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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.08.2018

spannend erzählte Geschichte

Was wir zu hoffen wagten
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Michaela Saalfeld erzählt als Historikerin und mit dem Rückhalt einer ausführlichen Recherche über den Zeitraum vor und während des 1. Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht eine Berliner Familie, v.a. die ...

Michaela Saalfeld erzählt als Historikerin und mit dem Rückhalt einer ausführlichen Recherche über den Zeitraum vor und während des 1. Weltkrieges. Im Mittelpunkt steht eine Berliner Familie, v.a. die Kindergeneration, die mit der jüngsten Ille noch das sich klassisch anpassende Mädchen, dem Sohn den typischen Künstler, der sich in das gerade aufkommende Medium des Films verliebt und die älteste, Felice, die an allen Ecken und Enden gegen die Normen der Zeit aufbegehrt.
Im Vielklang mit einer Fülle von anderen Figuren entsteht so ein Kaleidoskop an Persönlichkeiten und Figuren der Zeit. Daneben werden einzelne historische Ereignisse (besonders die Schlacht um Ypern) ausführlich beschrieben und in den Erzählverlauf eingebunden. Alles in allem gelingt es der Autorin damit, Geschichte in einer packenden Weise zu vermitteln.
Aufgrund der vielen unterschiedlichen Handlungsstränge und Themen (Brutalität des Krieges, Geschlechterrollen, Rechtsreformen, Emanzipation der Frau, Entwicklung des Films, etc.) fehlt es den einzelnen Aspekten etwas an Tiefe. Wer einen bunten Überblick über den Beginn des letzten Jahrhunderts wünscht, wird hier fündig. Eine beeindruckende Komposition.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Eisbaden als Allheilmittel

9 Grad
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Es ist ein interessantes Buch. In mehrfacher Hinsicht. Sprache und Setting ist sehr modern. Wir befinden uns in der Welt von Studierenden der Geisteswissenschaften im Jahr 2024. Alle 4 Figuren haben ihre ...


Es ist ein interessantes Buch. In mehrfacher Hinsicht. Sprache und Setting ist sehr modern. Wir befinden uns in der Welt von Studierenden der Geisteswissenschaften im Jahr 2024. Alle 4 Figuren haben ihre Päckchen zu tragen: Eine Essstörung, Depressionen, Gendeffekt. Alle 4 habe von ihrem Elternhaus noch zusätzliche Herausforderungen aufgeladen bekommen und alle 4 wissen nicht so wirklich, was sie vom Leben eigentlich wollen.
Wir begleiten diese 4 jungen Leute über ein paar Winterwochen. Wir erleben, wie sie sich verlieben, studieren, Freizeit genießen und eigentlich immer gern jemand anderes wären. Und dann entdeckt eine das Eisbaden für sich – und hat (wie die Autorin!) es sich zum Auftrag gemacht, alles anderen dazu zu überzeugen, dass das Baden genau für ihre Situation hilfreich sein könnte. Am Ende ist niemand gesund, niemand hat seinen Platz gefunden, sie sind sich weder näher gekommen noch haben sie sich entfremdet. Aber irgendwie sind alle anders geworden.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Nachkriegsgeschichten

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
3

Wir lernen Gisela und ihre Kolleginnen in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Köln kennen. Als Telefonistinnen sorgen sie geflissentlich dafür, dass in einer großen neu aufgebauten Versicherungsanstalt ...

Wir lernen Gisela und ihre Kolleginnen in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Köln kennen. Als Telefonistinnen sorgen sie geflissentlich dafür, dass in einer großen neu aufgebauten Versicherungsanstalt alle gewünschten Verbindungen zustande kommen. Ihr stressiger, aber inhaltlich langweiliger Arbeitsalltag, in dem sie unter der strengen Aufsicht einer Abteilungsleiterin stehen, spielt im Buch keine große Rolle. Erzählt wird eher, wer die Frauen sind, wie sie ihren Alltag abseits der Arbeit meistern und wie sie allesamt versuchen, den Schrecken des Krieges nach und nach zu entkommen. Sie faszinieren sich für aktuelle Mode, leiden unter den traumatisierten Männern und wünschen sich doch ganz sehnlichst eine Liebesbeziehung, möglichst mit einem Mann, der ihnen ein besseres Leben verspricht. Auch Giselas Sohn lernen wir kennen, der während des Krieges sehr schnell seine Kindheit aufgeben musste und trotzdem nun ganz kindlich auf die Heimkehr des verschollenen Vaters wartet.
Das Buch gibt einen guten Einblick in das Leben von normalen Frauen in der unmittelbaren Nachkriegszeit, mehr aber auch nicht. Es ist handwerklich nicht besonders gut gemacht: Die einzelnen Szenen stehen verbindungslos nebeneinander. Im 1. Teil passiert eigentlich gar nichts, am Ende werden große Aufregerthemen aneinandergereiht. Das interessante Thema wurde leider literarisch nicht besonders gekonnt umgesetzt.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Sonderbare Jugendwelt

Vom Mond aus betrachtet, spielt das alles keine Rolle
1

Anne Freytag erzählt in ihrer sehr eigenen Art und Sprachwelt von einer Jugendlichen, die während der Coronapandemie unter den seltsamen Art ihrer Mutter und herausfordernden Geschwistern leidet. Es ist ...

Anne Freytag erzählt in ihrer sehr eigenen Art und Sprachwelt von einer Jugendlichen, die während der Coronapandemie unter den seltsamen Art ihrer Mutter und herausfordernden Geschwistern leidet. Es ist eine Erzählung von familiärer Verbundenheit und Emanzipation, vom "stark" werden und "empfindsam sein".
Wer sich auf etwas langatmige innere Monologe und detaillierte Beschreibungen des Seelenlebens einer Jugendlichen freut, ist hier gut beraten.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

vieles bleibt diffus

Das Leben, das uns bleibt
6

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich ...

Tanja Steinlechner präsentiert und wiedermal einen intensiven Nachkriegsroman. Der Hauptteil der Erzählung spielt in Freiburg, wo Ruth mit ihrer Familie nach abenteuerlicher Flucht anlandet, aber nie wirklich heimisch wird. Intensiv bearbeitet Steinlechner das Thema Antisemitismus und dessen Folgen auch im Privatleben der Betroffenen. Dies ist tatsächlich eine neue und wichtige Perspektive. Insgesamt schwingt sich der Roman aber auch die übliche Erzählweise ein: Ruth ergreift die Chance des Wirtschaftsaufschwungs, macht eine Lehre, lern einen charmanten Jungen kennen, der sie, als sie kurz darauf schwanger ist, heiratet. Dieser entpuppt sich als Untertan eines patriarchalen Vaters, der Ruth nie akzeptiert und ihr entsprechend das Leben schwer macht. Ihr Weiterentwicklung zur Goldschmieden wird nur noch rudimentär erzählt, auch das Schicksal ihrer Geschwister und ihres ersten Freundes aus der alten Heimat bleibt nur angerissen. Die Beweggründe der Personen werden uns Leserinnen nicht recht deutlich gemacht, so dass die Erzählung wenig einnimmt und ihr Verlauf nicht unbedingt überzeugt, weil oft nicht klar ist, warum einzelne Personen so handeln, wie es erzählt wird. Was am Ende bleibt ist die Dankbarkeit, in besseren Zeiten und unter Möglichkeiten der Gleichberechtigung aufzuwachsen.

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