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Veröffentlicht am 04.09.2023

Selektiver Mutismus und Analphabetismus in einer schönen Geschichte für Kinder leicht erklärt.

Nenn mich Löwe
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Wie passen die Themen Selektiver Mutismus (kurz: SM) und Lese-Rechtschreib-Störung (kurz: LRS) in einem Buch zusammen? Das fragte ich mich, als ich beim Magellan Verlag das Buch "Nenn mich Löwe" von Camilla ...

Wie passen die Themen Selektiver Mutismus (kurz: SM) und Lese-Rechtschreib-Störung (kurz: LRS) in einem Buch zusammen? Das fragte ich mich, als ich beim Magellan Verlag das Buch "Nenn mich Löwe" von Camilla Chester entdeckte. Wer meinem Blog schon eine Weile folgt, der weiß, dass genau diese beiden Themen mich ganz besonders umtreiben und ich habe auch schon einige Bücher dazu vorgestellt. Dabei war aber keines, welches beide Themen behandelt und schon gar nicht in Romanform. Die meisten Bücher waren Bilderbücher, bis auf "Hey, Milla!" Ich war ehrlich gesagt etwas skeptisch, wie Mutismus und LRS zu einem Paket werden können. Ich kann euch aber schon mal so viel sagen: Es funktioniert und es macht absolut Sinn! Und ich wünsche mir, dass dieses Buch in viele Kinderzimmer einziehen wird.

Zitat: "Viele Leute wollen die Stille ganz schnell mit Worten füllen, aber ich mag sie. Die Stille hat etwas Sanftes, es ist, als ob die Luft mich tragen würde" Camilla Chester: Nenn mich Löwe (Seite 105)

Die Autorin, die Illustratorin und die Übersetzeri:

Camilla Chester lebt mit ihrer Familie in England ganz in der Nähe von Luton, wo ihr Kinderbuchdebüt Nenn mich Löwe spielt. Sie hat schon immer gerne geschrieben, aber sie hat auch eine Leidenschaft für Tiere. Über ihren eigenen Hund schreibt sie sogar ein Online-Tagebuch.
Irina Avgustinovich ist eine Illustratorin. Sie stammt aus Weißrussland, lebt inzwischen aber in Portugal. Sie machte ihren Bachelor-Abschluss in klassischer Malerei und Keramik, nun ist sie aber hauptsächlich Kinderbuchillustratorin. Ihr 6-jähriger Sohn ist ihr dabei eine große Inspiration. Die Kraft der Fantasie ist ihr besonders wichtig und so arbeitet sie mit ganz unterschiedlichen Texturen. Bisher sind schon circa 50 Bücher mit ihren Illustrationen erschienen.
Pia Jüngert (geboren 1972) lebt mit ihrer Familie in Karlsruhe. Bereits in der Grundschule entdeckte sie ihre Liebe zu Büchern, machte sie so auch später zum Beruf. Zunächst einmal war sie aber einige Jahre als Logopädin tätig, bevor sie Sprach- und Kulturwissenschaften studierte. Außerdem machte sie ein Übersetzer-Diplom und ein Lektoratsvolontariat. Inzwischen arbeitet sie als freie Übersetzerin und Lektorin für verschiedene Verlage.

Inhalt:

„Leo wünscht sich nichts mehr als einen richtigen Freund. Jeden Tag hüpft er auf seinem Trampolin, ohne dass etwas Aufregendes passiert. Aber als ein Mädchen auf der anderen Seite des Gartenzauns auftaucht und redet wie ein Wasserfall, staunt Leo nicht schlecht. Zu seiner Überraschung stört es Richa überhaupt nicht, dass er auf keine ihrer Fragen antwortet. Als sich Leo schließlich ein Herz fasst und in einem Brief erklärt, warum er nicht mit ihr sprechen kann, reagiert Richa ganz anders als erwartet. Allmählich begreift Leo, dass seine Freundin ein großes Geheimnis hütet …
Eine einfühlsame Freundschaftsgeschichte darüber, dass Verständnis keine Worte braucht.“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover strahlt nur so vor hellen und sonnigen Farben, Die beiden Hauptprotagonisten Leo und Richa sind zu sehen, wie sie fröhlich auf einem Hügel aufeinander zulaufen. An den Seiten sind ihre jeweiligen Häuser zu sehen. Der gelb-grüne Himmel mit seinen Wellen scheint vor lauter Energie ganz aufgeladen zu sein. Hier kann man deutlich die Kraft der Fantasie erkennen, die der Illustratorin besonders wichtig ist.

Auch das Vor- und Nachsatzpapier haben eine wunderschöne Illustration bekommen, in welcher ganz deutlich wird, wie gern die beiden Kinder sich haben. Natürlich darf auch der kleine Hund von Leo nicht fehlen. Im Buch selbst gibt es bis auf der Titelseite, den Kapitelanfängen und einigen kleinen Löwenzahnpflanzen, welche Abschnitte markieren, keine weiteren Illustrationen. Aber diese wenigen reichen vollkommen aus, da der Text sehr gut für sich alleine stehen kann und die Fantasie genug Anregung bekommt, um sich alle Episoden der Geschichte vorstellen zu können.

Wie bereits oben erwähnt, macht es absolut Sinn, die beiden Themen Selektiver Mutismus und LRS in eine Geschichte zu packen. Denn genau die Besonderheiten der beiden Einschränkungen sorgen für den Konflikt in der Geschichte. Wie soll sich ein Junge ausdrücken, der nicht sprechen kann? Natürlich, indem er schreibt! Aber wie soll das Kind, welches einen sehr wichtigen Brief bekommt, selbst aber nicht lesen kann, erfahren was da genau los ist? Wie sollen sie also kommunizieren? Die Autorin hat hier eine ganz moderne Möglichkeit gefunden, doch bis es soweit ist, gibt es natürlich ein paar Hürden – besonders für Leo – zu nehmen.

Zitat: "Niemand kann alles. Niemand ist perfekt." Camilla Chester: Nenn mich Löwe (Seite 97)

Stets an Leos Seite sind seine große Schwester und sein großer Bruder. Sie nehmen in der Geschichte nahezu die Rolle der Eltern an. Und hier ist ein kleiner Kritikpunkt an der Story. Die Eltern sind fast komplett abwesend. Erst am Schluss bekommt die Mutter ihren Auftritt. Wie die Familienkonstellation hier also genau ist, bleibt leider ungeklärt. Meine Kinder und ich hätten uns mehr Details gewünscht, damit ein noch runderes Bild entstehen kann. Ein paar zusätzliche Angaben zu den Familien und deren Rahmenbedingungen wären also das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass der Begriff Selektiver Mutismus direkt von Leo genannt wird. Bei Interesse kann sich der Leser also über diese Besonderheit im neurodiversen Spektrum näher informieren. Denn Selektiver Mutismus ist leider gar nicht so bekannt, obwohl er doch inzwischen recht häufig auftritt. Aus diesem Grund freue ich mich auch über jedes Buch, welches sich damit auseinandersetzt.

Leo beschreibt im Detail, wieso er nur mit seiner Familie und auch nur im eigenen Zuhause sprechen kann. Was in ihm vor sich geht, wenn er verstummt und wie schwierig es für ihn ist, im Mittelpunkt einer Situation zu stehen. Leo tanzt beispielsweise sehr gerne und möchte irgendwann im König der Löwen Musical auftreten. Dafür übt er jetzt schon fleißig, die Auftritte der Tanzgruppe stellen aber nach wie vor eine zu große Hürde für ihn da. Da Leo schon die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht hat, fällt es ihm immer schwerer, sich zu überwinden. Doch am Schluss kann er eine traumatisierende, schlechte Erfahrung mit einer ganz wundervoll neuen und guten ersetzen. Auch Richas Besonderheit der LRS findet Erklärung und so bekommt man ein gutes Bild über beides.

Zitat: "Noch eine Lüge, die ich nicht aus der Welt räumen kann. Ich bin nicht schüchtern, ich habe Selektiven Mutismus." Camilla Chester: Nenn mich Löwe (Seite 116)

Neben der Aufklärung zu den Themen Mutismus und LRS gibt die Autorin anderen – eventuell ja selbst Betroffenen – außerdem ein paar Strategien an die Hand. Sie beschreibt eine hilfreiche Atemtechnik oder erklärt wie man die störende Stimme im Kopf ausblenden oder sich auf etwas anderes fokussieren kann. Außerdem kann ein erster Schritt aus dem Mutismus sein, mit dem Flüstern zu beginnen. Auch im Bereich LRS gibt es in den Text eingeflochtene Ratschläge, wie beispielsweise ein fesselndes Bilderbuch, dass man auch als größeres Kind oder Erwachsener zum Lesenlernen nutzen kann.

"Nenn mich Löwe" ist eine sehr ruhige Geschichte, was gut zu den tiefgründigen Themen passt. Man sollte hier keine super spannende Geschichte erwarten und dennoch stellt man sich natürlich die Frage, wie der Konflikt gelöst werden kann. Die Autorin zeigt mit ihren Figuren, warum es gut ist, offen und ehrlich miteinander zu sein, denn das macht vieles so viel leichter und man ist dabei weniger allein. Ich wünsche mir, dass dieses Buch auch beispielsweise in Schulen oder bei pädagogischem Personal (Erzieher, Lerher) zum Einsatz kommt, denn über etwaige Einschränkungen Bescheid zu wissen, bedeutet nicht, dass man sie auch versteht und nachvollziehen kann. Denn daran hapert es leider in unserer Gesellschaft immer wieder. Nicht sprechen zu können, heißt nicht, dass man nicht sprechen will. Hier ist noch so viel Aufklärungsarbeit nötig, dieses Buch kann ein guter erster Schritt dafür sein.

Zitat: "Wenn die Leute verstehen, dass ich nicht mit ihnen reden kann, dann erwarten sie es auch nicht mehr von mir. Das bedeutet, dass ich häufig fast unsichtbar werde. Manchmal ist es so, als wäre ich überhaupt nicht da." Camilla Chester: Nenn mich Löwe (Seite 186+187)

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Omas können so viel für uns sein

Die beste Oma der Welt
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In dem Buch "Die beste Oma der Welt" erzählt uns ein kleines Mädchen aus ihrer Sicht vom Leben mit ihren zwei Großmüttern. Wir bekommen einen Einblick in die vielen Abenteuer und unvergesslichen Momente, ...

In dem Buch "Die beste Oma der Welt" erzählt uns ein kleines Mädchen aus ihrer Sicht vom Leben mit ihren zwei Großmüttern. Wir bekommen einen Einblick in die vielen Abenteuer und unvergesslichen Momente, die sie mit ihren Omas erlebt. Besonders die Einzigartigkeit und damit die Unterschiede der Omas, welche das kleine Mädchen so an ihnen liebt, werden hier deutlich. Die Omas sind für sie ganz besonders – jede von ihnen auf ihre eigene Art und Weise. Mich haben der Titel und das Cover des Buches sofort angesprochen – auch aus einem ganz persönlichen Grund: Ich selbst hatte meinerseits die beste Oma auf der Welt und darum war ich gespannt auf das, was mich in dem Buch erwartet. So viel möchte ich schon verraten – ich bin entzückt.

Die Autorin und die Illustratorin:

Bea Taboada lebt in der Nähe von Madrid. Sie hat den Instagram-Kanal taboada.bea, auf dem sie über das Schreiben und Elternsein berichtet. In ihren Kinderbüchern behandelt sie bedeutsame Themen für Klein und Groß. Eltern werden auf amüsante Art und Weise an ihre eigene Kindheit erinnert, während die Autorin in ihren Geschichten auch in die Gegenwart und Zukunft der Kinder blickt.
Viv Campbell arbeitet als Art Director und freiberufliche Illustratorin in Valencia. Ihre Zeichnungen bestechen durch eine Mischung aus Realismus und Fantasie. Dieser Zeichenstil spricht Kinder und Erwachsene gleichermaßen durch die klaren und doch verspielten Formen sowie den leuchtenden Farben an.

Inhalt:

„Für Großmütter gibt es viele verschiedene Namen: Omi, Oma, Omama, Nani, Nonna, Granny…
Die Namen sind so unterschiedlich wie die Omas selbst. Jede hat ihre eigene Art, auf dich aufzupassen, dich zu verwöhnen und dir Sachen beizubringen.“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Auf dem Cover sehen wir ein Mädchen, das herzlich eine von Ihren Omas umarmt. Diese Umarmung wird mit farbigen Blumen umrundet, was für mich noch einmal die Fröhlichkeit des Bildes unterstreicht.

Die Illustrationen im Buch sind farbenprächtig und ganz offensichtlich mit Liebe zum Detail gestaltet. Die einzelnen Situationen und Szenen sind sehr herzlich dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, dass sich einige Leser in der einen oder anderen Szene wiederfinden werden. Mir haben sie in jedem Fall ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, weil sie liebevoll viele typische Erlebnisse mit unseren Großeltern erzählen.

In dem Buch erzählt uns ein kleines Mädchen von ihren zwei Omas – unterschieden u.a. dadurch, dass die eine Oma und die andere Omi genannt wird. Wir lernen beide Großmütter durch die Augen des Kindes kennen, das uns aus dem Alltag und den Erlebnissen mit ihren Omas berichtet. Man sieht, wie sie die Zeit mit ihren Omas genießt und wie jede von ihnen sie auf ihre Art und Weise verwöhnt und ihr einen Teil von sich selbst mitgibt, indem sie ihr z.B. viel von „wie das damals war“ erzählen. Jede von ihnen ist anders und genau das liebt das kleine Mädchen besonders an ihren Omas. Sie bekommt das Beste aus beiden Welten. Jedoch so unterschiedlich sie sind, haben beide Omas etwas gemeinsam: sie tun das, wofür die meisten ihre Großeltern so lieben. Sie haben viel Zeit und Geduld, schenken ihrem Enkelkind viel Aufmerksamkeit, unternehmen tolle Sachen und kochen natürlich das beste Essen auf der Welt.

Das Buch "Die beste Oma der Welt" zeigt uns durch die liebevollen Illustrationen und herzlichen Worte, was unsere Großeltern für uns sein können – ihre Vielfältigkeit dabei aber auch ihre Einzigartigkeit. Sie sind ein wichtiger Teil unseres Lebens, weil sie uns so viel Gutes mitgeben können. Sie haben die meiste Zeit ein Lächeln auf den Lippen, ein immer währendes Verständnis und die Zeit bei ihnen erscheint uns sorgenfrei. Es zeigt den Kindern (und erinnert uns Erwachsene) das unsere Großeltern unsere Superhelden*innen sein können und dass ihre Liebe unerschöpflich und bedingungslos ist. All das spiegelt dieses Buch auf eine wundervolle Art wider.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Endlich darf Gavin sich zu Wort melden!

Zerbrich uns. Nicht.
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Band drei der "Berühre mich. Nicht."-Reihe habe ich euch vor ein paar Wochen vorgestellt. "Vergiss uns. Nicht." überzeugte mich damals noch nicht zu hundert Prozent, da war definitiv noch Luft nach oben ...

Band drei der "Berühre mich. Nicht."-Reihe habe ich euch vor ein paar Wochen vorgestellt. "Vergiss uns. Nicht." überzeugte mich damals noch nicht zu hundert Prozent, da war definitiv noch Luft nach oben und einiges an Aprils Verhalten erschien mir nicht plausibel. Das änderte sich nun mit der Lektüre von Band vier "Zerbrich uns. Nicht." Denn dadurch, dass Gavin selbst eine Stimme verliehen bekam und somit die Geschichte zum Teil auch aus seiner Sicht geschildert wurde, wurde die gesamte Story runder, weniger einseitig und Aprils Gedankenschleife nicht mehr ganz so anstrengend. Stück für Stück versteht man endlich, wieso April so tickt, wie sie eben tickt. Und Gavin, dieser absolut tragische Charakter schlich sich sehr schnell in mein Herz.

Die Autorin:

Laura Kneidl (geboren 1990 in Erlangen) hatte schon früh Interesse an allem rund ums Schreiben. 2009 begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten Roman und wurde dabei von Fantasy-Romanen inspiriert. Seither bestimmen Bücher ihr Leben. Beim Carlsen Verlag erschienen von ihr Kinder- bzw. Jugendbücher, wie zum Beispiel "Light & Darkness". Ihre "Berühre mich. Nicht."-Reihe feierte große Erfolge, sodass vor kurzem sogar eine Sonderedition erschienen ist. Mit "Vergiss uns. Nicht." und "Zerbrich uns. Nicht." kehrt sie nach Melview zurück und erzählt Aprils und Gavins Geschichte.

Inhalt:

„Sie will ihn nicht mehr lieben. Aber ihn zu vergessen ist unmöglich
Nach fünf Jahren ist Gavin plötzlich zurück in Aprils Leben. Damals war er der Junge, an den sie ihr Herz verlor, heute ist er der Mann, dem sie es ein zweites Mal geschenkt hat. April glaubte, mit Gavin endlich die Liebe gefunden zu haben, nach der sie sich sehnte. Doch was so perfekt schien, endete für sie erneut in Liebeskummer. Ihr bleibt keine andere Wahl, als ihre Gefühle für Gavin endgültig zu vergessen. Das ist allerdings gar nicht so leicht, denn unerwartet müssen die beiden für ein Projekt zusammenarbeiten, und Gavins Anblick lässt Aprils verräterisches Herz immer noch viel zu schnell schlagen. Nur wie kann sie ihm verzeihen, wenn sie ihm nicht mehr vertraut?“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover ist dem der vorherigen drei Bände sehr ähnlich und man sieht sofort die Reihenzugehörigkeit. Farblich ist es diesmal in einem schwer zu beschreibenden Farbton gehalten und die Blumen, welche hinter den weißen Rauten hervorblicken, verraten nach wie vor nichts über die Story, die sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. Alles in allem also zwar unspektakulär aber mit einem hohen Wiedererkennungswert.

Ganz besonders habe ich mich schon vor Erscheinen auf Gavins Sicht der Dinge gefreut. Denn Laura Kneidl verriet uns dieses Detail bereits auf dem Booktalk in Berlin. Gavins Blickwinkel macht einiges aus und gestaltet das Lesen zu einem sehr positiven Erlebnis. Die Geschichte nimmt mehr Fahrt auf und wird vielschichtiger. Denn nach dem Ende des dritten Buches war ich noch reichlich skeptisch. Aprils Reaktion erschien mir zu überspitzt und nicht ganz nachvollziehbar, wo sie und Gavin doch eine so lange und enge Geschichte verbindet. Doch Schritt für Schritt macht Aprils Verhalten immer mehr Sinn.

In gewisser Weise finden wir in der Geschichte um Gavin und April so ziemlich das gleiche Schema wieder, welches wir bereits bei Sage und Luca vorfanden. Das erzwungene Zusammenwohnen aus Band eins, die gemeinsame Arbeit nun in Band zwei, sowie die Rolle von Aprils und Lucas Mutter zum Ende der Stories. Das empfand ich zwar etwas schade, aber ich konnte ganz gut darüber hinwegsehen.

Die Geschichte gewinnt vor allem in Hinblick auf Gavin an Dynamik. Er hat es ganz und gar nicht leicht, steht immer wieder vor den Trümmern seines Lebens, versucht aber gleichzeitig alles alleine zu bewältigen. Hin und wieder brauchten meine Nerven eine kurze Pause, ich musste durchatmen und verdauen, was da alles ans Licht kommt. Ansonsten habe ich das Buch in großen Teilen am Stück gelesen.

Laura Kneidl hat mir mit "Zerbrich uns. Nicht." wieder einige schöne Lesestunden beschert. Meine etwas zurückhaltende Freude nach Band drei wurde definitiv mit Gavins Sicht der Dinge versöhnt. Denn Gavin ist ein sympathischer und tragischer Protagonist, der schnell mein Herz eroberte. Auch mit Aprils Verhalten konnte ich nun Frieden schließen. Es macht Sinn, auch wenn es im vorherigen Buch noch sehr anstrengend war. Ein bisschen mehr Varianz zu Lucas und Sages Geschichte in den Rahmenbedingungen hätte ich mir allerdings schon gewünscht. Dennoch haben wir hier eine tragische und emotionale Geschichte vor uns, die mich mitreißen konnte.

Vor kurzem hat die Autorin übrigens verraten, dass es noch einen fünften und damit letzten Band in der Reihe geben wird, in welcher Magan und Cameron ihren großen Auftritt haben werden. Dieser Band soll sich von den anderen vier Büchern aber deutlich unterscheiden, die Geschichte etwas leichter werden. "Verliebe dich. Nicht." soll bereits am 12. Dezember 2023 erscheinen. Ich bin gespannt.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Eher was für kleine Fußballprofis

Die wilden Kerle - Buch 6: Raban, der Held
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Auf der Leipziger Buchmesse verschlug es uns auch an den Stand des 360 Grad Verlags. Bei einem netten Gespräch mit dem Verleger bekamen wir sowohl "Punkte" von Giancarlo Macri & Carolina Zanotti als auch ...

Auf der Leipziger Buchmesse verschlug es uns auch an den Stand des 360 Grad Verlags. Bei einem netten Gespräch mit dem Verleger bekamen wir sowohl "Punkte" von Giancarlo Macri & Carolina Zanotti als auch "Die Wilden Kerle – Raban der Held" von Joachim Masannek als Rezensionsexemplare gereicht. Während "Punkte" mich voll und ganz begeistern konnte, hatte ich mit den Wilden Kerlen so meine Probleme. Zu viele Fußballbegriffe, die ich nicht kenne, zu viele selbst erdachte Kraftausdrücke des Hauptprotagonisten Raban und eine eher wenig spannende Storyline machten mir das Vorlesen etwas schwer. Mein Sohn, der sich selbst für Fußball interessiert, konnte zwar mehr aus den Schilderungen der Spiele entnehmen, aber auch er war nicht mit voller Freude beim Lesen / Zuhören dabei. Für die beschriebenen Szenen auf dem Fußballfeld sollte man also definitiv Ahnung bezüglich des Vokabulars im Bereich des Fußballs haben.

Der Autor und der Illustrator:

Joachim Masannek (geboren 1960) studierte Germanistik und Philosophie und absolvierte ein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen. Danach arbeitete er als Kameramann, Ausstatter und Drehbuchautor für Film, TV und Studioproduktionen. Mit der Kinderbuch-Reihe "Die Wilden Fußballkerle" landete er einen Erfolg und sie erschien inzwischen in 29 Ländern. Er war außerdem als Drehbuchautor und Regisseur an den Kinofilmen "Die Wilden Kerle" (Teile 1 bis  6) beteiligt. Er hat über 30 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht sowie an neun Kinofilmen mitgearbeitet und sogar eine echte Wilde Kerle-Mannschaft aufgebaut. Masannek ist Vater von vier Kindern, zwei davon sind bereits erwachsen. Mit den zwei anderen lebt er auf einem Hausboot in Berlin.
Jan Birck (geboren 1963) ist ein deutscher Illustrator, Trickfilmkünstler und Cartoonist. Nach dem Abbruch seines Architekturstudiums arbeitete er als Werbegrafiker sowie im Trickfilmbereich. Gemeinsam mit Joachim Masannek erschuf er "Die Wilden Fußballkerle", deren 13 Bände zunächst im Baumhaus Verlag veröffentlich wurden, sowie drei gemeinsame Filme.

Inhalt:

„Alles ist gut, solange du WILD bist!
Raban fühlt sich wie das fünfte Rad am Wagen. Er glaub, dass die anderen Wilden Kerle ihn nicht mehr im Team haben wollen, weil er nicht so gut Fußball spielt wie sie. Willi, der Trainer, rät ihm, das Fußball-Orakel zu befragen. Also schleicht Raban Nachts ins Stadion. Doch zu seiner Verwunderung tauchen da auch die anderen Wilden Kerle auf. Plötzlich flammt wie von Geisterhand betrieben das Flutlicht auf und es erscheinen die besten Fußballspieler aller Zeiten … Sie fordern Raban zum Mitspielen auf. Wird er es tun? Und wie wird der Orakelspruch lauten?“
(Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover gefällt mir eigentlich recht gut. Unter dem typischen Die Wilden Kerle Logo sehen wir Raban, den Hauptprotagonisten dieses sechsten Bandes der Reihe. Dahinter laufen all die anderen Wilden Kerle (und Mädchen). Das Cover ist an sich recht dunkel gehalten, was vielleicht auch ältere Jungen und Mädchen ansprechen soll.

Der Klappentext ist etwas irreführend, denn ein Großteil der Handlung spielt sich vor besagtem Orakelspiel ab. Raban, der bei einem wichtigen Spiel einen schlimmen Fehler begeht, ohne darüber nachzudenken, was das für Konsequenzen für ihn und all seine Mitspieler hat, kämpft sehr stark dagegen an, dass er von seinen ehemaligen Freunden gemieden wird. Der Trainer versucht zu kitten, was zu kitten geht, aber auch er stößt auf eine Mauer, die er nicht durchdringen kann. So taucht dann bei Raban im Spiegel des Kleiderschankes ein anderer Raban auf. Und er beginnt, mit ihm Zwiegespräche zu führen. Wir haben hier also einen Jungen mit wilder Vorstellungskraft, welche aber im Anschluss nicht näher beleuchtet wird.

Ich mochte die ständigen selbst erdachten Schimpfwörter oder Kraftausdrücke leider überhaupt nicht. Leseschwächere Kinder werden hiermit auch erhebliche Probleme haben und immer wieder ins Stolpern geraten. Selbst ich, eine geübte Vorleserin, geriet sehr oft an meine Grenzen. Denn Ausdrücke wie dampfhammerhart, allmächtiger Fettnäpfchenflaschengeist, pechschwefeliges Rübenkraut usw. sind lediglich sinnfreie Aneinanderreihung von Worten oder Wortneuschöpfungen. Ob es sich hierbei ausschließlich um Merkmale Rabans handelt, oder sich dies durch alle weiteren Bände so zieht, weiß ich leider nicht, da ich nur diesen sechsten Band kenne.

Und hier schließt sich direkt ein weiteres Problem an. Während der Erzählung ploppen immer wieder Szenen aus den vorangegangenen Büchern auf, die sich aber leider meiner Kenntnisse entziehen. Man sollte die Bücher wohl eher der Reihe nach lesen, um alles verstehen zu können. Wir haben aber ja leider einen Teil aus der Mitte der Reihe zu Rezensionszwecken bekommen. Die vorherigen Geschichten wären wohl aber wirklich von großem Vorteil gewesen. Denn ohne sie, versteht man einige erwähnte Anekdoten nicht so recht.

Ein dritter Kritikpunkt ist dann die sich stark wiederholende Art der Beschreibungen der Protagonisten. So werden die anderen kickenden Charaktere immer wieder auf die gleiche Art beschrieben: „»Tippkick Maxi«, der Mann mit dem härtesten Schuss auf der Welt“, „Fabi, der schnellste Rechtsaußen der Welt“, „Rocce, der Zauberer, der Sohn eines brasilianischen Fußballgotts“, „Leon, unser Anführer, der Slalomdribbler, Torjäger und Blitzpasstorvorbereiter“ etc. etc. Bei einem Buch von etwa 120 Seiten mit eineigen Bildern kann man sich vorstellen, wie ermüdend es ist, diese Beschreibungen wiederholend lesen zu müssen. Und dann noch dazu die Wiederholungen bezüglich Rabans Spiderman Schlafanzugs …

Raban hat außerdem irgendwie ein merkwürdiges Verhältnis zu seiner Mutter. Wieso es so distanziert ist (die beiden schenken sich zum Beispiel Weihnachtsgeschenke, die nicht zu der beschenkten Person passen) bleibt unklar und für mich absolut unverständlich. Am Ende der Story finden sie zwar etwas näher zueinander, das kommt aber so platt daher, dass es weiterhin ein Mysterium bleibt.

"Die Wilden Kerle – Raban der Held" konnte mich und meinen Sohn leider in vielerlei Hinsicht nicht begeistert. Ich habe gelesen, dass sich dieser sechste Band aufgrund seiner Spiritualität sehr von den anderen Bänden unterscheidet. Das ändert aber wohl eher nichts am allgemeinen Schreibstil und der wiederholenden Art der Beschreibungen. Außer dem Streit nach dem verheerenden Fußballspiel gibt es im gesamten Buch kaum Interaktion zwischen den Charakteren. Raban ist einsam und so wenig spannend ist leider auch die Geschichte um ihn herum geraten. Da hilft auch seine blühende Fantasie nicht mehr weiter.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Gefährliche Sprünge zwischen den Welten!

Zimt − Für immer von Magie berührt
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Vickys und Kostantins chaotische Weltenspringerei habe ich bereits vor einigen Jahren ins Herz geschlossen. Da war es natürlich eine große Freude, dass die Reihe ca. vier Jahre später in eine zweite Staffel ...

Vickys und Kostantins chaotische Weltenspringerei habe ich bereits vor einigen Jahren ins Herz geschlossen. Da war es natürlich eine große Freude, dass die Reihe ca. vier Jahre später in eine zweite Staffel ging. Nun sind alle inzwischen 7 Bände der "Zimt"-Reihe erschienen und ich hatte großen Spaß alle Protagonisten wiederzutreffen und ein abschließendes Abenteuer mit ihnen erleben zu dürfen. Mit Zimt – Für immer von Magie berührt sind nun alle Fragen geklärt, und ich freue mich schon auf die neue Buchidee, die Dagmar Bach laut dem Nachwort schon in petto hat.

Die Autorin:

Dagmar Bach (geboren 1978) ist der Überzeugung, dass es im Universum mehr geben muss, als das, was wir bisher kennen. Früher arbeitete sie als Innenarchitektin, inzwischen hat sie sich voll und ganz auf ihre Tätigkeit als Autorin eingelassen und lebt mit ihrer Familie in München. Mit ihrer "Zimt"-Reihe feierte sie bereits große Erfolge, sodass hier bereits eine zweite Staffel erscheint: "Zimt – Auf den ersten Sprung verliebt" (2022), "Zimt – Zwischen den Welten geküsst" (2022), "Zimt – Für immer von Magie berührt" (2023). Auch ihre "Glück"-Trilogie war ein großer Erfolg und steht sogar mit der "Zimt"-Reihe in Verbindung: "Glück und los!" (2019), "Glück und wieder!" (2020), "Glück und selig!" (2021).

Inhalt
„Meine vertauschten Welten
Chillen mit meinen Leuten in einem schnuckeligen Ferienhaus an der englischen Küste, während andere in der Schule schwitzen – gibt es eine bessere Parallelwelt, in die man springen könnte? Aber leider scheint das Schicksal etwas dagegen zu haben, dass mein Freund Konstantin und ich die gemeinsame Zeit genießen. Denn aus anderen Welten droht Gefahr in Form eines Bösewichts, der auch gut in einem Bond-Film mitspielen könnte. Statt also am Strand herumzuknutschen, werden Konstantin und ich zum Cast eines Actionthrillers. Und wir müssen unbedingt schneller sein als unser Widersacher, ehe das Schlimmste passiert, das wir uns alle vorstellen können …“ (Klappentext)

Kritik und Fazit:

Das Cover des dritten Bandes ist wieder sehr liebevoll gestaltet. Die obligatorischen Blumen, Blätter, Sternchen etc. dürfen natürlich nicht fehlen und wie bereits in den ersten beiden Bänden der zweiten Staffel gibt es auch hier in der ersten Auflage einen zauberhaften Farbschnitt, der eben jene Details wieder aufgreift. Diesmal ist die Farbe Flieder vorherrschend und so sehen wir Vicky und Konstantin eng umschlungen vor einem flieder-farbenen Herzen.

** Achtung Spoiler! Solltet ihr die vorherigen Bände der Reihe noch nicht kennen, lest hier nicht weiter.***

Chaotisch und lustig wie immer schildert Autorin Dagmar Bach die Ereignisse, welche Vickys Leben ganz schön durcheinanderbringen und sie selbst sogar in große Gefahr. Denn ein Bösewicht will sie ja in einer anderen Parallelwelt festsetzen, um selbst die Weltherrschaft oder besser gesagt WELTENherrschaft ergreifen zu können. Das müssen Vicky, Konstantin, Pauline, Nikolas und Finn natürlich unbedingt verhindern und so stürzen sie sich in ein Abenteuer nach dem anderen.

Dafür springen Vicky und Konstantin in alle vorher besuchten Welten zurück, auf der Suche nach der Lösung für das Weltenspringen. Hier stellte sich mir allerdings inhaltlich eine Frage: Vicky und Konstantin dürfen möglichst nur alle 2 Tage springen, da mehr Sprünge dem Körper erheblichen Schaden zufügen können. In der ersten Staffel ist Vicky aber sogar mehrfach pro Abend gesprungen. Dies könnte natürlich mit dem Unterschied der Sprünge zu tun haben, da diese vielen und unkontrollierten Sprünge mit den Zimtdrops zu tun haben. Allerdings fehlte mir eine Thematisierung eben jener Frage.

Auch die Art und Weise der kontrollierten Sprünge empfand ich leider als nicht ganz so spannend und glaubwürdig. Ich möchte hierzu nicht zu viel verraten, um Spoiler zu vermeiden. So hätte ich mir aber eine etwas ausgefeiltere Beschreibung gewünscht, aber das ist wirklich eine eher nebensächliche Kritik, denn wichtig ist es ja, ob man mitgerissen wird oder nicht. Und das wurde ich auf jeden Fall.

Auch die Beziehung von Vicky und Konstantin ist natürlich wieder ein Thema. Vicky ist nicht mehr ganz so verschreckt und panisch, wenn es um körperliche Nähe geht. Während Konstantin nach wie vor super lieb, sensibel und fürsorglich ist, Vicky aber gleichzeitig als ebenbürtig wahrnimmt. Allerdings tritt die Beziehung der beiden schon ziemlich auf der Stelle, sodass manche Beschreibungen leicht wiederholend und somit mit eher weniger Spannung daherkommen.

Wirklich gut gefallen hat mir, dass Vicky und Konstantin in alle früheren Welten springen, sodass wir immer wieder kleine Rückblicke auf die erste Staffel bekommen und der Leser so schön in Erinnerungen schwelgen kann.

"Zimt – Für immer von Magie berührt" ist ein schöner Abschluss der gesamten Reihe. Der Leser weiß nun, wie es potentiell mit Vicky, Konstantin und Co weiter gehen könnte und alle offenen Fragen sind beantwortet. Jetzt kann ich die gesamte Geschichte wirklich mit Ruhe zur Seite legen. Mehr ist nicht mehr nötig. Und ich bin schon ganz gespannt darauf, welche magische Welt die Autorin als nächstes zu Papier bringt.

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