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Veröffentlicht am 03.04.2022

Grandiose Reihe

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Nachdem ich den zweiten Band von „Polizeiärztin Magda Fuchs“ bereits mit 5 Sternen bewertet hatte, müsste ich Teil drei eigentlich 6 Sterne geben!

„Das Leben, ein wilder Tanz“ wirft den Leser ab der ...

Nachdem ich den zweiten Band von „Polizeiärztin Magda Fuchs“ bereits mit 5 Sternen bewertet hatte, müsste ich Teil drei eigentlich 6 Sterne geben!

„Das Leben, ein wilder Tanz“ wirft den Leser ab der ersten Seite mitten ins Geschehen. Die Bücher bauen aufeinander auf und ich empfehle in jedem Fall, die Vorgänger zuerst zu lesen.
Die Handlung konzentriert sich mittlerweile hauptsächlich auf Magda und Celia, Doris treffen wir nur noch in kurzen Sequenzen.
Lernten wir Celia im ersten Band als naives junges Mädchen kennen, beeindruckt sie nun ein ums andere Mal mit ihrer Selbständigkeit und ihrer Charakterstärke. Als Millionärsgattin und junge Mutter könnte sie sich eigentlich zurücklehnen, stattdessen plant sie den Bau eines Mietshauses, koordiniert eine Pension und studiert Medizin. Für eine Frau in den 1920er Jahren ist sie eine überaus moderne Person.
Auch Magda hat sich zu einem Charakter entwickelt, den man einfach gerne haben muss. Sie wirkt oft so viel älter und ernster, als sie tatsächlich ist und deswegen sind die Momente, in denen sie mit ihrem Mann Kuno tanzen oder spazieren geht sehr gelungene Einschübe, die ein wenig Leichtigkeit in die ansonsten oft düstere Handlung bringen. Generell finde ich Umgang zwischen Magda und Kuno sehr liebevoll und habe mich immer sehr gefreut, dass Ehepaar in privaten Situation zu erleben.
Dieses Mal fand ich auch den Titel Polizeiärztin wieder passend, denn es gibt tatsächlich einen Kriminalfall, der sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht und Magdas und Celias Geschichte verbindet.
Geheime Sexclubs, Prostitution, Hehlerei, Gewalt und Mord – das Autorenduo wartet mit einer Vielzahl von Abgründen auf und skizziert die weniger schillernden Seiten der goldenen 20er.
Interessant und fast schon kurios lesen sich die damaligen begrenzten Möglichkeiten sowohl bei der Polizeiarbeit als auch in der Medizin. Es gab keine DNA Analysen, mit denen man Verwandtschaften mal eben feststellen konnte, oftmals mussten die Kommissare ihre Ermittlungen einfach auf Annahmen stützen.
Auch die Psychologie war zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen und den Menschen blieb nichts anderes übrig, als machtlos das Leiden ihrer Angehörigen hinzunehmen.
Die Kapitel in diesem Roman sind lang aber durch die Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Charakteren trotzdem sehr kurzweilig.
Neben Magda, Kuno und Celia habe ich auch ganz besonders den Butler Bergmann in mein Herz geschlossen. Ein sympathischer und freundlicher Mann mit so vielen Geheimnissen, dass er der Star in einem eigenen Buch sein könnte.
Sehr gefallen hat mir auch die hoffnungsvolle Aufbruchstimmung am Ende des Buches. Unsere Protagonisten haben eine Etappe ihrer Reise erreicht, aber so viel Neues wartet auf sie. Diese Reihe hat sich kontinuierlich von Buch zu Buch gesteigert. Obwohl mir der Auftakt schon gut gefallen hatte, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass es mir einmal so schwer fallen wird, mich von den Charakteren zu verabschieden. Würde es noch einen Band 4 und 5 geben, würde ich sie mit Freude lesen!

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Drei Geschichten

Das Stranddistelhaus
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In „Das Stranddistelhaus“ erzählt Lina Behrens gleich drei verschiedene Geschichten.
1933 versucht Silvia ihren Mann, den kritischen Journalisten Joachim, vor den Nazis zu beschützen und flieht mit ihm ...

In „Das Stranddistelhaus“ erzählt Lina Behrens gleich drei verschiedene Geschichten.
1933 versucht Silvia ihren Mann, den kritischen Journalisten Joachim, vor den Nazis zu beschützen und flieht mit ihm nach Spiekeroog.
In den 60er Jahren lebt Viola ein ziemlich einsames Leben auf eben dieser Nordseeinsel. Sie kümmert sich um ihre Mutter, die Krebs im Endstadium hat und ist unglücklich in ihren älteren, verheirateten Chef verliebt, mit dem sie ein Verhältnis hat.
Der dritte Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Rieke wird von ihrem Mann verlassen und erleidet einen Hörsturz. Bei der Renovierung ihres seit Jahren vernachlässigtem Strandhauses hofft sie, auf andere Gedanken zu kommen.
Durch die komplett unterschiedlichen Geschichten liest sich der Roman sehr kurzweilig und abwechslungsreich, auch über eine längere Zeit hinweg.
Was mich erst etwas gestört hat war, dass die Handlungsstränge im Grunde komplett unabhängig von einander sind. Bei zweien kristallisiert sich gegen Ende eine Verbindung heraus, für die Handlung selbst ist diese allerdings bedeutungslos.
Letztendlich vereint der Roman drei Kurzgeschichten. Wenn man sich damit angefreundet hat, findet man ein ausgesprochen lesenswertes Buch.
Die Idylle auf dem Cover mag täuschen, denn hier kommen durchaus ernste Themen auf den Tisch. Die Protagonisten müssen einiges durchmachen und lernen, dass ein erfülltes Leben nicht unbedingt das typische Familienmodell bedeutet.
Lina Behrens scheut nicht davor, ihren Charakteren ein Bilderbuch Happy-End zu verwehren. Genau deswegen wirken die Geschichten so authentisch. Besonders bewegt haben mich die Kapitel über Silvia, die buchstäblich um Leben und Tod kämpft. Die Probleme der beiden anderen Frauen wirken im direkten Vergleich etwas banaler.
Ich habe alle drei Frauen sehr gerne begleitet. Die Insel Spiekeroog wird so wunderbar beschrieben, dass sich beim Lesen Meerweh einstellt.
Ich fand „Das Stranddistelhaus“ sehr gut gelungen und bin froh, zu diesem Buch gegriffen zu haben.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Dysfunktionale Familie

Zwischen Himmel und Meer
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Vanja, Sally und Josefin – Großmutter, Mutter und Tochter. Drei Frauen einer Familie, die vor allem eine Parallele haben, die Töchter haben keinen Kontakt zu ihrer Mutter.
Während der Grund bei Sally ...

Vanja, Sally und Josefin – Großmutter, Mutter und Tochter. Drei Frauen einer Familie, die vor allem eine Parallele haben, die Töchter haben keinen Kontakt zu ihrer Mutter.
Während der Grund bei Sally und Josefin von Anfang an klar benannt wird, ist die Ursache für das nicht existierende Verhältnis zwischen Vanja und Sally komplexer und bleibt für lange Zeit des Romans ein Mysterium, dass den Leser neugierig macht und welches man gerne ergründen möchte.
Sowohl das Cover als auch der Titel von „Zwischen Himmel und Meer“ gaukeln dem Leser einen Wohlfühlroman vor. Von diesem Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen, denn die Geschichte hat durchaus mehr Tiefgang, als man auf den ersten Blick erwartet. Die Stimmung ist angespannt und die familiären Zerwürfnisse haben für viele angestaute Emotionen gesorgt, die nun an die Oberfläche kommen, da alle drei Frauen nach Jahren der Distanz im selben Ort leben.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Vanja, Sally und Josefin. Interessant fand ich alle drei Charaktere, sympathisch war mir zunächst einmal vor allem Josefin. Die anderen beiden wirken grundsätzlich nett aber mir fällt es schwer, Verständnis dafür aufzubringen, warum man sich von seiner Tochter abwendet.
Sally zu verzeihen fiel mir noch relativ leicht, da sie ihr Verhalten bedauert und nachvollziehbar erklärt. Über Vanja hingegen konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln und je länger ich las, desto unmöglicher fand ich ihre Einstellung gegenüber ihrer Tochter.
Diese Geschichte ist durchgängig eher düster. Neben den familiären Problemen haben die Protagonisten mit Trauer, Geldsorgen, Existenzängsten und der allgemeinem Suche nach einem Platz im Leben zu kämpfen.
Es sind Probleme, die sich real anfühlen, die Menschen in dieser oder ähnlicher Form tatsächlich haben. Es ist dadurch allerdings kein Buch, welches den Leser aufmuntert oder bei der man besonders gut entspannen kann. Ich fand eher, dass mich der Roman irgendwie runterzieht, auch wenn mir das Setting in Schweden und das beschriebene Landleben sehr gut gefallen haben. Auch den Schreibstil von Anna Fredriksson mochte ich grundsätzlich gerne. Die Kapitel hatten eine angenehme Länge und obwohl die Handlung stellenweise eher ruhig ist, lässt sich das Buch gut lesen ohne dass Langeweile aufkommt.
Der Klappentext hatte mir ein wenig etwas anderes suggeriert, war ich doch insbesondere auf das Bed & Breakfast gespannt, da ich selber gerne eine kleine Pension hätte. Hier muss man ein wenig Geduld mitbringen, denn so richtig wird es in dieser Sicht wohl erst in der Fortsetzung der Buchreihe weitergehen.
„Zwischen Himmel und Meer“ war komplett anders als ich es mir vorgestellt hatte und doch auf seine Art ein Roman, der durchaus lesenswert ist. Ich denke, dass ich auch Band 2 lesen werde.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Richtig guter Arztroman

Die Landärztin - Aufbruch in ein neues Leben
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Auf „Die Landärztin“ von Felicia Otten bin ich durch das Cover in knalligen Farben aufmerksam geworden. Die Narzissen am Bildrand strahlen Frühlingsstimmung aus und passen somit perfekt zur Jahreszeit. ...

Auf „Die Landärztin“ von Felicia Otten bin ich durch das Cover in knalligen Farben aufmerksam geworden. Die Narzissen am Bildrand strahlen Frühlingsstimmung aus und passen somit perfekt zur Jahreszeit. Die abgebildete Frau sieht sehr hübsch und sympathisch aus, weswegen ich mir die Protagonistin Thea genauso vorgestellt habe.
Die Geschichte spielt in den 50er Jahren und erzählt von der jungen Ärztin Thea Graven. Medizin war damals überwiegend noch eine Männerdomäne und in den Krankenhäusern existierte eine klare Hirarchie. Als Thea den Kunstfehler eines Professors zur Anzeige bringt, wird sie prompt entlassen. Schockiert und enttäuscht bietet sich ihr durch Zufall die Chance, in eine kleinen Landarztpraxis einzusteigen. Thea ist froh, überhaupt so schnell einen Job gefunden zu haben und nimmt dafür einen unfreundlichen Chef und ebenso distanzierte Patienten in Kauf.
Felicia Otten – ein Pseudonym der Autorin Beate Sauer – holt den Leser von der ersten Seite an ab. 550 Seiten lang war ich mitten dabei und habe Thea in ihr neues Leben und zu Patienten begleitet.
Es gibt ja mittlerweile viele Bücher auf dem Markt, die zwar xy Ärztin im Titel haben, aber der Inhalt dreht sich dann hauptsächlich um das Privatleben der Protagonisten.
Hier ist es eine gute Mischung aus beidem. Man lernt den anstrengenden Arbeitsalltag eines Landarztes in den 50ern kennen, als es scheinbar nie einen Feierabend gab und Bezahlungen in Naturalien an der Tagesordnung waren. Unterschiedliche Krankheitsfälle kommen in der Geschichte vor und man hat hier wirklich das Gefühl einen Arztroman zu lesen.
Der Roman wird durchgängig aus der Sicht von Thea erzählt und so ist man als Leser insbesondere an ihr und ihren Emotionen sehr nah dran. Ich konnte mich gut mit ihr identifizieren und habe ihr bei allen Widrigkeiten mit denen sie konfrontiert wird die Daumen gedrückt.
Ihr Chef Georg Berger wirkt zunächst einmal wie ein Anti-Hero. Trotzdem hat er mich von Anfang an fasziniert, da ich ziemlich schnell vermutet habe, dass hinter all dem Sarkasmus und der schlechten Laune ein guter Kern steckt. Jedes Aufflackern von Mitgefühl habe ich mit Begeisterung verfolgt und wollte unbedingt hinter sein Geheimnis kommen. Spätestens nach dem ersten Viertel des Buches war ich ein richtiger Fan von ihm.
Während Thea ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Vater hat, stehen sie und ihre beiden Schwestern Marlene und Katja sich sehr nah. Die Szenen mit den drei Frauen sind sehr erfrischend und geben der Geschichte oft etwas Leichtigkeit.
Bereits durch den Klappentext und das Cover hatte ich mich in diesen Roman verliebt und meine Erwartungen wurden komplett erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Ich fand das Buch einfach toll und konnte wunderbar darin abtauchen. Das Ende ist rund und obwohl es keinen Cliffhanger gibt, brenne ich darauf, die Fortsetzung zu lesen und wünschte, ich würde sie bereits in den Händen halten.
„Die Landärztin – Aufbruch in ein neues Leben“ ist ein Anwärter auf mein Monatshighlight und ich kann ich euch nur empfehlen dieses Buch zu lesen!

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Alles andere als Einheitsbrei

Der Herzgräber
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Allein vom Klappentext her sticht „Der Herzgräber“ aus der Flut der Thriller nicht besonders hervor. Schon nach wenigen Seiten stellt sich allerdings das Gefühl ein, dass man hier ein besonderes Buch in ...

Allein vom Klappentext her sticht „Der Herzgräber“ aus der Flut der Thriller nicht besonders hervor. Schon nach wenigen Seiten stellt sich allerdings das Gefühl ein, dass man hier ein besonderes Buch in der Hand hält. Je weiter ich las, desto mehr fühlte ich mich in meiner Vermutung bestätigt. Ich fand den „Herzgräber“ einfach klasse!
Jen Williams kreiert eine mysteriöse, düstere Stimmung, die mich völlig in den Bann gezogen hat.
Nach dem Selbstmord ihrer Mutter findet Heather heraus, dass diese scheinbar über Jahre hinweg eine Brieffreundschaft mit dem inhaftierten Serienmörder Michael Reaves unterhalten hat. Ratlos und neugierig beginnt Heather Fragen zu stellen und taucht dabei tief in die Vergangenheit ihrer Mutter ein, bis hin zu einer ominösen „Naturfreunde-Sekte“.
Was mir besonders gefallen hat, war der unheimliche Unterton der Geschichte und dass man nicht einschätzen konnte, wohin die Reise führt. Gibt es eine reale Bedrohung oder haben wir es mit einem übernatürlichen Feind zu tun? Die Autorin spielt hier sehr geschickt mit dem Leser, so dass man sich beide Optionen vorstellen konnte.
Heather ist eine arbeitslose Journalistin, die sich völlig darin verbeißt, den rätselhaften Suizid ihrer Mutter zu klären, obwohl – oder vielleicht sogar gerade weil – das Verhältnis zu ihr zerrüttet war. Dabei geht sie völlig unerschrocken vor, teilweise schon naiv, so wie man es von Personen in Horrorfilmen kennt, und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und sich in Gefahr zu begeben.
Polizeiarbeit spielt in diesem Thriller eine untergeordnete Rolle. Es wird überwiegend aus Sicht von Heather erzählt, unterbrochen von kurzen Kapiteln, in denen man mehr über die Jugend des Mörders Michael Reave erfährt. Diese Einblicke sind grausam und erzeugen beim Leser ein unwohl es Gefühl. An manchen Stellen möchte man fast Mitleid mit dem jungen Michael haben, nur um kurze Zeit später fassungslos Zeuge seiner kranken Taten zu werden.
Am Ende führt Jen Williams alle Fäden zu einem völlig verrückten und auch blutigen Ende zusammen, welches die Geschichte sehr gut abrundet.
Dieser Thriller ist weit weg von Einheitsbrei und bekommt von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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