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Veröffentlicht am 16.09.2021

Zeitreise mit sanftem Grusel

Joyland
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Anders als in vielen anderen seiner Romane konzentriert sich King diesmal nicht auf die dunklen Schrecken, auf Horror und Grusel. Vielmehr erzählt er die Geschichte eines jungen Mannes, der erwachsen wird, ...

Anders als in vielen anderen seiner Romane konzentriert sich King diesmal nicht auf die dunklen Schrecken, auf Horror und Grusel. Vielmehr erzählt er die Geschichte eines jungen Mannes, der erwachsen wird, der die Liebe von ihrer grausamen Seite kennenlernt und mit dem Tod konfrontiert wird.

Und er erzählt eine Art Detektivgeschichte, verfeinert mit Mystery-Elementen. Genauer gesagt einer fast schon klassischen Gespenstergeschichte. Die Jagd nach dem Mörder gestaltet sich recht unterhaltsam, auch wenn mir persönlich der typische King-Horror gefehlt hat.

Ich mag klassische Gespenstergeschichten ganz gern, hatte aber einfach andere Erwartungen an „Joyland“. Das ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Vielleicht wird sich meine Bewertung auch beim zweiten Lesen ändern.

Mit Devin begleiten wir einen grundsympathischen, netten Kerl auf seinem Weg zum Erwachsenwerden. Und wie immer bei King liegt eine große Stärke in der Darstellung der Charaktere und der damaligen Zeit. Es ist wie eine Zeitreise in die 70er Jahre, gespickt voller kleiner und großer Details. Allein deshalb ist „Joyland“ schon lesenswert.

Fazit:
Nicht einer der stärksten Romane des Meisters, aber auch keiner seiner schwächeren. Wer Kings Romane mag, in die 70er Jahre inklusive Vergnügungspark-Setting eintauchen möchte und nichts dagegen hat, dass der King-Grusel überschaubar bleibt, der wird mit „Joyland“ viel Freude haben.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Langatmig und ohne Spannung

Interview mit einem Vampir
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Wenn ich einen Film sehe, der mir gefallen hat und der auf einem Buch basiert, will ich meistens auch irgendwann das Buch lesen. Und normalerweise gewinnt bei mir im Vergleich Buch gegen Buchverfilmung ...

Wenn ich einen Film sehe, der mir gefallen hat und der auf einem Buch basiert, will ich meistens auch irgendwann das Buch lesen. Und normalerweise gewinnt bei mir im Vergleich Buch gegen Buchverfilmung dann immer das Buch. Bei „Interview mit einem Vampir“ war es ausnahmsweise mal genau anders herum.

Ich bin mit Anne Rice’ Stil einfach nicht klargekommen. Wo der Film die gesamte Klaviatur der Emotionen beherrschte, vor allem die düsteren, da redet das Buch nur davon. Ich als Leserin habe nichts gespürt. Für mich war es, als würde ich eine wissenschaftliche Abhandlung lesen, die sich als Vampirroman tarnt. Da war kein Leben drin, keine Höhen und Tiefen, einfach keine Stimmung.

Dabei finde ich die Geschichte einfach großartig! „Interview mit einem Vampir“ ist ja kein klassischer Horrorroman, sondern vielmehr eine Art Selbstfindung, für die Louis eine lange und weite Reise auf sich nehmen muss. Große Themen wie der Glaube und die Liebe werden seziert. Und auch die Charaktere sind durchaus interessant.

Allerdings bleibt einfach die Spannung auf der Strecke, vieles zieht sich wie Kaugummi. Ich musste mich ziemlich durch den Roman quälen, mal mehr, mal weniger, und habe die Reihe danach nicht mehr fortgeführt. Ich glaube auch nicht, dass ich irgendwann doch noch mal Lust bekomme, Rice’ „Chronik der Vampire“ eine zweite Chance zu geben.

Fazit:
„Interview mit einem Vampir“, der für viele als DER Vampirroman gilt, konnte mich leider überhaupt nicht abholen. Ein dröger, emotionsloser und vor allem langatmiger Stil sowie fehlende Spannung haben mir den Roman verleidet. Da greife ich lieber zur Verfilmung.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Zu langer Anlauf

Der Muttercode
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„Der Muttercode“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Zum einen erfährt man, was Kai und seiner „Mutter“ Rho-Z unter widrigsten Umständen nach der Katastrophe erleben. Zum anderen läuft ein zweiter Erzählstrang ...

„Der Muttercode“ wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Zum einen erfährt man, was Kai und seiner „Mutter“ Rho-Z unter widrigsten Umständen nach der Katastrophe erleben. Zum anderen läuft ein zweiter Erzählstrang einige Jahre vor der Epidemie, als quasi der Untergang der Menschheit eingeläutet wird. Das ist durchaus interessant, da man eben nicht nur die Auswirkungen der Katastrophe sieht, sondern auch die dramatischen Ereignisse, die dazu geführt haben.

Der Roman hat eine melancholische Grundstimmung, was mir gut gefallen hat. Sowohl in der Zeit vor der Katastrophe als auch danach ist die Hoffnungslosigkeit regelrecht spürbar. Und die Szenen, die sich Stivers ausgedacht hat, schreien geradezu nach einer Verfilmung. Ich konnte mir die Bilder richtig gut vorstellen.

Und jetzt kommt ein großes Aber. Eigentlich sogar mehr als eins. Denn quasi die erste Hälfte des Romans besteht darin, die Situation zu erklären, die Charaktere vorzustellen und vor allem die Entwicklung der Robotermütter Schritt für Schritt zu verfolgen. Vieles wird richtig kleinteilig aufgedröselt. Stellenweise zieht sich die Handlung dadurch enorm. Erst nach 200 Seiten finden sich die ersten kleinen Puzzleteile zusammen. Ein klasse Plottwist an dieser Stelle kann den Karren aber auch nicht mehr aus dem Dreck ziehen. Und auch wenn die zweiten 200 Seiten etwas an Spannung zugelegt haben, war mir der Weg dorthin einfach zu beschwerlich.

Und mein nächstes Aber sind die Charaktere. Selbst nach der Hälfte des Romans konnte ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen. Sie erschienen mir blutleer und funktional, von den Kindern einmal abgesehen. Deshalb hat mich auch die düstere Story relativ kalt gelassen. Für mich war der Roman nicht in Balance – zu viele Nebensächlichkeiten werden untergebracht, statt die Figuren komplexer darzustellen oder mehr Spannungsmomente einzubauen.

Fazit:
Carole Stivers hat in „Muttercode“ eine großartige Idee leider schwach umgesetzt. Obwohl das Thema genau mein Fall war, konnten mich weder der Spannungsbogen noch die Charaktere überzeugen. Zudem war der Anlauf, den der Sci-Fi-Roman braucht, um in Fahrt zu kommen, einfach zu lang.

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Reread konnte überzeugen

Adrenalin
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„Adrenalin“ hatte ich vor Ewigkeiten zwar schon mal gelesen, wollte aber unbedingt einen Reread machen, weil ich nur noch wusste, dass mir der Thriller gut gefallen hat.

Und bis auf die Eröffnungsszene ...

„Adrenalin“ hatte ich vor Ewigkeiten zwar schon mal gelesen, wollte aber unbedingt einen Reread machen, weil ich nur noch wusste, dass mir der Thriller gut gefallen hat.

Und bis auf die Eröffnungsszene konnte ich mich tatsächlich an relativ wenig aus dem Roman erinnern. Deshalb konnte ich beim zweiten Lesen trotzdem wieder prima mitfiebern. Denn wenn Michael Robotham eins kann, dann ist es Spannung erzeugen. Sind die Zusammenhänge anfangs noch eher holprig miteinander verbunden, ergibt sich spätestens zum Finale ein passendes Gesamtbild.

Okay, für mich hätte das Finale gern etwas umfangreicher ausfallen können. Das Warum hat sich mir erschlossen, war aber einen Tick zu konstruiert und zu knapp abgehandelt. Dafür war ich wieder mal begeistert vom Stil, vor allem von dem unterschwelligen Humor, der sich durch den Thriller zieht. Es ist dieser typisch britisch trockene Humor – dabei ist Robotham Australier!

Erzählt werden die Geschehnisse von Joe in der Ich-Form, als Leser ist man also ganz nah dran an seiner Figur. Und die ist absolut interessant: Joe ist nicht der strahlende Ritter oder der gebrochene Held, wie man es in vielen vergleichbaren Thrillern hat. Vielmehr ist er ein Normalo mit eigenen Sorgen und Problemen. Nur manchmal hätte ich ihn gerne geschüttelt und ihn ausgeschimpft, weil er zu unlogisch gehandelt hat, vor allem zum Nachteil für sich selbst.

Fazit:
Auch beim zweiten Lesen konnte mich „Adrenalin“ überzeugen. Robothams starker Stil, die Prise Humor und die sympathische Hauptfigur machen den Thriller zu einem spannenden Pageturner, der gut unterhält. Bei Gelegenheit werde ich auch „Amnesie“ wieder lesen, den zweiten Band über Psychologe O’Loughlin und Detective Ruiz.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Ungewöhnliches Sci-Fi-Setting

Wilde Saat
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Wow! Ich kann mich nicht erinnern, je ein ähnliches Buch gelesen zu haben. „Wilde Saat“ wirkt noch immer bei mir nach.

Zunächst mal ist die Geschichte sehr besonders. Passend zu den beiden Unsterblichen, ...

Wow! Ich kann mich nicht erinnern, je ein ähnliches Buch gelesen zu haben. „Wilde Saat“ wirkt noch immer bei mir nach.

Zunächst mal ist die Geschichte sehr besonders. Passend zu den beiden Unsterblichen, um die es geht, zieht sich der Plot in drei Teilen über etwa zweihundert Jahre, beginnend 1690. Sowohl aus Anyanwus als auch aus Doros Sicht wird die Beziehung der beiden zueinander beschrieben. Dabei liegt der Schwerpunkt bei Anyanwu – und ehrlich gesagt ist sie auch die interessantere Figur. Sie ist eine starke schwarze Frau, die der Liebe wegen viele ihrer Prinzipien ablegt und dies bitter bereut.

Es geht um die Beziehung Mann und Frau, aber auch um Rassismus, Sklaverei, um Freiheit und menschliche Eingriffe in die Natur. Dabei wird der Roman nie belehrend oder moralisierend. Der Leser kann sich sein eigenes Bild machen. Manchmal ist mir persönlich ein bisschen zu wenig passiert, gerade wenn man bedenkt, wie lange die Zeit ist, die Anyanwu und Doro mit ihrer Beziehung beschäftigt sind. Aber das ist vielleicht Geschmackssache.

Zum anderen ist der Schreibstil fantastisch. „Wilde Saat“ liest sich wunderbar, obwohl über viele Seiten gar nicht so viel passiert, wie ich schon erwähnt habe. Wir begleiten Anyanwu in eine neue, faszinierende, aber auch furchteinflößende Welt. Wir leiden mit ihr, als Doro sie sich unterwerfen und für seine Zwecke missbrauchen will, obwohl er tiefe Gefühle für sie empfindet. Und wir fiebern mit, wenn Anyanwu sich trotz ihrer Zuneigung zu Doro gegen diesen auflehnt.

Dabei lernt man zahlreiche Nebenfiguren kennen. Viele haben keine relevante Rolle für die Geschichte, andere komplettieren mit ihren Auftritten und Funktionen die Welt, in der Anyanwu und Doro leben. Hier und da hätte ich gern mehr über bestimmte Charaktere erfahren, beispielsweise über Doros Sohn Isaak, der eine sehr interessante Figur war. Und manchmal hat mir das „große Ganze“ gefehlt – wo soll die Reise hingehen, was sind überhaupt die Ziele der Hauptfiguren? Diese Elemente werden nur angedeutet.

Dafür war aber der Sci-Fi-Anteil sehr interessant: Anfangs konnte ich mir keinen Reim darauf machen, warum „Wilde Saat“ der Science-Fiction zugeordnet ist. Aber je tiefer ich in Butlers Welt eintauchte, desto klarer wurde es mir. Die Pläne, die Doro mit seinen Nachkommen hat (ich will nicht spoilern, deshalb kann ich nicht zu viel verraten), haben ein sehr futuristisches, aber auch sehr gefährliches Element, das man so bereits aus den düsteren Kapiteln der Geschichte kennt. Sci-Fi bedeutet ja nicht nur, dass die Geschichte im Weltraum spielen muss, Roboter vorkommen und das Ganze in weit entfernter Zukunft passiert.

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