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Veröffentlicht am 28.04.2017

„Dank sei dem Rauch“ - Kann Sünde wirklich böse sein?

Smoke
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„Smoke“ ist ein weiterer Roman des deutsch-kanadischen Autors Dan Vyleta. Nach seinen Erfolgen wie „Pavel und Ich“ oder „Der stumme Zwilling“ erfolgte nun die Veröffentlichung seines neuesten Meisterwerks ...

„Smoke“ ist ein weiterer Roman des deutsch-kanadischen Autors Dan Vyleta. Nach seinen Erfolgen wie „Pavel und Ich“ oder „Der stumme Zwilling“ erfolgte nun die Veröffentlichung seines neuesten Meisterwerks im März 2016 über den carls´s books – Verlag.
Die Geschichte führt uns in das Großbritannien vor über 100 Jahren. Der Adel herrscht über Arbeiter und Bauern, reich herrscht über arm und der Rauch über alles! Denn jeder Mensch, der lügt, betrügt, leidenschaftlich ist... aus ihm steigt der Rauch. Wer nicht raucht, handelt moralisch und korrekt. Wer nicht raucht ist diszipliniert und gut erzogen. Die Lehre von Rauch und Moral ist wie die Bibel der Menschen.
Das lernen auch die ungleichen Freunde Charlie und Thomas in einem Internat, denn die Gesetze des Rauchs sind komplex! Doch der immerzu rauchende Thomas fängt an, die „Ehrlichkeit“ des Rauchs in Frage zu stellen. Und damit beginnt für die Beiden eine Reise, die unter die Oberfläche des Systems taucht.

Das düster, neblige Cover von„Smoke“ hat mich nicht dazu gebracht, das Buch zu lesen. Ich habe mir das Buch zu Gemüte geführt, weil die Thematik wahnsinnig interessant ist: Jede Sünde geht in Rauch auf... Nur, wie wird die Sünde definiert? Mord und Totschlag? Oder nur der Gedanke daran? Der Autor hat sich ein vielschichtiges, religiös und politisch angehauchtes System ausgedacht. Denn Rauch ist nicht nur Rauch, nein, es wird in verschiedene Arten unterteilt, hat seine eigenen Regeln, Bücher, Lehren. Ich gebe zu, dass hatte ich mir glatt einfacher vorgestellt. Aber das Buch macht es einem, auch Dank des Aufbaus, nicht gar zu schwer.
Es gibt 6 riesige Kapitel, die sich wiederum durch Leseabschnitte in verschiedenen Perspektiven präsentieren. Die Geschichte wird sowohl durch einen (personalen) Erzähler, als auch von den Haupt- und Nebendarsteller aus der Ich-Perspektive erzählt. Das macht es sehr abwechslungsreich. Besonders gefällt mir, dass jede Person, die aus der Ich-Perspektive erzählt, ihre eigenen Wortschatz, Dialekt und Intellekt mitbringt. Niemand liest sich identisch. Und wir sprechen hier von vielen Personen, die der Autor zum Leben erweckt.
Schön ist, dass die chronologische Abfolge der Geschichte erhalten bleibt. Es wird also nicht ein und dieselbe Situation aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird.
Als guter Einstieg wurde das Internat der Jungen gewählt, um den Leser mit dem Rauch und den Hautprotagonisten Charlie und Thomas bekannt zu machen. Die bildlichen, tiefgründigen Beschreibungen haben mein Kopfkino und die Emotionen hochfahren lassen und ich bin mir sicher, dass man sich gut im Charlie- oder im Thomas-Team wieder finden kann. Denn unterschiedlicher können die Freunde kaum sein: Der warmherzige und reiche Charlie, ein zukünftiger Earl. Und Thomas, einer vom niedrigen Adel, verarmt und mit viel Wut im Herzen.
Das Internat bleibt nicht der einzige Ort, der besucht wird. Es folgen mehrere typisch britische Stationen, die im Verlauf Antworten geben oder neue Fragen aufwerfen. Themen wie Diskriminierung, Gewalt, der Wunsch nach Veränderung, Freiheit und Liebe sind in dieser geschichtlichen Epoche der entsprechende Zündstoff. Der Autor hat definitiv sein umfassendes Wissen zur britischen Geschichte, Literatur, Architektur und einen Hang zum Thriller einfließen lassen. Denn diese Welt wirkt trotz der Faszination Rauch nicht realitätsfremd. Kurzum: Die Story ist kein leichter Urlaubsschmöker, sondern soll zum Nachdenken anregen. Und ja, die ein oder andere Passage habe ich zweimal gelesen um es vollumfänglich zu verstehen. Das würde ich, aber nicht als Manko einstufen. Nur die letzten 250 Seiten. Diese brachten wenig neue Orte, Rätsel und Meinungen. Teilweise kam es mir wie eine Art Festigung des Themas vor. Das zog das Ende der Geschichte leider künstlich in die Länge.

Fazit: Wer düstere Fantasy mit britischer Geschichte erleben möchte und sich gern mit komplexen Fragestellungen auseinandersetzt, für den ist „Smoke“ genau das Richtige.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Aschenputtel trifft Pretty Woman und American Pie

Paper Princess
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Paper Princess ist der 1. Band der „Paper“-Triologie und wurde in Deutschland erstmals im März 2017 durch Piper veröffentlicht. Unter dem Pseudonym Erin Watt stehen zwei amerikanische Autorinnen, die es ...

Paper Princess ist der 1. Band der „Paper“-Triologie und wurde in Deutschland erstmals im März 2017 durch Piper veröffentlicht. Unter dem Pseudonym Erin Watt stehen zwei amerikanische Autorinnen, die es mit den Büchern rund um Ella Harper und Reed Royal in die amerikanischen Bestellerlisten schafften. Die weiteren Bände sind unter den Namen „Paper Prince – das Verlangen“ und „Paper Palace – die Verführung“ bekannt.

Das Buch wanderte aufgrund der guten Leseprobe in mein Bücherregal. Die Geschichte der 17-jährigen Ella Harper, die tough und nicht auf den Mund gefallen ist, hatte es mir angetan. Es klang wie eine moderne Aschenputtel-Geschichte. Ella (man könnte auch mal wieder Cinderella daraus machen) ist arm, allein und versucht sich mit einem miesen Stripjob und Lügen durchs Leben zu kämpfen. Dann taucht auf einmal Cullum Royal in ihrer Schule auf und behauptet ihr Vormund zu sein. Der stinkreiche Typ bringt sie in sein luxuriöses, aber auch emotional kaputtes Reich. Mit dem Kennenlernen seiner 5 Söhne beginnt eine Geschichte aus Intrige, Erotik und einem Katz- und Mausspiel.
Im Buch lernt man sehr viele Personen kennen. Mal abgesehen von Ella und den Royals, bei denen für mich vor allem Reed und Easton im Mittelpunkt stehen, gibt es diverse Nebendarsteller. Und sie erfüllen alle ein Klischee: Die intriganten High School – Zicken, die Sportskanonen, die jedes Mädchen bekommen, die beste Freundin, die eine Außenseiterin ist und Daddy´s viel zu junge Barbie-Freundin. Ich fand das sehr schade. Diese Prototypen machen es vorhersehbar, denn sie entspringen nun mal immer dem selben Schema. Die Autorinnen haben es natürlich versucht aufzupeppen. Leider ist das nicht wirklich gelungen, manchmal ist weniger doch mehr. Ellas neue Freundin Valerie kam zuerst als kleine Außenseiterin ohne Vorurteile daher, die lieber ihre Ruhe haben wollte und später ist sie das exhibitionistische Partygirl. Authentisch ist das nicht. So kam es mir dann letztendlich auch bei Ella vor. Die Abschnitte, bei denen sie als Mauerblümchen dargestellt wird, haben mich absolut nicht überzeugt. Nicht mit ihrer Vergangenheit und der großen Klappe. Dafür hat mich Easton Royal überzeugt. Harte Schale und weicher Kern, der sich im Laufe des Buches zeigt. Ein toller Kerl.
Die Story selbst hatte am Anfang ihre Stärken. Ellas Hintergrund, ihre Flucht, ihr Überlebensinstinkt, alles wird aus Ihrer Perspektive heraus beschrieben. Das hatte etwas Besonderes. Bis zu dem Katz- und Mausspiel mit den Jungs. Mein Gott war das nervig. Ella war der Sündenbock für alle Familienprobleme. Normale Dialoge? Fehlanzeige! Es waren kindische und niveaulose Streitereien zwischen ihr und (meist) Reed Royal. Kein Tiefgang. Und wenn es mal soweit war, dass man dachte, jetzt wird es vernünftig, oh nein, dann wird die Szene unterbrochen. Meist durch billig wirkende Erotik. Selbst wenn Ella ständig „ein Ziehen zwischen ihren Beinen“ in Reeds Nähe verspürte. Ein Prickeln kam da nicht auf, es störte einfach nur. Zu viele kurze und abgehackte Szenen machen die Geschichte zwar schnelllebig und abwechslungsreich, aber braucht man das, wenn es um Liebe geht? Mir war nicht klar, das Sex so eine oberflächliche Rolle spielen würde. Ich kenne gute Bücher in der Kategorie Young und New Adult wie Anna Todds „After“-Reihe oder Jamie McGuires „Beautiful Disaster“. In diesen Beispielen hat man das Zusammenspiel Liebe und Erotik gut umgesetzt. „Paper Princess“ ist dagegen enttäuschend.
Die Emotionen kamen leider erst zum Schluss rüber. Als die Wogen sich glätteten, wurde es automatisch besser, tiefgründiger und man kaufte den Personen das dann endlich ab. Lieber spät als nie und ich hoffe, dass es im 2. Band so weiter geht.

Fazit: Die Erotik ist oft fehl am Platz und nicht tiefgründig genug. Dennoch ist die Story flüssig zu lesen und jeder findet seinen Teenie-Lieblingscharakter wieder.

Veröffentlicht am 08.04.2017

„Ich werde dich finden...Im tiefsten Winkel.“ Eine neue Fantasywelt mit einer Hauptdarstellerin, die das Risiko und die Lüge nicht fürchtet.

Der Kuss der Lüge
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„Der Kuss der Lüge“ ist der Beginn der „Chroniken der Verbliebenen“ und erzählt die Geschichte von Prinzessin Lia von Morrighan, die sich von Tradition, Glauben und Verantwortung abwendet um ihr Leben ...

„Der Kuss der Lüge“ ist der Beginn der „Chroniken der Verbliebenen“ und erzählt die Geschichte von Prinzessin Lia von Morrighan, die sich von Tradition, Glauben und Verantwortung abwendet um ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das Buch der amerkanischen Autorin Mary E. Pearson ist in deutscher Fassung erstmals im Februar 2017 im Lübbe Verlag (one by Lübbe) erschienen.

Und wieder war es bei mir mehr ein Kauf nach Cover als nach Geschichte. Das Hardcover mit der blonden jungen Frau, die einen Blumenkranz auf den Kopf trägt und sich mitten auf dem Feld umdreht sieht fantastisch und gleichzeitig auch dramatisch aus. Dazu der zunehmend sich verdunkelnde Himmel und 2 Figuren im Hintergrund, die nicht wirklich fröhlich wirken. Als Topping gab es innen noch eine Karte dieser neuen Welt mit ihren verschiedenen Reichen (die übrigens sehr nützlich war, um die Wege der Geschichte nachvollziehen zu können). Das kann ja nur gut sein, oder?
Am Anfang des Lesens kam der erste Dämpfer, da die Protagonistin dunkles Haar hat. Klingt jetzt kleinlich, aber ich mag es nicht, wenn das Cover in so einem Detail abweicht. Schließlich habe ich bereits ein Bild im Kopf.
Ansonsten ging die Geschichte mit einem typischen Klischee los: Die mutige, freiheitsliebende Prinzessin soll zu Gunsten des Landes zwangsverheiratet werden. Natürlich lässt sie sich das nicht gefallen! Da wäre sie in der Welt der Literatur, insbesondere der Märchen, nicht die Erste. Aber die Autorin schaffte es, eine neue Welt mit eigener Geschichte, Tradition, Glaube, Magie und Völker zu entwickeln. Ich finde, das hat dem Klischee sehr gut getan.
Das Buch ist mit über 500 Seiten und vielen Kapiteln umfangreich gestaltet. Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen von Lia, die das Risiko nicht scheut, kein Blatt vor dem Mund nimmt und sich doch nichts sehnlicher wünscht als ein echtes zu Hause und die echte Liebe. Zum Anderen aus der Perspektive des Prinzen und des Attentäters, die Lia auf der Spur sind und sie auch finden. Ich lernte also die Charaktere Schritt für Schritt kennen. Zumindest dachte ich das. Denn es bleibt im Buch durch die Abschnitte des „Prinzen“ und des „Attentäters“ oder auch genannt „Kaden“ und Rafe“ offen, wer denn nun das blaue Blut in sich trägt und wer der Meuchelmörder ist. Die Autorin legt gekonnt eine Fährte. Und ich sage es gleich: Ich bin darauf rein gefallen und war dann sehr überrascht. Definitiv ein großer Punkt für die Autorin!
Während des Lesens kam mir auch immer wieder das Wort „liebevoll“ in den Sinn. Die Menschen und ihre Beziehungen spielen eine große Rolle und das ist sehr liebevoll erzählt. Lia mit ihrer besten Freundin Pauline, die Frauen, die sie in Terravin kennen lernen, die Liebe, die sich zu Jemanden entwickelt. Das nimmt natürlich Platz ein. So wird über die Hälfte ausschließlich aus Lias neuem Leben heraus berichtet. Damit es dennoch nicht langweilig wird, gibt es noch ein paar unerwartete Situationen. Dabei soll der Leser den Titel auch nicht vergessen. Denn die Lüge ist allgegenwärtig. Nicht nur die Prinzessin lügt, um sich und ihr neues Leben zu schützen! Manchmal wünschte ich mir ein wenig mehr Ehrlichkeit. Es gab sicherlich die ein oder andere Situation, in dem Lia schon eher die Wahrheit hätte sagen können.
Auch Themen wie Religion, Glaube und Pflicht sind der Hauptprotagonistin anfangs egal. Genau das wollte sie hinter sich lassen. Genau das hat sie drangsaliert, gedemütigt und ihr die Freiheit genommen. Es stellt sich die Frage, ob sich jeder so einfach seiner Verantwortung entziehen kann? Ich denke, dass soll dem Leser zum Nachdenken bringen. Und ich sage eindeutig: Nein, man darf sich dem nicht entziehen. Und so wird es auch Lia lernen müssen.
Abschließend muss ich noch erwähnen, dass der erste Band keine in sich abschließende Geschichte ist. Ein wenig schade, man wird dadurch definitiv aufgefordert weiter zu lesen. Und das werde ich auch.

Fazit: Ein sehr guter Beginn einer neuen Chronik mit einer neuen, sich langsam erschließenden Welt. Wer sich verschiedene Völker, tiefgründige Hauptdarsteller, Rätsel und zwischenmenschliche Beziehungen wünscht, dem kann ich die Chroniken der Verbliebenen wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Ein Fantasy-Spektakel, dass mit seiner loyalen Hauptdarstellerin seinesgleichen sucht

Die flammende Welt
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Nach dem Erfolg der ersten Bände „Die unsichtbare Bibliothek“ und Die maskierte Stadt“ erschien nun der dritte Teil am 16. März 2017 im Bastei Lübbe Verlag. Mit „Die flammende Welt“ nimmt die britische ...

Nach dem Erfolg der ersten Bände „Die unsichtbare Bibliothek“ und Die maskierte Stadt“ erschien nun der dritte Teil am 16. März 2017 im Bastei Lübbe Verlag. Mit „Die flammende Welt“ nimmt die britische Autorin weiterhin Kurs um die Geschichte der Bibliothekarin Irene auf.
In 444 Seiten muss Irene, ihres Zeichens Bibliothekarin bzw. Bücherjägerin der unsichtbaren Bibliothek, mit ansehen wie ihre geliebte Bibliothek in großer Gefahr schwebt. Es wird von Vernichtung gesprochen! Natürlich wird sie mit ihrem Lehrling Kai alles versuchen um die vermeintliche Bedrohung zu verhindern. Nur wer ist dafür verantwortlich? Wurde die Bibliothek verraten? Wie kann das Ende verhindert werden? Reicht es, weiterhin einzigartige Geschichten aus Parallelwelten zu beschaffen oder ist es dafür schon zu spät?

Ich dürfte das Buch im Rahmen einer Leserunde genauer unter die Lupe nehmen.
Für mich stand vor allem im Vordergrund, ob das Buch für sich allein stehen kann bzw. kann ich dem Buch folgen ohne die Vorgänger gelesen zu haben?
Das Cover ist genauso ansprechend wie die Vorgänger gestaltet. Der Hintergrundton in Sepia, am Rand, angedeutet zum Titel, „angebrannt“. Die Stadtkarte Londons aus dem 19. Jahrhundert und (auffallend) der auf einem Buch sitzende Drache geben bereits Hinweise zum Inhalt des Buches. Der Titel rundherum hübsch verschnirkelt und tara, da haben wir das erste Kaufargument.

Die ersten Seiten sollen wohl einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten der Parallelwelten im Buch geben oder gar neugierig machen. Teilweise sarkastisch werden Warnungen für Reisende aus der Bibliothek ausgesprochen. Für mich eher verwirrend. Warum kommt das gleich am Anfang? Spielen diese Informationen später noch eine Rolle? Sollen die Warnungen ernst oder spaßig sein? Die Fragen blieben für mich übrigens bis zum Schluss stehen.
Auch der Prolog in Form eines Briefes wirft am Anfang Fragen auf, so dass einem der Einstieg nicht erleichtert wird. Der Absender Detektiv Vale, weist teilweise auf Ereignisse des voran gegangenen Bandes hin. Ohne diesen vorher gelesen zu haben, konnte ich dem leider nicht vollständig folgen. Schade.
Aber dann ging die Geschichte los und zwar ohne große Vorgeschichte war ich gleich in einer Mission der Bibliothekarin Irene und ihrem Lehrling Kai. Sehr gut. Das macht die ersten Seiten wieder gut.
Die Autorin beschreibt von Anfang an sehr detailliert. Ich wusste immer, wo sich die Personen aufhielten, in welchen Jahrhundert oder zu welcher Tageszeit, wie sich die Personen fühlten und welche Besonderheiten wahr genommen wurden. Das klingt jetzt langatmig, ist es aber nicht. Denn es wird aus der Sicht der Bibliothekarin Irene beschrieben. Sie verpackt es in ihren Gedanken mit einem Schuss Sarkasmus und der ein oder anderen Gefühlsregung. So dass ich als Leser immer hautnah dabei bin und mir die Vorstellung erleichtert wird. Die von Genevieve Cogman beschriebene Welt ist wirklich komplex, so dass sich leider kleine inhaltliche Fehler eingeschlichen haben. Zum Beispiel, dass die gleiche Person, die eine Frage stellt, sie dann auch beantwortet, obwohl der Leser weiß, dass es Blödsinn ist.
Die Geschichte hat in den ersten Kapiteln häufig einen Szenenwechsel. Wir befinden uns einmal im viktorianischen London, dann mal wieder in der unsichtbaren Bibliothek und im Winterpalast in St. Petersburg. Gefühlt grenzt es an einer Reizüberflutung, wenn man bedenkt, dass sich alles um die Bibliothek in Parallelwelten abspielt. Und jede ist wiederum anders. Für den einen abwechslungsreich. Für mich too much. Die zwischenmenschlichen Beziehungen hätten mehr zur Geltung kommen müssen. Es gab viele Winks auf eine frühere Entführung, auf Streitigkeiten, auf familiäre Zusammenhänge, aber keine Erklärungen dafür. Wieder wird klar, dass das Kennen der Vorbände von Vorteil wäre.
Erst im mittleren Teil des Buches kommt es mehr zu Dialogen, die sehr schnippisch und fordernd sein können. Man trifft auf Gespräche zwischen gut und böse, naiv und verantwortungsbewusst, arrogant und selbst zweifelnd oder auch Mensch und Werwolf, Elfe und Mensch, Drache und Elfe Das hat die Autorin definitiv drauf. Entweder der Leser lächelt in sich hinein oder schüttelt den Kopf und denkt „das kann nicht wahr sein“. Darüber hinaus wird zum Nachdenken angeregt, denn das ein oder andere Fremdwort taucht auf oder es wird mit Allegorien und Thesen gearbeitet.
Worauf Miss Cogman weiterhin Wert gelegt hat, ist die Besonderheit der geheimnisvollen „Sprache“ und die „Bibliothek“ an sich. Denn diese Worte sind im Buch durchweg fett gedruckt. Und damit einem nicht langweilig wird: Bestimmte Betonungen in Irenes Gedanken oder so eine Art Selbstgespräche sind kursiv gedruckt. So richtig schlau bin ich nicht daraus geworden, welchen Mehrwert das wirklich hat... Ich kann nur sagen: Man gewöhnt sich daran.
Zum Ende hin habe ich die Seiten förmlich verschlungen. Der letzte Kampf gegen das Böse ist immer ein „Seiten-Inhalierer“, nicht wahr? Filmreif beschrieben mit einem Duell der besonderen Art.

Fazit: Ein gelungener Fantasy-Roman, den man super als Film umsetzen könnte. Allerdings empfehle ich die Vorbände gelesen zu haben, da sich nicht alle Hintergründe von allein klären.

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Veröffentlicht am 12.03.2017

Eine dramatische Nacht, in der die Vergangenheit die Gegenwart einholt und den Leser jede Sekunde mitfühlen lässt.

Der Klang deines Lächelns
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„Der klang deines Lächelns“ ist der 3. Roman der britischen Autorin Dani Atkins und wurde im November 2016 durch die Droemer Knaur - Verlagsgruppe publiziert.
Es handelt von zwei jungen Frauen, die hofften, ...

„Der klang deines Lächelns“ ist der 3. Roman der britischen Autorin Dani Atkins und wurde im November 2016 durch die Droemer Knaur - Verlagsgruppe publiziert.
Es handelt von zwei jungen Frauen, die hofften, sich nie wieder zu begegnen. Doch das Schicksal meinte es anders, als Beide die schlimmsten Stunden ihres Lebens gemeinsam an einem Ort verbringen müssen: Im Wartezimmer eines Krankenhauses. Denn sowohl Ally´s Mann Joe, als auch Charlotte´s Mann David schweben in Lebensgefahr. Doch welche Geschichte verbindet die Frauen? Werden sie in dieser emotionalen Situation darüber hinweg sehen können?

Ich hatte bereits die vorherigen Romane „Die Achse meiner Welt“ und „Die Nacht schreibt uns neu“ der Autorin verschlungen. Dani Atkins schreibt hoch emotional, dramatisch und vergisst es trotzdem nie, dem Leser ab und an ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, damit die Tränen wieder trocknen.
Dementsprechend waren meine Erwartungen an das Buch recht hoch. Das Cover deutete schon daraufhin, dass Freundschaft eine tragende Rolle spielen wird. Zwei Frauen, auf einer Notenzeile nebeneinander sitzend, die Eine legt der Anderen den Arm auf die Schulter. Passend zur Notenzeile der Titel: Der KLANG deines Lächelns. Die Cover lehnen aneinander an, ein Wiedererkennungswert der Autorin.
So etwas finde ich immer clever.
Das Buch selbst ist mit über 450 Seiten umfangreich. Das war auch der Grund, warum ich es nicht gleich gelesen habe. Manchmal schrecken mich viele Seiten doch ab und ich wusste, dass es dramatisch wird.
Es ging dennoch los. Zuerst war ich enttäuscht. Keine Geschichte aus der Ich-Perspektive? Der unparteiische Erzähler stellt kurz vor, wie es überhaupt dazu kommt, dass die Geschichte hauptsächlich in einem Krankenhaus spielt.
Zu meiner Beruhigung ging es dann aber zu den beiden Hauptprotagonisten über!
Das Buch ist in Kapitel eingeteilt, die wiederum die einzelnen Situationen einmal aus Ally´s und einmal aus Charlotte´s Sicht beschreiben. Und nicht nur das, man reist mit den Beiden immer wieder in die Vergangenheit, z.B. „Ally 8 Jahre früher“ oder einfach nur „Ally“ in der Gegenwart.
Für mich zog sich diese Vorgehensweise wie ein roter Faden fast bis zum Schluss. Warum nur fast, erkläre ich am Ende
Ich konnte mich sehr gut in die Geschichte hineinfühlen, denn Charlotte und Ally beschreiben sehr bildlich, wie es in Ihnen aussieht. Beispielhaft dafür ist Ally´s Gedanke: „In dieser Nacht, in der das Schicksal die Fäden unser aller Leben zu einem Teppich verwob...“. Trotz, dass es so ein Schicksal an sich nicht geben sollte, kam es mir nicht unrealistisch vor. Die Autorin hatte sich vorher eindeutig mit den angesprochen Themen beschäftigt. Die Beschreibung der Orte, der Personen und Gefühle kamen nicht von ein paar Folgen Grey`s Anatomy.
Ich steckte mittendrin: Auf der Intensivstation, saß bei David oder bei Joe, litt mit den Angehörigen und war froh, dass niemand allein war.
Nur das allein, ließ mich natürlich nicht weiter lesen. Drama allein reicht einfach nicht. Es waren die Hinweise, die gelegt wurden. Hinweise auf Geheimnisse. Natürlich hatte ich immer eine Vorahnung. Irgendwo bediente sich Ms. Atkins doch von dem ein oder anderen Klischee. Auch wenn es nur der homosexuelle beste Kumpel oder die harte Schale einer Businessfrau war.
Aber lag ich damit immer richtig? Die Frage mürbte mich, da es verschiedene Antworten zu geben schien. Das gefiel mir. Vor allem waren es mehrere Puzzle, die man zusammenfügen dürfte. Das und die unvorhergesehenen, gefühlvollen Explosionen sind ein Wahnsinns Cocktail.
Gott sei Dank werden die Rätsel bis zum Schluss enträtselt.
Zwei Kritikpunkte muss ich leider noch erwähnen:
Einer Sache blieb die Autorin am Ende nicht mehr treu. Die Erinnerungen, die sonst zu einzelnen Leseabschnitten definiert waren, wurden in die gegenwärtige Abschnitte integriert. Für mich als Leser nicht ganz nachvollziehbar, da es vorher eine gute Gliederung ergeben hat.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die deutsche Übersetzung an sich. Es gab ein paar grammatikalische Fehler und Wortdoppelungen, die einfach nur ärgerlich sind und einem für ein paar Sekunden das Lesen verdarben.

Fazit: Ein hoch emotionales Drama, dass einen weich werden lässt. Auch wenn es übertrieben erscheint, dass einem das Schicksal so beutelt, verliert es an keinem Zeitpunkt den realistischen Aspekt. Ich empfehle es Frauen, die einen Faible dafür haben.