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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2019

Spannender und gut recherchierter Polit-Thriller

#KillTheRich - Wer Neid sät, wird Hass ernten
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killtherich – dieser achtlos im Internet gepostete Tweet löst eine ungeahnte Lawine aus: die Aren, die Unterdrückten, alle, die sich ungerecht behandelt fühlen, stehen auf und rebellieren gegen die Reichen ...

killtherich – dieser achtlos im Internet gepostete Tweet löst eine ungeahnte Lawine aus: die Aren, die Unterdrückten, alle, die sich ungerecht behandelt fühlen, stehen auf und rebellieren gegen die Reichen und Mächtigen der Welt. Das erste Opfer ist nach wenigen Seiten ein unsympathischer reicher amerikanischer Geschäftsmann in Brasilien, der viel zu spät erkennen muss, dass ein teurer Anzug und eine Privatlimousine mit Chauffeur gegen die massive Wut der Verzweifelten nichts auszurichten vermag. Brasiliens Präsident Bolsonaro wird ebenso ein Opfer wie der russische Präsident Putin.

So beginnt der spannende und gut recherchierte Politthriller, der Debütroman von Lucas Fassnacht,
in dem er gekonnt Realität und Fiktion vermischt.

Es ist ein rasanter Ritt auf der Rasierklinge, auf den uns Fassnacht mitnimmt. Überall auf der Welt, nicht nur in den armen Ländern, sondern auch in den reichen Nationen, bricht das Chaos aus. Doch es gibt zwei Helden in dieser Geschichte: der alternde indische Journalist Bimal Kapoor, der durch Zufall Informationen auf ein Netz aus Korruption und politischen Intrigen stößt und die niederländische Diplomatin Conrada von Pauli, die ebenfalls versucht die globale Katastrophe zu verhindern. Das alles vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation in der Welt zu lesen, ist erschreckend realistisch!

killtherich ist keine leichte Kost: es ist für den Leser nicht einfach, mit den vielen Namen, Abkürzungen, Zeitzonen klar zu kommen. Dafür erfahren wir eine Menge über das holprige Parkett der Politik und wirtschaftspolitische Zusammenhänge.

Das Hauptthema dieses Buches ist die eine große Frage: gelingt es der Staatengemeinschaft, all ihre Zwistigkeiten, ihre Macht- und Geldgier, beiseite zu schieben, um eine gerechtere Welt zu erschaffen? Es ist zu hoffen.

Mein Fazit: absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 01.10.2019

Ein selbstbestimmtes Leben in schwierigen Zeiten

Die Dame hinter dem Vorhang
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Veronika Peters, Die Dame hinter dem Vorhang
Dame Edith Sitwell, geboren 1887 und gestorben 1964, war eine der schillerndsten und egozentrischsten Personen der Britischen Künstlerwelt. Sie, die Tochter ...

Veronika Peters, Die Dame hinter dem Vorhang
Dame Edith Sitwell, geboren 1887 und gestorben 1964, war eine der schillerndsten und egozentrischsten Personen der Britischen Künstlerwelt. Sie, die Tochter eines Baronets, aufgewachsen auf dem Familiensitz Renishaw, aufgrund ihres nicht perfekten Aussehens von der Mutter abgelehnt und vom Vater wegen ihres freien, unangepassten Geistes ständig kritisiert, war ihrer Zeit sehr weit voraus. Als Frau in der damaligen Zeit hat sie es gewagt, aus dem starren Korsett der Standesregeln auszubrechen und ein freies, selbstbestimmtes Leben zu führen. Dieses Leben war nach außen hin schillernd, Dame Sitwell war bekannt für große Auftritte in Brokat und Seide, und sie war eine der bedeutendsten Lyrikerinnen ihrer Zeit. Doch dieses Leben war auch geprägt von Entbehrungen, Schulden, Einsamkeit.

Veronika Peters bedient sich in ihrem biographischen Roman der Kunstfigur Jane Bannister, um hinter den schönen Schein zu blicken. Jane wächst auf als Tochter des Gärtners von Renishaw und wird als eine Art Kammerzofe die wichtigste Vertraute von Edith Sitwell. Und so begleitet sie Dame Sitwell nach London und Paris, erlebt die schwierige aber künstlerisch äußerst erfolgreiche Beziehung der großen Lyrikerin mit dem exzentrischen Maler Pavel Tchelitchow und erlebt auch ein Zusammentreffen von Edith Sitwell mit Marilyn Monroe in New York.

Leider bleibt alles ein wenig zu seicht, ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht, mehr Einblicke in die leidende Seele der Hauptperson und auch die Vertraute Jane gibt für meinen Geschmack zu wenig eigene Gedanken und Gefühle preis.

Mein Fazit: ein gut geschriebener, flüssig lesbarer autobiographischer Roman, der gut unterhält und zumindest mich sehr neugierig gemacht hat, mich mehr mit dem Leben von Dame Edith Sitwell auseinanderzusetzen.

Veröffentlicht am 22.09.2019

Spannend und absolut lesenswert

Das Mädchen Jannie
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In ihrem neuesten Roman erzählt Petra Hammesfahr die Geschichte von Jannie, einem ca. 11-jährigen Mädchen, das mit 4 Jahren von seinem Großvater an einen rumänischen Clan verkauft wurde und nun gemeinsam ...

In ihrem neuesten Roman erzählt Petra Hammesfahr die Geschichte von Jannie, einem ca. 11-jährigen Mädchen, das mit 4 Jahren von seinem Großvater an einen rumänischen Clan verkauft wurde und nun gemeinsam mit anderen Kindern und Frauen bettelnd durch Deutschland zieht. Als eine mitfühlende Frau ihren kleinen kranken Begleiter mit ins Haus nimmt, flüchtet Jannie voller Panik und findet Zuflucht auf dem einsam gelegenen Hof von Dieter Leuken. Hier findet sie das erste Mal in ihrem Leben ein Zuhause, nicht ahnend, dass sie in allergrößter Gefahr schwebt. Denn Dieter ist nicht nur ein einfacher Landwirt, sondern auch ein sadistischer Psychopath, der von dem Wunsch, Bestsellerautor zu werden, besessen ist, und der nicht davor zurückschreckt, für besonders authentische Szenen über Leichen zu gehen.
Insgesamt gibt es vier Handlungsstränge die gekonnt miteinander verwoben einen spannenden Thriller ergeben, der einen von den ersten Seiten an in seinen Bann zieht. Auch wenn die Ermittlungen von Kommissar Klinkhammer sich stellenweise etwas langatmig hinziehen, hatte ich ständig das Bedürfnis, unbedingt weiterlesen zu müssen.
Besonders gelungen fand ich die Figur des Dieter Leuken: obwohl seine kranken Phantasien in schonungsloser Deutlichkeit dargestellt werden, kann man stellenweise fast Mitleid mit ihm bekommen, einer absolut zerrissenen Persönlichkeit, die eigentlich ein gutes Herz hat, aber unbedingt mehr sein will, als ein Versager.
Das Herzstück des Romans jedoch sind Jannies Erzählungen aus dem Milieu der Menschenhändler, in denen Menschen eine austauschbare Ware sind. Wie oft begegnen einem die Bettler in den Städten, wie oft wenden wir uns ab, ohne uns einmal Gedanken über die Schicksale dieser Menschen zu machen? Wie oft liest oder hört man von den Frauen, die auf dem Straßenstrich ihr Geld verdienen, ohne sich darüber weiter Gedanken zu machen? Petra Hammesfahr hat mit Jannie, Dana, Radu und all den anderen genau diesen tragischen Existenzen am Rande der Gesellschaft ein Gesicht und Namen gegeben und zumindest mich sehr zum Nachdenken angeregt.
Mein Fazit: ein packender Thriller - schonungslos geschrieben. Absolut lesenswert.