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Veröffentlicht am 16.06.2024

Bringer der Vergeltung

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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Meine Meinung und Inhalt

"»Hallo?«, versuchte er es erneut. »Ist da jemand?«
Stille. »Scheiße, was ist denn hier los? Ist das ein Traum? Warum kann ich mich nicht bewegen?« Er kniff die Augen ...

Meine Meinung und Inhalt

"»Hallo?«, versuchte er es erneut. »Ist da jemand?«
Stille. »Scheiße, was ist denn hier los? Ist das ein Traum? Warum kann ich mich nicht bewegen?« Er kniff die Augen zusammen, so fest er konnte, ehe er sie blinzelnd öffnete. Er hatte nicht das Gefühl zu träumen. Alles war noch genauso wie zuvor – die Dunkelheit, der
pochende Kopfschmerz, das Brennen in seiner Kehle, die schale Luft ... und von der Stelle rühren konnte er sich im-
mer noch nicht. Verzweiflung überkam ihn. »Gut. Sie sind wach.«" (ZITAT)


Nun konnte mich auch der 13. Band rund um das UV-Team Garcia und Hunter erneut in den Bann ziehen. Chris Carter's unverkennbarer Schreibstil und das einzigartige Ermitterduo sind mir so ans Herz gewachsen. Spannungsgeladen schildert der Autor auch diesen Fall.


Die mir mittlerweile schon bekannte Gerichtsmedizinerin Dr. Hove entdeckte bei der Autopsie eines Verkehrsopfers etwas Seltsames. Tödliche Wunden unter der Haut, die nicht vom Unfall stammen können. Sie ist auf das Werk eines Serienkillers gestoßen. Unbemerkt und mit enormer Expertise lässt er jeden seiner brutalen Morde wie ein zufälliges Unglück aussehen.

Dr. Hove meldet ihren Verdacht Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD Ultra Violent Crimes Unit.

Die Detectives stehen vor einem Problem. Wie ermittelt man in einer Mordserie, wenn die Opfer nicht bekannt sind?


Um "Totenarzt" lesen zu "können" muss man nicht zwingend die vorherigen Bücher der Reihe gelesen haben um diesen Pageturner verschlingen zu können; es wäre jedoch eine Schande, die anderen Teile auszulassen. Der unverkennbare Zusammenhalt und Humor zwischen Hunter und Garcia ist einfach wundervoll.

"»Reden Sie von Wischnewski-Flecken?«, fragte Hunter. »Ganz genau.« Garcia lachte leise. »Ich wundere mich gar nicht darüber,
dass du den Fachausdruck für schwarze Flecken in der Magenschleimhaut kennst. Was mich verblüfft, ist, dass du
auch noch weißt, wie man dieses Wort ausspricht.« Hunter zuckte die Achseln. »Ich lese viel.«
»Der Klassiker.« Garcia hob die Hände, als gäbe es dazu mehr nicht zu sagen.» " (ZITAT)

Die Hintergründe, Beschreibungen und Schilderungen sind auch in diesem Fall erschreckend und grausam. Ein echter Pageturner a la Chris Carter, der meine absolute Leseempfehlung erhält.



Chris Carter wurde 1965 in Brasilien als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Er studierte in Michigan forensische Psychologie und arbeitete sechs Jahre lang als Kriminalpsychologe für die Staatsanwaltschaft. Dann zog er nach Los Angeles, wo er als Musiker Karriere machte. Mittlerweile lebt Chris Carter als Vollzeit-Autor in London. Seine Thriller um Profiler Robert Hunter sind allesamt Bestseller.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Unglaublich interessant - Wie Empathie uns selbst und vielleicht sogar die Welt verändern kann

Mit Nachsicht
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Meine Meinung und Inhalt

Ein ermutigendes Buch voller Anregungen, sich selbst und andere in neuem Licht zu sehen.

Mir hat das Buch von Haghiri unglaublich gut gefallen. Die Schilderungen durchgeführter ...

Meine Meinung und Inhalt

Ein ermutigendes Buch voller Anregungen, sich selbst und andere in neuem Licht zu sehen.

Mir hat das Buch von Haghiri unglaublich gut gefallen. Die Schilderungen durchgeführter Expermimente fand ich unglaublich interessant und schön beschrieben. Auch die Grundlagenforschung, wie überhaupt Misstrauen entsteht war lehrreich, denn für uns alle ist die Versuchung groß, Misstrauen gegenüber anderen zu entwickeln und die Welt als kalten Ort zu sehen.


Das gilt leider besonders, wenn wir ohnehin psychisch angeschlagen sind oder in einer Krise stecken und uns eigentlich nach Nähe und Vertrauen sehnen.

Menschen übernehmen Vorurteile, sehen sie durch Einzelfälle bestätigt und übertragen sie auf ganze Gruppen.

Auf gesellschaftlicher Ebene werden die Gräben dadurch immer tiefer, auf individueller Ebene lösen wir gerade durch diese Erwartung oft erst irritierte Reaktionen beim Gegenüber aus.

Die Kapitel sind unterteilt in:

- Der Mensch ist den Mensch ein Wolf...

- ...zumindest so lange, bis man sich kennt

- Hauptsache überlegen

- Die süße Gefahr

- Wilkommen im Internet

- Der Teufelskreis Distanz

- What's in it for me?

- Der Klügere gibt / sieht nach. Der Stärkere auch.

- How to Nachsicht

- Wut



Unsere negative Sicht von anderen beruht in Wahrheit jedoch häufig auf menschlichen Fehlern oder zu negativen Darstellungen in Medien und sogar Wissenschaft, und dagegen können wir etwas tun:

Wir können uns unserer falschen Annahmen bewusst werden und eine Haltung der Empathie kultivieren.

Dafür braucht es vor allem eins: Nachsicht. Sie kann uns nicht nur helfen, andere besser zu verstehen, sondern auch mitfühlender mit uns selbst zu sein – und das Gute in der Welt zu erkennen, statt vom Schlechten auszugehen.


Die Botschaft vom Autoren ist klar verständlich und hat mich sehr zum Nachdenken anregen können. Leseempfehlung meinerseits.


Sina Haghiri, Jahrgang 1987, arbeitet als Psychotherapeut ambulant und in einer Klinik in Einzel-, Paar- und Gruppentherapie. Er moderierte drei Staffeln des Podcasts Die Lösung – mit über 150.000 Spotify Abonnenments einer der erfolgreichsten deutschen Psychologie-Podcasts. Im ZDF lief im Herbst 2022 die zweite Staffel der Serie Fett und Fett, an der er wieder beteiligt war, für die erste Staffel wurde er als Drehbuchautor für den Grimme-Preis nominiert. Sina Haghiri ist Dozent bei der School of Life und Autor mehrerer Fachbücher.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Stark, Stärker, Windstärke 17

Windstärke 17
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Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin ...

Meine Meinung und Inhalt

Nachdem mich Caroline Wahl's Debüt "22 Bahnen" bereits völlig überzeugen konnte aufgrund der Story, der Emotionalität und des Schreibstils, kann ich nur behaupten, dass die Autorin mit "Windstärke 17" noch eines oben drauf gelegt hat. Eine tolle Fortsetzung der Handlung, diesmal Protagonistin Ida im Fokus.

Packend und ergreifend berichet Sie, wie Ida ihr Zuhause verlässt, mit nichts bei sich, außer dem alten, verschrammten Hartschalenkoffer ihrer Mutter, ein paar Lieblingsklamotten und ihrem MacBook.


""Ich denke an die volle Wohnung, die ich zurücklasse, an die hässli-
chen Möbel, an meine Kiste mit Bildern, an meine Bücher, an Ma-
mas Kleiderschrank, an ihre Klamotten in ihrem Kleiderschrank,
an ihre Klamotten, die so lebendig nach ihr riechen, dass die Frau,
der sie gehören, eigentlich nicht tot sein kann, nicht tot sein darf." (ZITAT)


Es ist wahrscheinlich ein Abschied für immer von der Kleinstadt, in der sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hat. Im Abschiednehmen ist Ida richtig schlecht; sie hat es vor zwei Monaten nicht einmal auf die Beerdigung ihrer Mutter geschafft. Am Bahnhof sucht sie sich den Zug aus, der am weitesten wegfährt – auf keinen Fall will sie zu ihrer Schwester Tilda nach Hamburg –, und landet auf Rügen. Ohne Plan, nur mit einem großen Klumpen aus Wut, Trauer und Schuld im Bauch, streift sie über die Ostseeinsel.

"Vielleicht ist das die langfristige Lösung meiner Schlafprobleme: zwei Tage wach bleiben, bis die
betäubende Müdigkeit einfach stärker ist als die lauten Gedanken in meinem Kopf, die mich nicht einschlafen lassen wollen, die mir
Bilder zeigen, die ich vergessen will, die Geschichten erzählen, die ich vergraben will, und die mich vor allem anbrüllen, dass ich es
versaut habe, dass ich mehr hätte tun müssen." (ZITAT)

Man bekommt Angst um diese Ida, die so hart mit sich selbst ist, die erst Hilfe findet, als sie zusammenbricht und ein älteres Ehepaar - Knut, den örtlichen Kneipenbesitzer und seine Frau Marianne - die Ida kurzerhand bei sich aufnehmen. Eine Ersatzfamilie, wo sie ungewohnte Geborgenheit und Liebe erhält.

Auf einmal ist alles ein bisschen leichter, erträglicher in Idas Leben.

Bis ihre Welt kurz darauf wieder aus den Angeln gehoben wird.



CAROLINE WAHL wurde 1995 in Mainz geboren und wuchs in der Nähe von Heidelberg auf. Sie hat Germanistik in Tübingen und Deutsche Literatur in Berlin studiert. Danach arbeitete sie in mehreren Verlagen. 2023 erschien ihr Debütroman ›22 Bahnen‹ bei DuMont, für den sie mit dem Ulla-Hahn-Autorenpreis, dem Grimmelshausen-Förderpreis und dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde. Außerdem wurde ›22 Bahnen‹ Lieblingsbuch der Unabhängigen 2023. Caroline Wahl lebt in Rostock.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Der besondere Ort

Das andere Tal
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Meine Meinung und Inhalt

"Wenn du die Erlaubnis hättest, das Tal zu verlassen, in welche Richtung würdest du gehen?" (ZITAT)


"Ich hatte die Grenze noch nie aus der Nähe gesehen. Ich saß auf ...

Meine Meinung und Inhalt

"Wenn du die Erlaubnis hättest, das Tal zu verlassen, in welche Richtung würdest du gehen?" (ZITAT)


"Ich hatte die Grenze noch nie aus der Nähe gesehen. Ich saß auf dem Boden und versuchte mir vorzustellen, wie das
sein mochte, sie zu überqueren." (ZITAT)

Für mich ist "Das andere Tal" eine einfallsreiche und faszinierende tolle Geschichte. Der Autor Scott Alexander Howard hat einen wirklich tollen und lebhaften Schreibstil. Er lebt in Vancouver, British Columbia und wurde an der Universität von Toronto in Philosophie promoviert und war Postdoktorand in Harvard, wo er sich mit der Beziehung zwischen Erinnerung, Emotionen und Literatur beschäftigte. Das andere Tal ist sein erster Roman.


"An diesem Abend vor Beginn des Auswahlverfahrens dauerte es lange, bis ich einschlafen konnte. Meine Pupillen wurden immer größer, bis sie schließlich so groß wie die Zimmerdecke waren, meine Gedanken endlich gewichtslos wurden und davonzogen. Edme hielt den feuchten Stein in der Hand und reichte ihn hoch zu mir. Unsere Blicke trafen sich. Was ist das für ein Ding, das auf dich zukommt." (ZITAT)


Philosophisch und spannend beschreibt der Autor das Tal, um welches es sich der Roman dreht.

Dieses Tal ist ein besonderer Ort. Geht man nach Osten oder Westen, stößt man auf die gleichen Häuser, Hügel, Straßen – doch alles ist zwanzig Jahre zeitversetzt.

Nur in Trauerfällen dürfen die Grenzen passiert werden. Als die junge Odile in Besuchern aus der Zukunft die Eltern ihres Freundes Edme erkennt, weiß sie, dass er bald sterben wird. Was wäre, wenn Odile das ihr auferlegte Schweigen bricht?


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Veröffentlicht am 10.04.2024

Maddalena - Eine junge Frau mit einem unbeugsamen Willen

Malnata
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Meine Meinung und Inhalt

"Sie hat versucht, die Wahrheit über diesen widerlichen Tiziano Colombo zu sagen, aber niemand wollte ihr glauben. Das Wort der Malnata gegen die Ehre eines Faschisten."


Das ...

Meine Meinung und Inhalt

"Sie hat versucht, die Wahrheit über diesen widerlichen Tiziano Colombo zu sagen, aber niemand wollte ihr glauben. Das Wort der Malnata gegen die Ehre eines Faschisten."


Das Buch "Malnata" spielt in der der Lombardei im Jahr 1935. Dort begegnet Francesca zum ersten Mal Maddalena, die von allen im Ort nur »Malnata« genannt wird: »Die Unheilbringende«.

Francesca – zu Konformität und Gehorsam erzogen – ist sofort fasziniert von dem barfüßigen Mädchen, dessen Hände immer schmutzig sind, die Augen voller Trotz.

Entgegen allen Warnungen freundet sich Francesca mit Maddalena an und lernt mit der Zeit, den Lügen der Erwachsenen zu misstrauen. Doch in einer Gesellschaft, die keinen Platz hat für weibliches Freiheitsdenken, ist jedes falsche Wort und jede unfolgsame Tat eine Gefahr …

"Erwachsen und eine Frau zu sein, bedeutet vielleicht genau das: Es hat nichts mit dem Blut zu tun, das einmal im Monat kam, auch nichts mit den Bemerkung der Männer oder mit schönen Kleidern. Eine erwachsene Frau zu sein, bedeutet, einem Mann, wenn er sagte: "Du gehörst mir" in die Augen zu sehen und ihm zu antworten: "Ich gehöre niemanden."


Ein ganz wunderbares und lesenswertes Buch, das aufwühlt und faszinierend zugleich ist. Zwei Mädchen, aus zwei verschiedenen Schichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und von einander fasziniert sind, obwohl es recht neagatives Gerede über das Maddalena gibt, welche sich jeglicher Norm entziehen möchte. Durch ihre neue Freundin lernt Francesca allmählich ein neues Leben kennen, stellt Regeln und Strukturen in Frage und übernimmt das weibliche Freiheitsdenken ihrer Freundin Maddalena.


"Bei der Malnata spielte es keine Rolle, wessen Kind du warst, was man dir beigebracht hatte zu hassen und was man dich zwingen wollte zu glauben."

Salvioni hat einen unglaublich lebendigen Schreibstil, der mir Spaß beim Lesen bereitet hat.

Das Cover finde ich sehr passend gewählt und so war, während des Lesens, die rebellische Protagonistin in meinem Kopf verankert.



Beatrice Salvioni, geboren 1995, studierte Literatur an der Universität Mailand und besuchte dann in Turin die renommierte Schreibschule »Holden«, gegründet von Alessandro Baricco. Sie hat bereits mehrere Erzählungen geschrieben, von denen eine mit dem »Premio Calvino« ausgezeichnet wurde. 2021 erregte das literarische Debüt der jungen Autorin große internationale Aufmerksamkeit. »La Malnata« wurde noch vor Erscheinen in Italien zu einem »caso letterario« und verkaufte sich innerhalb weniger Wochen in über 20 Länder.

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