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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein echtes Lesevergnügen

Ihr letztes Stück
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Das Bochumer Theatermilieu ist ein gefährliches Pflaster: nach einem gnadenlosen Verriss der Premiere von Schillers Räuber wird die Kulturredakteurin Leonie Gratz grausam zu Tode gefoltert aufgefunden. ...

Das Bochumer Theatermilieu ist ein gefährliches Pflaster: nach einem gnadenlosen Verriss der Premiere von Schillers Räuber wird die Kulturredakteurin Leonie Gratz grausam zu Tode gefoltert aufgefunden. Während sich Polizistin Lisa Bertram, die gerade erst aus Wolfenbüttel zu ihrem Lebensgefährten und Kollegen/Partner Henning Schmitt gezogen, zusammen mit diesem an die Aufklärung des Falls machen, erhält Privatdetektiv Mike Müller, befreundet mit den beiden Polizisten, den Auftrag, den verschwunden Vater des Intendanten des Schauspielhauses zu finden. Und dann ist da noch Helmut Jordan, ehemals Kripobeamter in Wolfenbüttel und jetzt – der Liebe wegen – Wirt in Bochum, genau gegenüber dem Schauspielhaus.

Mit „Ihr letztes Stück“ hat Arne Dessaul einen wunderbaren, spannenden und äußerst amüsanten Bochum- und Theater-Krimi geschrieben. Spannend ist er von der ersten Seite an, durch kurze, knackige Kapitel gut und schnell zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir hier, dass Mike Müller als einziger aus der Ich-Erzähler-Perspektive berichtet. Das bringt noch mal einen ganz besonderen Pepp in das Geschehen. Ganz nebenbei lernt man so einiges über Shakespeare und seine Stücke sowie das Leben rund um die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Kapitelüberschriften laden zudem auch zum Miträtseln ein, sind sie doch alle Lieder, Filmen oder literarischen Texten angelehnt oder sogar entliehen.

Mein Fazit: eine sehr unterhaltsame, spannende Lektüre. Das war mein erster, aber garantiert nicht min letzter Krimi von Arne Dessaul. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Düstere Geheimnisse in einem kleinen Bilderbuch-Dorf

Das Dorf und der Tod
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Simon Weber kehrt zurück in das Dorf, in dem er als Junge in den Zwanzigerjahren Freunde in Vinzenz Landgraf einen Freund gefunden hat. Vinzenz ist tot und der 90-jährige Simon erinnert sich zurück an ...

Simon Weber kehrt zurück in das Dorf, in dem er als Junge in den Zwanzigerjahren Freunde in Vinzenz Landgraf einen Freund gefunden hat. Vinzenz ist tot und der 90-jährige Simon erinnert sich zurück an die Personen, die er damals kennen lernte und deren Schicksal auf tragische Weise miteinander verknüpft sind. So erzählt er von der unglücklichen großen Liebe zwischen Vroni und Lenz, die nicht sein durfte und der ein Sohn entsprang, der nicht bei seiner Mutter bleiben konnte. Während Lenz nach Amerika geht, bleibt Vroni enttäuscht zurück, wird gegen ihren Willen mit einem Mann verheiratet, der sie anwidert und bringt neun Kinder zur Welt, denen sie nur Kälte entgegenbringen kann. So wird der Hass geboren in dem „Goldenen Dorf“, das so idyllisch am Inn gelegen ist und sogar NSDAP-Größen dazu verleitet, sich ausgerechnet hier niederzulassen. Zwischen Simons Erinnerungen sind immer wider Auszüge des Briefes eines jungen Mannes eingestreut, der zwei Generationen noch immer unter dem Hass und der Kälte leidet und ein schreckliches Verbrechen plant.

Das Dorf und der Tod ist ein intensiver, berührender und vielschichtiger Roman. Auf der einen Seite hat mich die Darstellung des Lebens auf dem Land nach dem ersten Weltkrieg und während des Zweiten Weltkrieges sehr berührt. Armut, Verzweiflung, harte Arbeit, Misstrauen prägen das Dorfleben und dazwischen sind die Gewinner, die es immer gibt. Dabei sind die Personen so authentisch beschrieben, die Atmosphäre so greifbar, dass man die ganze Zeit mitfühlt. Inspiriert durch einen wahren Mordfall hat Christiane Tramitz recherchiert und versucht, die Gründe für diesen unfassbaren Hass zu finden. Und hat erfahren, dass hinter der Idylle und dem scheinbar schönen Leben manchmal nur Kälte und Zwang lauern.

Mein Fazit: ein spannender, historisch interessanter und sehr berührender Roman der uns entführt in eine vergangene Zeit und längst vergangene Leben. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Spannung mit Tiefgang

Reality Show
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Deutschland in einer nicht all zu fernen Zukunft: während in den USA wieder Präsident Trump regiert trägt der neue Bundeskanzler Krawatten mit Dackeln und seine Partei nennt sich „Der rechte Weg“. In dieser ...

Deutschland in einer nicht all zu fernen Zukunft: während in den USA wieder Präsident Trump regiert trägt der neue Bundeskanzler Krawatten mit Dackeln und seine Partei nennt sich „Der rechte Weg“. In dieser Situation entwickeln drei Freunde einen Plan, um die Ungerechtigkeiten im Land zu beenden. An Heiligabend zur Prime Time startet die „Reality Show“, in der 10 der reichsten und mächtigsten Menschen des Landes, denen, die wirklich regieren, der öffentliche Prozess gemacht wird. Und wir, die Fernsehzuschauer, sind die Richter, die über Schuld und Strafe entscheiden sollen. Natürlich nicht, ohne dabei auch zu gewinnen…

In kurzen Kapiteln zeigt Anne Freytag in ständigen Perspektiv- und Zeitwechseln die Vorbereitung der Show, lässt uns in die Gedanken- und Gefühlswelt der Angeklagten blicken ebenso wie in die Gedanken der Fernsehzuschauer, die zunächst zögernd, dann mit immer mehr Begeisterung an dem Projekt teilnehmen. Und sie hält uns selber den Spiegel vor, wenn es z.B. um Themen wie Fast Fashion oder den sorglosen Umgang mit Apps geht. Das ist spannende, fesselnde Unterhaltung, die zum Nachdenken bringt. Ich könnte noch so vieles mehr über dieses tolle Buch schreiben, aber das muss man einfach selber lesen!

Mein Fazit: Spannung mit Tiefgang, von der ersten bis zu letzten Seite. Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Familiengeheimnisse

Die andere Tochter
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Toni ist 39, entrümpelt in Berlin die Häuser Verstorbener und befindet sich in einer unbefriedigenden On-Off-Beziehung, als sie bei einem Arbeitsunfall fast das Augenlicht verliert. Die einzige Rettung ...

Toni ist 39, entrümpelt in Berlin die Häuser Verstorbener und befindet sich in einer unbefriedigenden On-Off-Beziehung, als sie bei einem Arbeitsunfall fast das Augenlicht verliert. Die einzige Rettung ist die Transplantation der Hornhaut einer Verstorbenen. Als sich Clara Mertens, die Mutter der Cornea-Spenderin Zsazsa, bei Toni meldet, ändert sich ihr Leben komplett. Sie besucht die Familie in Frankfurt und ist direkt fasziniert von deren vollkommen anderen Lebensstil, sie fühlt sich zugehörig, verwandelt sich in Antonia, die so ganz anders ist als die Toni aus Berlin. Und sie hat immer wieder das Gefühl, dass in ihr eine weitere Person lebt, die ihre Schritte lenkt…

Die andere Tochter ist ein vielschichtiger, intelligenter und spannender Roman. Erzählt wird auf verschiedenen Zeitebenen und auch die Erzählperspektiven wechseln vom Ich-Erzähler in die Beobachter-Perspektive, bis sich alle Ebenen zu einem unerwarteten Ende vereinen. Dabei wird der innere Kampf einer traumatisierten Persönlichkeit sehr eindrucksvoll geschildert. Ein weiteres großes Thema des Buches ist die Beutekunst der Nazizeit und deren Verbleib. Das ist so spannend und fesselnd geschrieben, dass man diesen Roman kaum noch aus der Hand legen kann.

Mein Fazit: ein fesselnder und bewegender Roman über Traumata, Vergangenheitsbewältigung und Familiengeheimnisse. Für mich eines der Lesehighlights des Jahres!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Spannender Thriller

Böse
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Wer kennt sie nicht, die idyllisch gelegenen kleinen Ortschaften, in denen alles bilderbuchmäßig ordentlich und gepflegt ist und bei denen man sich direkt denkt, hier wäre es sicher toll, zu leben. Sicher ...

Wer kennt sie nicht, die idyllisch gelegenen kleinen Ortschaften, in denen alles bilderbuchmäßig ordentlich und gepflegt ist und bei denen man sich direkt denkt, hier wäre es sicher toll, zu leben. Sicher und ordentlich. Das denkt sich auch Katharina Bosch, als sie frisch geschieden mit ihrer 17-jährigen Tochter Fenja nach Hussfeld zieht, einem 2000-Seelen-Dorf im Erzgebirge. Das sicherste Dorf Deutschlands, in dem nie etwas passiert. Doch dann verschwindet Fenja spurlos und Katharina muss feststellen, dass sie vollkommen auf sich alleine gestellt ist. Denn die Dorfbewohner, die von Anfang an die beiden alleinstehenden Frauen misstrauisch beobachtet haben, wollen nicht helfen. Schnell wird klar: in Hussfeld ist es nicht so idyllisch, wie es auf den ersten Blick erscheint…

Mit Böse hat Jonas Wagner einen wirklich spannenden, atmosphärisch dichten Thriller geschrieben, der von der ersten Seite an den Spannungsbogen stetig steigert. Man kann die Abneigung und das Misstrauen der Dorfbewohner gegen die Frau aus der Stadt förmlich spüren und erhält tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der verzweifelten Mutter. Und über allem schwebt das Motiv von Schuld und Buße.

Mein Fazit: ein spannender faszinierender Thriller, absolut lesenswert!

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