ende wird die Geschichte beinahe zum Thriller. Beide Täter haben – aus meiner Sicht – kranke Gedanken, die im wahren Leben schwer nachzuvollziehen sind. Aber gerade das macht den Showdown entsprechend spannend.

Die Story bewegt sich immer am roten Faden entlang. Es gibt keinerlei Spannungseinbrüche oder langwierige Erklärungen, sondern der Fall (oder die Fälle) bewegen sich stets auf ihr Ziel zu. Die Indizien sind nicht zu offensichtlich, sodass die Lösung nicht sofort erkennbar ist. Vielmehr gelingt es dem Autor mich als Leser in den Ermittlungen zu fesseln und zum mit-ermitteln einzuladen.

Ann Kathrin Klaasen mochte ich vom ersten Teil an. Sie ist eine Ermittlerin mit etwas ungewöhnlichen Methoden, hat das Herz auf dem rechten Fleck und ganz normale Alltagsprobleme mit ihrem Sohn und ihrem Ex-Mann. Das macht diese Figur authentisch und glaubwürdig. Frank Weller ist ebenfalls ein Sympathieträger. Ein bisschen Pantoffelheld, der seine Ann anhimmelt, aber gerade das macht ihn mir so sympathisch. Ich muss hin und wieder schmunzeln (sein Kollege von der SOKO hingegen war eher genervt davon), wenn er einmal mehr sagte: „Ann Kathrin sagt...“. Er vertraut ihr und ist total verknallt in sie. Das ist einfach liebenswert.
Ruppert ist mir einfach zu ruppig (ob er wohl deshalb so heißt?). Er denkt zu wenig nach, bevor er etwas sagt und tut. Darüber hinaus ist er neidisch auf den Erfolg von Ann Kathrin Klaasen. Eine Eigenschaft, die ihn zusätzlich unsympathisch macht. Aber auch diesen Typ Mensch kennt man aus dem eigenen Leben, weshalb er ebenfalls absolut authentisch ist.

Der Schreibstil von Klaus-Peter Wolf ist flüssig und es fällt kaum auf, dass sein Roman nicht in Kapitel aufgeteilt ist. Die Absätze sind völlig ausreichend als „Abtrennung“. Ich mag es sehr, wie er die Umgebung und die Gefühle seiner Protagonisten beschreibt. Es fällt mir leicht, mich in sie hinein zu denken und mit ihnen zu fühlen. Er lässt sie sehr menschlich erscheinen. Sie sind keine Superbullen, die alles können. Vielmehr sind es Menschen mit Stärken und Schwächen und Gefühlen.

Man muss die ersten 3 Teile nicht gelesen haben um diesen Teil zu verstehen. Es wird wenig zurück geschaut. Der Fall ist eine abgeschlossene Geschichte in sich – auch oder gerade weil sie viel von der Vergangenheit von Ann Kathrin und ihrem Vater aufdeckt. Über die vorangegangenen Fälle wird wenig berichtet, das ist aber auch nicht notwendig.

Fazit:

Wer spannende Nordseekrimis mit authentischen Figuren mag, bekommt hier einen geliefert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen. Den nächsten Teil lese ich ganz bestimmt. Es lohnt sich.