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Veröffentlicht am 25.06.2023

Tolles Buch

Ozelot
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Die pure Lebenslust machte mich feministisch.Alles, was das Herz begehrte: wilde Abenteuer, lockende Fernen, tolle Kraftproben, Unabhängigkeit, Freiheit - das schäumende Leben schlechthin - schien in Tat, ...

Die pure Lebenslust machte mich feministisch.Alles, was das Herz begehrte: wilde Abenteuer, lockende Fernen, tolle Kraftproben, Unabhängigkeit, Freiheit - das schäumende Leben schlechthin - schien in Tat, Wort und Schrift den Männern vorbehalten zu sein." Iris van Roten (1917 - 1990) Prolog, S. 11

Rahel Senn widmet sich in ihrem Roman "Ozelot" den Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht in der Schweiz insbesondere dem Leben von Iris van Roten der Autorin des Feministischen Buches "Frauen im Laufgitter" die im Laufe ihres Lebens mit dem "Schweizer Frauenverein" bricht da dieser ihrer Ansicht nach einfache, schnelle Lösungen anstatt wirklicher veränderung anstrebt.

Iris van Roten war eine sogenannte "Suffragette". Anders als viele andere Frauen wurde sie in ihrem Bestreben auch von ihrem Mann unterstützt.
Im Rahmen der Handlung in der Abwechselnd Iris van Roten und Viktoria, ein Elfjähriges Mädchen das durch die Mutter zur Frauenbewegung kommt als Protagonistinnen auftreten, erfährt man viel über die Gesellschaftlichen Gepflogenheiten in der Schweiz der 70er Jahre. Eingefahrene Gewohnheiten, Misogynie und die Ansicht "Die Frau gehöre hinter den Herd und zu den Kindern" sind die vorherrschenden Glaubenssätze. Doch eine Gruppe von Frauen will sich das nicht länger bieten lassen und zieht für das Frauenwahlrecht in den Kampf. Ihr Erkennungszeichen ist das für den Roman Namensgebende Ozelot.

Mir hat dieser Roman unglaublich gut gefallen. Ich wusste zwar schon etwas über die Suffragetten in England, die Schweizer Frauenbewegung war jedoch für mich Neuland. Rahel Senn hat es mit diesem Roman geschafft mir diese auf spannende und lehrreiche Art nahezubringen.

Ich fand es spannend das der Roman teilweise aus Sicht eines Kindes erzählt wird. Ich kann
dieses Buch wirklich nur wärmstens empfehlen. Gerade auch weil es oft so selbstverständlich erscheint wählen zu dürfen. Jedoch finde ich das man im Hinterkop behalten sollte wie viele Menschen für dieses Privileg große Opfer gebracht
und für uns gekämpft haben und wie vielen Menschen dieses Recht nach wie vor verwährt bleibt.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Interessant

Das verlorene Paradies
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Abdulrazak Gurnah hat mit "Das verlorene Paradies" einmal mehr seine Fähigkeit zur Figurengestaltung und sein sprachliches können bewiesen.

Der Protagonist ist Yusuf der an seinen Onkel verpfändet wird ...

Abdulrazak Gurnah hat mit "Das verlorene Paradies" einmal mehr seine Fähigkeit zur Figurengestaltung und sein sprachliches können bewiesen.

Der Protagonist ist Yusuf der an seinen Onkel verpfändet wird um die Schulden des Vaters zu tilgen. Yusuf unterstützt seinen Onkel wo er kann. Als er allerdings von einem Kaufmann auf eine Reise mitgenommen wird wo er der harten Realität ins Auge sehen und mit der Realität der Kolonialherraschaft konfrontiert wird ist es mit seiner behüteten Kindheit ein für allemal vorbei.

Ich finde das Abdulrazak Gurnah mit Yusuf einen Protagonisten geschaffen hat der sehr interessant ist. Einerseits durch seine Naivität und andererseits durch die von allen bewunderte Schönheit Yusufs wird eine Figur erschaffen die an der Schwelle zwischen Kind und Erwachsenen seinen Platz in der Welt sucht und anfängt gewisse Dinge zu hinterfragen, allerdings auch überfordert ist mit dem Erwachsenwerden.

Die Geschichte ist wirklich interessant und spannend zu lesen und durch die vielen mythisch und märchenhaft anmutenden Elemente entsteht ein Buch das man voll genießen kann wenn man sich einmal auf die in meinen Augen geheimnisvolle und etwas düstere Stimmung eingelassen hat.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Interessant

Die Frau von Montparnasse
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Ich werde mich so lange ändern und verändern und beobachten, bis ich sagen kann : Jetzt bin ich so, wie ich sein möchte." S. 86

Simone de Beauvoir ist wohl eine der wenigen Frauen neben Hannah Arendt ...

Ich werde mich so lange ändern und verändern und beobachten, bis ich sagen kann : Jetzt bin ich so, wie ich sein möchte." S. 86

Simone de Beauvoir ist wohl eine der wenigen Frauen neben Hannah Arendt die man aus dem Philosophieunterricht kennt. In ihrem Roman" Die Frau von Montparnasse" lässt Caroline Bernard sie sehr gekonnt wieder zum Leben erwachen.

Über die Handlung möchte ich nicht viel verraten da man sie sowohl anhand des Klappentextes als auch im Internet herausfinden kann.

Was ich aber hervorheben möchte ist das Caroline Bernard es wirklich gut gelungen ist die Charaktäre, sowohl Simone de Beauvoir die sich den Gesellschaftlichen Zwängen ihrer Zeit entziehen möchte, sich in ihrem Denken immer wieder selbst herausfordert, als auch Jean Paul Sartre der ihr nicht nur zum Partner sondern auch zum Gegenpol und sozusagen Schleifstein ihrer Gedanken wird, sie ständig herausfordert und sie oftmals an ihre Grenzen bringt, sowohl als Denkerin als auch als Frau zu skizzieren. Sartre ist immer wieder untreu, und das so offen wie es Simone als Frau der damaligen Zeit, wenn auch noch so emanzipiert, niemals in den Sinn gekommen wäre, wobei auch sie sich immer wieder ausprobiert, neu Erfindet und auch mal einen kleinen Seitensprung wagt.

Auch die Arbeit an ihrem ersten Buch wird hier geschildert. Dieses bereitet Simone zusehends Bauchschmerzen da es ihr anfangs sehr schwer fällt zu schreiben und ihre Gedanken zu ordnen. Sie scheint immer im Schatten Sartres zu stehen bzw sich auch selbst sozusagen freiwillig in seinen Schatten zu begeben.

Ich fand das Buch wirklich interessant und wer von Simone De Beauvoir noch nicht viel gehört hat ist hier für den Einstieg sehr gut aufgehoben um ein bisschen Ahnung von ihrem Leben und ihrem Denken zu bekommen.

Ein für mich sehr gut gelungener Roman über eine faszinierende Frau und eine große unabhängige Denkerin die Geschichte geschrieben hat und aus der Philosophie sowie der Literatur nicht mehr wegzudenken ist wenn er auch zwischenzeitlich für mich zu sehr an der Oberfläche blieb

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Aufwühlend

Rosies Wunderkind
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Wie soll die Gesellschaft verstehen, dass mein Sohn zu einer wildfremden Frau geht und ihr an den Büßen greift? [...] Wie soll ich dem Mann im Café erklären, wieso mein Sohn ihm plötzlich die Brille vom ...

Wie soll die Gesellschaft verstehen, dass mein Sohn zu einer wildfremden Frau geht und ihr an den Büßen greift? [...] Wie soll ich dem Mann im Café erklären, wieso mein Sohn ihm plötzlich die Brille vom Kopf reißt und sie in zwei Teile zerbricht?[...] Das klingt alles sehr schön wenn sie sagen, dass die Gesellschaft Verständnis für meinen Sohn aufbringen muss. Aber es sid doch so das wir die eine Gesellschaft haben, und wer nicht reinpasst, gilt als Sonderling. " S. 154

@lydiawunsch hat mit Rosie's Wunderkind ein sehr intensives und berührendes, sowie aufschlussreiches Buch geschrieben, das auf wahren Begebenheiten beruht und originaltexte von Almanzo Wünsch enthält.

In dem Roman wird eine Form der Autismusspektrumstörung beleuchtet die mir bis dahin unbekannt war. Asperger Autismus kennt man ja mittlerweile, savant Syndrom ist dann in meinen Augen der breiten Masse schon etwas unbekannter, vom frühkindlichen Autismus nach Kanner hatte ich bis zu diesem Buch noch nie gehört. Umso wichtiger finde ich diesen Roman der im @diederichsverlag erschienen ist und Dank der Leserunde von @lovelybooks.de seinen Weg zu mir gefunden hat.

Die Geschichte von Almanzo und seiner Mutter beginnt in einem Frauengefängnis. Wie Rosie dort gelandet ist erfährt man anfangs nicht. Nach und nach beginnt sie ihrer imaginären Therapeutin im Gefängnis ihre Geschichte und die ihres Sohnes zu erzählen welche mich teilweise wirklich mitgenommen hat. Das Almanzos Verhalten und seine Art auf so viel Unverständnis stoßen, er aber mit der Hilfe seiner Mutter einen Weg zu finden versucht seinen Platz in der Welt zu finden wurde hier toll und ungeschönt beschrieben.
Besonders interessant finde ich die Beziehung zwischen Rosie und Almanzo die sie beide manchmal verzweifeln läßt aber aufgeben ist für Mutter und Sohn keine Option. So versuchen sie langsam die Welt des jeweils anderen zu verstehen. Was man am Ende erfährt war für mich schockierend. Ich
finde sowohl den Schriebstil als auch die Geschichte sehr toll, interessant und berührend. Für mich ein wichtiges Buch für mehr Verständnis seitens der Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 25.06.2023

Interssant

Die italienischen Schuhe
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Man bekommt ständig Versprechen", fuhr sie fort. "Man gibt selber Versprechen. Man lauscht den Versprechen anderer Menschen. Politikern, die von einem besseren Leben für die Alternden sprechen, von einer ...

Man bekommt ständig Versprechen", fuhr sie fort. "Man gibt selber Versprechen. Man lauscht den Versprechen anderer Menschen. Politikern, die von einem besseren Leben für die Alternden sprechen, von einer Krankenpflege, bei der niemand wundgelegene Stellen bekommt.[...]Wie viele von diesen Versprechungen hat man im Gedächtnis? [...] Gebrochene Versprechen sind wie Schatten,die in einer Dämmerung herumtanzen. [...] Das schönste Versprechen in meinem Leben war das von dir, als du mir diesen Waldteich versprochen hast. Ich will ihn sehen und träumen, dass ich darin schwimme, ehe es zu spät ist". Das ist ja schonmal ein sehr Wortgewaltiger und vielversprechender Anfang. 😊 In diesem Buch geht es wie so oft bei Henning Mankell um Außenseiter, Menschen am Rand der Gesellschaft . Es geht um kranke; einsame Menschen. Menschen auf der Flucht, vor äußeren Einflüssen, Einsamkeit, vor sich selbst. Ein emotional sehr aufwühlendes Buch. ❤️

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