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Veröffentlicht am 25.04.2024

Ein moderner Klassiker, der das Herz erwärmt

Kikis kleiner Lieferservice
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Stell Dir eine Welt vor, die unserer eigentlich ziemlich ähnlich ist. Nur dass es in dieser Welt Hexen gibt. Aber nicht diese bösen alten Hexen mit Warzen auf der Nase, die kleine Kinder aufessen möchten. ...

Stell Dir eine Welt vor, die unserer eigentlich ziemlich ähnlich ist. Nur dass es in dieser Welt Hexen gibt. Aber nicht diese bösen alten Hexen mit Warzen auf der Nase, die kleine Kinder aufessen möchten. Nein, auch nicht Hexen die mit Glitzer und rosa Funken um sich werfen. Einfach ganz normale Hexen, Menschen wie Du und ich, die eben ein oder zwei magische Fähigkeiten mehr haben als wir. Sie können zum Beispiel auf einem Besen fliegen. Das macht unsere Kiki ganz besonders gerne. Kiki ist nun dreizehn Jahre alt und in dieser Welt ist es Tradition, dass junge Hexen in diesem Lebensjahr das Elternhaus verlassen und sich ihre eigene Stadt suchen, deren Hexe sie sein möchten. Und so kommt es, dass wir Kiki auf ihrem Abenteuer nach und in Koriko, ihre eigene neue Stadt, begleiten. Wir erleben mit, wie sie sich ihr eigenes Leben aufbaut, erwachsen wird, neue Menschen und Traditionen kennenlernt. Wir sind dabei, wenn sie die verschiedensten Abenteuer erlebt ‒ denn Kiki ist neugierig, weltoffen und manchmal ein ziemlicher Wirbelwind, was gerne ein kleineres oder größeres Chaos mit sich bringt.

Ich glaube, unsere Welt braucht mehr Kikis. Menschen, die das schöne in der Welt sehen. Menschen, die offen gegenüber anderen Lebewesen und neuen Situationen sind. Menschen, die zwar auch mal Angst verspüren, aber sich dieser Angst stellen und das Positive in den Situationen sehen, die einfach daraus lernen wollen. Menschen, die das Beste aus ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten rausholen möchten. Menschen, die andere Menschen respektieren und wertschätzen. Menschen, die sich Fehler eingestehen können. Menschen, die kreativ sind und sich die kindliche Freude am Leben erhalten. All dies beschreibt die kleine Hexe Kiki und all dies wird mit einem zauberhaften Schreibstil auf großartige Weise in einer magischen Geschichte vermittelt. Untermalt wird die Geschichte in dieser schönen Ausgabe von verschiedenen Illustrationen, die sich über das Buch verteilen und nicht nur die eigene Vorstellungskraft erweitern, sondern auch die Liebe zur Hexe Kiki zeigen.

Egal in welchem Alter Du zu der Geschichte greifst oder sie vielleicht zum wiederholten Mal liest ‒ Du kannst immer darin versinken und einen sicheren Hafen finden, Du kannst immer daraus lernen und Dir die ein oder andere Einstellung von Kiki und den anderen Charakteren abschauen. Und genau diese Zeitlosigkeit, die indirekte Vermittlung guter Tugenden, die kleine Magie, die nicht nur in der Geschichte selbst, sondern auch in der Art und Weise der Erzählung liegt, sind Dinge, welche einen modernen Klassiker für mich ausmachen. Das sind Dinge, für die man Eiko Kadono danken und bewundern muss. Und vor allem sind all das Dinge, weswegen ich Dir „Kikis kleiner Lieferservice“ nur wärmstens ans Herz legen kann.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Eine tägliche Prise Weihnacht bis zum Heiligen Abend

Fräulein Gewürzzauber - Zimtküsse und Honigduft
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Lena ist stolze Inhaberin des „Fräulein Gewürzzauber“ ‒ eine Zuckerbäckerei, die von den liebevollen Besucher:innen und zauberhaften Köstlichkeiten lebt. Direkt über dem Geschäft, das seit Jahrzehnten ...

Lena ist stolze Inhaberin des „Fräulein Gewürzzauber“ ‒ eine Zuckerbäckerei, die von den liebevollen Besucher:innen und zauberhaften Köstlichkeiten lebt. Direkt über dem Geschäft, das seit Jahrzehnten in Familienbesitz ist, hat Lena eine kleine Wohnung, in der neben dem Eichhörnchen Ruprecht seit neuestem auch ihr Freund Max wohnt (wie die beiden zueinander gefunden haben, kann im ersten Band „Fräulein Gewürzzauber und das Wunder der Liebe“ nachgelesen werden). Und wie es in der Weihnachtszeit so oft der Fall ist ‒ auf einmal passiert ganz viel gleichzeitig: ein unerwarteter Besuch von der etwas speziellen Tante Rosina, der Fund eines Tagebuchs mit einer sehr berührenden Lebensgeschichte von Ururgroßmutter Elvi und ein Konkurrenzkampf in Sachen Backen und Beziehungen.

In „Fräulein Gewürzzauber ‒ Zimtküsse und Honigduft“ ist definitiv viel los, aber trotzdem kann die Geschichte eine schöne Ausflucht aus dem teils etwas stressigen Weg Richtung Weihnachten sein. Aufgeteilt ist das Buch in 24 Kapitel, es kann also als Adventskalender mit täglich einer kleinen Prise oder eben als ganzes Gebäck auf einmal genossen werden.
Stephanie Marzian hat einen, meiner Meinung nach, sehr schönen und flüssigen Schreibstil, der dafür sorgt, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Die Weihnachtsstimmung wird ebenfalls gut transportiert, es sind viele kleinere oder größere Anspielungen auf die Adventszeit und ganz viel Liebe zu anderen Menschen, Tieren und auch Leidenschaften zu finden. Teilweise könnte dies in einem anderen Kontext etwas zu kitschig sein, zur Weihnachtszeit passt es allerdings perfekt.

Als Leser:in hat man das Vergnügen vielen verschiedenen Figuren zu begegnen, die aber trotzdem sehr individuell ausgestaltet sind, sodass das Gefühl entsteht, alle persönlich zu kennen und Teil der Geschichte zu sein. Und dies unabhängig davon, ob es sich um Haupt- oder Nebenfiguren handelt und ob die Figuren noch aktiv an der Geschichte teilnehmen können oder nicht. Denn Lenas Ururgroßmutter Elvi ist beispielsweise bereits verstorben. Lena liest lediglich ihr Tagebuch, in dem Elvi eine wirklich aufregende, berührende und teils tragische Geschichte teilt. Dies ist ein besonders schönes Element, da hier also ein zweiter Erzählstrang hinzukommt, der in der Vergangenheit spielt, aber dennoch Verbindungen zur Gegenwart hat. Wie bereits erwähnt, passiert sehr viel und leider wurden die verschiedenen Stränge am Ende etwas zu schnell abgehandelt, sodass ein wenig an Detail verloren ging, aber dies ist nur ein sehr kleiner Kritikpunkt. Positiv hervorzuheben ist, dass die Figuren wirklich reif handeln. Dies sollte eine Selbstverständlichkeit sein, handelt es sich doch um Erwachsene, aber bei all den Dramen, die in einem Buch so passieren können, ist dies bei anderen Autor:innen manchmal nicht der Fall. Hier jedoch gehen die Figuren in der Regel sehr gut mit den Problemen um.

Alles in allem kann ich das Buch für alle Liebhaber:innen der Weihnachtszeit nur empfehlen ‒ sei es, um die Zeit noch mehr zu genießen oder bereits vorab die Vorfreude zu steigern!

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Gute Idee, weniger gute thematische Schwerpunkte

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
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Roisin ist Lehrerin und seit 10 Jahren glücklich mit ihrem Freund Joe zusammen, welcher mittlerweile ein erfolgreicher Drehbuchautor ist. Kennengelernt haben die beiden sich in der gemeinsamen Freundesgruppe, ...

Roisin ist Lehrerin und seit 10 Jahren glücklich mit ihrem Freund Joe zusammen, welcher mittlerweile ein erfolgreicher Drehbuchautor ist. Kennengelernt haben die beiden sich in der gemeinsamen Freundesgruppe, die zu Studierendenzeiten zusammengefunden hat und sich trotz der Weiterentwicklung im Leben und der unterschiedlichen Charaktere nie aus den Augen verloren hat. Eigentlich scheint alles perfekt, zwar sind die Beziehungen zur Familie nicht immer einfach und wie in jeder Freundesgruppe gibt es hin und wieder auch mal ein paar Reibereien, aber das Leben scheint seinen geplanten Weg zu gehen. Zumindest bis Joes neue Serie ihre Premiere feiert und sich die sieben Freund:innen zum gemeinsamen Serienabend inklusive einer Verlobungs- und einer Geburtstagsfeier für ein Wochenende treffen ‒ denn auf einmal spielen die verschiedensten Dinge zusammen und das Leben aller stellt sich auf den Kopf…wie geht es mit den Freundschaften weiter? Wird es eine Hochzeit geben? Und ist Joe wirklich der richtige Mann für Roisin?

Vom Grundaufbau hatte „Between Us ‒ Die große Liebe kennt viele Geheimnisse“ wirklich Potenzial, um eine richtig gute Geschichte zu werden. Es gibt zahlreiche Charaktere, die den Leser:innen wirklich ans Herz wachsen können. Der Schreibstil von Mhairi McFarlane ist wirklich gut, man fliegt nur so durch die Seiten und das Buch kommt einem wirklich kurzweilig vor. Allerdings muss ich leider sagen, dass für mich persönlich die falschen Schwerpunkte gesetzt wurden und Themen im Fokus standen mit denen ich zum einen aufgrund des Klappentextes nicht in solcher Präsenz gerechnet hätte und über die ich zum anderen auch nicht so unfassbar gerne lese. Was mir gut gefallen hat, waren die verschiedenen Freundschaften, die eine große Rolle gespielt haben. Denn auch wenn ich mit einer Liebesgeschichte gerechnet habe, Freund:innen braucht man trotzdem und das ist hier deutlich geworden. Weniger gut gefallen hat es mir, dass die Liebesgeschichte sich nicht auf die Beziehung/das Verlieben oder Verliebtsein fokussiert hat, sondern auf das Zerbrechen von Beziehungen ‒ und zwar auf nicht gute Weise. Es wurden die gleichen (negativen) Themen immer wieder auf verschiedene Weise aufgegriffen, sie haben Roisin und somit auch die Lesenden nicht losgelassen, was bei mir zwischendurch doch ein Unwohlsein ausgelöst hat, weil es mir dann zu viel wurde. Am Ende findet ihr ein Sternchen mit den behandelten Themen, die für mich persönlich am problematischsten waren und die man durchaus als Trigger kategorisieren kann. Diese sind natürlich Spoiler, sodass jede:r für sich selbst entscheiden muss, ob er/sie diese lesen will, aber dies erklärt vielleicht meine Gefühlslage etwas mehr und bietet auch für euch die Möglichkeit besser einschätzen zu können, ob das Buch zu euch passt.

Letztendlich würde ich sagen, dass ich durchaus den Eindruck habe, die Autorin könne ein Buch schreiben, welches mir richtig gut gefällt, die entsprechenden Ideen und der Schreibstil sind schließlich definitiv vorhanden. Aber „Between Us“ war für mich persönlich eben nicht dieses Buch und ich würde mich nochmal in ihren restlichen Werken umsehen, ob etwas romantischere beziehungsweise positivere Geschichten dabei sind. Grundsätzlich würde ich aber trotzdem sagen, dass man bei Interesse zu diesem Titel hier greifen und ein paar gute Lesestunden verbringen kann.



*(Achtung Spoiler!)
Problematische Themen/Trigger: viele große und teils wiederholte Lügen, andauernde Untreue

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Veröffentlicht am 12.05.2023

Nicht jede Prinzessin will den Prinzen küssen

Wie man einen Prinzen tötet
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„Wie man einen Prinzen tötet“ von T. Kingfisher ist ein eher ungewöhnlicheres Fantasy-Buch, welches Züge eines düsteren Märchens hat. Nicht jede Prinzessin will den Prinzen küssen, denn was ist, wenn der ...

„Wie man einen Prinzen tötet“ von T. Kingfisher ist ein eher ungewöhnlicheres Fantasy-Buch, welches Züge eines düsteren Märchens hat. Nicht jede Prinzessin will den Prinzen küssen, denn was ist, wenn der Prinz böse ist? Dann kann es schonmal sein, dass die Prinzessin den Prinzen lieber töten will, um mehrere andere Leben zu retten. Die Frage ist nur, wie man das anstellt. Das weiß auch unsere Protagonistin Marra erst nicht so genau, aber sie hat einen starken Willen und macht sich auf die Suche nach Menschen, die wissen, wie man ihr Vorhaben in die Tat umsetzen kann. Dabei kommt eine außergewöhnliche kleine Truppe zusammen, die sich auf den Weg macht, um den Prinzen zu töten. Wie sie einen Prinzen tötet und ob sie das überhaupt tut, muss man allerdings selbst herausfinden…
Das Buch ist für eine Fantasy-Geschichte – insbesondere einen Einzelband ‒ relativ kurz und auch durch den wirklich schönen Schreibstil von T. Kingfisher lässt es sich sehr flüssig und zügig lesen. Zu Beginn wird man sehr schnell in die Geschichte reingeworfen, die Geschehnisse mehrerer Jahre werden auf wenigen Seiten zusammengefasst, um die Ausgangslage des Konfliktes zu verstehen, wobei mir dies tatsächlich alles etwas zu schnell ging. Dennoch konnte ich mich bald in die Geschichte reinfinden und orientieren und muss sagen, dass mir das allgemeine Setting wirklich sehr gut gefallen hat. Das Buch spielt mit Klischees in dem Sinne, dass es diese ein wenig auf den Kopf stellt. Nein, der Prinz ist nicht der gute Märchenprinz, die Prinzessin ist nicht das junge Ding, dass die Welt durch eine rosarote Brille betrachtet und die Welt besteht auch nicht nur aus schönen Blumenwiesen, durch die ein Bach fließt, über den die Rehe springen. Stattdessen zeichnet Kingfisher eine Welt, die, gepaart mit dem Schreibstil und dem Plot, eher an eine etwas düstere Märchenwelt erinnert, was wirklich eine schöne Abwechslung war.
Die kleine Gruppe, die sich an das Abenteuer heranwagt, ist wirklich gut zusammengestellt und wird einem in der Form wahrscheinlich nirgendwo sonst begegnen. Oder habt ihr schonmal eine Prinzessin mit einer Hexe, einer guten Fee, einem Ritter und einem dämonenbesessenen Huhn zusammen rumlaufen sehen? Diese Kombi ist einzigartig und bietet viele interessante Handlungen und Dialoge. Dabei entwickeln sich die Beziehungen sehr individuell und natürlich, was es trotz der Abstrusität der Situationen real wirken lässt. Trotz der tollen Rahmenbedingungen muss ich persönlich allerdings sagen, dass ich zwar in einen guten Lesefluss gekommen bin, aber über einen Großteil des Buches nicht wirklich in die Geschichte reingefunden habe, weil mir dann doch die tiefere Verbindung zu den Figuren und dem Plot gefehlt hat. Es hat mir zwar gut gefallen und war interessant, einfach weil es mal etwas anderes war, aber vollständig fesseln konnte es mich leider nicht. Dennoch würde ich das Buch jedem empfehlen, der nicht „das typische Fantasy-Buch“ lesen will, sondern ein bisschen Abwechslung in seinen Lesestoff bringen möchte oder vielleicht auch gerade erst in das Genre reinschnuppert, aber von den dicken Wälzern und langen Reihen abgeschreckt ist.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Menstruation und PMS betreffen uns alle!

Mein PMS und ich
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Es gibt viele Themen, bei denen es allgemein anerkannt ist, dass jeder Mensch zumindest eine gewisse Grundkenntnis dazu haben soll. Es wird dabei sogar aktiv gefördert, dieses Wissen aufzubauen, sei es ...

Es gibt viele Themen, bei denen es allgemein anerkannt ist, dass jeder Mensch zumindest eine gewisse Grundkenntnis dazu haben soll. Es wird dabei sogar aktiv gefördert, dieses Wissen aufzubauen, sei es in der Schule, durch Gespräche mit Personen des eigenen Umfelds, in Büchern, Filmen und so weiter. Aber über die Menstruation wird leider noch immer verhältnismäßig wenig gesprochen, über das PMS (Prämenstruelle Syndrom) sogar noch weniger ‒ und das, obwohl dies ein Thema ist, welches die gesamte Gesellschaft täglich beeinflusst. Diese Beeinflussung ist erheblich größer, wenn die Menschen nicht genug über das Thema aufgeklärt sind. Und ja, mit Menschen sind wirklich alle Menschen gemeint, unabhängig von der Geschlechtsidentität. Denn natürlich sind primär menstruierende Personen betroffen, aber im weiteren kann der Zyklus Einfluss auf jede Lebenslage, jede Person mit der interagiert, ja die gesamte Gesellschaft nehmen. Diesem wichtigen Thema des PMS, der Aufklärung und Enttabusierung widmet sich Dr. Mirjam Wagner in „Mein PMS und ich. Vor den Tagen endlich wohlfühlen“ auf eine, meiner Meinung nach, sehr gelungene Weise.
Das Buch ist nicht nur sehr verständlich, sondern vor allem sensibel geschrieben und nähert sich dem Thema sehr umfassend, was angesichts des aktuellen Wissensstands bei einem sehr großen Teil der Menschen wirklich notwendig ist. Im Großen und Ganzen ist das Buch so aufgebaut, dass zunächst der Menstruationszyklus erklärt wird, um die Grundlage dafür zu schaffen nachfolgend das PMS (und auch PMDS) besser verstehen zu können. Dabei gelingt es der Autorin die (zumindest teilweise) etwas komplizierteren biologischen Prozesse sehr verständlich und anschaulich zu erklären, manche Aspekte sind sogar durch Grafiken in Form von Abbildungen oder Tabellen unterstützt. Es gibt immer wieder kleine Kästchen mit interessanten „Wusstest du schon?“-Fakten und am Ende der Kapitel sind Fragen aufgeführt, die dazu anregen sollen, über das Gelesene und die eigenen Erfahrungen/Wahrnehmungen zu reflektieren, aber auch einen ersten Ansatzpunkt für die Integration in das eigene Leben zu bieten.
Das Buch legt einen großen Fokus auf Therapiemöglichkeiten. Sowohl in den bisher beschriebenen Kapiteln, in denen es zwischendurch ein paar Tipps zu Soforthilfen gibt, als auch in einem eigenständigen Kapitel werden verschiedenste Therapien aufgeführt. Die Betonung liegt hierbei auf dem Plural, denn Dr. Wagner sieht davon ab, die eine Möglichkeit anzupreisen. Denn jeder Mensch ist anders, jeder Zyklus ist anders und damit auch die Wahl der Therapieform. Deswegen werden verschiedenste Methoden aus der vorwiegend wissenschaftlich orientierten Medizin, der Phytotherapie (Arbeit mit Naturheilmitteln) und auch alternativen Therapien, wie der Traditionellen Chinesischen Medizin, Yoga oder Ayurveda vorgestellt. Dies geschieht zum Großteil wertfrei, an manchen Stellen gibt die Autorin eigene Erfahrungen wieder, um die Erklärungen zu den Wirkungsweisen zu unterstützen, was aber niemals in einem Gefühl endete sich in eine bestimmte Richtung gedrängt zu fühlen. Vielmehr bietet das Buch einen übersichtlichen und informativen Rundumblick über die verschiedenen Möglichkeiten, sodass sich jede:r überlegen kann, wovon er/sie sich angesprochen fühlt und was er/sie deswegen ausprobieren möchte.
Besonders wertvoll finde ich das Kapitel „Mit dem gesellschaftlichen Tabu brechen“, welches zugleich eine Darstellung der aktuellen gesellschaftlichen Lage Rund um das Thema Menstruation/PMS und ein Apell für mehr Aufklärung und Offenheit mit Vorschlägen zum besseren Umgang diesbezüglich ist. Denn wie zu Beginn angesprochen, betrifft das Thema jeden und jede von uns. Die Auswirkungen des PMS und ganz allgemein der jeweiligen Eigenheiten der Zyklusphasen können nicht nur das individuelle Befinden der menstruierenden Person betreffen, sondern auch das Umfeld ‒ sei es die Familie, der Freundeskreis oder das Arbeitsumfeld.
Das Buch „Mein PMS und ich“ legt einen wichtigen Grundstein, um auf den Weg einer über Menstruation und PMS aufgeklärten Gesellschaft zu gelangen. So individuell, wie dieses Thema für jede Person ist, ist mit dem Buch natürlich kein abschließendes Wissen aufzubauen. Man muss selbst beobachten und Erfahrungen reflektieren. Die Wissenschaft hat noch vieles aufzuholen, da viele Bereiche noch nicht (genug) erforscht sind. Die Gesellschaft muss ihren Umgang mit diesem leider (noch) häufig als Tabu angesehenem Thema ändern. All diese Dinge werden nicht von heute auf morgen passieren, sie können auch nicht von einer einzigen Person oder einem einzigen Buch geändert werden ‒ aber ein erster Schritt ist ein erster Schritt und ohne ihn kann es keine weiteren Schritte in die richtige Richtung gegeben. Deswegen kann auch ich nur jedem und jeder dazu raten, sich mehr mit dem Thema Menstruation und PM(D)S zu beschäftigen und dieses Buch bietet dafür einen sehr gelungenen Einstieg.

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