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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2023

Genauso!

Das Ich im Du
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Ein schönes, hilfreiches, gut gestaltetes Buch. Ratgeber zum Thema Beziehung gibt es wie Sand am Meer. Die Prämisse, eine erfüllte, glückliche Liebesbeziehung auf Augenhöhe zu führen, wenn wir nur dies, ...

Ein schönes, hilfreiches, gut gestaltetes Buch. Ratgeber zum Thema Beziehung gibt es wie Sand am Meer. Die Prämisse, eine erfüllte, glückliche Liebesbeziehung auf Augenhöhe zu führen, wenn wir nur dies, das und jenes „richtig“ machen ist allein schon ziemlicher Quatsch. Es ist klar, dass Beziehung nichts ist, was wir uns mit Wohlverhalten kaufen können. Und es ist auch nicht so, dass man es nur verstehen muss, dann klappt es schon. Nein! Es ist Arbeit und zwar kontinuierlich. Mir gefällt die Ehrlichkeit, der Bezug zum eigenen Leben der AutorInnen. Die Glaubenssatz-Arbeit ist sicher ein guter Schlüssel zur Lösung so manches Beziehungsproblems. Das Thema Gleichberechtigung im Besonderen hat mir mit am besten gefallen. Denn sie ist so unglaublich schwierig, vor allem wenn ein Paar Kinder hat. „Das Ich im Du“ ist sicher keine leichte Übung. Aber ich bin sicher, wenn man sich darauf einlässt, kann es eine wirklich gute Unterstützung sein. Zudem ist de Ratgeber gut zu lesen und angenehm strukturiert.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Für alle

Ent-Eltert euch!
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Eltern hat ja nun jeder/ jede. Deshalb ist die Zielgruppe dieses Ratgebers riesig. Denn wer von uns ist nicht auf irgendeine Art traumatisiert aus seiner Kindheit hervorgegangen. Wer hat sich wirklich ...

Eltern hat ja nun jeder/ jede. Deshalb ist die Zielgruppe dieses Ratgebers riesig. Denn wer von uns ist nicht auf irgendeine Art traumatisiert aus seiner Kindheit hervorgegangen. Wer hat sich wirklich erwachsen, dem Leben gestellt? Gerade wenn man selbst Kinder hat, oder bekommen will, ist es grundlegend wichtig, sich seinen Schatten zu stellen. Und genau darum geht es beim ent-eltern.
Die Autoren geben Fallbeispiele, die Triggersituationen zeigen, stellen Zusammenhänge her und klären auf, was zu tun und zu verstehen ist. Nicht immer fand ich die Gliederung und Reihenfolge stimmig, aber wer willens ist, kann hier viel mitnehmen. Ein wichtiges, geradezu universelles Thema, verständlich aufbereitet. Sicher ersetzt es keine Therapie, kann aber durchaus helfen, den einen oder anderen Beziehungsfallstrick zu lösen.
Auf geht‘s.

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Prokrastination für Fortgeschrittene

Kleine Probleme
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Lars beim Spinnen seiner Gedankenschleifen, beim konsequentem Nicht-Handeln zuzusehen, tut weh. Und es ist witzig. Bisweilen genial-komisch, traurig, enervierend. Aber gut. Unfassbar, wie es die Autorin ...

Lars beim Spinnen seiner Gedankenschleifen, beim konsequentem Nicht-Handeln zuzusehen, tut weh. Und es ist witzig. Bisweilen genial-komisch, traurig, enervierend. Aber gut. Unfassbar, wie es die Autorin schafft, dieses Nicht-Tun fast zenartig zu beschreiben. Lars zieht es durch, sein ganzes Leben schon: er bringt einfach nichts zum Ende, versackt im „Wollen“, in großen Ideen vom perfekten Roman, dem Fünfstern-Menü, ohne jemals einen Stift oder einen Kochlöffel in die Hand zu nehmen. Und dann, eines Tages kurz vor Silvester gibt es diese vertrackte Alles-Oder-Nichts-Situation. Lars wird sie verlieren, die „beste Ehefrau von allen“, wenn es ihm nicht gelingt an diesem einen Tag bis Mitternacht einen 10-Punkte Plan abzuarbeiten. Noch dazu stehen schier unlösbare Aufgaben bevor. „Es gut machen,“ zum Beispiel. Wie soll er das schaffen?
Kleine Probleme sind in Wirklichkeit riesig. Und der Spaß bei Lesen, der ist es auch.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Lesenswerter Alptraum

Sekunden der Gnade
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Denis Lehane hat mit diesem Roman ein klares Anliegen: er möchte die Hintergründe von Gewalt und Rassismus ergründen. Es ist leicht, zu urteilen, aber schwer, zu verstehen, warum Menschen -scheinbar grundlos- ...

Denis Lehane hat mit diesem Roman ein klares Anliegen: er möchte die Hintergründe von Gewalt und Rassismus ergründen. Es ist leicht, zu urteilen, aber schwer, zu verstehen, warum Menschen -scheinbar grundlos- grausam und rassistisch denken und handeln. In „Sekunden der Gnade“ ( eine mir unverständliche Übersetzung des Originaltitels „Small mercies“) führt uns der Autor ins Boston der 1974 er. Im irischen Viertel kocht das Blut, teils wegen der Hitze, teils angesichts der angekündigten Busse. Die Rassentrennung soll nun auch an den Schulen ganz praktisch aufgehoben werden. Dazu werden Schüler von „schwarzen“ Schulen auf „weiße“ zwangsverteilt und umgekehrt. Im“Southie-Viertel“ gärt die rassistische Empörung. Mit einer Frau, die nichts mehr zu verlieren hat, der gnadenlosen Rächerin Mary Pat, schafft Lehane eine Antiheldin, die ihren persönlichen High Noon durchzieht: Koste es, was es wolle. Mary Pag ist brutal, streetsmart und äußerst effektiv. Und sie lässt nachfühlen, wie es geschehen kann, dass wir verrohen, verzweifeln und warum Gewalt immer weitere Gewalt erzeugt. Ein lesenswerter Alptraum.

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Veröffentlicht am 30.07.2023

Ganz großes Kino

Treacle Walker
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Ich kannte den Verfasser bisher nicht und war natürlich sehr gespannt. Im Klappentext spricht Philip Pulman, selbst ein Superstar in der Szene, von Alan Garner als dem „wichtigsten britischen Fantasyautor ...

Ich kannte den Verfasser bisher nicht und war natürlich sehr gespannt. Im Klappentext spricht Philip Pulman, selbst ein Superstar in der Szene, von Alan Garner als dem „wichtigsten britischen Fantasyautor seit Tolkien“.
Das ist schon mal ein Brett. Erstaunt war ich von der geringen Seitenzahl des Büchleins, das Genre ist ja ansonsten für dicke Wälzer bekannt, am besten noch Mehrteiler, bekannt. Der Lumpensammler, der titelgebende „ Treacle Walker“ wird in 158 schmalen Blättern erzählt und jedes Wort hat Gewicht. Ich bin sehr versucht, mir das Original zu holen, denn Wortspiele, wie sie hier häufig vorkommen sind nunmal schwer 1:1 zu übersetzen. Die Geschichte um den jungen Joe, der einsam in einem Haus auf einem Berg lebt, böse Comics liest und nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint, hat mich sofort in ihren Bann gezogen: ein Märchen, eine Fabel, ein Mysterium. Das „Jetzt“ existiert auf mehreren Ebenen und ist grundverschieden und doch immer ähnlich. Joe, ein naives Kind wirkt gleichzeitig wie ein Erwachsener, der sich weigert Magie anzuerkennen, selbst wenn sie ihn an den Haaren packt. Der Treacle Walker ist ein Freund sein oder doch eher eine Bedrohung? Nicht umsonst bekommt der Junge ein „Auge“, das ihm eine andere Wahrnehmung ermöglicht. Das ist jedoch nicht ungefährlich. Phantasie und Realität zu trennen erscheint notwendig, aber nicht immer sinnvoll. Die Geschichte zu ergründen, macht Spaß. Nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen möchte das Buch gelesen werden.
Ein Interview mit dem Autor zu seinem Alterswerk fand ich sehr erhellend. Er sagte, er habe beim Schreiben versucht, sein Alltagsbewusstsein komplett auszuschalten. Seiner Meinung nach kommen originelle Ideen ausschließlich aus dem Unterbewussten. Der Verstand stört da nur.
Ich denke, in diesen Text kann viel hineininterpretiert werden, er kann irritieren, sogar verärgern, weil er die LeserIn so verwirrt, an vielen Rezensionen sehe ich genau das. Aber er kann genauso gut bezaubern und inspirieren. Ich habe mich für Letzteres entschieden.

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