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Veröffentlicht am 02.04.2025

Mutiges Ende, geniale Geschichte

Fly, Baby, fly!
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Ich glaube, ich habe selten eine Geschichte gelesen, in der die Protagonisten so glaubwürdig sind. Niemand in dieser Geschichte, weder Anna, noch Christopher und schon gar nicht Lea, sind perfekt oder ...

Ich glaube, ich habe selten eine Geschichte gelesen, in der die Protagonisten so glaubwürdig sind. Niemand in dieser Geschichte, weder Anna, noch Christopher und schon gar nicht Lea, sind perfekt oder machen eine Entwicklung hin zum perfekten Menschen durch. Mir hat das unglaublich gut gefallen, denn oft drehen sich Figuren in Romanen um 180 Grad, weil sie sich ja entwickeln müssen. Das soll nicht heißen, dass nicht alle drei Figuren eine Entwicklung durchmachen! Sie machen eine durch, aber jede in ihrem Tempo und absolut authentisch.

Hauptsächlich geht es um Lea, die nach einem Autounfall ihr Gedächtnis verloren hat und der nun mehr als 10 Jahre fehlen. Die Geschichte wird abwechselnd aus ihrer, Annas und Christophers Perspektive erzählt. Außerdem finden wir uns in verschiedenen Zeitepochen, nämlich im Jahr 1999, 2006, 2016 und im Jahr 2019/2020 wieder.

Lea, puh… was soll ich sagen? Ich fand sie unmöglich und habe mich unglaublich oft über sie aufgeregt. Andererseits muss man bedenken, dass ihr letzte Erinnerung die ist, dass sie mit Christopher glücklich war. Sie weiß nicht, wie es um ihre Ehe, um sie selbst bestellt war. Kann man also nach 3 Jahren Trennung wieder an das anknüpfen, was man verlassen hat? Auf Grundlage von Gefühlen von vor über 10 Jahren? Lea scheint dies zu meinen und irgendwie ist es nachvollziehbar, da sie sich ja an nichts erinnert, was in der Zwischenzeit passiert ist. Dennoch empfand ich viele ihrer Handlungen als schlechte Charakterzüge. Nach und nach kommt ihre Geschichte zu Tage und man versteht sie ein kleines bisschen besser.

Mit Anna hatte ich zunächst eher Mitleid. Die ewige beste Freundin, die schon jahrelang in ihren besten Freund verliebt ist, der aber eine Andere liebt. Zuerst wirkte sie auch echt sympathisch. Letzten Endes hat aber auch sie ihre Schwächen und verhält sich ein ums andere Mal ziemlich unmöglich. Gut, das macht sie menschlich, denn niemand wäre mit dem, was Anna erleben muss, wohl positiv umgegangen, denn es ist einfach nicht positiv. Anna ist für mich die Figur, die die größte Entwicklung dahingehend durchmacht, sich endlich selbst wertzuschätzen.

Christopher, auch kein einfacher Charakter. Der ewig smarte Mann, dem die Frauen zu Füßen liegen, der meint, dass er die Krone der Schöpfung ist. Bei ihm war ich am erstauntesten, welche Geschichte sich uns da nach und nach offenbart.

Die Geschichte ist einfach unglaublich mitreißend und spannend. Ich mochte das Buch kaum aus der Hand legen, denn ich wollte wissen, wie sich das Kuddelmuddel wieder auflösen lässt, in das Lea die Figuren hinein manövriert. Der Schreibstil von Sophie Edenberg ist unaufgeregt und genau das passt gut zur Geschichte. Ja, es passiert unglaublich viel und es wird das Leben von 4 Menschen komplett auf den Kopf gestellt. Dennoch passt dieser unaufgeregte Schreibstil, weil er den Leser dazu bringt, tief in die Geschichte einzutauchen. Aus meiner Sicht handelt es sich bei „Fly, Baby, fly!“ eher weniger um einen Liebesroman, sondern einen fast schon gesellschaftskritischen Roman.

Insgesamt finde ich das Buch unglaublich gut geschrieben, denn es erzählt eine Geschichte, wie sie ähnlich passieren kann mit Figuren, die so handeln, wie wohl viele von uns handeln würden. Es wird nichts geschönt, keine der Figuren ist nur schwarz oder nur weiß gezeichnet, sondern sie haben ihre Ecken und Kanten, die es so zu nehmen gilt, wie sie halt sind. Keine der Figuren macht es dem Leser einfach, sie zu mögen, nach und nach kann man sie aber an der einen oder anderen Stelle verstehen, auch wenn ich es trotzdem nicht gutheißen konnte, wie sie agieren.

Das Ende fand ich extrem mutig! Mehr kann ich euch nicht verraten, ohne zu spoilern, aber ich bin absolut angetan davon, wie Sophie Edenberg die Geschichte aufgelöst hat.

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Veröffentlicht am 06.03.2025

Nicht viel Neues

Ordnung für immer
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Das Buch „Ordnung für immer – Nachhaltig aufräumen, Chaos beseitigen, innere Balance finden: Der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben“ von Gunda Borgeest und Dr. Petra Thorbrietz verspricht, uns den ...

Das Buch „Ordnung für immer – Nachhaltig aufräumen, Chaos beseitigen, innere Balance finden: Der einfache Weg zu einem aufgeräumten Leben“ von Gunda Borgeest und Dr. Petra Thorbrietz verspricht, uns den Weg zu dauerhafter Ordnung in unseren vier Wänden.

Die Autorinnen betonen die enge Verbindung zwischen äußerer und innerer Ordnung und bieten fundierte psychologische Einblicke, die helfen sollen, nachhaltige Aufräumgewohnheiten zu entwickeln. Für meinen Geschmack ist das Buch ein bisschen zu kurz und dadurch geht es nicht so sehr in die Tiefe. Wer sich mit dem Aufräumen beschäftigt, weil er vielleicht, wie ich, Schwierigkeiten hat, eine Ordnung herzustellen und zu halten, hat diese Tipps so oder ähnlich auch schon in anderen Ratgebern gelesen.

Ganz hilfreich mögen für den einen oder anderen die Checklisten und die Vorstellung verschiedener Techniken, wie beispielsweise die Ivy-Lee-Methode, mit der man seine 6 wichtigsten Aufgaben für den kommenden Tag plant, sein. Auch wenn, wie schon ausgeführt, diese Ansätze nicht neu sind, so wird ihre Anwendung im Zusammenhang mit dem Aufräumen im Buch anschaulich dargestellt.

Das Buch ist übersichtlich strukturiert und in drei Hauptteile gegliedert. Das macht es einfach, sich zurechtzufinden und man kann dorthin blättern, wo die Informationen sind, die man benötigt. Da ich hier z. B. kein Kinderzimmer habe, hat mich das Kapitel über Aufräumroutinen für Kinder auch weniger interessiert.

Was ich spannend fand, war das Kapitel über die Psychologie der Ordnung. Es geht darum, wie man vom „ich würde gerne aufräumen“ ins Handeln kommt und was Ordnung bzw. Unordnung mit der Psyche macht. Eine tolle Idee ist, Aufräumroutinen zu entwickeln und sich als Termin in den Kalender einzutragen. Ob ich es dann wirklich mache, ist zwar immer noch nicht sicher, aber immerhin erinnert mich der Kalender schonmal daran, dass ich geplant habe jetzt XYZ zu tun.

Insgesamt bietet „Ordnung für immer“ eine solide Grundlage für alle, die ihre Umgebung und damit auch ihr inneres Gleichgewicht verbessern möchten. Es liefert keine wirklich neuen Erkenntnisse, aber es motiviert und unterstützt dabei, bekannte Prinzipien konsequent umzusetzen. Wer sich mit dem Thema noch gar nicht beschäftigt hat, dem wird sicher die eine oder andere Hilfestellung an die Hand gegeben. Wer sich mit dem Thema schon beschäftigt, dem wird das Buch eher weniger helfen.

Ich vergebe 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.02.2025

Total schöne Geschichte

Zusammen ist der schönste Ort
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Dieses Buch lang schon sehr lange auf meinem SuB und ich habe keine Ahnung, warum ich nicht früher zugegriffen habe. Die Geschichte ist einfach nur herzerwärmend und wunderschön. Ich hatte es innerhalb ...

Dieses Buch lang schon sehr lange auf meinem SuB und ich habe keine Ahnung, warum ich nicht früher zugegriffen habe. Die Geschichte ist einfach nur herzerwärmend und wunderschön. Ich hatte es innerhalb von 2 Tagen gelesen.

Protagonisten dieses Buches sind Dagmar, Karina, Karl, Frank, Beate und Hatim und sie alle sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Ich fand es toll, wie schnell die neuen Mitbewohner von Dagmar zusammen finden und eine Gemeinschaft bilden. Alle neuen Bewohner haben natürlich ihre kleinen oder größeren Geheimnisse, die erst nach und nach ans Licht kommen. Ich durfte dabei schmunzeln, aber auch die eine oder andere Träne vergießen. Ja, die Geschichte rund um Beate ist mir sehr ans Herz gegangen, aber auch mit Karina habe ich einige Tränen geweint.

Die Geschichte wird flüssig erzählt und am Ende muss ich gestehen, dass ich ein bisschen wehmütig war, dass ich Dagmar und ihre Mitbewohner nun gehe lassen muss. Ja, die Geschichte ist erzählt, es gibt tatsächlich nichts, was offen geblieben ist, aber ich habe die Figuren so sehr ins Herz geschlossen, dass ich sie gerne einfach immer weiter begleiten würde. Ich fühle mich fast ein bisschen betrogen darum, dass ich den kleinen Niels nicht aufwachsen sehen darf – lach.

Der Schreibstil von Judith Knigge ist flüssig, bildhaft und lustig. Ich konnte mir Hühner, die durch den Garten flitzen richtig gut vorstellen, aber auch das gesamte Anwesen am Plöner See tauchte vor meinem inneren Auge auf. Die Autorin hat es geschafft, mir Haus und Menschen so ans Herz zu legen, dass ich am liebsten mit eingezogen wäre.

Insgesamt bleibt mir nichts anderes zu tun, als 5 Sterne zu vergeben. Ich kann diese Geschichte nur wärmstens empfehlen.

Das Buch gibt es leider nur noch gebraucht zu kaufen, dafür ist es aber sehr günstig zu haben. Ich kann dir nur empfehlen, zuzuschlagen. Diese wunderschöne Geschichte über Zusammenhalt sollte man nicht verpassen. Ich bin völlig begeistert und vergebe 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.01.2025

Pageturner

Niemannswelt – Als ich mich verlor, habe ich dich gefunden
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Wow, was für ein Pageturner. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ja, der Klappentext hörte sich gut an, deswegen habe ich mir das Buch gekauft, aber dass es mich so fesseln würde, dass ich die ...

Wow, was für ein Pageturner. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Ja, der Klappentext hörte sich gut an, deswegen habe ich mir das Buch gekauft, aber dass es mich so fesseln würde, dass ich die knapp 500 Seiten innerhalb von 2 Tagen lesen würde, das hat mich überrascht.

Protagonistin des Buches ist Zoe, die in einer Welt aufgewachsen ist, in der Männer nicht mehr zum Alltagsbild gehören. Männer werden in Laboren gehalten, um sie zu erforschen und um ihre Spermien abzugeben, damit weiterhin Nachwuchs gezeugt werden kann. Das haben die Frauen noch nicht abschaffen können. Geboren wird von den Frauen allerdings nur weiblicher Nachwuchs. Männlicher Nachwuchs wird ebenso nur für das Labor produziert.

Was für eine grauenhafte Welt und was für eine grauenhafte Einstellung. Ja, ich konnte Zoes Gedanken und Verhalten gut nachvollziehen, das hat Carina Bartsch wunderbar geschafft. Sie beschreibt ihre Welt so lebhaft und detailliert, dass man gut verstehen kann, warum Zoe und die anderen Frauen Angst vor Männern haben. Sie wird ihnen von Kindesbeinen an eingetrichtert. Und es war trotzdem schwer zu ertragen, weil ich Zoe ein ums andere Mal gerne geschüttelt hätte und gesagt hätte, „mach die Augen auf, fang an, selbstständig zu denken“.

Flynn, der zuerst gar nicht mit Zoe redet, sich ihr aber nach und nach immer ein kleines bisschen weiter öffnet, sagt so viele tolle Dinge, dass man ihn am liebsten in den Arm nehmen möchte. Sein Leben, als Gefangener im Labor ist so traurig, dass ich ein ums andere Mal den Tränen nahe war.

Beide Protagonisten sind mir fast von der ersten Seite an ans Herz gewachsen. Sie sind einfach toll gezeichnet und der Leser kommt beiden Figuren unglaublich nahe, auch wenn wir Flynn nur aus Zoes Sicht erleben.

Abneigung hatte ich gegen Zoes Frau. Die ist mir so unsympathisch, auch wenn ich nicht ganz genau weiß, warum. Ich glaube nicht, dass die Autorin es darauf angelegt hat, aber es ist, wie es ist.

Das spannende ist, dass die Geschichte nicht atemlos macht. Sie hält keine extrem spannenden Ereignisse bereit, es passiert nicht großartig etwas. Für mich lebt diese Geschichte von dem psychischen Grauen, das Flynn passiert und der Frage, ob Zoe irgendwann aufwacht aus dem Alptraum, den die Frauen da erschaffen haben.

Der Schreibstil von Carina Bartsch ist einfach wundervoll. Sie schafft es, die Welt so detailreich zu beschreiben, dass ich keine Probleme hatte, mir vorzustellen, wie das Leben im 22. Jahrhundert abläuft. Außerdem schafft sie es, dem Leser die Protagonisten vor das innere Auge zu stellen. Der Schriebstil der Autorin hat eine Sogwirkung entfaltet, der ich mich nicht entziehen konnte.

Ich vergebe 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung. Im Februar geht es zum Glück schon mit Band 2 weiter. Insgesamt ist die Geschichte auf eine Reihe mit 5 Bänden angelegt.

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Veröffentlicht am 13.01.2025

Ich war total begeistert obwohl Krimis nicht mein Genre sind

Die siebte Zeugin
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Dieses Buch habe ich mir aus dem Bücherschrank mitgenommen und hatte es schon über ein Jahr auf meinem Nachttisch liegen. Am 4.1.2025 habe ich es angefangen, weil ich irgendwie nichts „Besseres“ zur Hand ...

Dieses Buch habe ich mir aus dem Bücherschrank mitgenommen und hatte es schon über ein Jahr auf meinem Nachttisch liegen. Am 4.1.2025 habe ich es angefangen, weil ich irgendwie nichts „Besseres“ zur Hand hatte und keine Lust hatte, mir was zu suchen. Ich habe dem Buch so Unrecht getan! Schon am nächsten Tag vorm Mittagessen hatte ich das Buch durch, da die Geschichte so spannend war.

Mich konnte die Geschichte sowohl aufgrund der interessanten Figuren, Eberhardt selbst als auch sein engeres Umfeld, wie sein bester Freund, Tobias Baumann, aber auch wegen der Figur des Nikolas Nölting fesseln. Dass Nölting kein Mörder im eigentlichen Sinn ist, ist dem Leser schnell klar. Aber so wie Rocco Eberhardt, tappt auch der Leser lange Zeit im Dunkeln, was die wahren Gründe für die Tat angeht.

Über Rocco Eberhardt, den Anwalt, erfahren wir relativ viel, auch was seine familiären Verhältnisse betrifft. Ich denke mal, dass wir da in den kommenden Bänden noch mehr erfahren werden, denn sein Vater dürfte noch eine tragende Rolle spielen, vermute ich.

Zum Rechtsmediziner Justus Jarmer erfahren wir sehr viel weniger, was sicher auch dem Plot geschuldet ist. Ich hatte ein bisschen das Gefühl, dass die Autoren diesen Band eher nutzen, um Eberhardt gut einzuführen und die Zusammenarbeit der beiden Männer aufzubauen. Dass Eberhardt und Jamer mal zusammenarbeiten werden und wir noch mindestens 4 weiter Fälle erleben dürfen, bei denen sie das tun, das ist am Anfang eher undenkbar. Ich vermute mal dass wir über Justus Jamer in den weiteren Bänden mehr erfahren werden.

Die Geschichte entwickelt sich stetig vorwärts, ohne hastig zu sein. Das hat mir gut gefallen, denn ich mag zwar auch mal atemlose Spannung, zu dieser Geschichte hätte sie aber nicht gepasst. Wir decken nach und nach die Hintergründe der Tat gemeinsam mit Eberhardt auf. Die Geschichte war schlüssig und ich denke schon, dass sie so oder ähnlich passieren könnte.

Der Schreibstil der beiden Autoren lässt sich sehr gut lesen. Mich konnten die beiden schnell an das Buch fesseln, wie man sieht. Die Sprache ist ohne große Schnörkel, eher geradlinig und dem Fall angemessen.

Ich vergebe 5 Sterne und bin gespannt auf Band 2.

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