Hans' lange und faszinierende Reise zu den Wundern der Welt
Die wilde Reise des unfreien Hans S.Es ist das Jahr 1394 als sich die 14jährigen Freunde Hans, Max und Josef als Knappen dem Kreuzzug anschließen. Aus jugendlichem Übermut und der Hoffnung auf Abenteuer wird bald blutiger Ernst und ein Überlebenskampf. ...
Es ist das Jahr 1394 als sich die 14jährigen Freunde Hans, Max und Josef als Knappen dem Kreuzzug anschließen. Aus jugendlichem Übermut und der Hoffnung auf Abenteuer wird bald blutiger Ernst und ein Überlebenskampf. Im Laufe der Reise wird Josef getötet und zurück bleiben nur mehr Hans und der traumatisierte und verstummte Max. Die Freundschaft der beiden und ihre Loyalität zueinander ist unverbrüchlich. Sie geraten in türkische Gefangenschaft und werden als Militärsklaven eingesetzt. Dabei sind sie immer wieder in schlimme Kämpfe verwickelt, ihre Herren wechseln ständig und die Wunder der Welt, die sie so sehnlich zu sehen wünschten, treten dabei etwas in den Hintergrund. Trotz aller Gräuel der ständigen Kriege und der Barbareien vor allem durch die „Geisel Gottes“ Tamerlan, findet Hans auch immer wieder die Liebe und erstaunliche Orte und fremde Kulturen. Er lernt verschiedene Sprachen und ist ein starker Charakter, auf den man sich jederzeit verlassen kann. Und … es gibt auch gute Herren, wie Karabulut, der für seine Untergebenen sorgt und zu ihnen steht.
Basierend auf den Reiseberichten des Johannes Schiltberger entführt Martin Arz den Leser in eine fremde mittelalterliche Welt voller Wunder, Überraschungen, Freundschaften, Liebe, Schmerz und Angst aber auch grausamer Herrscher und sinnloses Töten.
Bei diesem historischen Roman passt einfach alles zusammen. Das Cover ist durch seinen blauen Hintergrund und die arabische Schrift genauso auffällig wie die orangefarbene Innenseite mit den Elefanten. Die Landkarte zu Beginn des Buches und die Übersicht über die Herrscherfamilien und die heutigen Namen der Städte helfen dem Leser, sich auf der wilden Reise durchs osmanische Reich und das Morgenland zurechtzufinden. Eine Besonderheit stellen die kleinen Kästchen mit zusätzlichen Informationen zu historischen Personen und die „Bilder“ im Buch dar. Das zeugt davon, wie durchdacht und liebevoll das ganze Buch und deren Geschichte vom Autor gestaltet wurde. Es ist schnell zu erkennen, dass eine umfassende Recherche und eine genaue Aufarbeitung der Reiseberichte nötig waren, um die Geschichte von Hans Schiltberger möglichst chronologisch und historisch genau zu erzählen. Dabei kommt die Spannung nie zu kurz. Die vielen geschichtlichen Hintergrundinformationen haben ebenfalls dazu beigetragen, dass diese Zeit für mich lebendig wurde und ich unglaublich viel über die Herrscher, die Machtverhältnisse und die damaligen Begebenheiten erfahren habe. Ich hatte jedoch nie das Gefühl, dass ich in einem Geschichtsbuch lese, sondern mich auf einem spannenden Trip durch fremde Länder bis „ans Ende der Welt“ befinde.
Bereits nach wenigen Seiten war ich mitten im Geschehen und habe Hans, Max und auch Yorick und Lasse auf ihrer gefährlichen und abenteuerlichen Reise begleitet. Die Charaktere der Freunde sind unglaublich gut und sehr anschaulich ausgearbeitet, so dass ich mich gut in sie hineinfühlen und auch mit ihnen bangen und hoffen konnte. Durch den ausführlichen Schreibstil und die Landschaftsbeschreibungen hatte ich das Gefühl, mit Hans zu reisen und wirklich dabei zu sein. Die innige Freundschaft zwischen Hans und Max und später auch zu Yorick und deren Zusammenhalt in dieser grauenvollen und gefährlichen Zeit war für mich stets stimmig und hat mich sehr berührt. Die Seiten sind nur so dahin geflogen und ich musste auch immer wieder schmunzeln, wenn die Freunde auf „Drachen“ und andere fremde Tiere trafen. Martin Arz hat viel Herzblut in diesen historischen Roman gesteckt und das kann man auf jeder Seite spüren.
Ich kann diese wilde Reise nur empfehlen und ich werde das Buch sicherlich ein weiteres Mal lesen.