Loslassen lernen
SunbirdsSunbirds von Penelope Slocombe (Ullstein Verlag, 416 Seiten) ist ein stilles, eindringliches Buch – eines, das nicht laut werden muss, um tief zu wirken. Die Geschichte einer Familie, deren Sohn Torran ...
Sunbirds von Penelope Slocombe (Ullstein Verlag, 416 Seiten) ist ein stilles, eindringliches Buch – eines, das nicht laut werden muss, um tief zu wirken. Die Geschichte einer Familie, deren Sohn Torran nach Indien geht und nicht zurückkehrt, entfaltet sich mit großer Ruhe und Einfühlsamkeit. Es ist kein dramatischer Thriller, kein aufgeregtes Suchen mit finalem Höhepunkt – vielmehr begleitet man die Eltern, vor allem Anne, durch Jahre der Ungewissheit, durch Hoffnung und Zweifel, durch leise Erkenntnisse.
Immer wieder tauchen Hinweise auf, Spuren, die scheinbar zu Torran führen. Doch mit jeder neuen Etappe wird spürbarer, dass diese Suche vielleicht gar nicht zu ihm, sondern zu etwas Tieferem führt. Denn im Mittelpunkt steht nicht nur das Verschwinden des Sohnes – sondern Annes Weg zu sich selbst.
Ihre Entwicklung ist wunderbar beschrieben: behutsam, glaubwürdig, und voller innerer Bewegung. Aus der verzweifelten Mutter, die nicht loslassen kann, wird eine Frau, die lernt, das Unerklärliche nicht als Scheitern zu sehen. Anne macht schließlich Frieden mit der Möglichkeit, dass ihr Sohn nicht gefunden werden will – und wählt den Mut, ihren eigenen Weg weiterzugehen.
Penelope Slocombe gelingt mit Sunbirds ein stilles Meisterwerk – poetisch, bewegend, und voller menschlicher Wahrheit. Ein Buch, das nachhallt.