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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2017

überwältigend

Sakura
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„Sakura“ ist ein ein dystopischer, düsterer und atmosphärisch dichter, gelegentlich brutaler Jugendroman der besonderen Art.
Juri, die von ihren Eltern verkauft wurde, lebt in der untersten Ebene einer ...

„Sakura“ ist ein ein dystopischer, düsterer und atmosphärisch dichter, gelegentlich brutaler Jugendroman der besonderen Art.
Juri, die von ihren Eltern verkauft wurde, lebt in der untersten Ebene einer Welt, die die Autorin sehr sorgfältig und mit vielen Überraschungen konzipiert hat. Sie arbeitet als Leichenverbrennerin und hat noch nie in ihrem Leben das Sonnenlicht gesehen. Als der Aufruf zur „Blüte“ kommt, sieht sie ihre Chance gekommen aufzusteigen. Doch das ist weitaus schwieriger als erwartet.
Das Besondere an diesem Jugendroman ist, dass er einerseits japanische Mythen aufgreift und neu interpretiert, andererseits eine dystopische Welt präsentiert, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig eine Heldin erzeugt, die weder klischeehaft noch weichgespült ist. Juri hat ihre Fehler, einige davon ergeben sich zwangsläufig aus ihrer Herkunft, wie zum Beispiel ihre begrenzte Verfügbarkeit von Worten, andere aus ihren bisherigen Erfahrungen im Leben, doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Sie nimmt Hilfe an und hilft selbst, wo sie kann. Sie gewinnt im Laufe der Zeit Freunde, wird stärker, mutiger und selbstbewusster.
Doch auch als sie dem Sohn des Kaisers begegnet, verdreht sie sich nicht, um ihm zu gefallen.
Die Geschichte ist durchgehend spannend, weder für den Leser/die Leserin noch für Juri gibt es Verschnaufpausen. Das führt am Ende sogar dazu, dass sich die Ereignisse überstürzen. Gern hätte man an dieser Stelle ein wenig mehr erfahren, gern hätte die Autorin sich mehr Zeit lassen können, alles aufzuklären und einem Ende zuzuführen. Rebecca, die beste Freundin von Juri, und Dom, der ebenfalls an der Blüte teilnimmt, sind ebenfalls starke Charaktere, mit denen man schnell mit fiebert. Der Prinz hingegen bleibt recht flach.
Zu erwähnen bleibt noch, dass das Buch von einem ausgesprochen eindrucksvollen Titelbild geziert wird. Das Japanische tritt offenkundig hervor und es sorgt dafür, dass man das Buch zur Hand nehmen und den Klappentext lesen will.
Dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete, und obwohl es hier um einen Prinzen geht, hat dieses Buch nichts mit den üblichen Jugendbüchern um Prinzen und Prinzessinnen gemein.

Veröffentlicht am 12.07.2017

ungewöhnlich

Was man von hier aus sehen kann
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Es ist ungewöhnlich, was die Autorin da serviert. Die Geschichte spielt im Westerwald, soweit so klar. Ihre Hauptfigur ist Luise. Selma ist deren Oma. Selma hat gelegentlich Visionen, zum Beispiel von ...

Es ist ungewöhnlich, was die Autorin da serviert. Die Geschichte spielt im Westerwald, soweit so klar. Ihre Hauptfigur ist Luise. Selma ist deren Oma. Selma hat gelegentlich Visionen, zum Beispiel von einem Okapi, immer, wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt innerhalb von 24 Stunden jemand aus dem Dorf.
Nun ist das Dorf besiedelt mit zahlreichen skurrilen Gestalten. Einer davon ist der Optiker, der in Selma verliebt ist, ist er jedoch noch nie gestanden hat, dafür aber einen ganzen Koffer gefüllt hat mit den Anfängen von Liebesbriefen, die er nie fertig geschrieben hat und der auch nie zugestellt hat.
Die Menschen in diesem Dorf erledigen nun alle das, von dem sie glauben, dass sie es unbedingt erledigt haben sollten, falls der Traum diesmal ihren Tod angekündigt haben sollte. Sie dabei zu beobachten ist gleichzeitig witzig, traurig und hintersinnig.
Die Autorin schreibt in einem ungewöhnlichen Stil, trocken, kurze Sätze, viele innere Monologe und trotzdem werden die Figuren greifbar, vielschichtig und nachvollziehbar.
Der Roman ist nicht leicht zugänglich, die Leserinnen und Leser müssen sich Mühe geben, mit ihm warm zu werden, doch diese Mühe lohnt sich. Das sind nicht nur die Figuren, mit denen man bald miterlebt, sondern auch allerhand skurrile Ideen und Weisheiten, die einem beim Lesen so unvorbereitet präsentiert werden, dass man innehält, zurückgeht und die Sätze noch einmal liest.
Es entwickelt sich sogar eine Spannung, wenn man sie sich wissen will, wen der Traum gemeint hat, nur um es dann eigentlich gar nicht mehr wissen zu wollen.
Fazit: Es lohnt sich, sich auf diesen ungewöhnlichen Roman einzulassen.

Veröffentlicht am 12.07.2017

liebevoll serviert

Taste of Love - Geheimzutat Liebe
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Beinahe kommt es auf der einsamen Straße zu einem Unfall zwischen Brooke und Andrew. Da Andrews Wagen danach nicht mehr fahrbereit ist, nimmt Brooke ihn mit in das Gasthaus, das sie betreibt. Ihre Mutter ...

Beinahe kommt es auf der einsamen Straße zu einem Unfall zwischen Brooke und Andrew. Da Andrews Wagen danach nicht mehr fahrbereit ist, nimmt Brooke ihn mit in das Gasthaus, das sie betreibt. Ihre Mutter ist erkrankt, und ihr Vater kümmert sich hingebungsvoll um sie, sodass er keine Zeit hat, in dem Gasthaus zu arbeiten. Alle Arbeit bleibt an Brooke hängen, sodass sie ziemlich genervt ist. Zusätzlich wurde sie auch noch weitere einem Jahr von ihrem Verlobten sitzen gelassen.
Endo hingegen stammt aus der Großstadt, führt dort ein erfolgreiches Restaurant und ist ebenso ausgebrannt und genervt wie Brooke.
Seltsamerweise bereitet es ihm große Freude, Brooke bei der Arbeit in ihrem kleinen Gasthaus, in dem sie sensationelle Hausmannskost serviert, zu unterstützen.
Doch leider hat er sie belogen, sodass es mit dem Happy End nichts zu werden scheint.
Das Buch liest sich so locker und leicht wie ein gelungenes Soufflee. Dass es am Ende doch zu einem Happy End kommt, dürfte an dieser Stelle nicht als Spoiler gelten. Es war von Anfang an vorherzusehen, und doch ist die Art und Weise, wie die Autorin dorthin gelangt äußerst amüsant und spannend zu lesen.
Bei der Sexszene zwischen den beiden geht es relativ offenherzig zu, doch das passt zur Situation und zu dem restlichen Text.
Insgesamt handelt es sich hier um eine Geschichte, in der es einerseits natürlich um gutes Essen geht, andererseits aber eben auch um die Liebe, die schließlich die Geheimzutat ist, die ein wunderbares Leben ausmacht. Wer sich ein bisschen trösten lassen möchte, bei der Sommer nur Regenwetter zu bieten hat, ist mit „Geheimzutat Liebe“ gut bedient.

Veröffentlicht am 10.07.2017

humorvoller Fantasy-Krimi

Gestatten, Erkül Bwaroo, Elfendetektiv
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Erkül Bwaroo ist ein Elfendetektiv, der von einem der sieben Zwerge gerufen wird, um den Mord an Schneewittchen aufzuklären. Soweit so einfach, doch so ist es in Wirklichkeit nicht. Erkül Bwaroo ist dem ...

Erkül Bwaroo ist ein Elfendetektiv, der von einem der sieben Zwerge gerufen wird, um den Mord an Schneewittchen aufzuklären. Soweit so einfach, doch so ist es in Wirklichkeit nicht. Erkül Bwaroo ist dem Meisterdetektiv Hercule Poirot von Agatha Christie nachempfunden. Die Autorin versteht ihre Bücher als Hommage an die beiden.
Und das gelingt ihr in der Tat. Erkül Bwaroo ermittelt in alle Richtungen. Die Zwerge halten die böse Königin, die Stiefmutter von Schneewittchen, die im Übrigen hier nur Prinzessin heißt, für die Täterin. Doch Erkül Bwaroo ist sich da nicht so sicher.
Außerdem gibt es noch viel mehr zu entdecken. Jeder der Zwerge hat ein besonderes Talent, einer ist sogar verliebt, ein anderer rasiert sich den Bart ab.
Am Ende gibt es sogar die übliche Runde, in die der Detektiv alle Verdächtigen eingeladen hat, um schließlich den Täter zu präsentieren.
Das Buch liest sich wunderbar flüssig, es ist witzig, humorvoll und trotzdem spannend. Es bleibt vollständig in der entworfenen Welt, in der Menschen, Elfen, Zwerge und andere Wesen friedlich nebeneinander wohnen, jeweils mit eigenen Zuständigkeiten und mit eigenen Regeln, versteht sich. Es macht Spaß, in diese Welt einzutauchen.
Erkül Bwaroo steht weder in Haltung, noch in Bezug auf seine kleinen grauen Zellen, noch in Bezug auf Hartnäckigkeit und Listenreichtum seinem großen Vorbild etwas nach.

Veröffentlicht am 10.07.2017

aufregend

Seeblick kostet extra
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Ines Fox begegnet den Leserinnen und Lesern im zweiten Teil der Kriminalkomödie rund um den Bodensee am Ende einer Gerichtsverhandlung. Der Mann, den sie für den Mörder ihres Mitarbeiters hält, wird freigesprochen ...

Ines Fox begegnet den Leserinnen und Lesern im zweiten Teil der Kriminalkomödie rund um den Bodensee am Ende einer Gerichtsverhandlung. Der Mann, den sie für den Mörder ihres Mitarbeiters hält, wird freigesprochen – mangels Beweisen oder weil seine Anwälte um so viel besser sind.
Ines kann das nicht verstehen und ist ziemlich erschüttert. Es dauert nicht lange, bis ein weiterer Mord, zumindest sie hält das von Anfang an dafür, sie auf andere Gedanken bringt. Sie ist sich hundertprozentig sicher, dass in diesem Fall der gleiche Täter verantwortlich ist. Doch das muss sie erst einmal beweisen.
Ihr zur Seite steht Dr. Frieder, ein Pathologe, der aus Norddeutschland stammt und entsprechend wortkarge daherkommt. Das weitere Personal des Krimis ist ebenso skurril wie ungewöhnlich. Scheinbar betreibt Ines Fox eine kleine Agentur, innerhalb dieses Romangeschehens arbeitet sie dort jedoch eigentlich nicht, dafür hat sie zuverlässige oder auch nicht? Mitarbeiterinnen.
Ines ist ein Wirbelwind und schert sich wenig um die Meinung anderer.
Viele Situationen und Szenen, die die Autorin beschrieben hat, wirken so, als wäre man selbst dabei. Man kann sie sich wunderbar vorstellen und fühlt sich in der Handlung wie zu Hause. Mich persönlich stören ihre Ausflüge aus ihrem Körper, die leider in diesem Band eine ganz besonders große Rolle spielen.
Vielleicht wäre es sinnvoll, mit dem ersten Band der Krimis um Ines Fox zu beginnen, doch es ist auch völlig unproblematisch, an dieser Stelle einzusteigen.
Bewundernswert sind die Fabulierkunst und der Ideenreichtum der Autorin.