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Veröffentlicht am 26.01.2024

Die Kinderkuren in Deutschland -eine fiktive Beispielgeschichte

Gezeitenkinder
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Wer hat nicht schon davon gehört - den Kinderkuren, die nach den kriegsbedingten Kinderlandverschickungen nun in der BRD fortgeführt wurden, natürlich nur zum Wohl der Kinder. Der Roman spielt zu Beginn ...

Wer hat nicht schon davon gehört - den Kinderkuren, die nach den kriegsbedingten Kinderlandverschickungen nun in der BRD fortgeführt wurden, natürlich nur zum Wohl der Kinder. Der Roman spielt zu Beginn der 60er Jahre, die Kinderkuren wurden aber bis weit in die 80er Jahre durchgeführt. Kinder, die nicht für sich sorgen können, zum Teil werde lesen noch schreiben können (im Roman werden Vierjährige erwähnt) werden für Wochen ohne Elternteil in ein Kindekurheim verschickt. Und sind auf die dortigen Erwachsenen auf Grdeih und Verderben ausgeliefert. Im Roman ist dieses Kinserkurheim das Strandhafer in Norderney, einer Insel in der Nordsee. Dort arbeiten Frauen, die großteils in der Nazizeit groß wurden oder aber diesen Teil der deutschen Geschichte mitgetragen haben. Und das spiegelt sich auch im Alltag der Kinderkurheime wieder. Drastische Strafen und Entwürdigungen werden als notwendige Erziehungsmaßnahmen deklariert. Hanna und ihre Cousine Evi haben erst kürzlich ihre Ausbildung als Pflegerinnen abgeschlossen und beginnen nun weit weg von daheim dort ihr Arbeitsleben. Während Evi sich anpasst, beginnt in Hanna schon bald der moralische Kompass zu navigieren.
Dieser Hauptstrang wird zunehmend ergänzt durch eine weitere Erzählung: Hanna begegnet Jan, einem Niederländer, der versucht mehr über den Verbleib seiner Tante zu erfahren, die in der Zeit des Kriegsendes plötzlich verschwand. Ihr letzter Aufenthalt: Norderney
Beide Erzählstränge beginnen miteinander zu verschmelzen und enden gemeinsam bei den Personen von Strandhafer.

Die Erzählung lässt sich flüssig lesen, die Personen werden gut dargestellt, wenn auch manchmal etwas überspitzt.

Ich bin begeistert, dass sich eine Autorin an das schwierige Thema " Kinderkuren" getraut hat und es so gut umgesetzt hat.
Tausende von Erwachsene, die selbst an so einer Kinderkur teilnehmen mussten, werden sich in den Kindern wiedererkennen können. Es ist ein Teil der deutschen Geschichte, den viele lieber verschweigen oder abtun mit dem Satz "so war das halt damals, das war so üblich man hat gedacht, man tut den Kindern was Gutes....!" Wie man denken kann, dass es Kindern gut geht, die wochenlang keinen Kontakt zu den Eltern haben, ist mir ein Räseln. Aber doch bittere Realität.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2023

Weltumspannender Hörgenuss

Die Perlenprinzessin - Lucky Jim
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Wer schon historische Geschichten von Iny Lorenz kennt, weiß worauf er/sie sich einlässt... Hauptfiguren, mit denen man sich identifizieren kann - gute Menschen und böse - Liebe und Intriegen- und eine ...

Wer schon historische Geschichten von Iny Lorenz kennt, weiß worauf er/sie sich einlässt... Hauptfiguren, mit denen man sich identifizieren kann - gute Menschen und böse - Liebe und Intriegen- und eine uns unbekannte Welt, die so intensiv beschrieben wird, dass man fast meint, dort zu sein und am Leben der Figuren teilhaben kann.

Auch im 4. Teil der Reihe "Perlenprinzessin " wird dies wieder erlebbar. Die Hauptfigur Ruth Mensing betreibt mit Erfolg eine Handelsstation auf Tahiti. Wie der Titel schon erkennen lässt, nimmt "Lucky Jim" einen größeren Raum ein, er und Ruth werden ein Paar. Die vielen losen Enden rund um Ruths Familiengeschichte vereinen sich immer mehr zu einem Strick, der sich zunehmend enger um Mathias Mensing Hals schlingt. Ich freue mich schon jetzt auf den 5. Teil der Reihe (und damit den letzten?)

Die Stimme von Anne Moll verleiht der Geschichte noch einen besonderen Glanz. Sie versteht es wunderbar, den Figuren eine eigene Betonung zu geben.

Allerdings ist " Lucky Jim" der 4. Teil der Reihe um " Die Perlenprinzessin "und somit wird Vorwissen fast vorausgesetzt...Es gibt zwar immer wieder Stellen, in denen die Vorgeschichte kurz zusammengefasst wird, allerdings sind die Zusammenhänge auch etwas kompliziert und daher die dringende Empfehlung: vorab die ersten drei Teile lesen bzw. hören und dazwischen nicht zu große Pausen, sonst weiß man einfach zu wenig, um gut mitzukommen. Auch für Autofahrten wenig geeignet, da man sich auf den Text konzentrieren muss.

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  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 02.04.2023

Tödlicher Survialtrip

Stranded - Die Insel
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Sarah Goodwin erzählt in " Stranded- die Insel. Acht Fremde. Ein Mörder.Kein Ausweg" die Geschichte von Maddy, einer jungen Frau, die seit ihrer Kindheit eine Einzelgängerin ist und deren Sozialkontakte ...

Sarah Goodwin erzählt in " Stranded- die Insel. Acht Fremde. Ein Mörder.Kein Ausweg" die Geschichte von Maddy, einer jungen Frau, die seit ihrer Kindheit eine Einzelgängerin ist und deren Sozialkontakte sich auf ihre Eltern beschränken. Nach ihrem persönlichen Weltuntergang, dem Tod ihrer Eltern, bewirbt sie sich bei einer neuartigen, low-budget TV Produktion. Deren Ziel ist es, die Apokalypse darzustellen: was passiert, wenn es die Welt,wie wir sie kennen, nicht mehr gibt? Vier sich fremde Frauen und ebensoviele Männer treffen auf einer einsamen schottischen Insel aufeinander. Was sie mitbringen, passt in einen Notfallrucksack. Es geht um das Überleben jedes einzelnen und auch der Gruppe, denn Kontaktmöglichkeiten zur Außenwelt gibt es keine. Kameras und Bodycams zeichnen das Geschehen auf der Insel auf.
Nach einem Jahr soll das Survival-Experiment beendet werden, doch das Schiff kommt nicht- und Maddy ist eine der vier Frauen!

Stranded ist eine mitreißende Geschichte. Gleich zu Beginn erfährt der Leser, dass Maddy überlebt hat, und die Frage nach dem wie begleitet einen bis zum Schluß.
Die Autorin nimmt den Leser mit auf den Survivaltrip von Maddy, durch den Wechsel von zukünftigen Interviewausschnitten und der Zeit auf der Insel bleibt die Spannung greifbar. Die Authentizität der Figuren und die Logik der Geschichte bleiben dabei allerdings auf der Strecke.
Aufgrund ihrer Hintergrundgeschichte ist Maddy eine Figur, die Mitgefühl und Empahie beim Leser weckt.
Die Umsetzung ist gelungen, auch wenn man aufgrund des Titels eher einen Thriller mit Mörder erwartet, der nach und nach alle auf der Insel ermordet. Tatsächlich geht es aber ums Überleben, im wahrsten Sinne des Wortes: Nahrung, wohnen, Zusammensein bei acht verschiedenen Persönlichkeiten-da sind Konflikte vorprogrammiert.
Aufgrund des flüssigen Schreibstils lässt sich das Buch in einem Rutsch durchlesen, vorausgesetzt man stört sich nicht an den Logikfehlern und den zum Teil absurden Reaktionen der anderen Figuren. Aber wer weiß schon, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde?

Mein Fazit: Wer mit dem Bauch liest,lässt sich mitreißen von der skurrilen Situation, das eigene Überleben mit sieben Fremden auf einer abgeschnittenen Insel zu sichern. Wer mit dem Kopf liest, wird das Buch resigniert und enttäuscht zur Seite legen.

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