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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2017

Schlüssig

Raumkrank
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Nero reist zur Raumstation, auf der er glaubt, seinen Dienst als Arzt anzutreten, denn es handelt sich um eine intergalaktische Krankenstation – vollautomatisiert, von Außerirdischen betrieben. Die Menschen ...

Nero reist zur Raumstation, auf der er glaubt, seinen Dienst als Arzt anzutreten, denn es handelt sich um eine intergalaktische Krankenstation – vollautomatisiert, von Außerirdischen betrieben. Die Menschen sind gerade erst zur Gemeinschaft der interstellar reisenden Völker hinzugekommen und kennen sich noch nicht so wirklich gut aus, versuchen aber ihr Bestes. Entsprechend erwartungsvoll betritt Nero die Station. Er hofft, bald außerirdische Lebensformen zu treffen. Doch da wird er enttäuscht – die Leser übrigens auch – erst einmal geht es um Formalitäten, da unterscheiden sich die Außerirdischen nicht sehr von den Menschen, Bürokratie und technische Vorbereitungen. Aber genau wie bei Nero trägt dieser Umstand dazu bei, dass sich die Erwartung und damit die Spannung auf die ersten Aliens weiter steigert. Die technischen Details sind zwar lang, aber immer in die Handlung eingebettet und begleitet von den Gedanken und Empfindungen Neros, sodass es zwar gemütlich, aber keinesfalls langweilig vorangeht. Der Autor hat sich sehr intensiv mit seiner Welt auf der Raumstation auseinandergesetzt und setzt diese detailreich in Szene.
Im letzten Drittel des Romans beschleunigt sich das Tempo ganz enorm. Neben vielen Aliens, die auch schon eine Herausforderung für Nero darstellen, tauchen auch noch Raumpiraten auf, die die Station angreifen. Nero muss sich bewähren.
Das Ende – nach der Action – ist dann – meines Erachtens – ein bisschen schade, weil es (allerdings nur mit einem Detail) einen traurigen Schlusspunkt setzt.
Fazit: Eine schlüssige Welt, ein liebenswerter Held und ein spannendes Abenteuer, durchsetzt mit humorvollen Intermezzi.

Veröffentlicht am 08.12.2017

Unterkühlt

Leere Herzen
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Babak und Britta führen ein Unternehmen, das Selbstmörder sucht: entweder, um sie vom Selbstmord abzuhalten oder um sie zu Selbstmordattentätern zu machen. Sie verkaufen die Kandidaten an die entsprechenden ...

Babak und Britta führen ein Unternehmen, das Selbstmörder sucht: entweder, um sie vom Selbstmord abzuhalten oder um sie zu Selbstmordattentätern zu machen. Sie verkaufen die Kandidaten an die entsprechenden Organisationen, weshalb Attentate nur noch perfekt, aber seltener stattfinden.
Die Geschichte spielt in naher Zukunft, an der Regierung ist eine Partei, die nach und nach die Grundrechte einschränkt und abschafft. Britta ist desillusioniert. Sie ist verheiratet, hat Freunde, ein Kind, ihr Mann scheint plötzlich Erfolg mit seinem Unternehmen zu haben, oder doch nicht?
Dann taucht auch noch Julietta auf – die erste Frau, die ein Selbstmordattentat begehen will – und plötzlich sprengen sich am Leipziger Flughafen zwei junge Männer in die Luft – und niemand weiß warum. Doch sie waren mal in Brittas und Babaks Firma und natürlich noch in ihrer Kundendatei …
Die Geschichte überrascht inhaltlich an vielen Stellen. Sie wirkt kühl, weil Britta versucht, so kühl zu sein, um nicht unterzugehen. Doch dadurch wirkt das Buch insgesamt recht kühl, linear, zielstrebig, ohne aber am Ende tatsächlich einem Ende, einer Überraschung, einem Highlight entgegen zu streben. Das Ende bleibt diffus, undeutlich.
Während die anfänglichen (im Text als nicht besonders gut versteckte Belehrungen) Warnungen Brittas vor einem Rechtsruck noch zeigen, wie sehr die Menschen sich treiben lassen, wenn sie ein Gefühl der Ohnmacht haben bzw. wenn sie keine ausreichenden Informationen besitzen, driftet der Roman in der zweiten Hälfte ins Unwirkliche ab. Der erste Teil wird von den Belehrungen (bzw. Warnungen) dominiert, der zweite von Aktionismus, beides überzeugt nicht wirklich.
Trotzdem kann man das Buch gut lesen, es bleibt aber ein Gefühl, dass da noch was fehlt.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Sympathischer Kommissar

Libori-Lüge
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Louisa freut sich sehr auf die Rückkehr ihres Freundes, der ein halbes Jahr auf Montage in den USA war. Umso unglaubwürdiger für die Kommissare Aßmann und Gerke, dass sie in selbstmörderischer Absicht ...

Louisa freut sich sehr auf die Rückkehr ihres Freundes, der ein halbes Jahr auf Montage in den USA war. Umso unglaubwürdiger für die Kommissare Aßmann und Gerke, dass sie in selbstmörderischer Absicht vom Balkon eines Wohnblocks in Paderborn gesprungen sein soll.
Die Hauptfigur, Kommissar Aßmann, springt den Lesern direkt ins Herz. Er ist unprätentiös, sympathisch und hartnäckig. Obwohl wir ihm in einer unangenehmen Situation begegnen, seine Frau hat ihn zugunsten einer anderen Frau verlassen, fasst er sich ein Herz und sucht nach einem Neuanfang.
Er lässt nicht locker, und auch seine Kollegen arbeiten verbissen daran, Licht in den seltsamen Fall zu bringen.
Das erzählt die Autorin locker, mit viel Humor und zahlreichen Details.
Kursiv gesetzt finden sich Auszüge aus einem Tagebuch des Täters/der Täterin, die einen Einblick in dessen/deren Seele geben, aber auch darauf hinweisen, dass einige der Verdächtigen nicht infrage kommen.
Schade ist allerdings, dass der Klappentext bereits Informationen gibt, die der Leser erst auf Seite 150 erhält. Das raubt ein wenig die Spannung.
Der solide Regionalkrimi liest sich rasant weg. Die Figuren, vor allem Aßmann, bleiben in Erinnerung, auch das heimelige Gefühl, das der Roman vermittelt, der Fall hingegen bleibt trotz aller Drastik ein wenig flau. Aufmerksame Leser wissen recht bald, worauf es hinauslaufen wird, und mit dem Libori im Titel hat die Handlung eigentlich nichts zu tun, außer, dass sie zur selben Zeit stattfinden.

Veröffentlicht am 29.11.2017

Empathisch

Die Stille zwischen Himmel und Meer
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Edda war viele Jahre lang eingesperrt, von einer fremden Frau, die zu ihrer einzigen Bezugsperson wurde, werden musste. Nun ist sie frei und möchte ein eigenes Leben beginnen. Doch es plagen sie zu viele ...

Edda war viele Jahre lang eingesperrt, von einer fremden Frau, die zu ihrer einzigen Bezugsperson wurde, werden musste. Nun ist sie frei und möchte ein eigenes Leben beginnen. Doch es plagen sie zu viele Ängste.
Nun macht sie einen Urlaub an der Nordsee, will sich der Weite stellen.
Unglücklicherweise wird das Ferienhaus doppelt vergeben. Der zweite Mieter ist Sebastian aus Bayern, auch er hadert nach dem Tod seiner Frau mit dem Leben.
Die beiden arrangieren sich, jeder mit seiner Vergangenheit kämpfend. Langsame, vorsichtige Annäherung wechselt sich mit Zurückweisung und erneuten Angstattacken ab.
Der Tonfall des Romans ist sehr mitfühlend, empathisch, wirkt dadurch sehr authentisch und lässt die Figuren zum Leben erwachen.
Gleichzeitig verbiegt die Autorin die Figuren nicht – das Ende passt ausgezeichnet zu Ton, Stil und Geschichte.

Veröffentlicht am 22.11.2017

wenig Spannung

Tod in Deauville
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Die Rechnungsprüfer Eglantine de Tournevire und Jean-Francois Lacroix haben den Auftrag bekommen, die Finanzen des Museums in Deauville zu überprüfen. Noch bevor sie angefangen haben, stirbt der Buchhalter ...

Die Rechnungsprüfer Eglantine de Tournevire und Jean-Francois Lacroix haben den Auftrag bekommen, die Finanzen des Museums in Deauville zu überprüfen. Noch bevor sie angefangen haben, stirbt der Buchhalter Bougival. Eglantine ist exzentrisch, Lacroix eher nüchtern und beamtisch, dazu kommt noch der Kommissar Serano, der ehr unwillig recherchiert.
Das Museum für zeitgenössische Kunst wird von Madame Bokor geleitet, einer eher zwielichtigen Dame mit seltsamen Obsessionen.
Nach dem eher gemächlichen Auftakt bis zum Tod des Buchhalters fährt Holin alles auf, was es an Umtrieben so geben kann. Das Personal besteht zum Beispiel aus einem moldawischen Verbrecher, osteuropäischen Prostituierten, einer Rechnungsprüferin, deren Mutter Rumänin ist, Kommissar Serano ist Halbspanier, der Chef der Stadtpolizei Serbe und der Moldawier hat deutsche Doggen. Natürlich spielt auch ein Pferd eine Rolle, schnelle Autos, Schauspieler, ein gestrandeter Wal …
Das alles ist viel, aber okay. Problematischer dabei ist, dass der Autor in diesem Krimi eine allwissende Perspektive einnimmt und es so nicht möglich ist, als Leser mit einer Figur warm zu werden, sie empathisch zu begleiten. Die Perspektive springt von Innensicht auf Kommentar des Autors und alle Schritte dazwischen, ohne dem Leser dafür Zeit zu geben.
Dadurch bleibt die Geschichte blutleer und reißt einen nicht wirklich mit.