Ein erschütternder Blick in die Abgründe der Menschheit
Protokoll eines Verschwindens„Protokoll eines Verschwindens“ von Alexander Rupflin erzählt die wahre Geschichte des Brasilianers Gabriel, der in Hamburg spurlos verschwindet. Seine Schwester Isabella kämpft verzweifelt darum, die ...
„Protokoll eines Verschwindens“ von Alexander Rupflin erzählt die wahre Geschichte des Brasilianers Gabriel, der in Hamburg spurlos verschwindet. Seine Schwester Isabella kämpft verzweifelt darum, die Polizei zu überzeugen, dass ihr Bruder nicht freiwillig verschwunden ist. Zugleich verfolgt der Leser das Leben von Fabio, dem Täter, der sein Verbrechen über Monate hinweg verbirgt und versucht, seinen Alltag wie gewohnt fortzuführen.
Rupflin gelingt es auf beeindruckende Weise, nahe an den Beteiligten zu bleiben. Sein Bericht wirkt wie eine literarische Reportage, die trotz fiktionaler Elemente die Realität spürbar macht. Besonders eindringlich sind die Einblicke in die Psyche des Täters und die Gedanken der Angehörigen, die zwischen Hoffnung, Ohnmacht und Trauer schwanken. Der Autor scheut sich nicht, die menschliche Seite aller Beteiligten zu zeigen, ohne die Grausamkeit der Tat zu verharmlosen.
Das Buch vermittelt, wie eng Täter und Opfer oft miteinander verbunden sind und wie sehr Verdrängung, Leugnung und Schuldgefühle die Ereignisse prägen. Rupflins Sprache ist klar, sachlich und dennoch zutiefst berührend, sodass man die Geschehnisse fast selbst miterlebt.
„Protokoll eines Verschwindens“ ist ein intensives, erschütterndes Buch, das weit über die übliche True-Crime-Lektüre hinausgeht. Es fordert emotionale Aufmerksamkeit, öffnet die Augen für menschliche Abgründe und bleibt lange im Gedächtnis. Ein Buch für alle, die sich auf eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Realität hinter Verbrechen einlassen möchten.