Profilbild von Clara

Clara

Lesejury Star
offline

Clara ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clara über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.01.2023

Endlich Neues aus Fjällbacka

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
0

Als ich in der Verlagsvorschau gesehen habe, dass Camilla Läckberg einen 11. Fjällbacka Krimi geschrieben hat, war ich super überrascht und erfreut. Da sie sich in den letzten Jahren anderen Schreibprojekten ...

Als ich in der Verlagsvorschau gesehen habe, dass Camilla Läckberg einen 11. Fjällbacka Krimi geschrieben hat, war ich super überrascht und erfreut. Da sie sich in den letzten Jahren anderen Schreibprojekten gewidmet hat, dachte ich, diese Reihe sei abgeschlossen.
Es war also klar, dass ich „Kuckuckskinder“ direkt lesen muss.
Zunächst dauerte es ein paar Seiten, bis ich mich in der Geschichte zurechtfand. Dies lag daran, dass die Autorin in sehr kurzen Abständen zwischen den Charakteren hin und her wechselt. In der Regel alle 2 bis 4 Seiten. Diese Wechsel sind nicht gekennzeichnet, nach einer einfachen Leerzeile geht es direkt weiter. Deswegen muss man sich am Anfang besonders konzentrieren, um den Überblick zu behalten. Hat man die Personen und deren Namen erst einmal verinnerlicht, gelingt die Orientierung mühelos.
Dieser Fall findet im unmittelbaren Umfeld von Kriminalpolizist Patrik und seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Erica, statt. An einem Abend feiern sie noch unbeschwert als Gäste auf einer goldenen Hochzeit und am nächsten Morgen wird eine Leiche gefunden. Das Mordopfer Rolf war auch zur Feier eingeladen, hatte aber abgesagt. Nur kurz danach gibt es in genau diesem Freundeskreis ein weiteres Massaker.
Während das Team um Patrik die Ermittlungen aufnimmt, reist Erica nach Stockholm um für ihr neues Buch zu recherchieren. Thema ist der Mord an Lola und ihrer Tochter Pytte in den 80er Jahren, die damals ebenfalls mit Rolf und seiner Clique befreundet war.
Grundsätzlich ist „Kuckuckskinder“ ein ruhiger Krimi, teilweise eher ein Familienroman. Trotzdem gelingt es der Autorin, eine konstante Spannung Aufrecht zu erhalten. Sie ermöglicht ihren Lesern, eine Beziehung zu den Charakteren aufzubauen. Insbesondere die Rückblenden zu Lola fand ich extrem fesselnd. Sie und Pytte sind so liebenswerte und interessante Menschen, dass man es kaum fassen kann, dass ihnen so ein schreckliches Schicksal widerfahren ist.
Der Freundeskreis, bestehend aus Leuten aus der Kunstszene, ist bei Weitem weniger sympathisch. Diese Menschen halten sich für besonders privilegiert und macht fast ein wenig Spaß zu sehen, wie die nach außen so enge Freundschaft, mit jeder schmutzigen Enthüllung mehr auseinander fällt.
Der Schluss von „Kuckuckskinder“ hat es wirklich in sich. Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt und auch die Erschütterung beim Leser über den sinnlosen Tod von Lola.
Camilla Läckberg ist ein toller Krimi über Geheimnisse, die einen irgendwann einholen, gelungen.
Auch das Privatleben von Erica und Patrik nimmt eine neue Wendung und ich bin frohen Mutes, dass ein weiterer Band geplant ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2022

Ein weiterer spannender Grenzfall

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
0

Der zweite Grenzfall „Ihr Schrei in der Nacht“ legt in Sachen Spannung die Messlatte noch einmal höher.
Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich verschwinden mehrere junge Menschen. Anna Schneider ...

Der zweite Grenzfall „Ihr Schrei in der Nacht“ legt in Sachen Spannung die Messlatte noch einmal höher.
Sowohl in Deutschland, als auch in Österreich verschwinden mehrere junge Menschen. Anna Schneider schafft einen komplexen Fall, in den viele Personen involviert sind und der wirklich lange undurchsichtig bleibt. Die entführten Leute kennen sich teilweise noch nicht einmal und man kann sich zunächst kein Motiv vorstellen. Den Täter konnte ich auf den letzten 100 Seiten erahnen, aber die Gründe lernte ich erst gemeinsam mit den Ermittlern.
Im Vergleich zu Band 1 liegt der Fokus diesmal auf Alexa und dem Team Deutschland. Sowohl vom Seitenumfang her, als auch von der Entwicklung des Falls. Natürlich gibt es auch Kapitel aus Krammers Sicht, die hauptsächlich ihn dabei zeigen, wie er sich in Theorien verbeißt. Was ich vermisst habe, war die Zusammenarbeit der beiden Teams. Das Buch hat 400 Seiten und erst auf den letzten 50 treffen sich Alexa und Krammer, Hier wünsche ich mir für Band 3 wieder mehr Interaktionen.
Alexa wird immer mehr zur Sympathieträgerin und es ist schön zu sehen, wie sie sich in der neuen Heimat einlebt und Freundschaften schließt. Mit Hund Oskar wurde ein neuer Partner eingeführt und dieses große, liebenswerte Tier ist eine tolle Ergänzung.
Auch gut gefallen haben mir die Kapitel aus Sicht der Entführungsopfer, da man sie so besser kennenlernen konnte.
„Ihr Schrei in der Nacht“ überrascht mit graphischer Darstellung von Brutalität und ich war über die Skrupellosigkeit des Täters richtig schockiert.
Bis jetzt finde ich die „Grenzfall“ Reihe sehr gelungen und lesenswert. Ich freue mich, dass es schon bald mit Fall 3 weitergeht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2022

Krimi mit Schwachstellen

Was wir verbergen
0

„Was wir verbergen“ ist der zweite Band von Arttu Tuominens Krimiserie, die in sich abgeschlossen ist.
Finnland wird von einem religiösen Fanatiker heimgesucht, der sich selbst „Der Gesandte“ nennt und ...

„Was wir verbergen“ ist der zweite Band von Arttu Tuominens Krimiserie, die in sich abgeschlossen ist.
Finnland wird von einem religiösen Fanatiker heimgesucht, der sich selbst „Der Gesandte“ nennt und vorgibt, im Namen Gottes die Welt von Homosexuellen zu reinigen. Nach einem sehr brutalen Anschlag auf einen Nachtclub sendet der Täter mehrere Videobotschaften und versetzt die Polizei in Daueralarmbereitschaft.
Die Bevölkerung ist gespalten, es kommt zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Stimmung unter den Bürgern bekommt fast genauso viel Raum, wie der Attentäter selbst. Einerseits ist es erschreckend, dass ganz Europa mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. Die homophoben Aussagen mit denen die Menschen gegeneinander aufgewiegelt werden, könnten genauso in Deutschland fallen. Das Buch ist thematisch also sehr aktuell. Mir war es teilweise zu dicht an der Realität. Wenn ich Demonstrationen, Hass und Ausschreitungen sehen will, muss ich nur den Fernseher einschalten. In einem Buch, welches ich zur Entspannung lese, brauche ich eigentlich keine Fortsetzung der Nachrichten.
Sehr fesselnd fand ich die Kapitel aus Sicht des Gesandten, leider waren sie viel zu kurz.
Überwiegend geht es um die Ratlosigkeit der Polizei, die Stimmung in Internetforen und auf der Straße sowie eine Gang von Neonazis. Einiges hat mit dem eigentlichen Fall zwar nichts zu tun, aber füllt es füllt die Seiten.
Die beiden Hauptermittler die Kommissare Paloviita und Oksman. Während ich Paloviita im Verlauf der Geschichte ganz gut kennenlernen konnte, blieb Oksmann eher blass für mich. Es kam mir teilweise so vor, als wenn der Autor unbedingt einen queeren Charakter einbauen wollte und dann nichts mit ihm anzufangen wusste. Ich finde auch, dass seine Identitätskrise und die Angst, unfreiwillig geoutet zu werden, genügt hätten. Warum musste er zusätzlich auch noch eine Zwangsstörung und eine Sozialphobie verpasst bekommen, dass fand ich zu viel auf einmal. Hinzu kommt Oksmanns sehr unleidliche Art, durch die es schwer fällt, Sympathien für ihn zu entwickeln, dies gelang mir so richtig erst im Epilog.
Oft habe ich in „Was wir verbergen“ Spannung vermisst. Gegen Ende macht der Autor in dieser Hinsicht alles wieder wett, denn die letzten Kapitel sind wirklich richtig fesselnd.
Trotzdem bin ich mit der Auflösung eher unzufrieden. Nachdem die Polizei lange im Dunkeln getappt ist, konnte spontan alles aufgelöst werden, da Oksmann ein paar „Eingebungen“ hatte. Das war mir etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Auch gab es für mich keine zufriedenstellende Erklärung der Tätermotivation. „Schwere Kindheit“ finde ich als Begründung zu ausgelutscht und vereinfacht.
Das Haus des Täters ist eine komplette Müllhalde. Hierzu gibt es weder eine Erklärung, noch hat es irgendeine Relevanz. Scheinbar sollten nur ein paar „Ekel-Schocker“ kreiert werden.
Für mich war „Was wir verbergen“ nicht richtig ausgegoren. Das Buch war okay, aber es gibt zur Zeit deutlich bessere neue Krimis, so dass ich diese Reihe nicht weiterverfolgen werde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.12.2022

Kurzweiliges Melodrama

Gut Erlensee - Margaretas Traum
0

Die Großfamilie Lamprecht muss mit vielen Veränderungen zurechtkommen. Einst waren sie gutsituierte Bürger, doch nun steht das Familienunternehmen kurz vor dem Bankrott und der Gutshof wirft kaum genug ...

Die Großfamilie Lamprecht muss mit vielen Veränderungen zurechtkommen. Einst waren sie gutsituierte Bürger, doch nun steht das Familienunternehmen kurz vor dem Bankrott und der Gutshof wirft kaum genug zum Überleben ab.
Während die vier Kinder und die Großmutter allesamt sehr fortschrittliche Menschen sind, hängen die Eltern an den Normen des frühen 19, Jahrhunderts.
Wohlstand, Ansehen und Etikette sind alles, was für sie zählt. Frauen gehören an die Seite eines Mannes. So sind permanente Streitigkeiten zwischen den Generationen vorprogrammiert. Im ersten Teil der „Gut Erlensee“ Saga liegt der Fokus auf Margareta, die auch namensgebend für den Untertitel „Margaretas Traum“ ist.
Während des Krieges hat sie in der Druckerei gearbeitet und kann sich nicht daran gewöhnen, dass ihr Vater in ihr nur ein Dummchen sieht, das in der Firma nicht mehr willkommen ist. Schlimmer noch, um die Druckerei zu retten, erwarten ihre Eltern, dass sie den wohlhabenden Egon Rapp heiratet, dabei hat sie sich längst in den mittellosen Konrad verliebt.
Die Gefühlswelt der Protagonisten erlebt ein Extrem nach dem anderen. Liebe, Verlust, Zerrissenheit, Hoffnungslosigkeit... die Dialoge tropfen dabei manches Mal geradezu von Dramatik und genau diese Übertreibungen sorgen dafür, dass „Gut Erlensee“ zu einem kurzweiligen Schmöker wird, der mich richtig gut unterhalten hat.
Von den schrecklichen Eltern einmal abgesehen, sind die Charaktere sehr sympathisch. Alle Geschwister haben unterschiedliche Wesenszüge. Gregor hat mit seinen Kriegstraumata zu kämpfen. Margareta ist die Verantwortungsbewusste, Marilla die Optimistin und das Nesthäckchen Clara ist einfach nur ein Sonnenschein. Auch die Großmutter mit ihrer unkomplizierten, zupackenden Art, muss man einfach mögen.
Margaretas Kampf und ihre Zerrissenheit war für mich sehr nachvollziehbar. Einerseits möchte sie ihr Leben nach ihren Wünschen gestalten, andererseits fühlt sie sich verpflichtet, ihrer Familie zu neuem Wohlstand zu verhelfen und dafür eine arrangierte Ehe einzugehen.
Die Autorin spart nicht damit, ihren Protagonisten Steine in den Weg zu legen. Natürlich hofft und ahnt man, dass am Ende alles auf die eine oder andere Art gut wird. Auf dem Weg zum Ziel bieten sich verschiedene Optionen und es ist nicht eindeutig, wie es ausgehen wird, dadurch bleibt der Roman spannend.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich freue mich auf weitere Abenteuer von Gut Erlensee.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.12.2022

Tragödie in Schweden

Kalt und still
0

Schon das Wort Polarkreiskrimi prädestiniert „Kalt und still“ um in der vierten Jahreszeit gelesen zu werden. Bei der Beschreibung von Temperaturen um minus 20 Grad und mehr, erscheint einem der deutsche ...

Schon das Wort Polarkreiskrimi prädestiniert „Kalt und still“ um in der vierten Jahreszeit gelesen zu werden. Bei der Beschreibung von Temperaturen um minus 20 Grad und mehr, erscheint einem der deutsche Winter plötzlich ziemlich harmlos.
Der Krimi trägt den Untertitel „Der erste Fall für Hanna Ahlander“, dabei ist Hanna zunächst einmal ein Charakter von vielen. In kurzen Kapiteln springt die Handlung zwischen unterschiedlichen Personen hin und her.
Da sind neben Hanna, die Teenager Amanda und Ebba, Amandas Eltern und der Polizist Daniel. Trotz der Vielzahl der Personen und den unterschiedlichen Problemen ist die Handlung zu keiner Zeit verwirrend und ich konnte mühelos den Überblick behalten.
Hanna trägt einige Päckchen mit sich herum. Vom Freund betrogen und von der Arbeitsstelle herausgemobbt, treibt sie ohne Ziel durch die Gegend. Sie ist ein Mensch, der auf mich sehr liebenswert und gewissenhaft wirkt und man ärgert sich, dass ihr so viel Unrecht widerfährt. Manchmal möchte man sie wegen ihrer kopflosen Alleingänge allerdings auch schütteln.
Generell fiel es mir leicht, die Charaktere zu mögen. Die Stimmung in dem kleinen Polizeirevier ist familiär und freundschaftlich. Man fühlt sich dort wohl, obwohl gerade ein Verbrechen passiert ist. Viveca Sten bietet genau die richtige Mischung aus Einblicken ins Privatleben und Ermittlungsarbeit um die Protagonisten kennenzulernen und Sympathien zu entwickeln.
Der Mord selbst ist unblutig und dennoch von einer schockierenden Brutalität. Alles an diesem Fall ist mysteriös und man muss einfach immer weiter lesen.
Die Autorin lässt in 500 Seiten keinen Moment der Langeweile aufkommen. Zum Schluss geht der Krimi richtig unter die Haut, da die Verkettung von Tragödien sehr betroffen macht. Ich fand „Kalt und still“ sehr gelungen und hoffe, dass weitere Bände in Deutschland erscheinen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere