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Veröffentlicht am 18.06.2018

Guter Thriller, völlig falsch gewählter Titel

The President Is Missing
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Der amerikanische Präsident Duncan steht zu Beginn der Geschichte vor dem Repräsentantenhaus und muss sich rechtfertigen: hat er mit dem international meist gesuchten Terroristen telefoniert? Hat er eingegriffen, ...

Der amerikanische Präsident Duncan steht zu Beginn der Geschichte vor dem Repräsentantenhaus und muss sich rechtfertigen: hat er mit dem international meist gesuchten Terroristen telefoniert? Hat er eingegriffen, damit besagter Terrorist bei einem Einsatz in Algerien lebend davonkommt?
Der Präsident kann bei der Befragung kaum antworten, es geht um Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Den USA droht ein Terrorangriff, dessen Ausmaß noch niemand abschätzen kann. Fest steht nur: es ist das Schlimmste, was das Land bisher gesehen hat. Und die Terroristen kennen offenbar ein Codewort, das nur der engste Sicherheitsrat des Präsidenten kennen sollte.
Duncan macht sich selbst auf, um den Anschlag zu verhindern, bis es plötzlich heißt: „the president is missing“…

Der erste Thriller von Bill Clinton und bei dem Titel dürfen sich Leser eigentlich Insider Informationen eines ehemaligen Präsidenten erhoffen.
Die hat es so nicht gegeben, was aber nicht heißen soll, dass der Thriller schlecht war. Der Thriller zeigt klar, dass hinter jedem Staatsoberhaupt, hinter jedem Politiker, der im Rampenlicht steht, hinter dem mächtigsten Mann der Welt, auch nur ein Mensch steht. Ein Mensch der teilweise mit unfassbaren Entscheidungen zu kämpfen hat, der über Leben und Tod entscheiden kann. Diese persönliche und sehr emotionale Ebene hat mir unglaublich gut gefallen.
Außerdem hat mich das eigentliche Thema Cyberterrorismus sehr angesprochen. Der Thriller hat mir bewusst gemacht, wie extrem abhängig wir von Technologie sind. Kommt es zum großen Stromausfall, zum Internet-Breakdown, sind wir wirklich aufgeschmissen! Der Leser beginnt zu hinterfragen, ob es wirklich sinnvoll sein kann, die Welt derart von Technologie steuern zu lassen und sich so von ihr abhängig zu machen.
Ebenfalls positiv: der Thriller ist über weite Teile durchaus spannend erzählt, die Protagonisten sind sehr menschlich gezeichnet und der Leser kann sich zumindest ansatzweise mit ihnen identifizieren (soweit das mit Politspitzen der USA eben möglich ist). Dazu kommen wenige Plottwists, die sind dafür umso überraschender ausgearbeitet.
Und auch das Hörbuch ist angenehm zuzuhören, gut gelesen. So weit, so positiv.

Kritik gibt’s aber natürlich auch. Gerade zu Anfang ist es schwierig hineinzukommen, der Leser muss recht viel an Wissen über das US-amerikanische politische System mitbringen, um mitzukommen. Viele Abkürzungen werden einfach vorausgesetzt, das Wissen um Positionen im Sicherheitsrat des Präsidenten wird vorausgesetzt.
Außerdem hätte ich mir vom Titel her etwas völlig anderes vom Buch erwartet. Ich finde den Titel sehr sehr irreführend und nicht passend für den Thriller.
Und dazu kommt: es ist eindeutig ein amerikanisches Buch. Die etwas überheblich wirkende Art der Amerikaner, die sich als Weltmacht feiern und als internationale Sicherheitspolizei sehen wird doch sehr herausgekehrt.

Alles in allem aber ein spannender Politthriller, für Fans des Genres durchaus empfehlenswert. Mich würde aber noch interessieren, wie viel darin tatsächlich von Bill Clinton selbst stammt.

Veröffentlicht am 03.06.2018

Leider der bisher schwächste Band der Reihe!

Kaiserschmarrndrama
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Im Wald rund um das Bayrische Nest Niederkaltenkirchen wird (mal wieder) eine Leiche gefunden. Eine junge Frau, vermutlich erschlagen.
Dabei war die junge Frau namens Simone, ja grade erst beim Simmerl ...

Im Wald rund um das Bayrische Nest Niederkaltenkirchen wird (mal wieder) eine Leiche gefunden. Eine junge Frau, vermutlich erschlagen.
Dabei war die junge Frau namens Simone, ja grade erst beim Simmerl überhalb der Metzgerei eingezogen und hat so einen netten Eindruck gemacht. Als dann auffliegt, dass die Simone sich im Internet für Geld ausgezogen hat und das halbe Dorf ihre Kundschaft war, wird die Liste der Verdächtigen sehr lang. Und dabei hat der Franz genug mit dem Hausbau daheim am Hof zu tun, denn das neue Haus will er eigentlich gar nicht, wo es ihm in seinem Saustall doch so gut geht. Dass dann plötzlich noch eine Leiche im Wald auftaucht, machts nicht einfacher!

Eieieiei, Eberhofer… oder sollte ich sagen: eieiei Rita Falk?
Leider mittlerweile viel zu viel Provinz und viel zu wenig Krimi. Franz Eberhofer hat eine Arbeitsmoral, die von anfangs lustig mittlerweile in anstrengend, faul und unsympathisch umschlägt. Er beschäftigt sich in dem Band hauptsächlich mit seinen eigenen Problemchen, die Arbeit gerät völlig in den Hintergrund und wie er die Menschen rundherum behandelt, ist teilweise nur noch unsympathisch.
Leider hat Rita Falk die lustigen, sarkastisch unterhaltsamen Elemente der ersten Bände jetzt zu sehr übertrieben, sodass sie jetzt sehr anstrengend wirken. Rudi ist nur noch eine Heulsuse, die Bewohner von Niederkaltenkirchen zu viel Provinzler, und dass zwei Morde passiert sind, scheint unseren Chefermittler, der mit extremen Macho-Gehabe auf seine Position besteht, völlig wurscht zu sein.
Dazu kommt noch ein furchtbares Ende. Es wirkt als ob Rita Falk nicht genau gewusst hätte, warum es eigentlich zwei Leichen gibt… aber weils die halt für die Geschichte braucht, legen wir die toten Frauen in den Wald, mei irgendwer wird’s schon gwesen sein! Leider überhaupt nicht schlüssig aufgelöst! Zwei Tage nachdem ich das Hörbuch beendet hab und jetzt die Rezension schreibe, muss ich schon überlegen, wer überhaupt der Mörder war!

Das Beste an der Geschichte war eindeutig Christian Tramitz! Er vertont die Eberhofer Reihe unheimlich gut, die Stimmen passen exakt zu den Charakteren, wer selbst liest, verpasst was!
Für die Geschichte selbst nur 1,5 Sterne, aber einen obendrauf für Christian Tramitz!

Veröffentlicht am 31.05.2018

Der bisher beste Teil der Reihe!

Schatten
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Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ermitteln wieder. In Salzburg taucht in einer Wohnung eine Leiche auf, dem Mann wurde bei sich zuhause die Kehle durchgeschnitten. In der Wohnung fällt Beatrice ein ...

Beatrice Kaspary und Florin Wenninger ermitteln wieder. In Salzburg taucht in einer Wohnung eine Leiche auf, dem Mann wurde bei sich zuhause die Kehle durchgeschnitten. In der Wohnung fällt Beatrice ein Zeitungsartikel auf und auch eine CD deutet auf ihre eigene Vergangenheit. Und das Opfer hat sie persönlich gekannt.
Als dann noch ein zweiter Mord passiert, ist sich Beatrice sicher: sie muss den Mörder kennen und sie spielt selbst eine zentrale Rolle in dem Fall.

Wem die ersten drei Teile der Reihe gefallen haben, der ist hier sehr gut aufgehoben! Das erste Drittel zieht sich bei der Ermittlungsarbeit kurz etwas, aber dann wird’s richtig spannend! Die zweite Hälfte des Buches habe ich in wenigen Stunden weg gelesen, ich habe das Buch nicht weglegen können!
Auch wenn bei den Thrillern von Ursula Poznanski gewisse Vorgänge vorhersehbar sind, wars unglaublich gut und unglaublich fesselnd. Ich hatte wieder – wechselnd – drei oder vier Verdächtige und bin sowas von falsch gelegen! Dementsprechend überrascht war ich auch am Ende, echt gut gemacht von der Autorin!

Die Charaktere im Buch können teilweise etwas anstrengend erscheinen, Beatrice und ihre Eigenheiten, vor allem ihr Ex-Mann Achim, dazu noch gewisse Kollegen am LKA… aber genau das ist wichtig: die Charaktere wirken dadurch viel echter, Als Leser habe ich mich wirklich gut mit Beatrice identifizieren können, auch wenn ihr Leben und meines gar keine Parallelen haben. Der Einzige der quasi unfehlbar wirkt, ist Florin, aber auch er wird in diesem Teil viel menschlicher als in den vorherigen Bänden. Kein Thriller, der völlig neu ist oder aus der breiten Masse extrem heraus sticht, aber spannend erzählt, gut ausgearbeitet und für Thriller Fans auf alle Fälle empfehlenswert!

Veröffentlicht am 30.05.2018

Endlich wieder eine Jugenddystopie, die aus der Masse heraussticht!

Scythe – Die Hüter des Todes
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Die Welt von Citra und Rowan ist perfekt: Krankheiten und auch der Tod sind besiegt worden. Krieg, Hunger, Verbrechen – all das gehört der Vergangenheit an. Damit die Bevölkerung auf der Welt nicht ins ...

Die Welt von Citra und Rowan ist perfekt: Krankheiten und auch der Tod sind besiegt worden. Krieg, Hunger, Verbrechen – all das gehört der Vergangenheit an. Damit die Bevölkerung auf der Welt nicht ins Unermessliche wächst, gibt es die Scythe – eine Gruppe von Menschen, abseits der Gesellschaft. Sie sind Berufskiller, von der Gesellschaft dazu auserwählt, den natürlichen Tod zu ersetzen.

Die Jugendlichen Citra und Rowan bekommen es völlig unerwartet mit einem dieser Scythe zu tun, dem ehrenwerten Scythe Faradei. Weil sie ihm beide im Gedächtnis bleiben, wählt er sie aus: sie sollen seine Lehrlinge und in einem Jahr selbst Scythe werden.



Endlich wieder eine Jugenddystopie, die wirklich überzeugen konnte!

Abseits von der ganzen gleichen Suppe an Geschichten, die sich in jeder Jugendbuchreihe irgendwie wiederholt, sticht Scythe wirklich heraus.

Scythe sind hart, Scythe sind brutal – und Scythe hinterfragen vor allem die ach so perfekte Gesellschaft der Zukunft.

Das Buch hat neben der spannenden Story wirklich Passagen dabei, die zum Nachdenken anregen sollen. Teils sehr kritisch: ewige Jugend, Geltungsdrang, Hedonismus – vieles, nachdem junge Menschen heute streben, wird in Frage gestellt. Ich hoffe, es kommt bei der eigentlichen Zielgruppe auch an!

Natürlich bedient das Buch auch ein paar Klischees, sonst würde es die Zielgruppe ab 14 Jahren vermutlich nicht lesen. Aber die Klischees halten sich sehr in Grenzen, Scythe ist anders, im positiven Sinne.

Ich habe es als Hörbuch auf Spotify gehört, gelesen von Thorsten Michaelis: wirklich sehr gut vertont, die Synchronstimme von Sean Bean (Boromir aus Herr der Ringe, Ned Stark aus Game of Thrones) kann einfach erzählen! Auch wenn er mit dem englischen ‚th‘ ziemliche Probleme hatte…

Ich freue mich auf Teil 2, wieder als Hörbuch, 20€ werde ich nicht fürs Buch ausgeben… auch wenn die Reihe im Bücherregal ein echter Hingucker wäre!

Veröffentlicht am 22.05.2018

viele hilfreiche Denkanstöße, teilweise übertrieben

Wiedersehen im Café am Rande der Welt
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Fortsetzung zu "Das Café am Rande der Welt".

John hat sein Leben als gestresster Geschäftsmann über den Haufen geworfen und sich ein System ausgedacht, wie er die Welt bereisen und sich das auch leisten ...

Fortsetzung zu "Das Café am Rande der Welt".

John hat sein Leben als gestresster Geschäftsmann über den Haufen geworfen und sich ein System ausgedacht, wie er die Welt bereisen und sich das auch leisten kann.
Auf Hawaii erscheint am Ende einer Straße plötzlich von Neuem das Café, das sein Leben verändert hat.
Diesmal ist es aber er, der einem Gast im Café weiterhelfen soll - und auch John feilt weiter an seiner Art ein glückliches Leben zu führen...

Alle Bücher, die sich mit dem Sinn des Lebens befassen, sind meiner Meinung nach extrem subjektiv, sie sind bei weitem nicht für jeden geeignet. Das gilt auch für die Erzählungen von John Strelecky, bei denen sich der ein oder andere Leser wohl seufzend an den Kopf greift.
Mir persönlich hat Band 1 besser gefallen, aber ich habe auch in Band 2 mehrere, schöne Denkanstöße bekommen. Als Leser sollte man sich voll und ganz darauf einlassen können, sonst wirds mit der Lektüre wohl schwierig. Außerdem wird sich nicht jeder Leser, von jedem Ansatz angesprochen fühlen, ich finde jeder sollte einfach rausholen was er/sie kann. Wenns nur eine Kleinigkeit ist, die schlussendlich glücklicher macht, ist das ja schon sehr viel!
Unterm Strich, solide 4 Sterne, ab und zu - für mich zumindest - ziemlich over the top.