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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2025

Bewegend und intensiv!

Mutters Sprache
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Die Mutterschaft, die in Lisa plötzliche Erinnerungen an ihre Vergangenheit in Russland weckt: In „Mutters Sprache“ von Wlada Kolosowa begleiten wir zwei Frauen und ein Baby auf eine intensive und erinnerungsweckende ...

Die Mutterschaft, die in Lisa plötzliche Erinnerungen an ihre Vergangenheit in Russland weckt: In „Mutters Sprache“ von Wlada Kolosowa begleiten wir zwei Frauen und ein Baby auf eine intensive und erinnerungsweckende Reise nach Russland.

„Während Lisa das Baby stillte, tippte sie eine lange Nachricht an Robert. Wenn sie getrennt voneinander verreisten, war es ihr Ritual, für den anderen Tagebuch zu führen. Sie beschrieb die rotzgrüne Wandfarbe am Kontrollpunkt und die Lippen des Beamten.“ (S. 111)

Eine Zeit ihrer Kindheit verbrachte Lisa in der russischen Stadt Nikel, bis ihre Mutter Jörg kennenlernt und sie nach Görlitz zogen. Nun hat Lisa ein neugeborenes Kind, Eva, ihre Hebamme Aljona unterstützt sie tagtäglich und Lisa merkt, dass zwischen Ihnen eine besondere Anziehung entsteht. Als Aljona beschließt, nach Russland zu fahren, entscheidet Lisa sich dazu, mitzureisen - eine Reise, die nicht nur unter den beiden Frauen, sondern auch in ihren Müttern und Großmüttern einiges auslösen wird.

Der Roman lebt von Rückblicken, verschiedenen Perspektiven und intensiven Strukturen, was ihn sehr spannend gemacht hat! Besonders das Leben in Russland wurde so bildlich und eindrücklich beschrieben, sodass man es sich beim Lesen total vorstellen kann. Auch wenn die Thematik schwer ist, bindet der Roman viele lockere und humorvolle Elemente ein. Eine wirklich große Empfehlungen, wenn ihr euch mit den Einflüssen verschiedener Generationen und Geschichten beschäftigen wollt!

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Veröffentlicht am 30.10.2025

Lässt sich toll lesen!

Kein Bock Club
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Egal ob in Filmen und Serien, Liedern oder Büchern: sexuelle Anziehung ist fast überall präsent. Doch was, wenn man eigentlich keinen Bock hat? Maria Popov beschreibt in ihrem Buch „Kein Bock Club - Warum ...

Egal ob in Filmen und Serien, Liedern oder Büchern: sexuelle Anziehung ist fast überall präsent. Doch was, wenn man eigentlich keinen Bock hat? Maria Popov beschreibt in ihrem Buch „Kein Bock Club - Warum wir auch mal keine Lust auf Sex haben“ ihre eigene Geschichte, ihre Asexualität und setzt sich intensiv mit dem Konzepten der Lust und Beziehungen auseinander. ✨

„Gerade Frauen wird in Bezug auf Sexualität und Bock-haben wenig Ambivalenz zugestanden. Unsere Gesellschaft sieht es zum Beispiel so: Wann Frauen ihr erstes Mal haben, mit wie vielen Partner*innen sie Sex hatten und wie häufig sie Bock haben, macht sie entweder zu »Nonnen« oder »Schlampen«.“ (S. 66)

Das Buch verknüpft dabei verschiedene Aspekte: Einerseits bindet die Autorin ihre eigenen Erfahrung und Erlebnisse ein, andererseits stellt sie verschiedene Theorien und Betrachtungen dar. Diese Mischung macht den Lesefluss wirklich sehr leicht und trotzdem interessant. Zudem werden häufig Songs zitiert, die sich mit Sexualität auseinandersetzen. Es wird viel auf das weibliche und queere Erleben eingegangen! 💙

Mir hat es richtig Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Ich hatte noch nicht so viel Wissen über Asexualität und das Buch hat mich näher an das Thema gebracht. Außerdem hat es ziemlich dazu angeregt, sich mit seiner eigenen Sexualität beziehungsweise seinem sexuellen Erleben auseinanderzusetzen.

Kann ich sehr empfehlen! 💐

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Nicht meins!

Aus! Die Wissenschaft vom Ende
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Die Wissenschaft vom Ende. Das Ende, ein häufig diskutiertes Thema, was bei sicher jeder Person andere Gefühle und Gedanken auslöst. Für mich hat sich das Buch sehr spannend angehört, aber es ...

Die Wissenschaft vom Ende. Das Ende, ein häufig diskutiertes Thema, was bei sicher jeder Person andere Gefühle und Gedanken auslöst. Für mich hat sich das Buch sehr spannend angehört, aber es hat mich leider so gar nicht abgeholt.

Zunächst muss ich sagen, dass mir die Gestaltung und Aufbereitung des Buches sehr zugesagt hat. Das war es leider auch schon. Ich kannte die Autoren zuvor nicht, aber die ständige Humoreinbindung hat es mir schwer gemacht, die wissenschaftlichen Aspekte gut zu lesen. Natürlich sollte ein Sachbuch ist trocken sein, aber oft war das für mich fehl am Platz. Für mich ging es dann einfach oft am Wissenschaftlichem vorbei.

Wer auf humorvolle und wissenschaftliche Aspekte steht und vielleicht auch die ScienceBusters kennt, dem wird das Buch sicher gefallen. Es hat einfach nur nicht meinen persönlichen Geschmack getroffen.

Veröffentlicht am 20.10.2025

Wütendes Highlight!

Verdammt wütend
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Wie gehen Frauen damit um, wenn sie wütend sind? Häufig anders, als Männer, da die Verarbeitung von Wut bei Frauen patriarchal geprägt ist. Genauso geht es der Protagonistin Britt in „Verdammt wütend“ ...


Wie gehen Frauen damit um, wenn sie wütend sind? Häufig anders, als Männer, da die Verarbeitung von Wut bei Frauen patriarchal geprägt ist. Genauso geht es der Protagonistin Britt in „Verdammt wütend“ von Linn Strømsborg (deutsche Übersetzung von Karoline Hippe). Mich hat das Buch total überzeugt und gleichzeitig wütend gemacht.

„Frau zu sein bedeutet, als Hure bezeichnet zu werden, wenn du mit zu vielen Leuten schläfst, Frau zu sein bedeutet, sexy genug zu sein, dass alle mit dir schlafen wollen, Frau zu sein bedeutet, getötet zu werden, wenn du nicht still hältst und die Klappe hältst, Frau zu sein bedeutet, die Klappe zu halten, wenn du eigentlich schreien möchtest, Frau zu sein bedeutet, dass dir nicht geglaubt wird, Frau zu sein bedeutet, Schuld zu haben, Frau zu sein bedeutet, mit den Schlüsseln zwischen den Fingern nach Hause zu gehen, keinen zu kurzen Rock zu tragen, nicht zu lange Haare zu haben (…)“ (S.13)

Darum geht es: Für Britt steht die Familie immer im Vordergrund. Sie ist Mitte vierzig, länger verheiratet und hat gemeinsam mit ihrem Mann eine Tochter. Allerdings merkt Britt immer mehr: irgendetwas stimmt nicht - sie ist verdammt wütend. Sie versucht, ihre Wut zu unterdrücken, sie herunterzuschlucken, bis es dann - beim Familienurlaub mit Freund*innen - reicht! Britt lässt ihre Wut heraus, doch die einzige, die sie verstehen zu scheint, ist ihre Bekannte Niko. Gemeinsam flüchten sie aus der wutgeladenen Situation und Britt beginnt, ihr Leben und ihre Wut ziemlich deutlich zu hinterfragen.

„Ich bin wütend, weil mir niemand zuhört. Ich bin wütend, weil ich nicht sage, was ich denke. Ich bin wütend, weil ich nie wieder jung sein werde. Ich bin wütend, weil ich nicht alt werden will, aber ich bin auch wütend, weil ich Angst habe, nicht alt werden zu dürfen. Ich bin wütend, weil ich mit Espen verheiratet bin. Ich bin wütend, weil ich so enttäuscht bin. Ich bin wütend, weil das Leben so ungerecht ist.“ (S.185)

Was soll ich sagen - das Buch hat mich komplett abgeholt. Auch wenn die Protagonistin mir alterstechnisch nicht entspricht, konnte ich mich sehr gut in ihre Wut hineinversetzen. Es tat weh, zu lesen, wie es ihr geht, aber auch, zu lesen, wie andere mit ihr umgegangen sind. Und vor allem: wie oft mit Frauen umgegangen wird, die wütend sind, es aber nicht seien dürfen. Der Roman hat mir ein großes Gefühl der Sichtbarkeit gegeben und in einem nicht all zu großem Umfang gezeigt, was Wut mit uns macht und: das die Wut einen Platz verdient.

Lest das Buch, wenn ihr oft wütend seid, oder werdet es durch dieses Buch! Gebt der Wut den Platz, den sie braucht, um sichtbar zu sein - sie ist nicht grundlos da. Grandioses Highlight!

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