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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2025

Fallende Blüten

Onigiri
1


Tochter-Mutter-Geschichten gibt es viele. Hier spielen die Themen Heimat und Identität, Altern und Demenz eine tragende Rolle. Der Roman umfasst mehrere fast schwebende Zeitebenen und ist dennoch geradlinig ...


Tochter-Mutter-Geschichten gibt es viele. Hier spielen die Themen Heimat und Identität, Altern und Demenz eine tragende Rolle. Der Roman umfasst mehrere fast schwebende Zeitebenen und ist dennoch geradlinig erzählt. Tochter und Mutter kranken an schwer fassbaren Symptomen, resultierend aus einer Art Heimatlosigkeit. Die Japanerin Keiko, die Mutter, mittlerweile alt und immer mehr der Demenz verfallen, wirkt rührend kindlich und bedürftig. Die Tochter, nach mehreren Geburten, ausgebrannt und depressiv, möchte eigentlich nur fort von all den Problemen der Mutter, ist aber so stark mit ihr verbunden, dass es ihr selbst gar nicht mehr bewusst ist. Ungeduld, Ablehnung und Verschmelzung, bilden die Art Pattex- Beziehung, die toxisch wirken kann.
Auf ihrer Reise nach Japan, zurück in eine Vergangenheit, deren Bedeutung für die Tochter zunehmend als prägend erkannt wird, findet sich die Liebe wieder ein. Das ist es, was den Roman so berührend macht. Das Verständnis dafür, wie wir geworden sind, was wir sind. Und das Verzeihen.
Ein schöner Text, der in mir noch nachschwingt.

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Veröffentlicht am 11.07.2025

Ehrlich und ungeschönt

Die Frau des Farmers
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Helen Rebanks ist „ die Frau des Farmers“, eine Engländerin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und Kunst studiert hat. Ihr Mann James, ebenfalls vom Lande, hat auch studiert, wollte sein ganzes ...

Helen Rebanks ist „ die Frau des Farmers“, eine Engländerin, die auf einem Bauernhof aufgewachsen ist und Kunst studiert hat. Ihr Mann James, ebenfalls vom Lande, hat auch studiert, wollte sein ganzes Leben aber nie etwas anderes sein als Landwirt. Zusammen meistern sie das Leben als Farmer, haben 4 Kinder, Schafe, Kühe, Hunde und einen Hof, der nachhaltig bewirtschaftet wird. In diesem -ganzen Leben an einem Tag- beschreibt Helen sehr offen und wenig glamourös wie es ist, jeden Tag den Haushalt am Laufen zu halten, für die Kinder zu sorgen, zu renovieren, zu kochen, zu putzen und 1000 Kleinigkeiten auf einem Hof gleichzeitig zu jonglieren. Da bleibt kaum Zeit, um nachzudenken. Die Corona-Zeit gab ihr den Anlass, das, was sie jeden Tag tut zu hinterfragen und aufzuschreiben. Da sich viel im Leben einer Farmersfrau ums Essen dreht, hat sie ihren Bericht mit zahlreichen, deftigen und recht konservativ anmutenden Klassikerrezepten angereichert.
Ich fand die Lektüre sowohl interessant, als auch ermüdend. Die Autorin sagt einmal, sie möchte sich nicht dafür rechtfertigen, die Mutter von 4 Kinder zu sein und Hausfrau, bzw.“die Frau des Farmers“, aber dennoch klingt sie dabei etwas trotzig. Sie tut das, was ihr entspricht und es macht sie zufrieden. Dennoch klingt darin auch Erschöpfung, Frustration und mangelnde Würdigung ihrer selbst. Ganz sicher ist es hart in der heutigen Zeit, genau so zu sein. Umso schöner, wenn das eine Stimme bekommt.
Was mir fehlte, war eindeutig eine Prise Humor, ansonsten solides, sättigendes Lesefutter.

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Veröffentlicht am 07.03.2025

Berlin Harcore

Skin City
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Romina ist eine Romni, aber bei der Polizei, Jaques ist kein Franzose, aber ein schlimmer Finger, Toba ist ein Dieb, aber ein Ehrenmann und Beate hat einfach kein Glück mit den Männern. Mit diesem Personal ...

Romina ist eine Romni, aber bei der Polizei, Jaques ist kein Franzose, aber ein schlimmer Finger, Toba ist ein Dieb, aber ein Ehrenmann und Beate hat einfach kein Glück mit den Männern. Mit diesem Personal serviert der Autor in seinem 4. Kriminalroman eine Berliner Weiße mit ordentlich Schuss. Die Welt der Ganoven, Diebe, Schläger, Kleingartennazis und die einer Alt-Charlottenburger Kunstblase, Wir tanzen mit Friedrich Merz, heizen den Kotti rauf und runter nach Neukölln und sogar in die Neunziger mit hämmerndem Gabba-Techno voll auf Pille geht der wilde Ritt. Mir hat es gut gefallen, auch wenn am Ende vieles schiefgeht. Von Romina und Toba möchte ich gerne mehr hören. Warum der Roman Skin City heißt, hat sich mir nicht erschlossen, aber macht nichts. Gute, schnelle Unterhaltung, ein wenig Berlin Noir und das Cover ist richtig schick.

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Veröffentlicht am 01.03.2025

Witzig und informativ

Wilde Pflanzen essen
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Das Büchlein wurde heute geliefert und schon hab ich‘s in einem Rutsch durchgelesen. Die Zeichnungen sind extrem schön, die Sprache witzig und die Aufteilung sehr sinnhaft und übersichtlich. Wer, die Pflanzen ...

Das Büchlein wurde heute geliefert und schon hab ich‘s in einem Rutsch durchgelesen. Die Zeichnungen sind extrem schön, die Sprache witzig und die Aufteilung sehr sinnhaft und übersichtlich. Wer, die Pflanzen nicht erkennt, kann sich per Code in einer App von Kosmos, kostenlos die dazugehörigen Fotos ansehen. Da hat sich wirklich jemand Mühe gemacht und viel dabei gedacht. Ich freu mich schon auf meinen Douglasien-Saunaaufguss, auf den Fichten Apero, die Brennessel Chips und viele andere tolle Rezepte aus diesem echt kurzweiligen, total ansprechenden Ratgeber. Sowohl für die Wildpflanzenküche, als auch für die Hausapotheke lassen sich hier viele spannende Tipps nachlesen. Die Farben sind toll und Survival Siglinde ist sowieso die Allertollste. Ein Must-Have für alle, die die Natur lieben und Lust auf Ausprobieren haben.

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Veröffentlicht am 16.02.2025

Rechtsdrift

Unter Grund
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Ein Buch, das zur rechten Zeit kommt. Wenn Nazismus wieder hoffähig wird, Antisemitismus, Rassismus offen ausgelebt und nicht länger peinlich ist, brauchen wir schmerzhafte Bücher wie dieses. Eine junge ...

Ein Buch, das zur rechten Zeit kommt. Wenn Nazismus wieder hoffähig wird, Antisemitismus, Rassismus offen ausgelebt und nicht länger peinlich ist, brauchen wir schmerzhafte Bücher wie dieses. Eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen, das nicht dazugehört, nicht brillant und nicht dumm, den toten Vater vermissend, der Mutter entfremdet, findet sie neue Freunde und Zugehörigkeit bei einer Clique von Neonazis. Es ist ganz leicht, hier mitzumachen, einfach zu fließen im Strom der Aggressivität, der Gewalt, der Gleichgültigkeit. Franka hat Wut in sich und Scham und es gibt nicht viel Freude in ihrem Leben. Die neuen Freunde Janna und Patrick erscheinen ihr bewundernswert, weil sie so genau zu wissen scheinen, wo es langgeht. Und auch wenn Franka eigentlich nicht wirklich mit dem Herzen dabei ist, hier kann sie wenigstens dazugehören. Das Schlimmste dabei ist, dass nie wirklich gesprochen wird. Sie ist und bleibt allein mit ihrem Elend und fast geht das sehr böse aus. Mir hat es gut gefallen, dass es glaubhaft ist, dass manchmal einfach die Gelegenheit Diebe macht. Dass es nicht immer das abgrundtief Böse ist, sondern eher der ganz normale Frust, der zum Wahnsinn verleitet. Vor allem die Jungen. Ganz gruselig ist die tiefe Verwurzelung des braunen Sumpfes im Dorf. Ein Morast, der einfach niemals trocken gelegt wurde.

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