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Veröffentlicht am 14.07.2018

sehr berührend: absolute Hörbuchempfehlung!

Der Zopf
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Der Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem ...

Der Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem kleinen indischen Dorf ein sehr ärmliches Leben und will ihrer kleinen Tochter eine bessere Zukunft bieten und sie um jeden Preis zur Schule schicken.
Giulia ist eine junge Sizilianerin, die in Palermo im Familienunternehmen arbeitet. Die Familie Lanfredi stellt bereits seit Generationen Perücken aus den Haarresten von Friseursalons her.
Sarah ist Anfang 40 und erfolgreiche Anwältin in Montreal. Sie ist die Mutter von drei Kindern, zweimal geschieden und lebt für ihre Arbeit. Sie hat sich in ihrer Kanzlei hochgearbeitet, Pausen kennt sie nicht.
Drei grundverschiedene Frauen in allen Ecken der Welt also, deren Leben sich im Laufe des Romans wie die drei Stränge eines Zopfs ineinander verflechten.

Eine unglaublich berührende Geschichte, mit absoluter Sicherheit mein Monatshighlight und wahrscheinlich auch eine der schönsten des Jahres!

Die Autorin beschreibt ihre Protagonistinnen als absolute Kämpferinnen – jede auf ihre eigene Art, in ihrem eigenen Umfeld. Jede versucht auf ihre Weise aus ihrem Leben das Beste zu machen und setzt sich dafür ein.
Besonders berührend war für mich die Geschichte von Smita in Indien, die ein Leben führt, das sich eine Mitteleuropäerin gar nicht vorstellen kann und will. Es ist wirklich schockierend, wie es in Indien heutzutage immer noch zugeht und kaum zu glauben, wie Frauen dort behandelt werden. Sie sind absolut wertlos. Smitas Geschichte hat mich eine ganze Bandbreite von Emotionen durchmachen lassen.
Die Leben der beiden anderen Frauen, Giulia und Sarah, waren für mich deutlich näher, es war deutlich einfacher mich mit ihnen zu identifizieren, auch wenn mein Leben ganz anders aussieht (Gott sei Dank!). Die Entfernung (räumlich, emotional, einfach auf allen Ebenen) zwischen mir und Smita hat ihre Geschichte wahrscheinlich etwas herausstechen lassen.

Laetita Colombani schafft es ihrem Roman den Leser/Hörer in jedem Satz mit den Protagonistinnen mitfühlen zu lassen – auch wenn ich nicht immer die Einstellungen der drei Frauen geteilt habe, auch wenn ich die Motivation für ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte, aber das hat dem Ganzen absolut keinen Abbruch getan, im Gegenteil: ich habe immer mit ihnen mitgefühlt und –gefiebert.

Das (Hör)Buch ist kurz, die Autorin überlässt viel der Vorstellungskraft des Lesers/Hörers. Viele Hintergründe bleiben ungeklärt, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Zu viele Informationen würden mehr kaputt machen als helfen, wie ich finde. So lässt die Autorin den Leser/Hörer die Geschichte weiterspinnen. Das Ende ist gut gemacht, die Verknüpfung der drei Leben schlüssig und sie lässt den Leser/Hörer mit einem guten Gefühl zurück, auch wenn die Autorin vieles offen und ungeklärt lässt.

Ich bin froh, die Geschichte als Hörbuch gehört zu haben, es war wirklich sehr gut vertont, die Sprecherinnen haben sich sehr gut der betreffenden Protagonistin angepasst und viel Emotion rübergebracht. Ein paar ganz minimale Abstriche gibt’s bei den italienischen Betonungen, die aber vermutlich kaum jemandem auffallen.
Unterm Strich ein absolutes Highlight, ein Buch das zum Nachdenken bringt, das mich lange nicht loslassen wird und das ich absolut und zu 100 Prozent weiterempfehle!

Veröffentlicht am 11.07.2018

Ein Muss für Thriller Fans, die mehr wissen und verstehen wollen!

Die Klaviatur des Todes
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Was macht ein Rechtsmediziner eigentlich genau? „Nur“ an Leichen rumschnipseln? Dieses Buch schafft Klarheit und gleichzeitig Klischees aus der Welt.

Eine Leiche, die in Berlin angespült wird, in Einzelteile ...

Was macht ein Rechtsmediziner eigentlich genau? „Nur“ an Leichen rumschnipseln? Dieses Buch schafft Klarheit und gleichzeitig Klischees aus der Welt.

Eine Leiche, die in Berlin angespült wird, in Einzelteile zerlegt.
Ein kleiner Bub, der dem Tod nahe ins Krankenhaus gebracht wird, und keiner kann feststellen, was ihm fehlt.
Ein junger Student, der seinen Bruder besucht und plötzlich tot in dessen Küche liegt.
Das sind nur drei der Fälle, die Gerichtsmediziner Michael Tsokos in diesem Buch schildert. Es geht um Hintergründe: warum wird jemand zum Mörder? Wie kann eine Mutter ihrem Kind wissentlich etwas antun? Jede der geschilderten Geschichten hat Tsokos in seiner Karriere bereits selbst erlebt und niedergeschrieben.

Als begeisterte Thriller-Leserin und Journalistin interessiert mich der Bereich Gerichtsmedizin immens, ich war bei uns in der Stadt schon in der Gerichtsmedizin auf Lokalaugenschein und da war es naheliegend irgendwann auch zum Sachbuch zu greifen. Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden nicht enttäuscht.

Michael Tsokos erklärt eindringlich Hintergründe zu den verschiedenen Fällen, Vorgeschichten von Tätern, Familientragödien – er schildert die Menschen hinter den Schlagzeilen könnte man sagen. True Crime, wahrer könnten die Fälle kaum sein.
Dabei schafft er es aber nicht zu detailliert, ekelerregend oder gar geschmacklos zu werden (auch wenn es die Fälle selbst teilweise sind). Das Hörbuch ist durchgehend interessant und Tsokos schafft es zum Teil sogar den Leser/Hörer dazu zu bringen, mit den Tätern mitzufühlen.
Tsokos erklärt außerdem verschiedene psychische Erkrankungen die oft hinter den Taten stecken, Krankheiten an denen Täter leiden – und das auf eine Art, die einfach erklärt, aber dennoch nicht plump ist.

Dazu Sprecher David Nathan – eigentlich eine unschlagbare Kombination.
Warum dann „nur“ 4 und nicht 5 Sterne? Einziger Abstrich war die Länge: das Hörbuch war leider nur gekürzt verfügbar – mich hätte aber noch viel mehr interessiert.

Eins muss aber klargestellt werden: das Hörbuch ist sicher nicht für jedermann geeignet! Es sind zum Teil schon recht heftige Fälle und damit muss man als Leser/Hörer auch umgehen können. Wer schon mehrere Thriller gelesen hat, sollte dabei aber kaum Probleme haben.

Unterm Strich also ein Muss für alle Thriller Fans, die Hintergründe besser verstehen wollen. Das nächste Mal werde ich bei Michael Tsokos aber vermutlich zur gedruckten Version greifen um nichts zu verpassen.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Sehr packender Thriller mit 90er Feeling!

Flammenbrut
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Kate Powell ist eine gestandene Geschäftsfrau Anfang 30, lebt für ihre PR-Agentur, von einer Beziehung, heiraten usw. will sie absolut nichts wissen.
Allerdings merkt sie: irgendwas fehlt in ihrem Leben. ...

Kate Powell ist eine gestandene Geschäftsfrau Anfang 30, lebt für ihre PR-Agentur, von einer Beziehung, heiraten usw. will sie absolut nichts wissen.
Allerdings merkt sie: irgendwas fehlt in ihrem Leben. Als sie ihre beste Freundin Lucy mit ihren Kindern beobachtet, wird ihr klar: sie will Mutter werden. Weil sie aber keinen Mann in ihrem Leben haben und vor allem brauchen will, geht sie das Thema im Alleingang an. Sie will sich in einer Spezialklinik künstlich befruchten lassen, von einem anonymen Spender.
Das Konzept ist ihr dann doch zu anonym, deswegen entscheidet sie sich, selbst nach einem passenden Spender zu suchen.
Mit einer Annonce in einem Psychologie-Fachmagazin gerät sie an Alex Turner und der scheint wie gemacht dafür zu sein, der Vater ihres Kindes zu werden. Und genau ab diesem Punkt geht’s so richtig rund im Thriller…

Ich will auch gar nicht mehr verraten, diese Infos stehen in etwa im Klappentext, mehr würde vermutlich spoilern.
Ich habe von Simon Beckett davor schon zwei Bücher gelesen (die ersten beiden Teile der David-Hunter-Reihe) und muss sagen: obwohl man merkt, dass das Buch eines von Simon Becketts ersten ist, ist es wirklich fesselnd. Der Anfang hat sich teils ein bisschen gezogen, aber die Vorgeschichte ist unbedingt nötig, um zu verstehen, was im zweiten Teil der Geschichte passiert. Und wirklich lange zieht sich die Handlung nicht, denn auch Anfangs sind die Episoden rund um Kates Ex-Freund wirklich spannend.

Flammenbrut ist ein Thriller, den ich mir wirklich sehr gut als Film vorstellen könnte, spannend, packend, extrem zum Mitfiebern! Noch wurde nichts verfilmt, Hollywood, ich warte!
Ich hab das Buch ab ca. Seite 150 nicht mehr weglegen können, große Teile am Stück verschlungen und danach kaum einschlafen können (was ich am nächsten Tag mit extremer Müdigkeit in der Arbeit büßen musste…).

Minimale Abstriche bei den Charakteren: Protagonistin Kate ist ab und zu etwas zu stur, etwas übertrieben betont eigenständig und dann trotzdem wieder leicht naiv, insgesamt also ein nicht ganz rund gestalteter Charakter – wahrscheinlich aber gewollt. Und auch ihre beste Freundin Lucy wirkt ab und zu übertrieben grantig, zickig und stur. Als Mann in die weibliche Perspektive zu schlüpfen ist vermutlich auch schwierig und davon abgesehen, hat es Simon Beckett wirklich sehr gut geschafft!
Unterhaltsam ist außerdem, wie der Leser merkt, dass der Roman ursprünglich aus den 90ern stammt: keine Rede von Handys, Vorgänge wirken oft deutlich träger und langsamer als heute.
Aber das Thema ist durchaus aktuell: was in den 90ern eine anonyme Anzeige war, ist heute mit Social Media und Dating Apps vergleichbar und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass auf Tinder und Co ähnliche Typen zu finden sind wie der Protagonist… und dieser Gedanke macht das Buch unendlich gruselig…

Veröffentlicht am 10.07.2018

Leider nicht der passende Reiseführer für mich!

DuMont Reise-Taschenbuch Reiseführer Sardinien
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Inhaltlich über einen Reiseführer viele Worte zu verlieren, ist vermutlich nicht besonders hilfreich, es geht wenig überraschend um die Mittelmeerinsel Sardinien.
Der Reiseführer ist geographisch in fünf ...

Inhaltlich über einen Reiseführer viele Worte zu verlieren, ist vermutlich nicht besonders hilfreich, es geht wenig überraschend um die Mittelmeerinsel Sardinien.
Der Reiseführer ist geographisch in fünf Teile unterteilt, davor gibt es noch eine historische Einführung und einige Besonderheiten rund um die Insel. Außerdem gibt es zu den wichtigsten Orten eigene Stadtpläne sowie eine große und sehr genaue Straßenkarte der Insel.

Ich und Reiseführer… irgendwie bin ich sehr schwer zufrieden zu stellen, das gebe ich zu, doch dieser Reiseführer hat mich wirklich etwas enttäuscht. Aufgrund von Empfehlungen (einerseits auf youtube, andererseits in der Buchhandlung) hatte ich große Erwartungen an einen Reiseführer aus dem DuMont Verlag, dem dieser allerdings nicht gerecht werden konnte.

Erst aber zum positiven Teil: der Aufbau des Reiseführers ist wirklich übersichtlich, als Nutzer findet man sich schnell zurecht, kommt sofort dahin, wo man hin möchte (sofern der Ort auch im Reiseführer vorkommt) und auch die Karten sind sinnvoll.

Was mich gestört hat: Der Reiseführer war für mein Empfinden sehr negativ. In vielen Fällen war angeführt, was Besucher nicht machen sollten, anstatt sinnvoller Tipps, die empfehlenswert wären. Vor Ort leider wenig hilfreich: als Reisender habe ich wenig davon, wenn mir ein Reiseführer erklärt, welche Orte keine Sehenswürdigkeiten haben, was ich mir nicht kaufen sollte und wovon der Autor nichts hält. Der Autor ist ganz offensichtlich ein Wanderer, ein Alternativurlauber, der gern auf eigene Faust unterwegs ist. Grundsätzlich ja nichts Schlechtes, aber nicht das, was ich bei über 30 Grad jeden Tag und prallem Sonnenschein zur Entspannung geplant habe.
Auch die 10 Entdeckungstouren waren etwas eigenartig und eher für Urlauber geeignet, die auf der Suche nach Wanderungen oder sehr speziellen Erlebnissen sind. Vielleicht hätte jemand, der schon mehrmals in Sardinien war, etwas davon. Als Neuling, der die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und schönsten Strände kennenlernen will, bekommt man aber nicht das Erwartete.
Sehr viele Orte, durch die wir durchgefahren sind, über die wir gern etwas mehr erfahren hätten, waren leider gar nicht enthalten. Dass nicht jeder Ort vorkommen kann, ist klar, aber beim zehnten Mal ist es doch etwas frustrierend.

Unterm Strich nicht der richtige Reiseführer für den Urlaub, den ich geplant hatte. Für Individualisten, die sich in Sardinien bereits auskennen, vermutlich ganz gut geeignet, für Einsteiger leider nicht empfehlenswert.
Weiteres Fazit: immer genau den Werdegang des Autors studieren! Ich werde mich in Zukunft hüten, Sommerurlaubs-Reiseführer von Autoren zu kaufen, die sonst Wanderführer herausgeben… klingt im Nachhinein logisch, wars vorab aber leider nicht!

Veröffentlicht am 10.07.2018

Nettes Spin off zur Zeitenzauber Reihe!

Auf ewig dein
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Als gekürztes Hörbuch gehört!

Anna und Sebastiano haben sind nach den Erlebnissen der letzten Jahre immer noch zusammen und haben in Venedig eine Akademie für Zeitenwächter gegründet. Dort sollen Zeitspringer ...

Als gekürztes Hörbuch gehört!

Anna und Sebastiano haben sind nach den Erlebnissen der letzten Jahre immer noch zusammen und haben in Venedig eine Akademie für Zeitenwächter gegründet. Dort sollen Zeitspringer ausgebildet werden, die wie Anna und Sebastiano dafür sorgen, dass Fehler in der Zeit ausgebügelt werden.
Rekrutiert haben die beiden dafür den Wikinger Ole und die Haremsdame Fatima, die sich als Menschen aus der Vergangenheit im Venedig der Gegenwart zurechtfinden müssen.
Die Geschichte startet am Hof von König Heinrich VIII, wo die beiden einen neuen Schützling, Walter, rekrutieren. Und genau dort, im Jahr 1540 sollen sie einen Fehler ausmerzen, einen, von dem Anna von einem zukünftigen Sebastiano erfährt, was eigentlich gar nicht sein kann. Und es geht um einen geheimnisvollen Schlüssel, auf den es gleich mehrere Altbekannte abgesehen haben.

Mit dem ersten Band der Zeitenzauber Reihe kann auf ewig dein nicht mehr mithalten, so viel vorweg. Es ist eine nette, solide Jugendgeschichte für Fans von Zeitenzauber. Anna und Sebastiano sind immer noch die Alten, sympathische aber ziemlich klischeehafte Protagonisten. Er stark und mutig, sie weise und dennoch teilweise sehr schwächlich und naiv. Ihre Schüler lockern die Geschichte etwas auf, auch wenn sie recht übertrieben dargestellt werden, sind sie doch sympathisch und teils sogar recht lustig.

Die Geschichte selbst war leider nicht ganz rund. Sie ist so vor sich hin geplätschert und hat leider nur wenig Spannung geboten. Vieles hat sich zu schnell und zu einfach aufgelöst, anderes ist gar nicht aufgelöst worden, was wohl daran liegen mag, dass es einen zweiten Teil gibt.
Wie viel dem Kürzen im Hörbuch zum Opfer gefallen ist, kann ich nicht beurteilen, vielleicht wäre die Geschichte in geschriebener Form doch deutlich runder gewesen. Allerdings habe ich auch die Zeitenzauber Reihe auf Spotify gekürzt gehört und da gab es solche Probleme gar nicht.

Unterm Strich eine nette, süße Geschichte, an der Fans der Reihe sicher Gefallen finden werden, ein Muss ist sie allerdings nicht. Dazu kommt, dass es durch und durch ein Jugendbuch ist (auch wenn die Protagonisten mittlerweile schon etwas älter sind) und ich dafür vermutlich schon zu alt bin. Sprich es kann sein, dass meine Abstriche jüngeren Lesern deutlich weniger ausmachen.