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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2018

Spannende Dystropie, aber wohl eher ein Jugendroman

Wie Wölfe im Winter
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Nachdem die Welt im Kriegschaos versunken ist und die Mehrheit der Menschheit durch eine pandemische Grippe ausgelöscht wurde, haben sich Lynn, ihrer Mutter, ihr Bruder Ken, ihr Onkel Jeryl und dessen ...

Nachdem die Welt im Kriegschaos versunken ist und die Mehrheit der Menschheit durch eine pandemische Grippe ausgelöscht wurde, haben sich Lynn, ihrer Mutter, ihr Bruder Ken, ihr Onkel Jeryl und dessen Ziehsohn Ramsey in die unberührte Wildnis des Yukons zurückgezogen. 7 Jahre haben sie durch Anbau von Kartoffeln und Karotten und der Jagd auf Wildtiere überleben können. Diese trostlose Routine wird plötzlich durchbrochen, als ein Fremder auftaucht und Lynn ihn mit zu ihrer Familie nimmt. Jax, der geheimnisvolle Fremde, scheint Gefahr anzuziehen und verbirgt scheinbar Details seiner Vergangenheit. Können Lynn und seine Familie ihm trauen?

Meinung: Das Buch ist in Ich-Perspektive aus der Sicht von Lynn erzählt. Man ist direkt in der Geschichte drin und die Vergangenheit, die zur aktuellen Situation geführt hat, erfährt man peu à peu durch Rückblenden und Erinnerungen. Dadurch bleibt die Spannung lange Zeit erhalten, man will genauer wissen, was damals passiert ist. Dadurch, dass der Autor tatsächliche Begebenheiten (11. September, Terroranschläge) als Ausgangspunkt gewählt hat und darauf aufbauend erschreckend vorstellbar sein Untergangsszenario entwickelt, ergibt sich ein beängstigendes Bild. Die Beschreibung der Landschaft, der Einsamkeit und der insgesamten Lage der Familie ist sehr gelungen. An und für sich mag ich die Charaktere und vorallem Lynns Mutter, ihr Onkel Jeryl und auch Jax sind überzeugend dargestellt. Das einzige Manko ist Lynn selbst: Sie ist nicht durchgängig gezeichnet, oft verhält sie sich nicht ihrem Alter entsprechend, wodurch auch die Interaktion und Kommunikation mit Jax leidet. Die beiden wirken als Paar nicht und ich habe mich einige Male gefragt, was Jax als erwachsener Mann mit einem kleinen Mädchen will.
Die Sprache ist sehr einfach, sodass das Buch eher ein Jugendroman ist. Es ist aber sehr flüssig geschrieben, sodass das Lesen sehr leicht fällt. Die Spannung ist auch geschickt aufgebaut, man kann das Buch beinahe nicht mehr aus der Hand legen. Einige Logikfehler sind leider enthalten und manchmal stören die beim Lesefluss etwas, manchmal sind Erklärungen sehr vereinfacht. Das Ende wirkt überstürzt und das unnötige Happy-End deplatziert. Auch da erinnert es an einen Jugendroman.

Insgesamt ist der Roman eine schöne, spannende Geschichte, die aber leider einige Schwächen aufweist.

Veröffentlicht am 06.01.2018

Gelungener Religionsthriller

Das Jesus-Experiment
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Inhalt: Stellen Sie sich vor, jedes Erlebnis ihres Lebens wird nicht nur als unmittelbare Erinnerung in ihrem Gedächtnis gespeichert sondern hinterlässt eine bleibende Änderung in der Hirnstruktur, die ...

Inhalt: Stellen Sie sich vor, jedes Erlebnis ihres Lebens wird nicht nur als unmittelbare Erinnerung in ihrem Gedächtnis gespeichert sondern hinterlässt eine bleibende Änderung in der Hirnstruktur, die an die Nachfahren vererbt wird. Der Hirnforscher Tom Jennings findet eine Möglichkeit, diese ererbten Erinnerungen nachzuweisen und was noch besser ist, sie als eine Art Filmsequenz auf den Computer übertragen zu können. Eine Technik, die unzählige Möglichkeiten und Vorteile bietet, die aber auch, in den falschen Händen, ein höchst zerstörerisches Potential hat. Jennings, der finanzielle Probleme hat, verkauft seine Technik, die er „Recalls“ nennt, an Lancette, einen Fernsehproduzenten, der in einer möglichst spektakulären Show Erinnerungen an bekannte, verstorbene Persönlichkeiten lebendig werden lassen will. Als Jennings durch einen Ahnenforscher auf eine mögliche bestehende direkte Erblinie von Pontius Pilatus aufmerksam gemacht wird, ergibt sich die Chance auf eine Sensation: Kann durch die Recall-Technik tatsächlich ein Bild von Jesus Christus aufgerufen werden?
Die Möglichkeit, Gedanken zu lesen und in Bilder zu verwandeln bietet aber auch kommerzielle Perspektiven und Jennings, der als Wissenschaftler zu sehr auf die Forschung fokussiert ist, um das Potential und die Gefahr zu erkennen, befindet sich in den Händen von Lancette und zwischen allen Fronten.

Meinung: Zunächst einmal muss man sich auf das Thema einlassen. Zunächst fiel es mir erstaunlich schwer, die postulierte Tatsache der vererbbaren Erinnerungen soweit zu akzeptieren, dass ich die Geschichte als das Lesen konnte, was sie ist: Science Fiction auf Basis bekannter biologisch-genetischer Grundlagen. Roßbach schafft es äußerst geschickt, diese Grundlagen einzuweben: Gleich zu Beginn verweist er auf existierende Studien zu vererbbarem Angstverhalten bei Ratten, dann wieder lässt er seinen Protagonisten eine der Koryphäen der frühen Hirnforschung erwähnen. So habe ich mich nach den ersten Seiten, auf denen ich es noch kategorisch abgelehnt habe, dass so etwas tatsächlich möglich sein könnte, plötzlich gefragt: was wäre wenn…? Und spätestens ab da hatte mich die Geschichte gefesselt. Der Roman hat alles, was ein guter Thriller braucht: Er schafft es, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, sorgt für zahlreiche, oft schwer greifbare Gefahren und Bedrohungen und wächst sich zu einer atemlosen Spannung aus, in der man als Leser jederzeit mit einem neuen Angriff, mit einem neuen Täter rechnet, ohne vorher die „alten“ Bedrohungen richtig verstanden zu haben. Man ist, zusammen mit Jennings dauernd beschäftigt, Verknüpfungen zwischen einzelnen Tätern und Fällen herzustellen um diese Theorien im nächsten Moment wieder zu verwerfen, da sich dauernd ein neues Bild ergibt. Währenddessen begleitet man Jennings zu verschiedenen Fachleuten ihres jeweiligen Gebiets, die zugleich auch dem Leser die nötigen Hintergrundinformationen liefern, eine Technik, mit der es Roßbach mustergültig gelingt, seine sauber recherchierten Fakten zu verweben ohne langatmige Belehrungen und Abhandlungen zu schreiben.
Einige Kritikpunkte gibt es dennoch:
Jennings als Protagonist bleibt leider etwas eindimensional: Er ist stereotyper Forscher. Ein anderer Forscher, der allerdings nur als Nebenperson auftritt, ist da sehr viel plastischer gezeichnet: Der Bibelforscher Pelagrini, der die Ambivalenz zwischen tatsächlichen historischen Fakten und Wissen einerseits und dem Glauben und der christlichen Hoffnung andererseits bewerkstelligen zu scheint und daher auch irgendwie dem Schluss des Romans einen Charakter gibt. Insgesamt ist die Charakterbeschreibung durchwachsen: Es gibt sehr klar gezeichnete Personen (wie zB Pelagrini und auch den Ahnenforscher Casalini), dann wiederum bedient sich Roßbach typischer Klischees: Forschersterotypen, mordende Mönche und geldgierige Investoren, die vor Menschen- und Persönlichkeitsrechten nicht zurückschrecken.
Ein bisschen zu unübersichtlich waren die verschiedenen Verschwörungsstränge: zuerst tauchten FBI und Secret Service auf, um dann für so lange Zeit aus der Geschichte zu verschwinden, dass man sie als Leser schon fast vergessen hat dann wieder Mönche, die alte Papiere studierten und sich gegenseitig niederschlugen. Diese Mönche, die dem Jesuitenorden angehören, stellen mit ihren Riten und uralten Geheimnissen ein absolutes Gegenbild zum wissenschaftlich agierenden Jennings dar. Van Hoogstraat, ein Konkurrent von Jennings, beansprucht die Forschungsergebnisse für sich und paktiert mit einem einflussreichen Medienmogul, um seinerseits Kapital schlagen zu können. Ein Angriff also von allen Seiten, der Leser weiß nicht mehr wem er trauen kann. So weit ganz schön aufgebaut, aber in der Auflösung werden dann einige Stränge scheinbar vergessen oder sehr verkürzt aufgelöst.
Alles in allem ein sehr gelungener Religionsthriller, der unglaublich spannend ist und ein rasantes Thema vorlegt. Die Idee ist wahnsinnig gut und bietet Stoff für so viel, vielleicht ist gerade das das Problem des Romans: Zu viele Themen auf einmal, sodass einiges ein bisschen zu kurz kommt.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Gut, aber anders als erwartet

Blutmale
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Detective Rizzoli wird an Weihnachten zu einem Fall gerufen, bei dem das Opfer zerstückelt wurde. Außerdem finden sich an der Wand Symbole, die auf einen Ritualmord hinweisen. Als die Pathologin Dr Isles ...

Detective Rizzoli wird an Weihnachten zu einem Fall gerufen, bei dem das Opfer zerstückelt wurde. Außerdem finden sich an der Wand Symbole, die auf einen Ritualmord hinweisen. Als die Pathologin Dr Isles bei der Obduktion dann noch feststellt, das die Hand, die gefunden wurde, nicht zum Opfer gehört, wird der Fall mysteriös. Es wird aber noch weitere Morde dauern, bis das Team um Rizzoli und Isles den Hintergrund der Taten verstehen wird und einen kleinenEinblick erhalten wird in ein krankes, größenwahnsinniges Hirn.

Ich habe mir das Buch aus zwei Gründen gekauft: 1. mag ich den Schreibstil von Tess Gerritsen, deren Bücher auch(fast) immer einen spannend konzipierten Fall und logische Handlungsstränge haben. Dies war auch hier der Fall. Das Buch liest sich flüssig, weißt keine unnötigen Längen auf und ist spannend bis zum Schluss. Die Story ist halbwegs plausibel, man muss sich aber auf viele Riten und Mysterien einstellen.Zeitweise bekommt man als Leser einen Schnelldurchlauf aller möglichen obskuren antiken Kulte geliefert, was zwar durchaus eine Rolle bei der Mördersuche spielt, aber auch von anderen Charakteren des Buchs (die eigentlich sehr rational vorgehen) als Erklärung herangezogen wird. Dieser Versuch, die hochphilosophische Frage nach der Herkunft des Bösen zu erklären, wirkt in einem krimi etwas fehl am platz. Zum Glück lassen sich weder die Ermittlerin noch die Pathologin in diese Sektenartige Gemeinschaft mit hineinziehen, auch wenn sie den Mitgliedern mE zu viele Freiheiten während der Ermittlungen gewähren.

Der 2. Grund, warum ich das Buch lesen wollte, war, das ich einen Vergleich zur Fernsehserie haben wollte. Liebe Buchmenschen, ich würde euch jetzt gerne sagen, dass die Verfilmung ja so viel schlechter ist (vorallem weils ja meistens echt so ist), aber ich muss euch enttäuschen. Ich kann nicht sagen, ob die Serie oder die Buchserie besser oder schlechter ist, alles was ich definitiv sagen kann, ist, dass sie ganz anders ist. Wer dieses Buch also liest und die gleichen Charaktere erwartet, wird enttäuscht werden. Sie haben nicht viel gemeinsam außer der Namen. Was abef nicht schlimm ist. Die Charaktere sind stimmig, man versteht, warum sie wie reagieren und leidet mit ihnen mit (in diesem Fall vorallem mit Dr. Isles).
),

Veröffentlicht am 19.12.2017

Intressante Ermittlerin

Hangman. Das Spiel des Mörders (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 2)
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Leseeindruck: Gleich zu Beginn der Leseprobe trifft man während einer Befragung auf die unsympathische Polizeibeamtin Baxter, der man im Laufe der Geschichte jedoch einiges verzeiht, da sie viel durchgemacht ...

Leseeindruck: Gleich zu Beginn der Leseprobe trifft man während einer Befragung auf die unsympathische Polizeibeamtin Baxter, der man im Laufe der Geschichte jedoch einiges verzeiht, da sie viel durchgemacht hat. Sie wird nicht gerade zur Sympathieträgerin und man möchte ihr eigentlich nicht begegnen, aber durch ihre Ehrlichkeit und ihren Sarkasmus, mit der sie anderen Beamten begegnet, liest man sich ihre (Streit-)gespräche sehr gern durch und bewundert sie dafür, dass sie fast immer sagt, was ihr durch den kopf geht.
Der Fall baut auf den Fall im ersten Roman des Autors auf, da es sihc augenscheinlich um einen Nachahmungstäter handelt.

Wie schon in seinem ersten Roman wählt Cole eine sehr anschauliche Sprache, dei sofort einen Film im Kopf des Lesers erzeugt.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Guter Anfang, lässt dann stark nach!

Totengrab
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Das Buch beginnt mit einer Rückblende zum Verschwinden des Sohnes des Ermittlers Solomon Gray. Im nächsten Kapitel wird ebendieser zu einem Fall gerufen, bei dem er den vermeintlichen Selbstmord eines ...

Das Buch beginnt mit einer Rückblende zum Verschwinden des Sohnes des Ermittlers Solomon Gray. Im nächsten Kapitel wird ebendieser zu einem Fall gerufen, bei dem er den vermeintlichen Selbstmord eines Jugendlichen zu untersuchen hat. Schon die gewählte Anordnung dieser ersten beiden Kapitel sorgt dafür, dass sich der Leser genau wie Gray fragt, ob es sich nicht um seinen verschwundenen Sohn handeln könnte, da er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, diesen zu finden oder aber zumindest herauszufinden, was ihm zugestoßen ist. Als dann am Handy des Jungen die Nummer von Gray sowie die Nummer eines Bekannten des Ermittlers gefunden werden, erhärtet sich der Verdacht, der Fall könnte etwas mit der persönlichen Tragödie zu tun haben. Gray, der seit dem Verschwinden seines Sohnes mit Depressionen, Alkoholismus und sozialen Problemen zu kämpfen hat (zusätzlich noch verstärkt durch den Selbstmord seiner Frau), ist durch den Autor so überzeichnet dargestellt, dass es als Leser aber nicht gelingt Mitleid und Verständnis für ihn aufzubringen, wodurch der Roman an Plausibilität verliert.
Was zunächst als starker Fall mit bedrückend persönlicher Beteiligung konzipiert ist, rutscht durch weitere Morde irgendwie in die Absurdität ab. Keiner der Ermittlungsstränge wird konsequent verfolgt, die Kollegen von Gray scheinen irgendwie seine Verwicklung in dem Fall zu vergessen (es wird nicht weiter nachgeforscht, wieso sich die nummer auf dem handy befindet), diecweiteren Morde scheinen planlos und wirken, als hätte der Autor zu viel auf einmal gewollt. Die Aufklärung am Ende geht dann viel zu schnell, das Motiv für die Taten bleibt unplausibel und wirkt konstruiert, die verschiedenen Handlungsstränge werden nicht richtig zusammengeführt. Alles in allem wirkt das Ende überstürzt und vergisst den Leser auf halber Strecke, da das miträtseln und die Tätersuche nicht unterstützt werden.
Sieht man das Buch nur als Auftakt einer Reihe, das hauptsächlich dazu gedacht ist, Charaktere und Hintergrundgeschichten einzuführen, versagt es dahingehend, dass die Charaktere plakativ sind und die Interaktionen unbeholfen und unverständlich.

Es ist sehr schade, dass aus der eigentlich einen spannenden Fall versprechenden Ausgsngssituation nichts gemacht wurde.