sehr berührend: absolute Hörbuchempfehlung!
Der ZopfDer Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem ...
Der Zopf erzählt die Geschichten von drei Frauen auf drei verschiedenen Kontinenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben.
Smita lebt in einem kleinen indischen Dorf ein sehr ärmliches Leben und will ihrer kleinen Tochter eine bessere Zukunft bieten und sie um jeden Preis zur Schule schicken.
Giulia ist eine junge Sizilianerin, die in Palermo im Familienunternehmen arbeitet. Die Familie Lanfredi stellt bereits seit Generationen Perücken aus den Haarresten von Friseursalons her.
Sarah ist Anfang 40 und erfolgreiche Anwältin in Montreal. Sie ist die Mutter von drei Kindern, zweimal geschieden und lebt für ihre Arbeit. Sie hat sich in ihrer Kanzlei hochgearbeitet, Pausen kennt sie nicht.
Drei grundverschiedene Frauen in allen Ecken der Welt also, deren Leben sich im Laufe des Romans wie die drei Stränge eines Zopfs ineinander verflechten.
Eine unglaublich berührende Geschichte, mit absoluter Sicherheit mein Monatshighlight und wahrscheinlich auch eine der schönsten des Jahres!
Die Autorin beschreibt ihre Protagonistinnen als absolute Kämpferinnen – jede auf ihre eigene Art, in ihrem eigenen Umfeld. Jede versucht auf ihre Weise aus ihrem Leben das Beste zu machen und setzt sich dafür ein.
Besonders berührend war für mich die Geschichte von Smita in Indien, die ein Leben führt, das sich eine Mitteleuropäerin gar nicht vorstellen kann und will. Es ist wirklich schockierend, wie es in Indien heutzutage immer noch zugeht und kaum zu glauben, wie Frauen dort behandelt werden. Sie sind absolut wertlos. Smitas Geschichte hat mich eine ganze Bandbreite von Emotionen durchmachen lassen.
Die Leben der beiden anderen Frauen, Giulia und Sarah, waren für mich deutlich näher, es war deutlich einfacher mich mit ihnen zu identifizieren, auch wenn mein Leben ganz anders aussieht (Gott sei Dank!). Die Entfernung (räumlich, emotional, einfach auf allen Ebenen) zwischen mir und Smita hat ihre Geschichte wahrscheinlich etwas herausstechen lassen.
Laetita Colombani schafft es ihrem Roman den Leser/Hörer in jedem Satz mit den Protagonistinnen mitfühlen zu lassen – auch wenn ich nicht immer die Einstellungen der drei Frauen geteilt habe, auch wenn ich die Motivation für ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen konnte, aber das hat dem Ganzen absolut keinen Abbruch getan, im Gegenteil: ich habe immer mit ihnen mitgefühlt und –gefiebert.
Das (Hör)Buch ist kurz, die Autorin überlässt viel der Vorstellungskraft des Lesers/Hörers. Viele Hintergründe bleiben ungeklärt, was mir persönlich aber sehr gut gefällt. Zu viele Informationen würden mehr kaputt machen als helfen, wie ich finde. So lässt die Autorin den Leser/Hörer die Geschichte weiterspinnen. Das Ende ist gut gemacht, die Verknüpfung der drei Leben schlüssig und sie lässt den Leser/Hörer mit einem guten Gefühl zurück, auch wenn die Autorin vieles offen und ungeklärt lässt.
Ich bin froh, die Geschichte als Hörbuch gehört zu haben, es war wirklich sehr gut vertont, die Sprecherinnen haben sich sehr gut der betreffenden Protagonistin angepasst und viel Emotion rübergebracht. Ein paar ganz minimale Abstriche gibt’s bei den italienischen Betonungen, die aber vermutlich kaum jemandem auffallen.
Unterm Strich ein absolutes Highlight, ein Buch das zum Nachdenken bringt, das mich lange nicht loslassen wird und das ich absolut und zu 100 Prozent weiterempfehle!